Aktivitäten & Fahrten mit ausgewählten Bahnen im Jahr 2024 – Ein ganz persönlicher Jahresrückblick
War es schon im letzten Jahr sehr schlecht bestellt wenn es um die Qualität des Reisens mit Zügen der ÖBB und der DB ging, so verschlechterte sich das 2024 nochmals drastisch. Teilweise herrschte regelrecht Chaos auf den Schienen und den sonstigen Dienstleistungen dieser Mobilitätsanbieter.
Nun haben es auch die letzten “Lohnschreiberlinge” diverser Mainstream-Medien in Österreich kapiert und aufgehört, durch Copy & Paste die geschönten Jubelmeldungen der Staatsbahn unreflektiert zu verbreiten und haben doch etwas kritischere Töne angeschlagen. Und das ist gut so und wichtig, denn professioneller Journalismus lebt von der Kritik, lebt vom täglichen Hinterfragen der Geschehnisse. Denn nur dadurch können positive Veränderungen eingeleitet werden.
Aber davon wird noch in diesem Jahr gesondert in einem “Spezial-Blog” zu berichten sein.
Eisenbahn Seilbahn Jahresrückblick 2024
An dieser Stelle möchte ich aber über die schönen und interessanten Erlebnisse des zu Ende gehenden Jahres 2024 in Form eines Foto-/Video-Kaleidoskops berichten. Meine Top 10 dabei sind (Reihenfolge ohne Gewichtung):
1. Adolf Bleichert und die “Grand Dame der Alpen” – Predigtstuhlbahn Bad Reichenhall
Sie gilt als die älteste in Betrieb befindliche noch original erhaltene Kabinenseilbahn im Pendelbetrieb der Welt, die Predigtstuhlseilbahn in der bayrischen Salinenstadt Bad Reichenhall. Erbaut wurde die Predigtstuhlbahn vom Deutschen Seilbahnpionier Adolf Bleichert & Co., Leipzig-Gohlis. Sogar die Tragseile sind noch original und stammen aus dem Jahr 1928. Daher wurde die Seilbahn auch 2006 unter Denkmalschutz gestellt.
Die Pendelbahn mit ihren markanten roten, 12-eckigen Kabinen (Fa. Bleichert, Modell Pavillon) führt von Bad Reichenhall auf den Hausberg von Reichenhall, den 1.613 m hohen Predigtstuhl, einem der Gipfel des Lattengebirges, welches den Nordsaum der Berchtesgadener Alpen bildet. Die Bergstation mit Hotel und Restaurant befindet sich auf einer Höhe von 1.583 Meter.
Eine Fahrt mit der Grand Dame der Alpen ist für jeden Seilbahn-Interessierten ein Muss. Erlebt man doch hier noch Flair und Technik aus der Anfangszeit des Seilbahnbaus in den Alpen, analog statt digital. Kernkompetenz der Predigtstuhlbahn ist natürlich die Funktion als Auf- aber auch Abstiegshilfe für Wanderer , Sonnenhungrige, Genussmenschen sowie Sportler (Paragleiter).
2. Albanien – Mit dem Dajti Ekspres auf Tiranas Hausberg
Der Hausberg der Albanischen Hauptstadt Tirana, der Dajti, ist Teil der aus der Küstenebene abrupt sich erhebenden Kruja-Bergkette und liegt mit einer Höhe von 1.613 m als markante Landmarke im Osten der Stadt Tirana. Seit 1966 stehen große Teile des Berges, an dem man auch prähistorische Siedlungen ausgegraben hat, als Nationalpark unter Schutz. Auch sind Teile des Berges, darunter der Gipfel, militärisches Sperrgebiet.
Seit 1995 ist der Dajti durch die erste Seilbahn Albaniens erschlossen, die mit einer Länge von knapp 4,5 km auch die längste Seilbahn am Balkan ist. Bei der Bergstation gibt es zahlreiche touristische Einrichtungen, u.a. das Hotel Dajti Tower Belvedere mit Konferenzzentrum, das Restaurant Ballkoni Dajtit sowie Abenteuerpark, Minigolf, Kinderspielplatz sowie Inlineskaten. Die Bergstation ist auch Ausgangspunkt für Wanderungen, Paragliding und Mountainbiking.
Von der Bergstation hat man einen tollen Tiefblick auf die Stadt Tirana sowie einen Panoramablick bis hin zur Adria rund um die Hafenstadt Durres.
Errichtet wurde die Gondelbahn vom Österreichischen Weltmarktführer Doppelmayr.
3. Serfaus – Die neue Komperdellbahn
Die im Dezember 2023 in Betrieb gegangene und am 12. Jänner 2024 feierlich eingeweihte Komperdellbahn NEU ist das neue Flaggschiff unter den Aufstiegshilfen in der Tiroler Top-Tourismusdestination Serfaus-Fiss-Ladis am Plateau im Oberen Gericht. Historisch betrachtet stellt die Komperdellbahn den Nukleus und das Herzstück des modernen Tourismus in Serfaus dar.
Nachdem die neue Komperdellbahn nach der extrem knapp bemessenen Bauzeit von nicht einmal 1 Jahr pünktlich zu Saisonbeginn am 8. Dezember 2023 in Betrieb gegangen und der Betrieb zur vollsten Zufriedenheit von Betreiber und Gästen verlaufen ist, war es dann im Jänner 2024 endlich an der Zeit, das Erreichte zu feiern und die Bahn auch durch die Geistlichkeit zu segnen.
Diese offizielle Eröffnung mit ca. 250 geladenen Gästen fand am 12. Jänner 2024 auf der neuen Mittelstation der Komperdellbahn sowie danach in der Seealm Hög an der Mittelstation der Alpkopfbahn statt.
Highlights der neuen Komperdellbahn sind:
Die völlig neu gebauten und funktionell wie architektonisch sich am neuesten Stand präsentierenden Gebäude der Talstation, Mittelstation und Bergstation mit direktem Anschluss an die U-Bahn Serfaus (Talstation) sowie die 6-MGD Lazidbahn (Bergstation)
Die neuen äußerst geräumigen 10-er Kabinen von CWA mit Panoramasicht und Platz für die Schier im Innenraum
Die modernste Technik, allem voran das neueste von Doppelmayr entwickelte Betriebs-Steuerungssystem AURO (Autonomous Ropeway Operation), wo nur 1 Person in der Mittelstation aus dem Ropeway Operation Center(ROC) ohne weiteres Personal den Betrieb der gesamten Komperdellbahn steuern kann
4. Ligurien – Herrliche Landschaft und interessante Bahnen
Ligurien war schon seit Jahren wenn nicht seit Jahrzehnten ein Reiseziel wo ich unbedingt hinwollte. Im April 2024 klappte es endlich und ich mietete mich für 1 Woche in einem tollen und zu diesem Zeitpunkt auch preislich günstigem Appartement in Sestri Levante ein.
Anreise
Ich entschied mich für eine gemütliche Anreise, eine Anreise also mit Zwischenübernachtung und keine Fahrt in einem grindigen Nachtzug also tagsüber, da ich auch was sehen wollte von der Strecke.
Der Railjet brachte mich nach Innsbruck, von dort mit Eurocity bis zum Brenner, von dort weiter mit dem Regionalzug über Bozen nach Verona. Wieder einmal fehlte mir dort ein ordentliches Bahnhofsresti, es war immer noch zugesperrt und die modernen Stehimbisse wirkten nicht wirklich einladend auf mich, auch weil Massen von Fahrgästen sich dort rumdrängten.
Aber es ging bald weiter mit dem Regionalzug und am frühen Nachmittag kam ich in Parma an. Hotel gut und günstig gleich 100 Schritte vom Bahnhof. Neben einer Stadtbesichtigung und kulinarischen Erlebnissen stand der Obus von Parma im Fokus meines Interesses.
Weiterreise am 2. Tag mittags Richtung Sestri Levante, aber natürlich nicht auf der schnellen Strecke über Mailand und Genua, sondern über die höchst interessante Strecke über Pontremoli und Aula, die Ferrovia Pontremolese, großteils 1-gleisig mit vielen Tnnneln.
Weiterfahrt dann mit dem Regionalzug von La Spezia nach Sestri Levante, wobei ich einen ersten Eindruck von der Cinque Terre vom Zug aus erhaschen konnte.
Sestri Levante eignet sich hervorragend als Nächtigungsort, ist man von dort zentral gelegen an der Riviera di Levante gleich bei den Zielen wie der Cinque Terre, La Spezia, Portofino und Genua. In Sestri L. halten neben den Regionalzügen auch die Intercitys, somit eine gute verkehrliche Anbindung und es hat dort eine gute Infrastruktur und weniger Touristen, zumindest solche von außerhalb Italiens.
Einige Highlights meiner Ligurien-Reise
Ligurische Eisenbahn Genua – La Spezia
Während der Abschnitt von Genua nach Westen bis zur Grenze nach Frankreich bei Ventimiglia (Riviera di Ponente) nur mehr teilweise entlang des Tyrrhenischen Meeres sondern großteils in Neubau-Tunnel einige Kilometer im Landesinneren verläuft – schneller aber kein Reisegenuss – so verläuft der Abschnitt von Genua entlang der Riviera di Levante noch großteils am alten Trasse direkt entlang der Küste, der grandiose Ausblick immer nur kurz durch zahlreiche Tunnel unterbrochen garantiert.
Zwischen Levanto und Framura wurde vor einigen Jahren ein neuer Tunnel gebaut und die alte Strecke direkt entlang des Meeres wurde als Rad- und Wanderweg gestaltet. Diese Wanderung von 2-3 Stunden sollte sich vor allem ein Eisenbahnfreund keinesfalls entgehen lassen.
Besonders interessant ist der Eisenbahnverkehr entlang der Cinque Terre, wo sich die Stationen der 5 Ortschaften knapp zwischen 2 Tunneln befinden, die Bahnsteige teils weit in die Tunnel hineinreichen. Unvergleichlich!
Eisenbahnmuseum La Spezia
Ein kleines aber feines Eisenbahnmuseum bietet sich dem eisenbahnaffinen Reisenden in der Hafenstadt La Spezia, ca. 10 Minuten zu Fuß vom Bahnhof La Spezia Centrale. Es sind vor allem Sammlungen von diversen Kleinodien (Uniformen, Kappen, Modelle, Signale etc.) aus der Geschichte der italienischen Eisenbahn, die in diesem Museum von ehemaligen Eisenbahnern ehrenamtlich in der Freizeit gehegt und gepflegt werden. Dazu noch einige Lokomotiven und Wagen im Original.
Ursprünglich waren in diesem ehemaligen Depot der FS historische Fahrzeuge vom Obus La Spezia ausgestellt – diese Sammlung ist aber andernorts deponiert und aktuell nicht der Öffentlichkeit zugänglich.
Danke an Marco für die interessante Führung durch das Museum.
Obus La Spezia
Wie meine Heimatstadt Salzburg so hat auch La Spezia einen Obusbetrieb, der das Rückgrat des ÖPNV in der Provinzhauptstadt und 2. größten Stadt Liguriens darstellt. Es hat 2 Linien mit einer Gesamtlänge von 24,8 km. Eingesetzt werden 7 Solaris Trollino 12 (Solobusse) in Nachfolge von 14 Solobussen der italienischen Marke Breda.
Pendelbahn Rapallo – Montallegro
Fast von Meereshöhe aus bringen die beiden blauen Gondeln (25-AT) die Fahrgäste hinauf ins Ligurische Küstengebirge. Die Pendelbahn hat eine Länge von 2.349 m und überwindet dabei einen Höhenunterschied von 568 Metern.
Genua – Hauptstadt Liguriens und Verkehrsknoten
Da ich noch nie vorher in Liguriens Hauptstadt gewesen bin, gehörte ein Halbtag einer grundlegenden Besichtigung. Dann Mittagessen in einer legendären und vom Massentourismus noch nicht verdorbenen Trattoria wenige Schritte von Genova P.P. entfernt (Komplettes Mittagessen inkl. halben Liter Rotwein um 13.- Euro – Grazie mille an “den Althuber” für den Tip!).
Dann natürlich eine Bahnhofsbesichtigung der beiden Hauptstadt-Bahnhöfe Genova Brignole und Genova P.P. (Piazza Principe).
Anschließend wagte ich mich in den Untergrund von Genua und befuhr das Streckennetz der dortige Metro (Metropolitana di Genova). Die Metro gibt es seit 1990 und besteht aktuell nur aus 1 Linie mit einer Streckenlänge von 7,1 km. Es gibt konkrete Planungen, die Strecke an beiden Enden zu verlängern. Die Garnituren der neuesten 3. Generation stammen vom Hersteller Ansaldo STS / Hitachi.
Und auch mit dem Obus (ital. Filobus”) drehte ich eine Runde. Wie die Metro besteht auch der Obus Genua aus nur 1 Linie, der Linie 20, die in Ost-West-Richtung zwischen den Stadtteilen Foce und Sampierdarena übers Stadtzentrum verkehrt. Eingesetzt werden Gelenkbusse des Herstellers Van Hool.
Für die Zahnradbahn, die beiden Standseilbahnen, die Aufzüge und die Lokalbahn nach Casella blieb leider keine Zeit – Grund genug also, bald wieder nach Genua zurückzukehren.
Bahnstecke Genua – San Remo – Ventimiglia
Einen Tag meines Aufenthalts reservierte ich für die Fahrt nach Ventimiglia, um zumindest grundlegende Streckenkenntnis zu erwerben. Diese Hauptstrecke der FS hat ab Genova P.P. bis Ventimiglia eine Länge von 147 km, ist mit 3.000 V= elektrifiziert aber trotz der zahlreichen Neubautrassen immer noch nicht durchgängig 2-gleisig.
Ventimiglia ist der Grenzbahnhof zu Frankreich, daher hat es ein recht stattliches Aufnahmsgebäude. Von hier verkehren Züge der SNCF über Monaco/Monte-Carlo, Nizza und Cannes entlang der Französischen Riviera nach Marseille-Saint-Charles.
Während Ventimiglia nach wie vor seinen klassischen Bahnhof in Betrieb hat, so ist der alte Bahnhof von San Remo, der an der alten eingleisigen Trasse am Meer lag, außer Nutzung gefallen. Die Züge halten in einem Tunnelbahnhof, der vom Zentrum doch ein schönes Stück entfernt ist. Am alten Bahnhofsgelände von Sam Remo flanieren heute Einheimische wie Touristen am Meer entlang.
Auch der Obus San Remo ist nun seit 2021 endgültig? Geschichte, dessen Überlandlinie auf der Via Aurelia entlang der Küste bis nach Ventimiglia führte.
Rückreise
Die Rückreise erfolgte mit dem Intercity bis Milano Centrale und dann mit dem Regionalzug nach Cremona.
Dort Übernachtung und am letzten Tag dann von Cremona über Brescia nach Verona und von dort über die Südtirolbahn und Brennerbahn nach Innsbruck und von dort mit dem Railjet heim nach Salzburg.
Es war eine tolle erlebnisreiche Reise!
5. Abschied von 2 Gruppenseilbahnen in Fieberbrunn
Gruppenseilbahnen sind in der Seilbahnwelt doch etwas eher Exotisches, also nicht allzu oft anzutreffen. Nach der Wintersaison 2023/24 hieß es auch in Fieberbrunn Abschied nehmen von 2 Gruppenumlaufbahnen, die dort seit Jahrzehnten das Bild prägten, nämlich der Streubödenbahn und der daran anschließenden Lärchfilzkogelbahn.
Nach der Saison wurden beide Bahnen demontiert und eine neue durchgehende Einseilumlaufbahn 10-MGD soll mit Beginn der Wintersaison 2024/25 in Betrieb gehen. Beide abgebrochenen Gruppenseilbahnen sollen jedoch an anderer Stelle ein zweites Leben erhalten.
Direkt exotisch im Vergleich zur Mehrheit der Seilbahnen in Österreich, den Einseilumlaufbahnen, wirkt die Streubödenbahn, eine Gruppenumlaufbahn (15-MGFP), wo jeweils 5 Gondeln fix geklemmt beisammen fahren. Gebaut wurde die Bahn von Doppelmayr im Jahr 1991, seit dem Jahr 2020 zeigen sich die Kabinen in Regenbogenfarben.
Von der Bergstation der Streubödenbahn (=Mittelstation der Gesamtanlage) kann man quasi als 2. Sektion -aber mit Umstieg – mit einer weiteren Gruppenumlaufbahn (15-MGFP), nämlich der Lärchfilzkogelbahn, hinauf auf den Lärchfilzkogel schweben.
Nicht ganz so exotisch wie die Streubödenbahn weil die Kabinen in rot und nicht in Regenbogenfarben gefärbt sind, fahren jeweils 4 Gondeln fix geklemmt beisammen berg- und talwärts. Gebaut wurde die Bahn ebenso wie die Streubödenbahn von der Firma Doppelmayr im Jahr 1991.
6. Taurachbahn – Heeresfeldbahntreffen 2024
Als Taurachbahn bezeichnet man den westlichen, Salzburgischen 10,6 km langen Abschnitt von Mauterndorf bis Tamsweg der 1894 eröffneten Murtalbahn mit 760 mm Spurweite, wo mangels Fahrgastzahlen 1973 der Personenverkehr eingestellt und 1981 die Strecke stillgelegt wurde.
Am Wochenende vom Freitag 19. Juli bis Sonntag 21. Juli 2024 richtete der Club 760 das sogenannte Heeresfeldbahn-Wochenende aus. Dabei gab es neben den üblichen 2 Zugpaaren pro Tag weitere Fahrten und die historischen Waggons wurden mit ehemaligen Heeresfeldbahn-Lokomotiven (Dampfloks) bespannt. Zum Einsatz kamen die rote 699-01 (Baujahr 1944) und die blaue SKGLB 22 (Baujahr 1939).
Das Wetter am Sonntag 21. Juli war hervorragend, sodass die Züge gut besucht waren. Wie immer in Österreich waren auch viele Kinder und auch Babys mit von der Partie, eher weniger gediegene Eisenbahnliebhaber und Kenner. Erfreulich ist zu beobachten, dass die Bevölkerung vor Ort, also die Lungauer, die Taurachbahn gerne für Ausflüge frequentieren. Und natürlich säumten zahlreiche “Trainspotter” das Trassee, das sich durch das wunderschöne Hochplateaus des Lungaus zieht.
7. Feldbahn-Parade in Freiland an der Traisen
Mit einer mehrtägigen Veranstaltung Mitte August 2024 wurde im bekannten Feld- und Industriebahnmuseum Freiland an der Traisen (FIM) der 125. Geburtstag der Feldbahn-Dampflokomotive Orenstein & Koppel 366 gefeiert.
Die prächtig restaurierte Dampflok mit Spurtweite 600 mm, welche 1899 beim renommierten Deutschen Hersteller Orenstein & Koppel (gegr. 1876, benannt nach den Gründern Benno Orenstein und Arthur Koppel) das Licht der Welt erblickte, war ursprünglich auf der Agrarbahn Graf Karoly Imre, Nagymaros, in Ungarn im Einsatz. Danach hat sie über Stationen im Burgenland, Wiener Neustadt und Wien schließlich im Museum in Freiland ihre heutige Heimat gefunden.
Nachdem die alte Lady sogar auf einem Kinderspielplatz in Wien ihr Dasein fristen musste, haben die ehrenamtlichen Feldbahn-Enthusiasten des FIM das heutige Geburtstagskind sukzessive aufgearbeitet – u.a. bekam sie in einem ersten Schritt 1975/76 einen Neubaukessel eingebaut, da der alte völlig hinüber war. Weitere Aufarbeitungen bis hin zur vollständigen Fahrtüchtigkeit folgten.
Am 15. August 2024 organisierte das FIM auch eine Fahrzeugparade, wo nahezu alle betriebsfähigen Lokomotiven des Museum in Bewegung gesehen, fotographiert oder gefilmt werden konnten, solo aber auch mit typischem angehängten Wagenmaterial.
8. Das Rheinbähnle – Historische Feldbahn an den Ufern des Alpenrheins
Um den Naturgewalten, die vom Alpenrhein ausgingen und die Siedlungsflächen beidseits der Österreichisch-Schweizerischen Grenze regelmäßig bedrohten, erfolgreich begegnen zu können, wurde in einem Staatsvertrag im Jahr 1892 die Internationale Rheinregulierung (IRR) gegründet. Um die Arbeiten wie bspw. Dammbauten für die Regulierung des Rheins durchführen zu können, wurde als Transportmittel eine Feldbahn mit einer Spurweite von 750 mm gewählt, deren Streckenführung leicht den jeweiligen Bedürfnissen angepasst werden konnte.
Die Länge dieses Streckennetzes betrug im Jahr 2006 ca. 33 km, wobei von 1895 bis 2008 (Einstellung des Transports auf der Schiene) ca. 2 Millionen Tonnen Steinbruchmaterial von den betriebseigenen Steinbrüchen abtransportiert wurden. Die tägliche Transportmenge betrug ca. 400 Tonnen, die Traktion erfolgte ab 1950 primär durch E-Loks mit einer Fahrdraht-Spannung von 750 Volt=.
Seit dem Jahr 2008 obliegt dem Verein Rhein-Schauen der Betrieb auf der verbliebenen Strecke, wo regelmäßig die vor allem bei der einheimischen Bevölkerung sehr beliebte Fahrten von Lustenau-Werkhof (mit höchst interessanten Museum) organisiert werden. Aktuell (Herbst 2024) ist der Betrieb stark eingeschränkt (siehe nachfolgend) und es dringend zu hoffen – ja zu fordern – dass dieses höchst erfolgreiche Freizeitangebot und Touristenmagnet nicht noch weiter eingeschränkt sondern weiter ausgebaut werden kann.
9. Das Wälderbähnle – Abdampfen 2024
Die Bregenzerwaldbahn, auch u.a. Wälderbähnle genannt, dampfte bzw. dieselte von 1902 bis 1980/83 auf schmalspurigen Gleisen (760 mm) auf einer Länge von 35 km von Bregenz bis Bezau im Bregenzerwald, bevor der Betreiber ÖBB Unwetterschäden zum (willkommenen) Anlass nahm, um das Wälderbähnle einzustellen (Kompletteinstellung 1983). Der Autor dieser Zeilen hatte das Glück, nach seiner Matura im Jahr 1976 im Rahmen einer Österreichrundfahrt auf Schienen das Wälderbähnle noch auf seiner ganzen Länge von Bregenz bis Bezau zu befahren, um dann von dort mit dem Postauto übers Bödele ins Rheintal zurückzufahren.
Doch das Wälderbähnle lebt weiter, nicht nur in Geschichten und Bildern sondern auch in der Wirklichkeit als touristischer Zug, wenngleich auch nur auf einem kleinen Abschnitt von ca. 5 km vom Bahnhof Schwarzenberg bis zum Bahnhof Bezau. Bereits im Jahr 1985 gründete sich der Bregenzerwaldbahn-Museumsbahn Verein, der seither regelmäßig Fahrten mit Diesel oder Dampf anbietet.
Im Herbst 2024 besuchte der Autor dieser Zeilen das Wälderbähnle.
10. Eröffnung Koralmtunnel – Meilenstein der österreichischen Eisenbahngeschichte
Der Koralmtunnel mit einer Länge von 32,9 km ist das Herzstück der 126 km langen Koralmbahn von Graz Hbf nach Klagenfurt Hbf und im weiteren Sinne des TEN-Projekts “Baltisch-Adriatischer Korridor” von Danzig nach Bologna.
Am Donnerstag 28. November 2024 wurde im neuen Bahnhof Weststeiermark im kleinen Kreis die bauliche Fertigstellung des Koralmtunnels gefeiert. Die restliche Zeit bis zur Inbetriebnahme des Tunnels sowie der gesamten Koralmbahn zum Fahrplanwechsel 2025/26 im Dezember 2025 dient nun dazu, die Strecke, die Sicherungseinrichtungen sowie die Notfallmaßnahmen auf Herz und Nieren zu testen und die Triebfahrzeugführer und sonstiges Personal professionell zu schulen.
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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 23. Dezember 2024; Letzte Ergänzung / page last modified 23.12.2024