Reißeck Höhenbahn

Die Reißeckbahnen im Kärntner Mölltal

Reißeckbahnen Höhenbahn Kraftwerksbahn Mölltal Kärnten
Reißeckbahnen: Garnitur der Höhenbahn kurz vor dem Endpunkt Seenplateau/Berghotel Reißeck (Foto Archiv DEEF / Dr. Michael Populorum)
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Teil 2 Die Reißeck Höhenbahn

Überblick über die Reißeckbahnen und die Standseilbahn siehe Teil 1 >>>

Allgemeines

In weniger als einer halben Stunde hatte mich die Reißeck Standseilbahn in 3 Sektionen zur Bergstation Schoberboden auf 2.236 m Höhe gebracht. Zeit kurz die Beine zu vertreten und den phantastischen Blick hinunter ins Mölltal zu genießen.

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Schoberboden (Bergstation Sektion 3 der Standseilbahn, Bahnhof Beginn der Höhenbahn zum Hotel Reißeck): Talblick ins Mölltal

Auch ein kurzer “Dischgu” mit dem Wagenführer der Sektion 3 sowie eine kurze Fotodokumentation vom Bahnhof Schoberboden gehen sich aus, denn die Schmalspurbahn – nach Angaben des Betreibers die höchstgelegene Schmalspurbahn Europas – ist noch nicht eingetroffen.

Diese wird mich dann in knapp 10 Minuten nahezu isohypsenparallel zum Sporthotel Reißeck bringen, wovon der Grossteil der Fahrt durch einen Tunnel erfolgen wird. Die Höhenbahn entstand aus der ehemaligen Förderbahn durch den unteren Hauptstollen. Der 2.130 m lange Tunnel (inkl. Steinschlaggarlerie) führt durch das Schoberspitzen- und Kammwandmassiv zum Seenplateau mit dem Hotel Reißeck.

Der 1951 begonnene Bau der Höhenbahn, damals als Rollbahn, war am 1.6.1953 abgeschlossen. Personenverkehr gab es schon ab dem Ende der Bauarbeiten sowie vorher schon für den Transport der Arbeiter. Die Österreichische Draukraftwerke AG als Eigentümer und Betreiber stellt ein Konzessionsansuchen zum Betrieb als öffentliche Bahn, welches auch dann vom BM für Verkehr und Elektrizitätswirtschaft am 14.9.1965 bewilligt wird. Somit gilt die Reißeck Höhenbahn seit 16.9.1965 als öffentliche Bahn.

Seit 2016 wurde dieses beliebte und einzigartige Tourismusziel vom Eigentümer Verbund AG demoliert ohne dass sich das Land Kärnten für den Weiterverbleib durchsetzen konnte. Ein Trauerspiel!

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Denkmal für die beim Bau tödlich verunglückten Arbeiter
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Bahnhof Schoberboden mit Bahnhofsgebäude, Hebekran, Standseilbahnwagen Sektion 3 sowie Rückansicht alter offener Wagen
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Die Höhenbahn erreicht aus Richtung Seenplatte den Bhf. Schoberboden

Der Fuhrpark

Seit Sommer 1984 steht für die Fahrt auf der Höhenbahn neues Material zur Verfügung. Hier kurz eine Aufstellung des alten und des neuen Materials (nach Hohn 1987):

Fuhrpark alt:
2 Jenbacher Dieselloks Type JW 20 kamen 1960 und 1963 zur Bahn (Fahrzeugnummern 2240 und 2406), Gewicht 3,8 Tonnen. Höchstgeschwindigkeit 19km/h. Kapazität 72 Personen in 2 Wagen. Die Wagen wurden 1956 durch die Fa. Schwechater Maschinenbau Johann Wessely geliefert. Offener Aufbau und Laufbretter an den Seiten. Später auf Verlangen der Aufsichtsbehörde mit Blechschutzdach.

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Die alte (offene) Garnitur in Reserve im Bhf. Schoberboden

Fuhrpark neu:
Seit Sommer 1984 stehen 2 Steuerwagen mit je 14 Sitz- und 20 Stehplätzen zur Verfügung. Erbaut Fa. Knotz Wien, zugelassen bis 30km/h. Automatische Türen, Leuchstoffröhrenbeleuchtung, Webasto Warmluftheizung. Ursprüngliche Idee auf Umrüstung elektr. Traktion (Akkulok oder Oberleitung oder Stromschiene) verworfen (Höhenlage, Winter). Man entschied sich für eine Jenbacher zweiachsige Diesellok der Type DH 40 B6 mit flüssigkeitsgekühltem Zweitaktmotor und 30kW Leistung.

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Das linke Foto zeigt das Tunnel Ostportal aus Richtung Hotel Reißeck. Oberes Foto: Die Jenbacher Diesellok in der Mitte zwischen den beiden Personenwagen im Bahnhofsbereich Endstation Hotel Reißeck / Seenplatte. Fotos Dr. Populorum 2008

Zur Schneeräumung im Winter beinhaltet der Fuhrpark noch eine dieselhydraulische Schneefräse.


Die Fahrt

Aufgrund des neuen Materials entfällt heute, was Manfred Hohn für die Fahrten früher wie folgt beschrieben hat: “Dem Fahrgast wird für die viertelstündige Fahrt ein Lodenumhang als Kälte- und Windschutz angeboten. Auch bei Schönwetter ist die Fahrt durch den Rohr- und Höhenbahnstollen kalt und zugig, ein Benützen des Umhangs ist deshalb durchaus anzuraten” (Hohn, 1987, S. 138).

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Im Tunnel. Foto Quelle Betreiber bzw. ehem. private Webseite

Die Fahrt ist durch das neue Material seit 1984 somit schneller und deutlich bequemer. Aber nichts desto trotz spannend. Sind Tunnels von Haus aus “geheimnisvoll”, so hat die Fahrt durch den unteren Hauptstollen in den 2 schmalen, von der kleinen dazwischen gekuppelten tuckernden Jenbacher Diesellok gezogenen Wagen auch durch die Form des Tunnels, die Beleuchtung sowie die unmittelbar daneben führende Hauptdruckleitung einen ganz besonderen “Charme”.

Im Tunnel (Stollen) befindet sich auch eine Ausweiche, wo auf dem anderen Gleis Loren und Wagen zur Bahnerhaltung deponiert sind.

In den Stollen erfolgt eine Zufuhr von Frischluft durch ein Lüfterfenster mit Exhauster. (ehem. Internetfund).

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Tunnel Ostportal aus Richtung Hotel Reißeck

Technische Daten Reißeck Höhenbahn

Zusammenfassung technische Daten Reißeck Höhenbahn (Quelle: Betreiber “Tauerntouristik” / Österreichische Draukraftwerkse AG; Manfred Hohn; eigene Ergänzungen):

Reißeck Höhenbahn

Gesamt-Streckenlänge 3.359 m
davon im Tunnel 2.130 m
Neigung 3,0 – 3,9 %
Höhe Schoberboden 2.236 m
Höhe Hotel Reißeck Seenplateau 2.245 m
Spurweite 600 mm
Höchstgeschwindigkeit 30 km/h
Fahrzeit knapp 10 Min.
Antrieb Diesel
Inbetriebnahme 1953
Offiziell öffentliche Bahn seit 1965
Reißeckbahnen Höhenbahn Kraftwerksbahn Mölltal Kärnten
Im Bahnhof unter dem Hotel signalisiert eine rote Tafel das Ende der Strecke. Zumindest das Ende des öffentlichen Personenvekehrs. Kurz vor dem Hotel zweigt jedoch ein Gleis zum nicht-öffentlichen Streckensystem im oberen Hauptstollen ab.

Links

Überblick über die Reißeckbahnen und die Standseilbahn siehe Teil 1 >>>

Teil 3 “Die nicht-öffentlichen Bahnen” im Reißeck >>>

DEEF-Doku Die Tauerbahn>>. Ein Reader in 3 Teilen >>>

Betreiber Infrastruktur Tauernbahn ÖBB >>>

Literatur: Manfred Hohn, 1987. Feldbahnen in Österreich. Carinthia Verlag. ISBN 978-3701177660.


Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum

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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF

Erstmals Online publiziert: / page first published 7. November 2010;  Seiten-Relaunch 29.6.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 1.7.2025