Die angeblich kürzeste Straßenbahn der Welt – Straßenbahn Gmunden (bis 1938 Elektrische Lokalbahn Gmunden – ELBG)
Die Gmundner Strassenbahn – bis 1938 als “Elektrische Lokalbahn Gmunden (ELBG)” bezeichnet – gilt mit ihren 2,32 Kilometern Streckenlänge als die kürzeste Straßenbahn der Welt. Am 13. August 1894 wurde der Betrieb aufgenommen, und zwar auf der Strecke Gmunden Rudolfsbahnhof (heute Gmunden Hauptbahnhof) mit Anschluss an die Salzkammergutbahn Richtung Attnang-Puchheim (-Westbahn) bzw. Richtung Inneres Salzkammergut Ebensee-Bad Ischl-Bad Goisern-Hallstatt-Obertraun-Bad Aussee-Stainach Irdning (-Bischofshofen bzw. Selzthal-Graz) und dem Stadtzentrum von Gmunden bis zum Rathausplatz.
Obwohl schon beim Baubeginn und später mehrmals eine Verlängerung über die Traun zum Seebahnhof mit Anschluss an die Traunseebahn Richtung Vorchdorf-Eggenberg geplant war, wurde im Gegenteil die Strecke 1975 vom Rathausplatz zur heutigen Endhaltestelle Franz-Josef-Platz zurückgebaut. Dennoch scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis der Lückenschluss (“Gmundner Sichelschnitt” nach E. Oberegger) Wirklichkeit wird, wobei es nach dem völlig unnötigem Abriss des denkmalsgeschützten Gmundener Seebahnhofs seitens der Stadt Gmunden 2010 im Zusammenhang mit dem Projekt “Lacus Felix” ein neuer Verbindungsbahnhof (Seebahnhof 2) errichtet wurde. Anmerkung: Der Lückenschluss wurde 2018 Wirklichkeit!
Wohlweislich hatten die Bauherrn damals sowohl die Gmundner Strassenbahn als auch die Traunseebahn mit gleicher Spurweite, nämlich Meterspur, errichtet. Errichtet und betrieben wird die Gmundner Strassenbahn vom grössten privaten Verkehrsdienstleistungsanbieter Österreichs, der Firma Stern & Hafferl mit Sitz in Gmunden. Diese hatte auch eine Linie von Gmunden nach Altmünster geplant, die allerdings nie verwirklicht wurde.
Einige Fakten zur Strassenbahn Gmunden
Eröffnet: 13. 8. 1894
Errichter und Betreiber: Stern & Hafferl
Eigentümer: GEG Elektro und Gebäudetechnik GmbH (urspürnglich 1895 Gmundner Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, abgek. GEAG)
Streckenlänge: Bis 1975 2,54 km, seither 2,32 km
Traktion: Elektrisch seit Beginn, 600 Volt Gleichstrom
Spurweite: 1.000 mm (“Meterspur”), einspurig mit 2 Ausweichen
Max. Neigung: 100 Promille
Minimaler Radius: 40 m
Fahrzeuge: 3 Fahrzeuge für den Plandienst, 2 Nostalgiemotorwägen (1 Jugendstilwagen, 1 offener Wagen), welche von 5 Bediensteten nicht nur gefahren sondern auch gewartet werden
Frequenz: Seit Einführung des Gmundner Stadtverbundes 1992 prosperiert auch die Strassenbahn wieder, sie ist der wichtigste Zubringer zum Hauptbahnhof. Ca. 300.000 Fahrgäste/Jahr im Gmundner Stadtverbund.
Die Stationen der Gmundner Strassenbahn
Streckenkilometer ab Gmunden Hauptbahnhof
- Gmunden Hauptbahnhof. vormals Rudolfsbhf., km 0,0 (> Übergang zur Salzkammergutbahn, vormals Kronprinz Rudolf Bahn)
- Grüner Wald, ehem. Hs bis 2014, km 0,35
- Gmundner Keramik, Ausweiche, km 0,7
- Rosenkranz, km 1,0
- Tennisplatz, Ausweiche, km 1,36
- Kuferzeile, km 1,77
- Bezirkshauptmannschaft, km 2,05
- Korso, ehem. Hs, km 2,22
- Franz-Josef-Platz, Endhaltestelle seit 1975 km 2,32
- Postgebäude, ehem. Hs bis 1975, km 2,42
- Rathausplatz, Endhaltestelle bis 1975, km 2,54
Im Herbst 2018 erfolgte die Verlängerung der Strecke über die Traun mit Verbindung zur Traunseebahn und den neuen HS Klosterplatz und Seebahnhof >>> Siehe Traunseetram >>>
Remise
Die Remise befindet sich nächst der Station “Gmundner Keramik”.
Die Fahrzeit vom Bahnhof zum Franz-Josef-Platz beträgt 10 Minuten. Die Gmundner Straßenbahn fährt durchschnittlich 2x in der Stunde je Richtung.
Von der Gmundner Straßenbahn zur StadtRegio Tram (Traunseetram)
Im Herbst 2018 war es soweit und die Gmundner Straßenbahn und die Traunseebahn sind in der Traunseetram (Stadt.Regio.Tram) aufgegangen und der Inselbetrieb ging zu Ende. Die Baumaßnahmen im Rahmen der Verknüpfung gliederten sich grob in 2 Phasen:
Phase 1: Verlängerung der Traunseebahn vom neu errichteten Seebahnhof bis zum Klosterplatz. Die Eröffnung fand am 13.12.2014 statt.
Phase 2: Verlängerung der Traunseebahn vom Klosterplatz über eine neu errichtete Traunbrücke zum Rathausplatz, wohin die Gleise vom ehem. Endpunkt der Straßenbahn Franz-Josefs-Platz bereits im Juli 2016 verlängert wurden. Nach Fertigstellung der Traunbrücke als letztem Schritt erfolgte am 1. September 2018 die feierliche Eröffnung der neuen Traunsee-Tram, die Züge können seither durchgehend von Vorchdort bis zum Bahnhof Gmunden verkehren, was sich erfreulicherweise auch in einer deutlichen Steigerung der Fahrgastzahlen niedergeschlagen hat.
Im Mai 2015 wurde das Gleis der Gmundner Straßenbahn in den neu gebauten Bahnhof Gmunden an der Salzkammergutbahn integriert.
Damit fand auch der jahrelange Kampf um den Erhalt der Straßenbahn und den Lückenschluß mit der Traunseebahn durch den Verein Pro Straßenbahn Gmunden ein Happy End, denn ohne dessen unermüdlichen Einsatz gäbe es wohl heuer keinen Lückenschluß und womöglich auch keine Straßenbahn Gmunden mehr – Bravo und Danke Schön!
Links
Der Betreiber Stern & Hafferl >>>
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DEEF-Doku: Das Verkehrsunternehmen Stern & Hafferl
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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum.
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 12.1.2011; Relaunch der Seite: 31.10.2021; Letzte Ergänzung: –