Die Vorchdorferbahn Lambach – Vorchdorf-Eggenberg
Kennzahlen der Strecke
Die Vorchdorferbahn bzw. Lokalbahn Lambach – Vorchdorf-Eggenberg (LVE) ist eine knapp 16 km lange normalspurige Lokalbahnstrecke (Nebenbahn Klasse C), welche 1903 eröffnet und 1931 mit 750 Volt Gleichstrom elektrifiziert wurde. Die Strecke ist eingleisig und hat eine Baulänge von exakt 15,609 km und aktuell eine Betriebslänge von 15,500 km. Der kleinste Bogenhalbmesser am Streckengleis beträgt 190 m, am Nebengleis 140 m. Die grösste Neigung beträgt 15 Promille. Als Maximalgeschwindigkeit gilt 50 km/h, das maximale Zuggewicht beträgt 700 Tonnen bei einer maximalen Zuglänge von 115 m. Teilweise gibt es eine punktförmige Zugbeeinflussung (PZB), als Zugleitsystem und Funk ist StH im Einsatz.
Geschichte/Eigentümer
Die Vorchdorferbahn ist der realisierte Teil des 1897 von der Baufirma Stern & Hafferl vorgelegten Plans einer Lokalbahn von Lambach über Vorchdorf nach Grünau im Almtal. Da aber Grünau bereits seit 1901 durch eine Verbindung von Wels über Sattledt erschlossen war (Wels-Rohrer-Bahn bzw. Almtalbahn) und auch Pläne einer Verlängerung von Vorchdorf nach Pettenbach nicht umgesetzt wurden, ist Vorchdorf der Endpunkt dieser Lokalbahnstrecke geblieben.
Nachdem von der Lokalbahn Lambach-Vorchdorf-Eggenberg AG anfangs die k.k. Staatsbahnen mit der Betriebsführung beauftragt wurden, erfolgt die Betriebsführung ab 1931 bis heute durch die als sparsam bekannt gewordene Firma Stern & Hafferl. Die Lokalbahn Lambach-Vorchdorf-Eggenberg AG als Eigentümer der Strecke befindet sich zu 72,5 % im Besitz des Bundes, 11 % hält die OÖ Verkehrsholding GmbH, 9,4 % die Marktgemeinde Lambach, 3,3 % die Marktgemeinde Vorchdorf sowie 2,7 % die Stern & Hafferl Verkehrs-GmbH; der Rest ist Streubesitz.
Die Stationen der Vorchdorferbahn
(Streckenkilometer ab Lambach)
- Lambach, Bf, km 0,0 (> Westbahnstrecke; bis 2009 Haager Lies)
- Stadl-Paura, Bf, km 3,535 (> Güterverkehr auf der Trauntalbahn der ÖBB über Steyrermühl nach Laakirchen, früher weiter über Engelhof nach Gmunden Seebahnhof; AB BMLV zur Munitionsanstalt)
- Fohlenhof, ehem. Hs 1952 aufgelassen, km 5,3
- Bad Wimsbach Styria-Siedlung, ehem. Hs aufgelassen 2014, km 6,7
- Bad Wimsbach-Neydharting, Bf, km 6,914
- Steinfeld, Hs, km 7,340
- Au, Hs, km 8,990
- Mittlere Au, Hs, km 10,000
- Blankenberg, Hs, km 10,620
- Waldl , Hs, km 11,280
- Kößlwang, Hs, 11,800
- Feldham, Hs, km 12,780
- Vorchdorf-Gewerbegebiet, Hs seit 2011, km 13,343
- Vorchdorf Schule, Hs, km 14,034
- Bahnhof Vorchdorf-Eggenberg, km 14,659 (> Bf Vorchdorf der Traunseetram nach Gmunden)
- (AB Eggenberg Brauerei, km 15,227)
Die Remise Vorchdorf
Die Remise mit Werkstatt befindet sich in Vorchdorf zwischen den beiden Bahnhöfen der Vorchdorferbahn und der Traunseetram. Diese Hauptwerkstätte wurde zwischen 1943-1947 errichtet und dann 2014/2015 neu errichtet.
Anschlüsse/Abzweigungen
Das Teilstück Bahnhof Vorchdorf nach Eggenberg Brauerei diente immer nur dem Güterverkehr und ist seit dem Konkurs der Firma ACAMP AG (Gartenmöbelhersteller) 2011 ohne Verkehr – die jetzt dort ansässige Firma XXL Lutz nutzt den LKW und nicht die Schiene!
In Lambach besteht Anschluss an die Westbahnstrecke (vormals Kaiserin Elisabeth Bahn) Richtung Wels-Linz-Wien bzw. Attnang-Puchheim – Salzburg (-Innsbruck / – München / -Zell am See).
Im Bahnhof Vorchdorf-Eggenberg, wo sich auch die 1943-1947 errichtete Hauptwerkstätte von Stern & Hafferl befindet, besteht Anschluss an die schmalspurige (Meterspur) Traunseetram (Lokalbahn Gmunden – Vorchdorf, vormals Traunseebahn).
Sowohl die Vorchdorferbahn als auch die Traunseetram haben in Vorchdorf-Eggenberg jeweils ein eigenes Bahnhofsgebäude – zum Umsteigen muss man die Gleisanlagen im Vorfeld der Werkstätte schienengleich überqueren.
Die Züge der Vorchdorferbahn fuhren bis 1949 vom Bahnhofsvorplatz in Lambach ab, wo es bis zu diesem Datum auch eine Verbindung zur Haager Lies (ehemalige Lokalbahn Lambach – Haag am Hausruck) gab. Seither fahren die Züge seitlich links vom Bahnhofsgebäude ab und in einer langgezogenen Schleife nach rechts wird die Stadt Lambach umfahren und nach Passieren der Eisenbrücke über die Traun (hier setzte auch die Pferdeeisenbahn Budweis – Linz – Gmunden über) wird bei km 3,5 Stadl-Paura (vormals Alt-Lambach) erreicht.
Bis hierher werden die Gleise der Staatsbahn ÖBB peagiert, welche dann als Trauntalbahn / Gmundnerbahn über Roitham, Steyrermühl, Laakirchen und Engelhof (Einmündung Traunseetram) nach Gmunden Seebahnhof führte (ab 1988 kein PV mehr, seit 2015 Streckenende Laakirchen).
Zwischen Lambach und Stadl-Paura gibt es noch AB zu den Firmen Gartner (Spedition) und Felbermayr (Bau, Transport, Kräne).
Ebenfalls in Stadl-Paura zweigen die Schienen zum Heeresmunitionslager ab. Während die ÖBB-Strecke Stadl-Paura in südwestlicher Richtung verlässt, schwenkt die Vorchdorferbahn in einer Linkskurve nach Süden, passiert bei km 4,3 ostwärts verlaufend eine Ladestelle und schwenkt dann wieder Richtung Süden.
Die Fahrzeuge
Während auf der in Vorchdorf anschließenden Traunseetram (Lokalbahn Vorchdorf-Gmunden) seit 2018 brandneue niederflurige Fahrzeuge von Vossloh-Kiepe zum Einsatz kommen, wird der Regelbetrieb auf der Vorchdorferbahn nach wie vor mit Altbaufahrzeugen aus den 1950er Jahren abgewickelt. Was natürlich für Eisenbahnliebhaber auch seinen Charme hat, eher weniger für regelmäßige Nutzer der Bahn, vor allem Ältere und Personen mit Gepäck bzw. Kinderwägen oder gar Rollstuhlfahrer.
Daneben steht für Nostalgiefahrten noch der ET 24.101 (Bj 1932) zur Verfügung, der Nostalgietriebwagen ET 24.103 (Bj 1912) wurde im Jahr 2021 verkauft.
Betrieb
Auch auf der Vorchdorferbahn ist man sinnvollerweise in den letzten Jahre Richtung Taktfahrplan unterwegs. Allerdings ein lupenreiner Takt wird nicht angeboten. Während (Mo-Fr) vormittags nur alle 2 Stunden ein Zug verkehrt hat es nachmittags einen Stundentakt, wobei zweistündlich noch ein Verstärkerzug fährt, also 2 Züge in der Stunde. Samstag und Sonntag gibt es einen durchgängigen 2-Stunden-Takt. Das ist natürlich eine deutliche Minderleistung im Vergleich zur Traunseetram, wo also nur jeder zweite Zug unmittelbaren Anschluss hat.
In Vorchdorf-Eggenberg besteht im Regelfall unmittelbarer Anschluss an die Traunseebahn Richtung Gmunden Seebahnhof – bei Verspätungen der Vorchdorferbahn werden Fahrgäste Richtung Gmunden per Zugfunk avisiert und der Anschluss wartet.
Fazit/Zukunft
Historisch bedingt aber nicht gerade den Betrieb vereinfachend und auch für die Fahrgäste nicht optimal sind die unterschiedlichen Spurweiten der beiden Lokalbahnen, der Vorchdorferbahn sowie der Traunseetram. Ein 3. Gleis verlegen wäre hier sicher eine Möglichkeit.
Auch über Lambach hinaus bis Wels durchgebundene Kurse wurde schon angedacht, erfordert allerdings 2-System-Fahrzeuge.
Auch moderne barrierefreie, klimatisierte Triebwagen wie auf der Traunseetram seit 2018 im Einsatz wird man sich sicher auch für die Vorchdorferbahn wünschen.
Ein gleicher Takt für die Vorchdorferbahn und die Traunseetram wäre aus Sicht der Fahrgäste wünschenswert.
Eine Reaktivierung der Trauntalbahn, also der (ehem.) ÖBB-Strecke Stadl-Paura – Steyrermühl – Laakirchen und wie einst weiter bis Engelhof für den Personenverkehr hätte sich einiges Potential zu bieten. Eisenbahngleise für eine Ortsumfahrung zu zerstören kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein! Und ich würde mir wünschen, dass das kundenorientierte Familienunternehmen Stern & Hafferl diese Strecke um einen symbolischen Preis übernehmen kann und auch die Betriebsführung für diese Strecke übertragen bekommt. Denn Regionalbahnen sind nicht so ein Fall für die Staatsbahn ÖBB!
Links
Betreiber Stern & Hafferl >>>
DEEF Doku Traunseetram >>>
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum.
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 12. Dezember 2010; Relaunch der Seite: 16.10.2021; Letzte Ergänzung: 31.10.2021