Ein Rundgang durch das Eisenbahnmuseum in Triest
Triest, das ehemalige Tor Österreichs zu Welt, hat für den Eisenbahnfreund einiges zu bieten – unbedingt ansehen sollte man sich jedenfalls das dortige Eisenbahnmuseum. Es ist am Endpunkt der sogenannten Transalpina – der k.k. Staatsbahnverbindung von Österreich nach Triest über Tauernbahn – Karawankenbahn – Wocheinerbahn und Karstbahn – situiert. Der momumentale Bahnhof vor den Kais des heutigen Jacht-Hafens (Franz Joseph Hafen von 1909/1915) hat zwar schon bessere Zeiten erlebt, aber ein Schuss Patina hat auch seine speziellen Reize.
Im Italienischen heisst das Museum “Museo Ferroviario di Trieste Campo Marzio” und deutet an, dass die Exponate am Endbahnhof der ehem. Transalpina, im Bahnhof Trieste Campo Marzio, untergebracht sind. Ursprünglich in der Zeit der Österreicher hieß der Bahnhof allerdings Triest kk StB St. Andrae, erst die Italofaschisten benannten den Bahnhof nach der Okkupation Triests im Gefolge des 1. Weltkriegs in Campo Marzio um. Mussolini ließ auch das große Eisendach über die Bahnsteige im 2. Weltkrieg einschmelzen, sodaß sich heute den Besuchern ein eher trauriges Bild vom Bahnhof bietet.
Triest St. Andrae bzw. Campo Marzio war der Bahnhof der k.k. Staatsbahn in Triest, die k.k. priv. Südbahn hatte ihren eigenen Bahnhof, nämlich den heutigen Hauptbahnhof Trieste Centrale. Der planmäßige Personenverkehr zum Bahnhof Campo Marzio wurde 1959 eingestellt, jedoch wurden bis vor einigen Jahren Nostalgiefahrten ab Campo Marzio durchgeführt – sie führten über die alte Staatsbahntrasse nach Villa Opicina und von dort über die Südbahnstrecke via Auresina zurück nach Triest. Diese beliebten Fahrten wurden unter dem Namen “Rondo´ de Trieste” vermarktet, finden aber momentan nicht statt, da die italienische Staatsbahn, welche die alte Staatsbahntrasse nach Villa Opicina als Ausweichstrecke für Güterzüge in Schuss hielt, die Strecke etwas verlottern ließ und sie aktuell gesperrt ist.
Die Verbindung von Staatbahnhof (St. Andrae bzw. Campo Marzio) und dem Bahnhof der Südbahngesellschaft (Triest Centrale) stellte die Riva Bahn (errichtet 1887) her, deren Gleise oberirdisch an den Hafenbecken entlang lief. Nachdem man 1981 einen Ringtunnel in Betrieb nahm, der die Hafenanlagen rund um den alten Staatsbahnhof mit den Gleisen Richtung Auresina (und auch Triest Centrale) verbindet, wurden die Gleise der Riva Bahn abgebaut.
Der Triestiner Staatsbahnhof war nicht nur Endpunkt der Transalpina, sondern auch der zwischenzeitlich stillgelegten normalspurigen Bahnstrecke Herpelje-Triest sowie der schmalspurigen Parenzanerbahn Triest St. Andrae – Buje – Parenzo (Porec). Dazu noch die Schleppbahn Triest-S. Sabba. Auf den ausgedehnten Gleisanlagen finden heute nur mehr bescheidene Güterverschübe statt.
Betreiber des Museums ist der Verein “Associazione Dopolavoro Ferroviario di Trieste”, ein Verein von zumeist ehemaligen Eisenbahnern. Wie zu hören ist, soll sich die Stadt Triest hinkünftig stärker für das Museum engagieren, was auch dringend notwendig ist, wenn man sich den Zustand des alterwürdigen Gebäudes ansieht.
Im Inneren des imposanten Gebäudes findet man u.a. Fotographien, Pläne und Modelle aus allen Epochen der Eisenbahngeschichte Triests, Uniformsammlung, Signaltechnik, Sicherungstechnik, Bahnstromversorgung sowie eine Bibliothek.
Im Außenbereich können zahlreiche Lokomotiven, Triebwägen, Straßenbahnwägen, Waggons sowie Sonderfahrzeuge besichtigt werden.
Nachfolgend ein kleiner fotographischer Rundgang durch das Bahnhofsgebäude sowie das Außengelände mit den ehemals 24 Gleisen.
Mein Dank gilt Herrn Franco Gioseffi, der mich fachkundig durch das Museum führte.
Masterplan scheint es für das Museum keinen zu geben – was wird aus den ganzen rostigen Ausstellungsstücken werden? in 10, in 20 oder 30 Jahren?
An dieser Stelle sei ein Appell an die Stadt Triest sowie den Denkmalschutz und andere staatliche italienische Stellen gerichtet, dieses herrliche Museum in diesem Prachtbau von Bahnhof mehr zu unterstützen, um Gebäude wie Ausstellungsstücke auch noch späteren Generationen in einem ordentlichen Zustand präsentieren zu können!! Oder braucht es Hilfsgelder aus Österreich, dem ehemaligen Eigner des Bahnhofs??!
Links
Webeseite des Museums >>> nicht verfügbar (2/2024)
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DEEF-Doku Die Opicina-Tram Triest – Villa Opicina >>>
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 15. Feber 2016; Seiten-Relaunch 1. Feber 2024; Letzte Ergänzung: 1.2.2024