Die Salzkammergutbahn von Stainach-Irdning nach Attnang-Puchheim
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Teil 5: Durchs Äußere Salzkammergut von Ebensee über Gmunden nach Attnang-Puchheim

Nach Verlassen der Haltestelle Ebensee Landungsplatz verläuft die Trasse links oberhalb der Bundesstraße und dem Ufer des Traunsees entlang mächtiger Stützmauern und steuert den längsten Tunnel der Strecke an, den Sonnstein Tunnel mit einer Länge von 1.428 m. Auch die Bundesstraße verschwindet in einem Tunnel durch den Sonnstein, die alte Straße am Seeufer entlang dient heute als Rad- bzw. Wanderweg.


Die nächsten Kilometer zieht die Trasse hoch über dem See bzw. der Straße am Hang des Sonnsteins dahin und erlaubt herrliche Blicke über den See und auf den “Wächter”, den 1.691 m hohen Traunstein, markanteste Landmarke im Äußeren Salzkammergut.

Die Aussicht wird bis Traunkirchen Ort, der Haltestelle, wo nur die R-Züge alle 2 Stunden halten, unterbrochen durch 2 Tunnel, den 224 m langen Siegesbach-Tunnel sowie den 110 m langen Forst-Tunnel.




Die Haltestelle Traunkirchen liegt dem malerischen Ort am Traunsee deutlich näher als die nachfolgende Station Traunkirchen Bahnhof, allerdings halten hier nur alle 2 Stunden die Regionalzüge. Das sollte geändert werden, hier sollten alle Züge halten!

In wenigen Minuten ist man unten am Seeufer, kann flanieren am Seeufer, einkehren in einen der Gasthöfe oder sich ein Elektroboot ausleihen und damit den See abcruisen. Eine bedarfsabhängige Schiffsverbindung mit einem kleinen Boot besteht hinüber nach Karbach, wo ein Badestrand und ein Wirtshaus locken sowie ein Steinbruch, wo bis vor wenigen Jahren Material für die Solvay in Ebensee abgebaut wurde, welches dann per Schiff nach Ebensee und dort mit der Seilbahn weiter ins Werk transportiert wurde.

Besonders sehenswert in der Gemeinde Traunkirchen (1.660 Einwohner) ist die Fischerkanzel in der Pfarrkirche Traunkirchen, welche auf der in den See hineinragenden Halbinsel erhaben und weit sichtbar thront.
Nach der Haltestelle Traunkirchen wird der Kalvarienberg im gleichnamigen Tunnel in einer Länge von 159 m durchörtert.

Der letzte Tunnel der Strecke ist der 90 m lange Stein-Tunnel direkt vor dem Bahnhof Traunkirchen.




Mäanderförmig kurvt die Trasse weiter zum nächsten Bahnhof, Altmünster am Traunsee. Die nördlich an den Bahnhof anschließende “Donausäge Rumplmayr” besitzt einen Gleisanschluß, der aber offenbar nicht mehr genutzt wird.



Vor der Einfahrt in den Bahnhof des Bezirkshauptortes Gmunden sieht man linker Hand die Produktionsanlagen des Zementwerkes Hatschek mit mehreren Gleissträngen – hierher wird das im Ebenseer Steinbruch abgebaute und auf Waggons verladene Material (Kalkstein) gebracht.

Der zur Herstellung von Zement notwendige Mergel wird am angrenzenden Pinsdorfberg abgebaut und mittels einer Standseilbahn ins Werk hinunter transportiert.

Gmunden ist neben Bad Ischl der wohl “schillerndste” und bekannteste Ort des Salzkammergutes. Bei Touristen beliebt ist vor allem die sogenannte “Esplanade” am Ufer des Traunsees, wo man von der Stadtmitte bis hinaus zum auch durch Fernsehserien bekannten Schloß Orth wandern kann und immer die Möglichkeit zu einem Einkehrschwung hat.

Eisenbahnmäßig ist Gmunden zum einen an die Salzkammergutbahn angebunden und zum anderen an eine Stadt-Regio-Tram, auch Traunseetram genannt, welche vom Bahnhof an der Salzkammergutbahn über die Stadtmitte weiter Richtung Osten bis nach Vorchdorf führt – die seit 2018 in Betrieb befindliche Tram stellt den Lückenschluss dar zwischen der ehem. Gmundner Straßenbahn (Bahnhof – Gmunden Stadtzentrum) und der Traunseebahn (Vorchdorf – Gmunden Seebahnhof).


Gmunden weist eine langjährige Eisenbahntradition auf, war die Stadt doch schon vor dem Bau der Salzkammergutbahn durch die Pferdeeisenbahn Budweis – Linz – Gmunden an ein Schienennetz angebunden und zusätzlich zur Traunseebahn (Betreiber Stern & Hafferl) erreichten auch Züge der ÖBB den Gmundner Seebahnhof, nämlich über die zwischenzeitlich unterbrochene Normalspur-Strecke der Lokalbahn Lambach-Gmunden über Laakirchen, welche im Bf Engelhof in die Traunseebahn einmündete.








Der alte Gmundner Bahnhof wurde von den ÖBB vor einigen Jahren abgerissen und eine neue barrierefreie Station errichtet, in welche die neue Traunseetram mit eingebunden ist und man fast trockenen Schritts umsteigen kann (siehe Foto vorhin)
Statt dem Bahnhofslokal (Pizzeria) gibt es leider nur mehr einen Backshop.


Vom Gmundner Bf sind es nur knapp zweieinhalb Kilometer zum nächsten Halt, der Haltestelle Pinsdorf, wo alle Züge halten. Eigentlich sollte die Haltestelle schon umgebaut sein, aber im Sommer 2020 zeigt sich immer noch das alte vertraute Bild. Die Gemeinde Pinsdorf hat 4.000 Einwohner.



Zwischen Pinsdorf und dem nächsten Halt, dem Bf Aurachkirchen, unterquert die Salzkammergutbahn die Westautobahn, die auf einer weithin sichtbaren Brücke das ganze Tal der Aurach überspannt.

Im Bahnhofsgelände von Aurachkirchen wurde – so sieht es zumindest das Auge eines in das Projekt nicht eingeweihten Betrachters – eine völlig überdimensionierte Unterführung für eine lokale Zufahrt errichtet – viel Beton für viel Geld für wenig Nutzer so wie es scheint und das, obwohl ein mit einem Schranken gesicherter Übergang vorhanden war. In Aurachkirchen, einer Ortschaft der Gemeinde Ohlsdorf, bleiben nur die Regionalzüge alle 2 Stunden stehen.

Nach Aurachkirchen wird die Aurach überquert und die Haltestelle Wankham, eine Ortschaft in der Gemeinde Regau, erreicht. Warum hier seit ein paar Jahren alle Züge stehenbleiben erscheint eigenartig, da aufgrund zahlreicher eigener Beobachtungen nicht gerade der Eindruck entsteht, dass dort viel Fahrgäste aus- oder einsteigen. Aber vielleicht wohnt ja dort ein “wichtiges Tier”??

Nach der Haltestelle Wankham wird der Fluss Ager auf einer mächtigen Eisenkastenbrücke überquert, danach zweigt nach links eine Anschlussbahn zur S. Spitz GmbH (Nahrungs- und Genussmittel) ab.

In einer langgezogenen Rechtskurve wird die Bundesstraße B1 (Linzer Straße) unterquert und die Gleise der Salzkammergutbahn münden wie die Arme eine Flussdeltas in die Gleisanlagen des Bahnhofs Attnang-Puchheim.

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Die Salzkammergutbahn – Ein Reader in 5 Teilen
Teil 1 Überblick >>>
Teil 2 Durchs Steirische Salzkammergut von Stainach-Irdning nach Bad Aussee >>>
Teil 3 Durchs Koppental im steirisch-oberösterreichischen Grenzland von Bad Aussee nach Obertraun >>>
Teil 4 Durchs Innere Salzkammergut von Obertraun über Goisern und Ischl nach Ebensee >>>
Teil 5 Durchs Äußere Salzkammergut von Ebensee über Traunkirchen, Altmünster und Gmunden nach Attnang-Puchheim >>>
Alle Fotos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 15. Juni 2020; Letzte Ergänzung / page last modified 5.3.2025