Die Katrin-Seilbahn auf den Bad Ischler Hausberg
Die 1.542 hohe Katrin im steil aufragenden Katergebirge als Teil der Salzkammergutberge gilt mit dem 1910 errichteten Kaiser-Franz-Josef-Gipfelkreuz als der Hausberg der Kaiserstadt Bad Ischl. Und das obwohl der Gipfel nicht im Gemeindegebiet der Stadt Bad Ischl liegt sondern zu Bad Goisern am Hallstättersee gehört.
Nach der 1955 erfolgten Gründung der Katrin-Seilbahn AG wurde 1957 mit der Errichtung einer für den Bau der eigentlichen Seilbahn benötigten Materialseilbahn begonnen sowie in Folge mit der Trasse und der eigentlichen Seilbahn, welche dann im Jahr 1959 im Beisein u.a. von Oberösterreichs Landeshauptmann Dr. Gleißner eröffnet wurde.
Bei dieser ersten Seilbahn (Karinseilbahn I) handelte es sich um die ersten Einseilumlaufbahn Österreichs mit einem äußerst exotischen Kupplungssystem der französischen Firma Applevage, welches vom Hersteller der Bahn, der Schweizer Maschinenfabrik Oehler, eingesetzt wurde. Bei diesem System werden die Kabinen an “Mitnehmern”, die in festen Abständen am Förderseil befestigt sind, automatisch befestigt und in der Station wieder gelöst. Mit diesem System lassen sich zwar die aufwendig konstruierten Kuppelklemmen, wie bspw. beim System Wallmannsberger, umgehen, die Technologie entpuppte sich aber im Betrieb nachfolgend als sehr störanfällig.
Die Seilbahn tat nicht nur dem Sommertourismus gut sondern beflügelte auch den Wintersport und so gingen 1962 die ÖSV-Skimeisterschaften mit Größen wie Karl Schranz, Traudl Hecher, Rudi Sailer, Gerhard Nenning auf der Katrin über die Bühne.
Am 15.12.1964 wurde links von der Schiabfahrt zusätzlich ein Einer-Sessellift mit 75 Sessel und einer Beförderungsleistung von max. 420 Personen/Stunde eröffnet.
Die maximale Förderleistung dieser Katrinbahn I von nur 200 Personen pro Stunde sowie die Störanfälligkeit des Kupplungssystems, das zu einem Unfall mit Personenschaden führte, gaben wohl den Ausschlag, die Bahn am 25.1. 1976 stillzulegen.
Nach Übernahme der Seilbahn durch die Gemeinde Ischl und mit Unterstützung des Landes OÖ wurde die Katrin-Seilbahn II ab 1978 in nur siebenmonatiger Bauzeit errichtet, wobei Teile der alten Seilbahn (u.a. einige Stützen) weiterverwendet werden konnten. Die feierliche Eröffnung fand 1979 statt. Als Hersteller fungierte diesmal das renommierte österreichische Unternehmen Girak, bei den Schraubklemmen entschied sich Girak für das System des Schweizer Herstellers Gerhard Müller. Doch die “Müller-Klemme” wurde in den 1980er Jahren in Österreich verboten, sodass die Katrin-Seilbahn II Mitte der 1980 Jahre neue Klemmen bekam, diesmal eine Nockenklemme von Girak.
2009 erfolgte eine Ertüchtigung der Elektrotechnik, 2014 bekam die Katrin-Seilbahn ein neues Förderseil.
Nachdem der Winterbetrieb 2011 bis 2014 gänzlich ausgesetzt wurde, gibt es seither wieder einen eingeschränkten Winterbetrieb. Der Sessellift wurde jedoch stillgelegt und abgebaut.
Im Unterschied bspw. zur Zwölferhornseilbahn im benachbarten Sankt Gilgen, so die Seilbahn von allen Seiten her gut sichtbar ist, sticht die Seilbahn Besuchern in Ischl nicht so unmittelbar in die Augen, sie liegt eher versteckt. Allerdings schlummert hier ein Potential, das es noch zu heben gilt, will man die Seilbahn zukunftsfit machen und nicht immer jedes Jahr Botschaften über deren Einstellung zu hören oder zu lesen. Hier ist professionelles Marketing gefragt!! Denn oben auf der Katrin gibt es zahlreiche Wandermöglichkeiten, einen herrlichen Fernblick, einen Klettergarten und mit der Katrinhütte und dem Restaurant in der Bergstation beste Voraussetzungen für eine Intensivierung von Veranstaltungen und Thementagen mit kulinarischen Begleitungen nebst authentischer Volksmusik.
Vielleicht wird es ja einmal – wegen Kapazitätsproblemen – zur Katrin-Seilbahn III kommen??
Technische Angaben:
- Hersteller: Girak Korneuburg
- Baujahr: 1978 (Vorgängerbahn 1959)
- Typ: Einseilumlaufbahn gekuppelt
- Anzahl Gondeln: 46
- Personen pro Gondel: 4 (Vorgängerbahn 2)
- Hersteller Gondeln: Swoboda, Modell Austro Panorama 4
- Abstand der Gondeln: 130 m
- Maximale Förderleistung: ca. 380 Personen/Stunde
- Fahrgeschwindigkeit: 3,5 m/sek
- Fahrzeit: 11,8 Minuten
- Höhe der Talstation: 474 m
- Höhe Bergstation: 1.416 m
- Antrieb: in der Bergstation
- Schräge Länge: 2.490 m
- Höhenunterschied: 942 m
- Max. Neigung: 99,9%
- Mittlere Neigung: 42,1%
- Stützen: 24
- Spurweite: 4 m
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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum.
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 20. Juni 2020; Letzte Ergänzung: –