Die Hausruckbahn – Direttissima Schärding – Ried im Innkreis – Attnang-Puchheim #Teil 1

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Eine Dokumentation in Wort, Bild & Video
Von Dr. Michael Alexander Populorum
Teil 1: Von der Bezirkshauptstadt Schärding in die Bezirkshauptstadt Ried im Innkreis
Die “Direttissima Schärding – Ried im Innkreis” zweigt im Bahnhof Schärding bei Streckenkilometer 67 (von Wels) von der 1861 eröffneten Passauerbahn ab und erreicht nach 33,5 Kilometern auf Normalspurgleisen die Bezirks-, Einkaufs- und Schulstadt Ried im Innkreis.
Eine Fahrt auf der “Direttissima” ist unspektakulär, es ist allerdings ein Genuß, an einem schönen Tag bei geöffneten Fenstern mit einem 5047er durch die großteils bäuerlich geprägte Landschaft zu dieseln.

Geschichte
Die Direttissima ist historisch betrachtet als Nordteil der Salzkammergutbahn zu sehen – auch heute noch beginnt die Kilometrierung in Stainach-Irdning und endet im Bahnhof Schärding bei km 174,1. Geographisch gesehen ist jedoch zumindest für den Abschnitt Attnang-Puchheim – Ried im Innkreis die Bezeichnung Hausruckbahn treffender und somit vorzuziehen.
Die Salzkammergutbahn (Hausruckbahn) wurde 1877 von der Kronprinz Rudolf Bahn Gesellschaft eröffnet und ist bis heute durchgehend nur eingleisig ausgebaut. Im Gegensatz zum Südabschnitt (Attnang-Puchheim – Stainach-Irdning), welcher 1927 elektrifiziert wurde, erfolgt im Nordabschnitt Attnang-Puchheim – Ried – Schärding die Traktion nach wie vor durch Dieselfahrzeuge (Jenbacher BR 5047 im Personenverkehr).
Betrieb / Service
Betreiber der Hauruckbahn sind die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB).
Stand 2025 hat es folgende Frequenzen auf der Strecke im Personenverkehr:
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- Werktags Schärding – Ried 11 Verbindungen, von 4.37 bis 18.13 Uhr.
- Samstag 6 Verbindungen von 6.28 bis 18.13
- Sonntag nur 4 Verbindungen von 7.16 bis 18.13 (nur 1 Verbindung vormittags!)
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Die Fahrzeit beträgt 36 bis 40 Minuten.
Alle Verbindungen werden bis Attnang-Puchheim durchgebunden, Fahrzeit 1.17 bis 1.29 Stunden.
Zusätzlich hat es noch Montag bis Freitag einen Güterzug (Fahrverschubszug).
Anmerkungen:
Am Wochenende hat es ein deutlich reduziertes Angebot, welches unattraktiv für Ausflugsfahrten ohne Automobil ist.
Es hat auch keine durchgehenden Züge auf der gesamten Salzkammergut-Strecke Schärding – Stainach-Irdning.
Die Doppelhaltestelle Gopperding (Passauerbahn und Direttissima) wird seit den “Modernisierungsmaßnahmen” auf der Passauer Strecke nur mehr via Strecke nach Ried bedient. Das 3. Gleis Schärding-Gopperding für die Strecke nach Ried im Innkreis wurde 2011 herausgerissen – die Direttissima benutzt nun die Gleise der Passauerbahn mit der Begründung: Durch Gleiswechselbetrieb ist kein 3. Gleis mehr notwendig. Aber Achtung: Bei eventuell zukünftiger “Trassenknappheit” auf der Passauer Strecke besteht die Gefahr, dass die Strecke nach Ried weiter ausgedünnt bzw. liquidiert wird – man kennt sowas ja aus der Vergangenheit…

Die Frequenz ist zumindest werktags besser geworden, denn 2011 war die Situation wie folgt:
Werktags Mo-Sa finden sich in der Scotty-Abfrage für den Fahrplan 2011/2012 ab Schärding 6 Verbindungen von 5 Uhr bis 17.39, Fahrzeit zwischen 33 und 35 Minuten. Umsteigeverbindungen über Neumarkt-Kallham verschlingen mindestens 1 Stunde an Zeitbedarf. Am Sonntag gibt es leider nur 4 Verbindungen, völlig ungeeignet, um einen Ausflug mit der Bahn zu machen.
Service
Im Bahnhof Ried im Innkreis wartet ein Bahnhofsrestaurant auf hungrige und durstige Bahnreisende. Allerdings steht die Restauration nun seit einigen Jahren (Stand 2025) still, die Räumlichkeiten stehen leer und bringen natürlich dadurch auch keine Einnahmen für die ÖBB. Aber das scheint den ÖBB gleichgültig zu sein ist man ja doch ein Staatsbetrieb, wo Defizite automatisch durch den Steuerzahlen übernommen werden.
Das Bahnhofsresti in Schärding ist leider seit 16.12. 2011 Geschichte, da ging Hans in den wohlverdienten Ruhestand und die ÖBB Immobilien GmbH ließ wie aus örtlichen Quellen zu vernehmen war, 3 Bewerber für die Nachfolge abblitzen – man läßt offenbar immer öfter Liegenschaften leer stehen und verzichtet auf Einnahmen – verstehe das wer will, weder für Kunden noch für die eigentlichen Eigentümer der Liegenschaften, die Steuerzahler, ist diese Nonsense-Politik der ÖBB Immo zu verstehen!
Am nunmehr 3. Bahnhof von Schärding (eröffnet 2017, Kosten 49! Mio Euro) findet man viel Beton und viel Glas, aber von einem Restaurant, Buffet oder Kiosk weit und breit nichts zu sehen. Das ist gerade hier schmerzlich, da der Bahnhof außerhalb der Stadt liegt und keinerlei Labungsstellen in der Nähe zu finden sind.
Die Stationen der Hausruckbahn
Insgesamt 10 Stationen (Bahnhöfe und Haltestellen inkl. der Endpunkte) werden bedient, nämlich (in km von Schärding / in km von Stainach-Irdning, Höhenangaben bezogen auf den Pegel von Triest):
Schärding (0,0 / 174,1; Seehöhe 314 m.ü.A.)
Gopperding (3,0 / 171,1)

Suben (7,7 / 166,4)

Dietrichshofen (11,8 / 162,3)

Antiesenhofen (15,0 / 159,1; 340 m ü.A.)

Hart im Innkreis (18,7 / 155,4)

St. Martin im Innkreis (22,0 / 152,1)

Aurolmünster Haltestelle (26,9 / 147,2)

Bad Ried (31,5 / 142,6)

Ried im Innkreis (33,5 / 140,6; 451,646 m.ü.A.)



Ausblick
Wie der Schienenverkehr generell in Österreich besteht auch beim Nordast der Hausruckbahn Potential, neue Kunden zu gewinnen. Allerdings hat die teilweise desaströse Verkehrspolitik in Österreich in der Vergangenheit eher eine Kundenvertreibungspolitik betrieben anstatt Anreize für den Umstieg vom Fetisch Auto auf die umweltfreundlichen Schienenverkehrsmittel zu schaffen. Für die Direttissima Schärding – Ried im Innkreis besteht Potential auf alle Fälle im Pendlerverkehr (Schüler, Arbeitende) sowie im sanften Tourismus.
Reader Teil 2
Hausruckbahn Teil 2: Von Ried im Innkreis nach Attnang-Puchheim >>>
Links / Literatur
DEEF: Hausruckbahn Teil 1: Direttissima Schärding – Ried im Innkreis >>>
DEEF: Hausruckbahn Teil 2: Von Ried im Innkreis nach Attnang-Puchheim >>>
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DEEF: Die Innviertelbahn Teil 2: Von Ried im Innkreis über Braunau am Inn nach Simbach (Inn) >>>
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DEEF: Die Passauerbahn Wels-Passau >>>
Betreiber ÖBB >>>
Hager Christian, 1995: Die Bahnen im Innviertel. Bahn im Bild Band 92
Aschauer, Franz, 1964: Oberösterreichs Eisenbahnen. Geschichte des Schienenverkehrs im ältesten Eisenbahnland Österreichs. Schriftenreihe der OÖ. Landesbaudirektion, Band 18
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 17. Dezember 2011; Seiten-Relaunch 18.4.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 21.4.2025