Gleichenberger Bahn bzw. Lokalbahn (auch Landesbahn) Feldbach – Bad Gleichenberg
Allgemeines, Geschichte der Gleichenberger Bahn
Die Gleichenberger Bahn ist eine normalspurige, eingleisige, mit 1.800 Volt Gleichstrom elektrifizierte 21,2 km lange Eisenbahnstrecke durch das oststeirische Hügelland von Feldbach an der Steirischen Ostbahn bis in den Kurort Bad Gleichenberg. Eine ursprünglich angedachte Verlängerung nach Bad Radkersburg wurde nie verwirklicht.
Nachdem bereits 1886 die ersten Überlegungen zum Bahnbau auftauchten dauerte es noch mehrere Jahrzehnte, bis am 10. Dezember 1928 die Konzession für 90 Jahre an 2 Grazer Persönlichkeiten vergeben wurde. Durch Hangrutschungen mit mehreren Toten bedingt erfolgte die Eröffnung der Strecke erst am 14. Juni 1931. Die Spannung in der Oberleitung betrug ursprünglich 1.500 Volt Gleichstrom, ab 1975 dann 1.800 Volt.
1932 erfolgte die Gründung der „Aktiengesellschaft Lokalbahn Feldbach–Bad Gleichenberg“, welche im gleichen Jahr noch eine Bewilligung zur Vornahme technischer Vorarbeiten einer Verlängerung nach Purkla zum Anschluss an die Radkersburger Bahn erhielt. Realisiert wurden die Planungen allerdings bis heute nicht. Am 30. Juni 1942 erfolgte die Auflösung der Aktiengesellschaft der Lokalbahn Feldbach–Bad Gleichenberg, die Konzession und das Vermögen wurde an das Land Steiermark übertragen, womit die „Lokalbahn“ zur „Landesbahn“ wurde. Auch heute noch ist der Eigentümer und Betreiber der Gleichenberger Bahn die Steiermarkbahn und Bus GmbH, angek. StB (bis 31. Mai 2018 Firmierung Steiermärkische Landesbahnen, abgek. STLB).
Die Stationen
- Feldbach, Bf, km 0,0; 280 m (> Steirische Ostbahn nach Graz bzw. St. Gotthard, Ungarn)
- Feldbach Landesbahn, Bf, km 1,7; 290 m; Remise und Werkstatt
- Oed b. Feldbach Siedlung, Hs, km 3,3; 300 m
- Oed b. Feldbach, Hs, km 4,3; 308 m
- Prädiberg, Hs, km 7,5; 380 m
- Fischa, Hs, km 9,6; 390 m
- Burgfried b. Gnas, Hs, km 11,5; 405 m
- Gnas, Bf, km 12,3; 371 m
- Katzendorf in Steiermark, Hs, km 14,6
- Maierdorf, Bf, km 15,2; 300 m
- Hofstätten, Hs, km 17,3; 380 m
- Trautmannsdorf in Oststeiermark, Hs, km 19,6; 310 m
- Bad Gleichenberg, Bf, km 21,2; 269 m
Betrieb, Fahrzeuge
Die Eisenbahnstrecke ist ca. doppelt so lang als die viel direkter verlaufende Straßenverbindung, da beim Bau viele Gemeinden Anschluss an die Bahn haben wollten. Heute ist das natürlich ein die Attraktivität mindernder Faktor. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 40 km/h, die größte Neigung beträgt 40 Promille, der kleinste Kurvenradius 140 m.
Die Fahrzeit für die Gesamtstrecke beträgt 35 Minuten, 4 tägliche Kurspaare (2012) werden mit der Bahn angeboten, Autobusse verdichten den Fahrplan. Direktverbindungen mit Wien wie in den 1970er Jahren durch den Eilzug “Oststeirer” sucht man heute vergeblich. Der wichtigste Kunde für den Betreiber ist das Steinbruchunternehmen „Steirische Basalt- und Hartgesteinwerke Appel“ in Mühldorf bei Feldbach.
Für den Personenverkehr stehen 2 schon recht betagte Elektrotriebwägen, gebaut 1930 bei der Grazer Waggonfabrik, zur Verfügung, ET 1 in blau und ET 2 in den Farben der Landesbahn grün-weiß-rot. Für Sonderfahrten kann noch ein Personenwaggon eingesetzt werden. Für den Güterverkehr steht die E-Lok E 41, gebaut ebenfalls 1930 bei AEG, im Einsatz.
Aktuell
Ende 2021 wurde der Verkehr auf der Gleichenberger Bahn vorerst eingestellt. Die Rede ist davon, dass die Gleichenberger Bahn nur mehr als sogenannte “Tourismusbahn” fahren soll – aber was ist eine “Tourismusbahn”?? Ob eine Bahn nur ein paarmal am Wochenende fährt oder die ganze Woche im Planverkehr, die Kosten für die Infrastruktur bleiben die gleichen.
Das lässt nur den Schluss zu, dass ein reiner “Tourismusverkehr” ohne Planbetrieb (für Pendler, Schüler etc.) Nonsense von inkompetenten Schwurblern (Politikern) ist! Stattdessen ist ein Planbetrieb auf einer modernisierten Gleichenberger Bahn ein Muss um hier einen nachhaltigen Betrieb abwickeln zu können! Potential hat die Gleichenberger Bahn allemal, sowohl im Planbetrieb als auch im touristischen Verkehr!
Der jetzt angebotene Busbetrieb anstatt der Bahn ist übrigens ein Hohn, u.a. am Sonntag keine einzige Verbindung nach Gleichenberg, weder von Feldbach aus noch von Graz – das ist wahrlich kein Ruhmesblatt für die Steirische Verkehrspolitik!
Zukunft
In Zukunft soll die Gleichenberger Bahn vor allem den Bedürfnissen des Tourismus Genüge tun, zumindest wenn es nach den Vorstellungen des Betreibers geht. Wünschenswert wäre es, wenn mehr als 4 tägliche Zugpaare verkehren würden, also Buskurse wieder auf die Schiene verlagert würden und es Direktverbindungen vor allem auch für die Pendler von Graz aus geben würde. Potential hat die Gleichenberger Bahn allemal, er gilt dieses nur zu fördern und nachhaltig für die Zukunft auszubauen!
Links
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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum.
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 4. Mai 2020; Letzte Ergänzung: 22.2.2022