Vereintes Europa? Eisenbahnübergänge Belgien – Frankreich: 3x Unterbruch, Teil 3: Quiévrain (B) – Valenciennes (F), Linie 97 (Infrabel)

Die heute vom belgischen Infrastrukturbetreiber als Linie 97 bezeichnete Eisenbahnstrecke führt von Mons zum belgischen Grenzbahnhof Quiévrain und den französischen Grenzbahnhof Blanc-Misseron in die franz. Stadt Valenciennes.
Eröffnet wurde die 20,2 km lange Strecke auf belgischem Gebiet im Jahr 1842 von der Etat Belge (Belgische Staatsbahn) und zwar
- Mons – St Ghislain – Quiévrain am 7.8.1842
- Quiévrain – Grenze / Blanc-Misseron am 14.11.1842
Die Elektrifizierung mit 3.000 Volt Gleichstrom fand wie folgt statt:
- Mons – St Ghislain: 1964
- St Ghislain – Quiévrain: 1995
- Quiévrain – franz. Grenze/ Blanc-Misseron: keine (Diesel)
Der Niedergang der Strecke zeigt sich in folgenden Daten:
1964: PV auf franz. Gebiet eingestellt
3.6.1984: Einstellung des PV ab Quiévrain nach Frankreich (nach einer anderen Quelle bereits 1976)
15.4.1992: Einstellung des Güterverkehrs nach Frankreich
1993: Sperrung bzw. tw. Demolierung der Schienen Richtung Frankreich
Weiters erfolgte 1993 von Boussu bis Quiévrain und zur Grenze der Rückbau der ursprünglich zweispurigen Trasse auf Eingleisigkeit.
Die Verbindung auf belgischer Seite erfolgt durch IC im Stundentakt auf der Relation Lüttich-Guillemins – Quiévrain.
Die Stationen:
- Mons, Bf, km 0,0
- Jemappes, Bf, km 4,7


- Quaregnon, Bf, km 6,9
- Saint-Ghislain, Bf, km 9,5


- Boussu, Bf, km 10,9

- Hainin, Hs, km 13,2
- Thulin, Bf, km 14,8
- Quiévrain, Bf, km 19,5
—- Grenze Belgien / Frankreich, km 20,2 —-
- Blanc-Misseron, ehem. Bf, heute Betriebsstelle von Frankreich aus
- Onnaing, ehem. Bf, Betriebsstelle
- Valenciennes, Bf, km 21 (ab der Grenze), > u.a. nach Lille
Nachfolgend einige Fotos vom Bahnhofsgebäude in Quiévrain sowie der Strecke Richtung Grenze


















Fazit:
Auf einer Länge von ca. 1,5 km zwischen dem Bf Quiévrain und dem ehem. Bf Blanc-Misseron in der franz. Gemeinde Crespin (2 ehem. Kohlegruben) ist das Gleis überwachsen und nicht befahrbar
Bis Blanc-Misseron bzw. Onnaing findet auf der sogenannten Strecke “Ligne de Douai à Blanc-Misseron” Güterverkehr statt, da in Blanc-Misseron ein Werk von Bombardier Transportation und bei Onnaing ein Werk des Autoproduzenten Toyota situiert sind. Die beiden Anschlussbahnen zu den Kohleminen sind eingestellt, da die Kohlegruben geschlossen sind
Bereits in den 1990er Jahren und dann nochmals in den 2000er Jahren gab es Bestrebungen, den 12 km langen eingleisigen Abschnitt in Frankreich wieder für den PV zu ertüchtigen und dabei auch mit dem belgischen Stromsystem zu elektrifizieren. Nicht unbeträchtliche Planungsgelder sind dabei geflossen, die dann zu Gunsten eines Straßenbahnprojekts umgewidmet wurden.
Die traditionsreiche Straßenbahn in Valenciennes – es bestehen seit der Reaktivierung 2 Linien – sollte mit einer zusätzlichen Linie auch bis zum belgischen Bf Quiévrain geführt werden, um einen guten Anschluss in beiden Richtungen herzustellen.
Dann wurde das Projekt wieder abgeändert, die Straßenbahn sollte bereits auf franz. Gebiet in der Gemeinde Crespin enden und ein Busshuttle sollte den Lückenschluss bilden. Was 2x Umsteigen bringen würde.
Eigentlich sollte die Straßenbahn schon bis Crespin fahren, allerdings ist bis jetzt (Dezember 2019) noch nicht einmal mit dem Bau begonnen worden und wer weiß, welche Umplanungen noch passieren können.

Die Eisenbahn zu reaktivieren wäre sicher die effektivste und möglicherweise auch die effizienteste und nachhaltigste Lösung. Vor allem Grenzgänger und Fernreisende Richtung Brüssel bzw. Lille/Paris würden das sicher goutieren und auch als Ausweichroute für internationale Züge würde diese Projektvariante sicher Punkte bekommen. Bleibt abzuwarten, was wann und wie passieren wird. Vom Reden zum Handeln ist oft ein weiter und schwieriger Weg, das weiß ich als Salzburger aus eigener Erfahrung leider nur allzu gut!
Alle Fotos / Videos copyright DEEF/Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org
Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 29. Dezember 2019; Letzte Ergänzung / page last modified 25.2.2025