Die Salzburg-Tiroler-Bahn – inneralpiner Eisenbahnkorridor zwischen Salzburg und Tirol
Teil 1: Überblick, Geschichte; Von Salzburg Hbf nach Golling – Abtenau
Überblick, Geschichte:
Die Salzburg-Tiroler-Bahn ist eine elektrifizierte, durchgehend zweigleisig ausgebaute und 192 km lange Hauptbahnlinie von Salzburg Hbf. über Hallein, Bischofshofen, Schwarzach St. Veit, Zell am See, Kitzbühel nach Wörgl Hbf., wo Anschluß an die Unterinntalbahn Richtung Innsbruck sowie Richtung Rosenheim-München besteht.
Der Streckenabschnitt Salzburg – Hallein wurde am 15. Juli 1871 als Salzburg-Halleiner-Bahn eröffnet, nachdem die Konzessionsbestrebungen eines Ing. Julius Kitzler aus dem Jahr 1863 für eine Bahn Salzburg – Hallein – Golling noch gescheitert waren, da das Projekt dem Staat zu begrenzt erschien. Der Staat trat seinerseits in seinem Eisenbahnplan von 1864 für eine Linie Salzburg – Hallein – St. Johann im Pongau – Mittersill nach Rattenberg mit Anschluß an die Bahnstrecke nach Innsbruck (Inntalbahn) ein. Auch im berühmten Eisenbahn-Memorandum von Handelsminister Bernhard von Wüllersdorf-Urbair von 1866 findet sich diese Linie, ergänzt noch um die Verbindung ostwärts von St. Johann im Pongau nach Radstadt und weiter nach Rottenmann. Die Bahnstrecke sollte transitären Zielen aber auch der regionalen Wirtschaft dienen.
Die KEB wollte die Sudöfen mit Kohlen beliefern und am Rückweg dann das Salz transportieren, der Staat wollte aber bei der traditionellen Holzbefeuerung bleiben, um das Holz aus seinen Staatsforsten weiterhin gewinnbringend verkaufen zu können.
Daher suchte der Staat die Zusammenarbeit mit dem Salzburger Bauunternehmer Karl Freiherr von Schwarz und übertrug diesem 1869 die Konzession zum Bau einer Salzburg – Halleiner Bahn, welche dann am 15.7.1871 eröffnet werden konnte. Die Betriebsführung erfolgte durch die KEB.
Schwarz erhielt bereits 1870 eine Vorkonzession zum Weiterbau der Strecke von Hallein nach Süden und weiter nach Westen nach Wörgl, die eigentliche Konzession erhielt dann 1872 aber die KEB, welche die Strecke dann von 1873 bis 1875 errichtete. Auch die Konzession für die Salzburg – Halleiner Bahn fiel dabei dann an die KEB. Bei der Realisierung der Strecke wurde dann Bischofshofen als Abzweig Richtung Radstadt anstelle St. Johann im Pongau gewählt und die Strecke wurde dann auch nicht via Oberpinzgau-Zillertal verwirklicht sondern über Zell am See und Kitzbühel.
Die ursprünglich eingleisige Strecke war bis 1915 durchgehend zweigleisig ausgebaut, den Zubau des 2. Gleises kann man noch deutlich im Abschnitt Schwarzach-St. Veit bis Taxenbach-Rauris verfolgen, da aus Platzgründen dort das 2. Gleis auf separatem Planum angelegt werden mußte und auch zusätzliche eingleisige Tunnels gebaut werden mußten.
Die Elektrifizierung der Salzburg-Tiroler-Bahn konnte 1930 nach 5 Jahren abgeschlossen werden.
Die Salzburg-Tiroler-Bahn kann sie auch als westliche Fortsetzung der Westbahnstrecke Wien – Salzburg – Innsbruck gesehen werden. Die Hauptlast des Verkehrs der West-Ost Magistrale Innsbruck-Wien trägt allerdings nicht die Salzburg-Tiroler-Bahn sondern die stündlichen Railjets verkehren über die deutlich kürzere Route über das Deutsche Eck (Korridorverkehr), also über die Maximiliansbahn bis Rosenheim und von dort auf der Unterinntalbahn bis zum Grenzbahnhof Kufstein und dann weiter über Wörgl und Jenbach nach Innsbruck (ca. 90 Minuten Fahrzeitgewinn gegenüber der Fahrt über Zell am See).
Kilometer- und Fahrzeitenvergleich (2010) Salzburg-Tiroler-Bahn vs. Korridorstrecke über Rosenheim (Rosenheimer Schleife seit 1982 – vorher war ein “Stürzen” im Bahnhof Rosenheim notwendig):
Salzburg – Zell am See – Wörgl: 192 km, ÖBB IC 542 “Skizirkus Saalbach Hinterglemm Leogang” (Richtung Innsbruck Hbf.) Salzburg ab 10.15, Wörgl an 13.09, Fahrzeit 2:54
Salzburg – Rosenheim – Wörgl: 137 km (mit Stürzen, ohne, also via Schleife, ca. 134 km) ÖBB EC 740 “Urlaub am Bauernhof” (Richtung Bregenz), Salzburg ab 10.53, Wörgl an 12.16, Fahrzeit 1:23
Fahrzeitgewinn 1 Stunde 31 Minuten
Für die Berechnung des Fahrpreises wird auch via Korridorstrecke die größere Entfernung über Zell am See herangezogen.
Die Salzburg-Tiroler-Bahn wird traditionell auch als Giselabahn (nach der zweiten Tochter von Kaiser Franz Joseph I. und seiner Frau Elisabeth von Österreich-Ungarn, Erzherzogin Gisela Louise Marie von Österreich) bezeichnet.
Für den Tiroler Abschnitt der Bahn ist auch die Bezeichnung Brixentalbahn geläufig.
Einige Kennzahlen:
- Streckenlänge 192 km
- Durchgehend 2-gleisig, elektrifiziert mit 15 kV und 16,7 Hz
- Max. Neigung 26 Promille
- Min. Radius 200 m
- Höchstgeschwindigkeit 130 km/h
Verkehr aktuell
Durchgehende Verbindungen von Salzburg Hbf nach Wörgl gibt es im 2-Stunden-Takt mit REX-Zügen (mit Lücken, tw. Umstieg in Schwarzach-St. Veit notwendig) die bis 2017 durchwegs mit City-Shuttle Wendezügen abgewickelt wurden. Zukünftig sollen hier wahrscheinlich City Jets eingesetzt werden, vorausgesetzt wohl, daß im Zuge der Konzessionsverlängerung wiederum die ÖBB den Zuschlag für den Betrieb bekommen.
Gab es im Zuge des NAT 91 nahezu stündliche Fernverkehrsverbindungen mit modernem Wagenmaterial (1. Klasse, tw. Speisewagen) auf der Salzburg-Tiroler Bahn, so sieht das Angebot durch eines der höchstrangigen Tourismusgebiete Österreichs (Zell am See-Kaprun, Kitzbühel….) aktuell eher traurig aus. Die Gesamtstrecke Sbg-Wörgl wird von keinem Fernverkehrszug regelmäßig befahren, den letzten Qualitätszug, den IC 542/IC 649 Wien – Salzburg – Zell am See – Kitzbühel – Wörgl – Innsbruck Hbf, hat man seitens der ÖBB schon 2013 ohne mit Verantwortlichen in der Region zu sprechen massiv verschlechtert, zuletzt bis Dezember 2017 fuhr ein Nachfolgezug nur mehr bis Wörgl und ohne Salzburg Hbf anzulaufen.
Einen samstags von Wien nach Zell am See verkehrenden RJ hat man nach nur einem Jahr ebenfalls im Dezember 2017 wieder abgeschafft. Dafür wurden im Auftrag des Landes Tirol (Tourismus) Railjets am Wochenende von Wien über die Salzburg-Tiroler Bahn nach Wörgl eingeführt, zumindest einmal für ein paar Monate beginnend 2018.
Es sei an dieser Stelle zum wiederholten Male gefordert, einen regelmäßigen Verkehr von höherwertigem Zugsmaterial (mit 1. Klasse) entlang der Gesamtstrecke anzubieten.
Von Wörgl bis Bischofshofen nutzen die IC/EC-Züge Innsbruck-Graz die Strecke, darunter als einziger Zug der EC “Transalpin” mit Speisewagen und Panoramawaggon.
Von Salzburg bis Bischofshofen verkehren die “Mini Intercitys” bzw. DB-Eurocitys Richtung Graz auf der Salzburg-Tiroler Bahn, von Salzburg bis Schwarzach-St. Veit die RJ bzw. EC Richtung Kärnten via Tauernbahn.
Von Salzburg Hbf bis Golling-Abtenau verkehrt die Salzburger S-Bahnlinie 3 werktags im Halbstundentakt, am Sonntag nur im Stundentakt mit Talenttriebwägen 4023/4024 sowie vereinzelt mit einem Flirt der Berchtesgadener Land Bahn (BLB). Da der Begriff “S-Bahn” positiv besetzt ist werden auch S-Bahnen weiters ins Innergebirg bis Schwarzach-St. Veit bzw. bis Saalfelden angeboten – vom Typus her sind das natürlich keine S-Bahnen sondern Regionalzüge aber wenn das Zuckerl “S-Bahn” sich positiv auswirkt, dann sei über diesen Mißbrauch des Begriffs auch hinweggesehen.
Ankündigungen seitens der Politik zur Wiedereinführung eines Regionalverkehrs auf der Ennstalbahn (Bischofshofen – Radstadt/Schladming) sowie auf der Tauernbahn (Schwarzach-St. Veit – Badgastein/Böckstein) wurden bis dato nicht in der Tat umgesetzt. Auch die Einführung einer “Pinzgauer S-Bahn) entpuppte sich bis dato als Ventilierung heißer Luft.
Von Tiroler Seite her verkehrt ab Wörgl werktags stündlich eine S-Bahn (S-Bahn Linie 6) zum Tirol-Salzburgischen Grenzbahnhof Hochfilzen, ab und an wird die S-Bahn bis Saalfelden weitergeführt.
Von Salzburg Hbf nach Golling – Abtenau
Die ersten knapp 30 km verläuft die Salzburg-Tiroler Bahn durch das randalpine Salzburg-Halleiner Becken vom Salzburger Zentralraum (Salzburg Stadt ca. 150.000 Einwohner) Richtung Süden durch den Salzburger Flachgau sowie den Tennengau mit dem Bezirkshauptort Hallein (21.043 Einwohner). Den südlichen Abschluß des Beckens bildet die Gebirgsformation des Tennen- und des Hagengebirges (Nördliche Kalkalpen), wo der Fluß Salzach am Pass Lueg klammartig durch die Kalkalpen durchbricht (Naturdenkmal “Salzach Öfen”).
Höchst erfolgreich hat sich hier die S-Bahnlinie 3 entwickelt, die Fahrgastzunahme hat in Folge des S-Bahn Ausbaus hier alle Erwartungen übertroffen (Verdoppelung innert knapp 10 Jahren). Dennoch zaudern die Politiker wenn es um den weiteren Ausbau geht.
Die Stationen:
Salzburg Hbf, Grenzbahnhof zu Deutschland, km 0,0; 426 m.ü.d.M. (>Westbahn Linz-Wien, >Maximiliansbahn München, >Salzburger Lokalbahn Lamprechtshausen/Ostermiething)
Salzburg Sam, Haltestelle seit 2004, km 2,1
Salzburg Gnigl, S-Bahn Haltestelle seit 2003, km 3,0 (der alte Bahnhof war ca. 500 m nördlich gelegen)
Salzburg Parsch, S-Bahn Haltestelle seit 2003, km 4,5 (alter Bahnhof ca. 300 m nördlich gelegen)
Salzburg Aigen, Bahnhof, km 5,8
Salzburg Süd, Haltestelle, km 7,9
Hellbrunn-Glasenbach, ehem. Haltestelle bis 1978, km 8,1
Elsbethen, Haltestelle, km 9,0
Elsbethen, ehem. Haltestelle bis 1978, km 9,7
Puch-Urstein, S-Bahn Haltestelle seit 2005, km 13,2
Puch bei Hallein, Haltestelle, vormals Puch-Oberalm, km 14,5
Oberalm, S-Bahn Haltestelle seit 2006, km 16,0
Hallein, Bahnhof, km 17,8; 445 m
Hallein Burgfried, S-Bahn Haltestelle seit 2005, km 19,4
Bad Vigaun, Haltestelle, vormals Vigaun, km 20,9
Kuchl Garnei, S-Bahn Haltestelle seit 2005, km 22,4
Kuchl, Haltestelle, vormals Bahnhof 400 m nördlich, km 25,6
Golling-Abtenau, Bahnhof, km 28,8; 468 m
Von hier war dareinst eine Eisenbahnlinie durch das Lammertal nach Abtenau und weiter über Gosau zur Salzkammergutbahn bei Steeg – Bad Ischl geplant. Leider kam das Projekt nicht zustande – was wäre das heute für eine herrliche Strecke!
Hier gehts weiter zur Salzburg-Tiroler Bahn Teil 2:
>>> Durch den Pongau vom Paß Lueg bis Schwarzach-St. Veit
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum.
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 4. Dezember 2010; Relaunch 3. Mai 2021; Letzte Aktualisierung: –