Giselabahn

Die Salzburg-Tiroler-Bahn – inneralpiner Eisenbahnkorridor zwischen Salzburg und Tirol

Teil 2: Durch den Pongau vom Paß Lueg bis Schwarzach-St.Veit

Der Salzburger Pongau ist einer der 5 Salzburger “Gaue” neben dem Flachgau (Hauptort Salzburg Stadt), dem Tennengau (Hallein), dem Pinzgau (Zell am See) und dem Lungau (Tamsweg). Dies traditionelle Einteilung in Gau entspricht heute den sogenannten Bezirken, wobei der Pongau dem Bezirk St. Johann im Pongau entspricht. Der Bezirk dehnt sich Nord-Süd entlang des Salzachtals aus, im Norden begrenzt vom Paß Lueg, im Süden von den Hohen Tauern, im Westen mit der Grenze zu Deutschland bzw. Pinzgau eingesäumt vom Hagengebirge und Hochkönig, im Osten grenzt der Bezirk an das Bundesland Steiermark sowie an den Lungau. Der Bezirk hat knapp 80.000 Einwohner. Hauptort (Verwaltungssitz) ist St. Johann im Pongau mit dem markanten doppeltürmigen “Dom des Pongaus” (10.929 Einwohner). Größere Orte, die von der Salzburg-Tiroler Bahn passiert werden (Salzach-Pongau), sind Werfen (2.970 Ew.), die Eisenbahnerstadt Bischofshofen (10.483 Ew.), Schwarzach im Pongau (3.547 Ew.) sowie der erste heilklimatische Kurort Salzburgs, St. Veit im Pongau mit 3.736 Einwohnern.

Wildromantisch ist die Fahrt nach Verlassen des 940 m langen Ofenauertunnels direkt neben der hier nicht domestizierten Salzach, daneben die alte Bundesstraße und dann links und rechts die Felsen des Tennen- und Hagengebirges. Das lange von den Politikern angekündigte und forcierte Kraftwerk kam bis dato glücklicherweise nicht, da freuen sich die Natürschützer, die Fischer und die Fische. Auch der von vielen herbeigewünschte Tunnel, der erst bei Stegenwald die Züge wieder das Tageslicht erblicken lassen würde, der kam bis dato nicht, es gibt auch keine Planungen bis dato – man (die Baulobby) ist derzeit noch anderswo ausreichend im Geschäft. Natürlich würde ein längerer Tunnel direkt durch das Tennengebirge bis Stegenwald die Fahrzeit verkürzen (man spricht sogar von 10 Minuten) und die Strecke hochwassersicher machen und die täglichen Pendler würden sich freuen, der Qualität suchende Reisende würde einem schwarzen Loch, wo er sich an der schönen Landschaft nicht delektieren kann, wohl wenig abgewinnen.

Aus-/Einfahrt am südlichen Tunnelportal des Ofenauertunnels. Danach wird sogleich die Salzach auf einer markanten Eisenkastenbrücke übersetzt sowie gemeinsam mit der Bundesstraße eine kurze Lawinen/Steinschlaggalerie durchfahren
Die Eisenkastebrücke, links die Bundesstraße zum Paß Lueg
Steinschlag-/Lawinensicherung. In diesem Bereich waren schon öfters mal bei Hochwasser die Gleise überschwemmt und der Zugsverkehr mußte eingestellt werden
Links (westlich) das Hagengebirge, rechts (östlich) das Tennengebirge, beide über 2.000 m hoch

Die Stationen:

Stegenwald, ehem. inoffizieller Halt, ca. km 36 (unterhalb Gasthaus Stegenwald)

Stegenwald – früher eine “Bedarfshaltestelle”, die aber nicht im Kursbuch verzeichnet war
GH Stegenwald, dahinter das Tennengebirge. Direkt neben dem GH ist heute ein Verkehrstrainingsplatz des ÖAMTC

Sulzau, ehem. Bahnhof, km 38,7

Die markante Eisenbrücke in Sulzau, über die früher vor Eröffnung der Tauernautobahn (hier eröffnet 1977) der gesamte Berufs- und Freizeitverkehr erfolgte. Im ehem. Bahnhof auf einem Stumpfgleis stehen Flüssiggastankwaggons, deren Inhalt hier auf LKWs verfrachtet wird
Leider brausen auch die Regionalzüge und S-Bahnen seit Mitte der 2000er Jahre im ehem. Bahnhof Sulzau durch, so auch dieser Taltent 4023 004-7 am 15.2.2011 Richtung Schwarzach St. Veit. Hier stand vormals ein staatliches Aufnahmsgebäude, schade daß man es demoliert hat. Überhaupt ist die Distanz von Golling bis zum nächsten Halt in Tenneck mit ca. 14 km überdurchschnittlich lang, die früher hier zahlreich ein- und aussteigenden Bergwanderer müssen seither wieder mit dem Automobil anreisen. Auch die gut 2 Dutzend Anwohner des Weilers Sulzau mussten aufs Auto umsteigen. Eine Wiedereröffnung der Haltestelle wäre anzuraten
Im Weiler Sulzau mit ehem. Gasthof / Bahnhofsrestauration “Bergblick” wohn(t)en zahlreiche Eisenbahner. Eine Anwohnerin sagte im Gespräch, dass man plötzlich massive bedrängt wurde seitens der ÖBB, man möge wegsiedeln, man brauche das Gelände. Nachdem die ersten Familien absiedelten war es plötzlich nicht mehr eilig und wie es scheint, kann man weiter dort wohnen. Ohne Eisenbahnhalt eben. Das Modell der Burg Hohenwerfen, das ein Anwohner liebevoll gebaut hat und unter einem Baum beim Bahnhof aufgebaut hat, das wurde – so die Anwohnerin zu mir – von den ÖBB bei den Demolierungsmaßnahmen des Bahnhofs brachial beschädigt, man ging sehr rücksichtslos vor
Das Aufnahmsgebäude des Bahnhofs Sulzau im Jahr 1928 mit Bautrupps zur Verlegung der Oberleitung (Quelle Bildarchiv Bibl. ETH Zürich, Public Domain)

Tenneck, Haltestelle, bis 1971 Konkordiahütte, km 42,3; 518 m

1144 233 durcheilt am 24.11.2015 mit einem Intercity am Haken die Haltestelle Tenneck (vormals Konkordiahütte) Richtung Süden. Im Hintergrund der Einschnitt Paß Lueg und links davon die Felsmassen des Hagengebirges und rechts die Ausläufer des Tennengebirges
Größter Arbeitgeber in Tenneck und einer der Leitbetriebe des Landes Salzburg ist das Eisenwerk Sulzau Werfen (ESW, früher Eisenwerk Konkordiahütte). Bis 1960 bezog man den Rohstoff Eisen aus einem eigenen Bergbau, das Material wurde mit einer Seilbahn von der Lagerstätte bis zum Hochofen der Fa. ESW transportiert. Nach Erschöpfung der Lagerstätte und Einstellung der Förderung vor Ort werden die benötigten Rohstoffe zugekauft und per Bahn antransportiert bzw. die fertigen Produkte abtransportiert. Die Brücke wurde 2020/21 mit Unterstützung des ÖBH neu errichtet
Eine Jenbacher Diesellok Baujahr 1971 bewerkstelligt den Schienenverkehr am Anschlussgleis und im Werksgelände. Im August 2011 wurde mir ein Blick in die Werkshallen gestattet, wo ich auch vor der Jenbacher Lok abgelichtet wurde. Auch der größte Honigproduzent Österreichs, die Fa. Honigmayr, hat ihren Sitz in Tenneck
Stationshäuschen Tenneck mit S-Bahn Richtung Bischofshofen

Werfen, Bahnhof, km 45,2; 526 m

Bahnhofs-Ein-/Ausfahrt Werfen mit Burg Hohenwerfen im Hintergrund. Die ab 1060 erbaute mittelalterliche Burg wird touristisch genutzt und war auch schon mehrmals Schauplatz für Filmaufnahmen. Am bekanntesten wohl der Kinofilm “Agenten sterben einsam” von 1968 mit Clint Eastwood und Richard Burton in den Hauptrollen
Talent 4023 006-2 als S3 unterwegs nach Schwarzach-St. Veit am 15.2.2011 auf Gleis 2 im Bahnhof Werfen
Der Warteraum mit noch besetzter Personenkasse. Vor dem Bahnhof befindet sich eine Autobushaltestelle für Fahrten zur Eisriesenwelt. Ins Zentrum des Ortes geht man ca. 10 Minuten. Im Zentrum wartet seit Jahren das wohl beste Restaurant Österreichs der Gebrüder Obauer auf Gourmets von nah und fern. Neben der S-Bahnen und REX halten hier auch die IC/EC auf der Relation von/nach Graz
Die Feste Hohenwerfen thront majestätisch vor den Felsen des Hochkönigs

Pfarrwerfen, Haltestelle, vormals Dorfwerfen, km 46,6; 528 m

Die Haltestelle Pfarrwerfen. Berühmt berüchtigt ist der nahe Bahnübergang mit Schranken, der ob der Ungeduld mancher Autolenker für den einen oder anderen schon katastrophal geendet hat
Der 327 m lange Rupertustunnel kurz vor Bischofshofen ist ein Neubautunnel, der im Rahmen einer Streckenoptimierung errichtet wurde. Diese beiden Fotos: Unterwegs Richtung Salzburg, Rückschuss (oben Ri Bischofshofen, unten Nordportal)

Diese beiden Fotos: Unterwegs Richtung Bischofshofen, Rückschuss (oben Richtung Werfen mit Tennengebirge, unten Südportal)

In Fahrtrichtung Bischofshofen sieht man nach dem Tunnelaustritt von links oben die Gleise der Ennstalbahn und nach Passieren einer Eisenkastenbrücke erreicht man die “Eisenbahnerstadt” Bischofshofen.

Bischofshofen, Bahnhof, km 52,3; 544 m (> Ennstalbahn nach Radstadt, Selzthal-Graz)

In Bischofshofen zweigt die eingleisige Ennstalstrecke Richtung Radtstadt-Schladming-Stainach-Irdning (-Selzthal-Graz) ab. Sie wurde wie schon eingangs erwähnt auch von der k.k. priv. Kaiserin Elisabeth-Bahn errichtet und gemeinsam mit der Salzburg-Tiroler Bahn am 6. August 1875 eröffnet. Am 24.6.2012 wartet 1144 126-0 in Bischofshofen auf ihren Einsatz
Der Bahnhof von Bischofshofen wurde in den Jahren 2000-2003 komplett umgebaut – bis dahin war er einer der 3 Inselbahnhöfe Österreichs neben Salzburg und Selzthal. Seither ist er ein Durchgangsbahnhof, mit Wehmut erinnern sich Eisenbahnfreunde an das alte Bahnhofsrestaurant auf dem Inselbahnsteig! Heute gibt es in B´hofen kein Restaurant oder Buffet mehr sondern nur mehr einen Backshop
Bischofshofen war auch ein großer Traktionsstandort der ÖBB mit Drehscheibe und Lokschuppen (Heizhaus). Im Gefolge der Umstrukturierung der ÖBB (beginnend 2000er Jahre) ist auch der Traktionsstandort Bischofshofen Geschichte, es ist zu hoffen, dass das altehrwürdige Rundhaus des Lokschuppens einer sinnvollen Funktion zugeführt wird (Eisenbahnmuseum?, Eventlocation?…??). 1141 019 diente zum Ende ihres Loklebens als Vorheizanlage und steht verlassen am Gelände des ehem. Heizhauses (4.8.2011)
Rundhaus und Drehscheibe
Im Rundhaus war u.a. während des Umbaus des Salzburger Hbf der Marmorsaal eingelagert sowie Teile der Stahlhalle

Mitterberghütten, Haltestelle, km 55,3; 550 m

Stationshäuschen Mitterberghütten. Mitterberghütten war das Zentrum des berühmten Kupferbergbaus in dieser Gegend

St. Johann im Pongau, Bahnhof, vormals Markt Pongau, km 61,3; 565 m

St. Johann im Pongau ist das Verwaltungszentrum des Pongaus. Hier halten alle Personen-Züge ebenso wie in Bischofshofen und Schwarzach-St. Veit. Rechts am Foto vor dem mächtigen Aufnahmsgebäude sieht man in einem einstöckigen Häuschen das Bahnhofsbuffet, das leider nach dem Tod der Pächterin seit ca. 2016 geschlossen ist
Früher hatte jedes Bahnhofsgebäude in Österreich eine Höhenmarke, wo die Seehöhe über dem Pegelstand von Triest angegeben war. In St. Johann findet man noch so ein prächtiges historisches Relikt
Das Aufnahmsgebäude von St. Johann im Pongau im typischen Stil

Schwarzach-St. Veit, Bahnhof, km 66,5; 590 m (> Tauernbahn Spittal/Drau)

Nach Übersetzen der 2016 erneuerten Brücke über die Salzach erreichen die Gleise der Salzburg-Tiroler Bahn den Bahnhof von Schwarzach-St. Veit. In Schwarzach-St. Veit zweigt die Tauernbahn ins Gasteiner Tal und weiter nach Kärnten nach Spittal an der Drau ab. Den Status eines Eisenbahnknotens, einer Eisenbahnerstadt, unterstreichen sowohl die vor dem Bahnhofsgebäude aufgestellte Denkmallok (Dampflok Nebenbahntenderlok 93.1379 der BBÖ, Baujahr 1927, Hergestellt von St.E.G. – Landesbefugte Maschinenfabrik der privilegierten Österreichisch-Ungarischen Staatseisenbahn-Gesellschaft, Baujahr: 1927, Fabriknummer: 4798) als auch das unmittelbar am Bahnhof in einer alten Remise samt neuen Zubau situierte Tauernbahnmuseum.

Denkmallok: Dampflok Nebenbahntenderlok 93.1379 der BBÖ, Baujahr 1927, Hergestellt von St.E.G. – Landesbefugte Maschinenfabrik der privilegierten Österreichisch-Ungarischen Staatseisenbahn-Gesellschaft, Baujahr: 1927, Fabriknummer: 4798
Tauernbahnmuseum
Bis Schwarzach-St. Veit verkehren werktags stündlich S-Bahnen der Linie S3. Im Bahnhof gibt es noch ein Restaurant, auch wenn dieses in den letzten Jahren deutlich verkleinert wurde. Am 3.10.2009 startet ein Talent vom Hausbahnsteig zur Weiterfahrt nach Saalfelden

Fortsetzung Salzburg – Tiroler-Bahn: Teil 3: Durch den Pinzgau:
Schwarzach-St. Veit – Zell am See – Hochfilzen >>>

Zum Teil 1 Salzburg – Tiroler-Bahn >>>


Links:

DEEF Beitrag >>> Ennstalbahn

DEEF Trilogie >>> Tauernbahn

DEEF Beitrag >>> Tauernbahnmuseum

1245 514 ist der Star im Tauernbahnmuseum Schwarzach – St. Veit

Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum.

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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF

Erstmals Online publiziert: 6. Jänner 2018;  Relaunch: 5.5.2021; Letzte Ergänzung: –