Die Ennstalbahn – Von Bischofshofen über Stainach-Irdning nach Selzthal
Die Ennstalbahn ist eine eingleisige, elektrifizierte und normalspurige Hauptbahn, die in west-östlicher Richtung vorerst durch das Fritztal (Fritzbachtal) und nachfolgend entlang der Enns vom salzburgischen Bahnknoten Bischofshofen zum steirischen Bahnknoten Selzthal führt. Die Bahnstrecke Selzthal – Bischofshofen (Ennstalbahn) und weiter Richtung Wörgl (Salzburg Tiroler Bahn bzw. Giselabahn) wurde von der k.k. priv. Kaiserin Elisabeth Bahngesellschaft errichtet und am 6.8.1875 eröffnet. Auch der Name Giselabahn (wie für die Salzburg Tiroler Bahn) war früher geläufig. Die ursprüngliche Baulänge betrug knapp 98 km, welche sich durch geringfügige Ausbaumaßnahme (Gleisverschwenkungen, Streckenverlegungen) leicht erhöhte. Die Tarifkilometer Bischofshofen – Selzthal betragen aktuell 102. Die Elektrifizierung der Ennstalstrecke (15 kV, 16,7 Herz) erfolgte nach dem 2. Weltkrieg in mehreren Etappen, vollendet wurde sie 1959, als von Westen kommend der Strom Selzthal erreichte. Der minimale Radius beträgt 233 m, die maximale Neigung 24 Promille.
Ein zweigleisiger Ausbau sowie wirklich großzügige Beschleunigungsmaßnahmen wurden leider bis dato nicht realisiert, man ist – wie leider vielerorts in Österreich – immer noch “auf Kaisers Schienen” unterwegs. So schön die landschaftlichen Reize auf den Bahnreisenden wirken so ist doch dieser Streckenabschnitt eine Geschwindigkeits-Bremse für den höherwertigen IC-Verkehr Graz-Salzburg / Innsbruck – eine Fahrzeit von über 4! Stunden für 301 km ist völlig inakzeptabel. Dies trifft umso mehr zu, als dass die Ennstalstrecke ja den eisenbahnmäßigen Nabel von Graz zum Westen darstellt.
Streckenbeschreibung und Stationen
(Streckenbeschreibung anhand einer Fahrt im Sommer 2011; Kilometerangaben ab Bischofshofen, Seehöhe in Meter über dem Pegel von Triest)
Bischofshofen (Bahnhof, km 0,2; 544 m)
Der Ausgangsbahnhof Bischofshofen, bis vor wenigen Jahren einer der 3 Inselbahnhöfe Österreichs neben Salzburg Hbf und Selzthal, liegt auf einer Seehöhe von 544 m und gilt seit jeher als Eisenbahnerort.
Der Bahnhofsumbau wird von vielen Insidern als eine weitere “Verschlimmbesserung” im Rahmen der ÖBB-Bahnhofsoffensive gesehen. Das Ambiente ist eher frostig, die künstlerisch-architektonische Gestaltung austauschbar und wertlos. Kunden berichten u.a. davon, daß es in dem neuen Bahnhof zieht wie in einem Vogelhäusl (Winter) und eine Bahnhofsgastronomie sucht man seit dem Umbau auch vergeblich. Wohlfühlen sieht sicher anders aus.
Nachdem der IC von Salzburg kommend “kopfgemacht” hat (Fahrtrichtungswechsel, “Stürzung”, seit 2011 ist bei den österreichischen IC ein Cityshuttle-Steuerwagen gereiht, sodaß der Lokwechsel entfällt, die eingesetzten DB-Garnituren sind von Haus aus Wendezüge) verlassen wir den Bahnhof Bischofshofen in nördlicher Richtung. Rechter Hand der ehemalige Traktionsstandort mit dem alten nun ungenutzten Rundlokschuppen sowie im Hintergrund die steinernen kahlen Felsmassen des Tennengebirges, die zwar unwirtlich aber doch majestetisch heruntergrüssen.
Weiters sieht man die hoch oben auf einer modernen Betonbrücke führende B 311, die Pinzgauer Bundesstrasse. Auf einer 62 m langen Eisenuntergurtbrücke überqueren wir die Salzach und sehen linker Hand noch die Richtung Salzburg führende Salzburg Tiroler Bahn, welche die Salzach auf einer Kastenbrücke übersetzt.
Rechts an der Lehne des Kreuzberges entlang gewinnt der IC mit einer Neigung von 22,6 Promille, die zahlreichen Schrebergärten unter sich liegen lassend, schnell an Höhe und schon verschwindet der IC im 711 m langen, im 261 m Radius nach rechts (Osten) schwenkenden Kreuzbergtunnel. Wenig stäter speit uns der Kreuzbergtunnel in das Fritztal, linker Hand die Autostrasse (B99 Katschberg-Bundesstraße) und der Fritzbach, den wir sofort auf einer 16 m langen Brücke übersetzen.
Strasse und Bach werden auf den nächsten Kilometern unsere engsten Weggefährten sein und mehrmals wird Bach und Strasse von unserem IC überquert. Der Fritzbach musste insgesamt 10x überbrückt werden.
Bis zur nächsten Station Pöham beträgt die Steigung durchschnittlich 15,5 Promille. Diese erkennt man an der ebenen Lage des nun rechts auftauchenden Ladegleises vor der Station Pöham.
Pöham (Bahnhof, 4,2; 610 m)
Der unbesetzte Bahnhof hat ein kleines hölzernes Aufnahmsgebäude linker Hand, welches jedoch für den Personenverkehr geschlossen ist. Die Fahrgäste müssen unter den Gleisen durch zu einem neu errichteten Bahnsteig mit Wartekoje. Das zweite Gleis dient natürlich nicht nur zum Zu- und Ausstieg bei den (aktuell 2021) nur sporadisch verkehrenden Personenzügen, sondern kann aufgrund der Länge natürlich auch für Zugkreuzungen genutzt werden. Das Gleis zum Ladeplatz der ÖBB, welches von diesem 2. Gleis abzweigt, ist 2021 mit einer roten Tafel versehen, also gesperrt.
Nach der 3. Fritzbachbrücke mit 30 m Länge wird die Strasse niveaugleich überquert und Bach und Strasse sind nun rechts des Schienenstranges. Eng mäandrierend, angepasst an den Fritzbach, geht es dahin, nicht gerade schnell. Dann fahren wir in den 60 m langen Alpfahrt Tunnel, der durchgehend gemauert ist.
Die Durchschnittsgeschwindigkeit in diesem Abschnitt beträgt zwischen 70 und 80 km/h.
Auf einer neuen Eisenkastenbrücke wird Strasse und Bach übersetzt, vor den letzten Sanierungsmaßnahmen im Jahre 2009 bestand dort eine 25 m Stahlbrücke ohne Kasten. Linker Hand weit oben wird ganz kurz die kühn (und mit viel Steuergeld) errichtete Betonbrücke der A 10 (Tauernautobahn) sichtbar.
Auf einer weiteren neu sanierten Kastenbrücke geht es über Strasse und Bach (vormals 25 m Stahlbrücke ohne Kasten), beide “Weggefährten” sind nun rechts aber nur für ein paar hundert Meter, dann setzen wir über beide hinweg mittels einer 43 m langen Trapezfachwerkbrücke und sie sind wieder linker Hand unseres Schienenstranges.
Links wird der spitze Kirchturm der gotischen Hallenkirche von Hüttau mit Rennaisancealtären sichtbar. Hüttau ist der wichtigste Ort im Fritzbachtal mit ausgeprägter Sommerfrische. Der Bahnhof ist jedoch etwas weiter entfernt und folgt erst nach dem Hüttauer Tunnel, dessen 98 Meter Länge uns nur kurz vor de Sonnenlicht abschirmen.
Hüttau Terminal (vormals Hüttau, Bahnhof, 10,1; 722 m)
Linker Hand der besetzte Bahnhof von Hüttau, ein einfacher (aber im Ggs. zu den Neu-/Umbauten “menschlicher”) Bau der Gründerzeit, wo ein “Kaindl-Zug” am Hausbahnsteig steht. 4 Gleise weist der Bahnhof auf.
Die Kaindlzüge wurden übrigens jahrelang durch die SLB abgewickelt, durch deren Rückzug und Neuausschreibung konnten ab 2021 die ÖBB den millionenschweren Auftrag an Land ziehen.
Kurz danach rechts schon die ersten Häuser von Niedernfritz, neue Holzlärmschutzwände “zieren” die Strecke, dann kurz vor der HS Niederfritz-St. Martin (linker Hand) wird der Fritzbach zum 8. Mal übersetzt, dieses Mal auf einem 130 m langen Viadukt.
Niedernfritz-St. Martin (Haltestelle, 12,2; 758 m)
Die Geschwindigkeit unseres IC ähnelt eher der einer Strassenbahn als eines Fernverkehrszuges, während links hoch über uns die millionenteure, “aufgeständerte” Autobahn dahinzieht und dem Indivudualreisenden sicher höhere Geschwindigkeiten ermöglicht.
Dann die 9. Fritzbachquerung sowie Übersetzung der Strasse auf einem 28 m langen Viadukt.
Langsam weitet sich das Tal und sogar eine kurze Gerade ermöglicht dem IC etwas mehr Fahrt, bevor wir zum letzten Mal den Fritzbach auf einer 25 m langen Brücke überqueren und unterqueren gleichzeitig die quer über das Tal auf einer grossen Betonbrücke führende Tauernautobahn, welche vor Augen führt, welche Prioriäten in Österreich in der Verkehrspolitik gesetzt wurden und immer noch werden.
Eben im Pongau (Bahnhof, 17,1; 856 m)
Dann durcheilen wir Eben im Pongau mit seinem schmucken Bahnhof, der auch noch besetzt ist.
Einige frisch beladene Holzwagen deuten den Bedarf an Güterzügen an, wobei es da ja Probleme gab / gibt mit der Staatsbahn, die plötzlich “betriebswirtschaftlich” zu denken anfängt und die Gleisanschlüsse nicht mehr wie gehabt bedienen möchte. Von Eben aus wird mittels Aufstiegshilfe die Roßbrandalm erschlossen. In Eben erreichen wir auch den höchsten Punkt der Strecke, gleichzeitig Wasserscheide zwischen Salzach und Enns.
Idyllisch die friedlich grasenden Kühe in der herbstlichen Vormittagssonne auf satten Wiesen. In Fahrtrichtung rechtes fällt der Blick auf einen markanten Bergspitz, nämlich die 2.344 m hohe Steinfeldspitze. Dann taucht rechts schon der zwiebelige Kirchturm von Altenmarkt im Pongau auf (gotische Dekanatspfarrkirche), dahinter die von den Salzburgern so beliebten Wintersportberge rund um die Schiregion Altenmarkt-Zauchensee sowie Flachau und Wagrain.
Altenmarkt im Pongau (Haltestelle, 21,0; 843 m)
Im Bahnhof Altenmarkt ebenso Holzwagen auf dem Ladegleis, der Bahnhof ist auch besetzt. Direkt hinter dem Bahnhof quert die Wagrainer Bundesstrasse niveaugleich die Strecke. Dann kündigt die Durchsage des Zugchefs schon unseren ersten planmässigen Halt in Radstadt an. Die “Verländerung der Eisenbahn” hat ja mit sich gebracht, daß Regionalzüge aus dem Steirischen schon in Schladming kehrtmachen und die aus dem Salzburgischen in Radstadt, statt wie früher die Bundesländergrenzen zu überqueren. Diese Kirchturmpolitik ist strikt abzulehnen.
Radstadt (Bahnhof, 24,1; 832 m)
Stellwerk 2 in Radstadt ist besetzt, ein Mitarbeiter guckt heraus. Links dann das Aufnahmsgebäude von Radstadt, wo einige Leute zusteigen (unser IC ist beileibe kein “Geisterzug”, wie von der Frau Minister offenbar in Unkenntnis der Sachlage vor Ort behauptet wurde).
Das Buffet ist wie bei der letzten Durchreise geschlossen – jaja, auch so ein Problemfeld, das Sterben der Bahnhofsrestaurationen…
Links hinter einer Geländekante nicht sichtbar das Ortszentrum von Radstatt, rechts schweift der Blick hinein in die Radstätter Tauern und den Einschnitt des Tauernpasses mit dem Wintersportzentrum Obertauern. Radstadt ist bekannt für seinen mittelalterlichen Stadtkern und die fast vollständig erhaltene Stadtmauer.
Nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof Radstadt Unterquerung der Katschbergbundesstrasse, welche über Obertauern in den Lungau führt. Der Lungau wird ja von den Salzburger Verkehrspolitikern völlig stiefmütterlich behandelt was den öffentlichen Verkehr betrifft – man kann sich der Forderung Obereggers (Elmar Oberegger) nach einem Dauer-SEV in den Lungau nur anschliessen. Wobei es ja auch vor 100 Jahren Pläne gab, den Lungau mittels Eisenbahn von Salzburg aus zu erschliessen – hier sollte in die Offensive gegangen und eine Lungau-Bahn errichtet werden!
Durch vom Tau feuchte aber umso saftigere grüne Wiesen schlängeln wir uns weiter Richtung Osten. Die neuen Betonmasten der Fahrleitung passen sich weit nicht so harmonisch der Landschaft an wie die alten Eisenmasten, die “Betonfürsten” müssen wohl gut verdienen an der Staatsbahn (wie auch mit den neuen Bahnhöfen im Rahmen der “Bahnhofsoffensive”).
Ennswald-Forstau (ehem. Haltestelle bis 1996, 28,7)
Die Haltestelle Ennswald-Forstau existiert nicht mehr (> optimaler Zugang zum Wandergebiet Fagereralm)
Mandling (Bahnhof, 32,3; 812 m)
Kurz nach der Station Mandling – gepflegter Bahnhof mit einem rotbekappelen Fahrdienstleiter vor dem Gebäude, in Fahrtrichtung links, 3 Durchgangsgleise plus 1 Ladegleis – überqueren wir die Landesgrenze zur Steiermark.
———- Landesgrenze Salzburg / Steiermark —————
Rechts die vom Wintersport devastierten Hänge der Reiteralm mit futuristischer Talstation aber im Sommer grausam anzusehenden Bergflanken. Links das Schigebiet der Hochwurzn sowie die Sonnenterrasse der Ramsau am Fuß des Dachsteins (Erschließung durch die Dachsteinsüdwand-Seilbahn).
Pichl (Bahnhof, 36,8; 769 m)
Wir durcheilen (das wäre übertrieben, wir durchfahren) die Station Pichl mit je 1 S-bahnartigem Unterstand links und rechts des Gleises und nähern uns unserem nächsten Halt, dem Bahnhof von Schladming. Links die B 146 Ennstalbundesstrasse, rechts die Enns, welche ja im Radstätter Tauernmassiv entspringt und uns anstelle des Fritzbaches seit Radstadt begleitet. Rechts die 1.906 m hohe Planai, bekannt für alpine Schirennen (Abfahrtspiste, Nachtslalom).
Schladming (Bahnhof, 41,6; 739 m)
Schladming ist der bekannteste Ort im oberen Ennstal. Ehem. Bergbaugebiet, Stadtrecht seit 1313, nach Verlust wieder seit 1925. Wintersportort, Weltcuport.
Der Bahnhof von Schladming mit Mittelbahnsteig wird ja grosszügig umgebaut, offiziell primär für die Ski-WM 2013, aber die Absichen der Staatsbahn bei diesen Bahnhofsumbauten gehen weniger in Richtung Kundenorientierung sondern eher in Richtung Personalabbau in den Stationen. Es ist immer das gleiche “Spiel”.
Während rechts in Fahrrichtung sanfte Gras- und Waldberge unsere Fahrt flankieren, tauchen links hinter den sanften Vorbergen die steinernen Ausläufer des Dachsteinmassivs auf.
Oberhaus-Markt Haus (ehem. Haltestelle bis 1996, 47,6)
Die HS Oberhaus Markt Haus, welche dem Ort Haus im Ennstal näher liegt als der einige Kilometer später folgende Bahnhof, existiert nicht mehr.
Nachdem uns die Enns einige Zeit rechter Hand begleitet hat, überqueren wir nach sie einer langgezogenenen Rechtskurve auf einer niedrigen Fachwerkbrücke und erreichen den Bahnhof von Haus im Ennstal.
Haus (Bahnhof, 51,7; 698 m)
In diesem Bahnhof finden planmäßig Zugkreuzungen zwischen den Fernverkehrszügen (Intercity bzw. Eurocity) statt. So wartet auch schon der IC Graz-Salzburg auf uns und wir durcheilen den rechter Hand liegenden (von Gröbming aus ferngesteuerten) Bahnhof, welcher 3 km vom Ort entfernt liegt. Am Ladegleis wird gerade ein Waggon beladen. In der Gemeinde Haus: Der Berg “Hauser Kaibling” mit Schigebiet und Sendeanlage, Schiweltcuport für Damen.
Aich-Assach (Haltestelle, 53,3; 693 m)
Kurz darauf schon die Station Aich-Assach, wo offenbar für den neuen S-Bahn-Takt die Bahnsteige neu asphaltiert wurden. Der Holzunterstand dürfte jedoch schon älter sein.
Pruggern (Haltestelle, 57,8; 690 m)
Kurz nach der kleinen Gemeinde Pruggern mit Haltestelle (Unterstand links) tauchen linker Hand kurz vor dem Bahnhof Gröbming majestätisch 2 steinerne Riesen auf – der von Gröbming aus auf einer abenteuerlichen Autostrasse zu erreichende Stoderzinken (2.048 m) als Steilabfall der Dachsteingruppe sowie weiter Richtung Osten das langgezogenen Massiv des wirklich grimmig erscheinenden Grimmings.
Gröbming (Bahnhof, 59,9; 676 m)
Gröbming mit schönem alten Bahnhofsgebäude und einer feschen Fahrdienstleiterin mit roter Kappe vor dem Gebäude.
Das Ortszentrum ist 2 km entfernt. Hinsichtlich dieser auch auf andern Eisenbahnstrecken anzutreffenden meist historisch bedingten Unzulänglichkeit sollte nachgedacht werden, wie man die Station besser an den Ort anbinden kann (Walkway…??).
Wir überqueren auf einer 36 m Brücke den Sölkbach auf einem Eisenkasten (Fachwerk) und dann überqueren wir die Autostrasse in den Naturpark Sölktäler (Erzherzog Johann Strasse über den Sölkpaß ins Murtal bzw. Lungau).
Stein an der Enns (Haltestelle, 63,4; 667 m)
Die Haltestelle Stein an der Enns ist offenbar rückgebaut worden.
Eine liebliche Landschaft ist das hier, ein bisschen verschlafen wirkt sie aber das soll ja nicht negativ sein.
Öblarn (Bahnhof, 67,8; 663 m)
Ein Fußballplatz kündigt die nächste Gemeinde an und schon fahren wir über die Einfahrtsweiche des (unbesetzten) Bahnhofs Öblarn rechter Hand mit 3 Durchgangsgleisen sowie 2 Ladegleisen.
Dann haben wir linker Hand das Grimmingmassiv (2.351 m) erreicht, dann der Hubschrauberplatz des Christophorus 14 linker Hand und wir ducheilen (nun schon richtiger formuliert) die HS Niederöblarn ohne nennenswertem Gebäude.
Niederöblarn (Haltestelle, 71,0; 656 m)
Kurz nach der Haltestelle Niederöblarn erfolgt die nächste Ennsquerung (48 m Fachwerkkasten) und gelangen in den ehem. Bf St. Martin am Grimming. mit besetztem Stellwerk und Ausweich- und Anschlussgleisen aber seit einiger Zeit ohne offiziellem Personenhalt.
St. Martin am Grimming (Betriebsbahnhof, ehem. Bahnhof, 73,1; 649 m)
Der ehem. Bf St. Martin am Grimming. mit besetztem Stellwerk und Ausweich- und Anschlussgleisen hat aktuell keinen offiziellen Personenhalt, er dient als sogenannter Betriebsbahnhof.
Durch die Ennswiesen mit Teichen schlängelt sich unser IC weiter Richtung Osten, dann links die Steilabfälle des Grimmings mit der Lücke nach Mitterndorf, wo Bundesstraße und Salzkammergutbahn ins Salzkammergut führen. Das Kircherl von Pürgg (romanisches Kleinod, ein wunderbarer Platz da oben!!) grüßt herunter!
Trautenfels, (ehem. Haltestelle bis 2008, 78,0)
Trautenfels hat zwar noch einen Schrankenwärter, aber für die zahlenden Fahrgäste wird nicht mehr angehalten – eine eigenartige Prioritätensetzung! Hinter dem Stationshütterl erhebt sich das Schloss Trautenfels aus dem 13. Jhd (heutiger Zustand 17. Jhd., Museum und Ausstellungen). Am Fischteich am Fuß des Schloßhügels ißt man vorzüglich (Fisch aber auch anderes). Querung der B 75 Glattjochbundesstrasse ins Schigebiet Planeralm und nach Donnersbach / Donnersbachwald.
Kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof Stainach-Irdning mündet von links die Salzkammergutbahn ein.
Stainach-Irdning (Bahnhof, 80,4; 645 m) > Abzweigung der Salzkammergutbahn Bad Aussee-Bad Goisern-Ischl-Gmunden-Attnang Puchheim
Der Bahnhof in Stainach-Irdning wurde umgebaut, 5 überdachte Bahnsteige gibt es jetzt. Wo die Salzkammergutbahn einmündet 2 Ladegleise zu Betrieben/Hallen.
Das Bahnhofsrestaurant “Dopolavoro” sorgte bis 2019 für eine gute Infrastruktur im Bahnhof, dann wurde das Bahnhofsresti zugesperrt und sogar die über 100 Jahr alten Weinstöcke im Gastgarten von der ÖBB Immobilien GmbH ausgerissen – verbrannte Erde sozusagen 🙁 Detto gibt es seit einigen Jahre keine Personenkasse mehr und auch die Schließfächer wurden entfernt – Kundenorientierung sieht definitiv anders aus!
Im Normalfall haben die IC´s Anschluss an die Salzkammergutbahn.
Bis 1993 wurden die Milchlieferungen auf der Schiene in die Molkerei Stainach transportiert (im Anschluss ca. 100 m an das Bahnhofsgebäude, heute Transport auf der Strasse).
Nach der Ausfahrt begleitet uns rechter Hand einige km ein zweites Gleis (zumindest für ein kurzes Wegstück ist die Ennstalbahn zweigleisig), bei dessen Einmündung wir den ehem. Bhf Wörschach-Schwefelbad durchfahren.
Wörschach Schwefelbad (Haltestelle, vormals Bahnhof, 83,8; 644 m)
Beim links in Fahrtrichtung gelegenen Gebäude sind alle Türen und Fenster mit Brettern vernagelt. (neues Gebäude Anfang der 1990 er Jahre errichtet – da fragt man sich schon hinsichtlich Nachhaltigkeit und zukunftsorientiertes Handeln…).
Am Rand des Wörschacher Mooses verläuft die Trasse überwiegend geradlinig, was sich natürlich angenehm in einer höheren Geschwindigkeit zwischen 100 und 110 niederschlägt.
Liezen (Bahnhof, 92,7; 642 m)
Schon kommt die Durchsage für den nächsten Halt, der Bahnhof der Bezirkshauptstadt Liezen linker Hand ist dann gleich erreicht. Der Bau entspricht dem des Bf. Hüttau, allerdings mit Bahnsteigveranda und modernisierter Fassade.
Gab es vorher nur Schüttbahnsteige so wurden diese im letzten Jahr erneuert.. Es gibt 3 Gleise, Gleis 2 und 3 sind weit auseinander, das wirkt unharmonisch. Bahnsteig 3, wo die S-Bahn wartet, hat nicht einmal eine Überdachung, nur so einen Glaskobl als Unterstand.
Unser IC bleibt am Hausbahnsteig mit dem altem Aufnahmsgebäude stehen, aber es sind sicher 200 Meter weiter in Richtung Selzthal als die Sbahn auf Gleis 3 steht. Im Gegensatz zu Stainach-Irdning hat der Bahnhof der Bezirkshauptstadt mit keiner wirklichen Infrastruktur aufzuwarten. Der gesichtlose architektonisch wertlose Gesamteindruck (vom alten Aufnahmsgebäude abgesehen) passt aber bestens zum Umgebungsbild des Ortes Liezen, dieser grässlichen, an oberitalienische Städte erinnernden Einkaufs-Durchzugsstrasse. Dabei soll das Zentrum des Ortes ja gar nicht so übel sein….
Anm.: Das alte Aufnahmsgebäude wurde zwischenzeitlich abgerissen und es gibt auch im Bezirkshauptort Liezen keinen Schalter mehr, wo man Fahrkarten kaufen und sich informieren kann!
Nach Verlassen des Bahnhofs und Überquerung des Pyhrnbaches und der Schoberpassbundesstrasse macht die Trasse einen Rechsschwenk und dann überqueren wir die Enns auf einer 48 m Kastenbrücke und treten die letzte Etappe bis zum Bahnhof Selzthal an. Kurz vor diesem unterqueren wir die Betonbrücke der A 9, der Pyhrnautobahn, welche rechter Hand Richtung Rottenmann Schoberpass in einem kurzen Tunnel verschwindet.
Die Schleife von Selzthal ist immer noch nicht Realtität aber mit den neuerdings auch bei den ÖBB-IC´s eingesetzten Steuerwagen wohl auch nicht sinnvoll und zwecks Umsteigen Pyhrn und Gsäus (wenn es wieder kommt) würde das ja ohnehin wenig Sinn machen.
Nach Überquerung einer 28 m Brücke zwischen dem Unterwerk Selzthal und dem Rundhaus (Lokschuppen) erreichen wir den Bahnknotenpunkt Selzthal.
Selzthal (98,9; 639 m) > Abzweigung Rudolfsbahn (Schoberpaßstrecke St. Michael-Graz bzw. Klagenfurt; Rudolfsbahn (auch tw. als Ennstalbahn bezeichnet) durch das Gesäuse nach Hieflau-Kleinreifling-St. Valentin; Pyhrnbahn nach Linz
Dieser Bahnhof weist ein herrliches, pompöses (leider nicht entsprechend genutztes) Jugendstilgebäude auf.
Der Bahnhof wurde auf tausenden Holzpfählen im Sumpfgebiet der Enns errichtet und ist nach dem Umbau von Bischofshofen und Salzburg Hbf der letzte Inselbahnhof Österreichs. Er steht unter Denkmalschutz genauso wie der alte Lokschuppen. Allerdings wenn man an den Gmundner Seebahnhof denkt, der auch unter Denkmalschutz stand und dann nach zahlreichen politischen Interventionen der Abrissbirne zum Opfer fiel (“Kulturland Oberösterreich”) muss man tagtäglich auf der Hut sein!
Selzthal war lange Jahre auch bekannt als erfolgreiches Zentrum für Nostalgiefahrten (Ing. Bachler), welches leider vor einigen Jahren zerstört wurde – der Lokschuppen mit den liebevoll gepflegten Raritäten wurde von der Wiener Zentrale regelrecht geplündert, die wertvollen Stücke nach Wien verschleppt, wo sie dann teilweise mangels Unterstellmöglichkeiten im Freien vor sich hinrosteten oder mangels Einsatzmöglichkeiten bzw. Möglichkeiten zur Wartung verscherbelt wurden. Ein weiteres unrühmliches Kapitel in der neueren Geschichte der Staatsbahn.
Besondere Kunstbauten:
Neben zahlreichen kleineren bis mittleren Brücken sowie einigen Viadukten anfangs über den Fritzbach und gen Osten hin dann über die noch junge Enns weist die Ennstalstrecke 3 Tunnel auf:
Kreuzberg Tunnel (711 m), stellt die Verbindung zwischen dem Salzachtal und dem Fritztal her. Vom Lichtraumprofil her könnte er 2-gleisig geplant worden sein
Alpfahrt Tunnel (60 m, 20,1 Promille Steigung)
Hüttauer Tunnel (98 m, 620 m Radius)
Betrieb Aktuell:
Im Vergleich zum Zeitraum 2011 (siehe nachfolgend) hat sich das Angebot im Fernverkehr wieder verbessert, von “Schweizer Verhältnissen” ist man aber meilenweit entfernt. Tagsüber alle 2 Stunden verkehren Intercity bzw. Eurocity von Graz nach Salzburg (und darüber hinaus nach Frankfurt/Main bzw. Saarbrücken) sowie nach Innsbruck und mit dem EC 163/164 “Transalpin” darüber hinaus bis Zürich HB. Seit dem Fahrplanwechsel 2020/21 verkehrt zusätzlich abends noch ein D-Zug-Paar zwischen Graz und Bischofshofen mit Anschluss an einen D-Zug Klagenfurt-Salzburg. Ein Nachtzug (EN Euronight) verbindet Graz mit Zürich über die Ennstalbahn.
Ergänzend zu diesen Fernverbindungen, welche nur in Radstadt, Schladming, Stainach-Irdning und Liezen halten, werden alle 2 Stunden die dazwischen liegenden Stationen im Nahverkehr bedient, allerdings nur auf dem Steirischen Abschnitt mit dem “Steirertakt”.
Auf dem Salzburger Abschnitt (Bischofshofen-Radstadt / Schladming) ist das Angebot auf der Schiene aber nach wie vor beschämend, nur in den Tagesrandlagen in der Früh und am Abend verkehren 3 Regionalzüge. Ansonsten ist man auf den Postbus (Linie 510 Bischofshofen-Radstadt) angewiesen, die werktags meist alle 2 Stunden verkehrt.
Betrieb Vergangenheit:
Hier sei rückblickend auf die desaströsen Zustände rund um das Jahr 2010/11 hingewiesen (Quelle DEEF Webseite vom 24.9.2011).
Täglich gibt es aktuell je 6 innerösterreichische Direkt-Verbindungen Salzburg – Graz und Graz-Salzburg in einem 2-Stunden-Takt. Dies ist als absolute Minimalvariante zu sehen. Je 2 dieser Verbindungen sind EC von/nach Deutschland und werden mit DB-Wendezuggarnituren geführt. Seit 2011 sind auch die anderen 4 österreichischen Garnituren mit einem Cityshuttle-Steuerwagen ausgestattet, der das Stürzen in den Bahnhöfen Bischofshofen und Selzthal vereinfacht und beschleunigt. Zusätzlich gibt es noch 1 Verbindung Graz-Innsbruck mit Anschluß von/nach Salzburg mit dem IC nach/von Klagenfurt (Tauernbahn).
Von Graz nach Innsbruck gibt es aktuell nur mehr 1!! Direktverbindung am Tag (IC 518), die Ende 2011 seitens der Staatsbahn gekillt werden soll. Der bis 2010 erfolgreich verkehrende ÖBB EC Graz-Bregenz (mit Autoverlad) wurde trotz bester Auslastung seitens der Staatsbahn unverständlicherweise gestrichen. In den 1990ern verkehrte eine Tagesverbindung Graz-Zürich mit Speisewagen und schweizer Panoramawagen (“Robert Stolz”). Auch Richtung Schweiz gibt es keine Tagesverbindung mehr, von Paris wie früher ganz zu schweigen. Ein Armutszeugnis! Bestehend ist noch der EN Verbindung von/nach Zürich – EN 464 Zürichsee (ab Graz 22.25, Zürich an 9.20 bzw. EN 465 (ab Zürich 20.40, an Graz 7.00 Uhr), beide Autoverlad zwischen Feldkirch und Graz.
Auch was das Wagenmaterial betrifft so wird (wurde) die Ennstalstrecke stiefmütterlich behandelt – im Jahr 2009 mußte ich geschäftlich öfter nach Graz, gefahren wurde mit alten angemieteten IR-Wagen von der DB. Hinsichtlich der 1. Klasse ging man sehr “pragmatisch” vor – die Ziffer “2” wurde durchgestrichen und ein “1” hingeschrieben!! Kurz vorher noch im 6010er gereist und dann sowas…. Im Rahmen der Streckensperre (ca. 1 Monat) mit SEV wurde gar der IC aus Innsbruck als Doppeltraktion Talent (S-Bahn-Fahrzeug!!) geführt. Skandalös konnte man da nur sagen!
Zukunft:
Wie zu hören ist, soll ab Dezember 2021 auch auf dem Salzburger Streckenabschnitt ein Taktverkehr alle 2 Stunden wieder eingeführt werden – denn das gab es ja bereits in den 1990er Jahren! Das ist auf alle Fälle zu begrüßen!
Wie es generell mit der Ennstalstrecke und dem Fernverkehr darauf aussehen wird, wenn die Koralmbahn (2026??) eröffnet wird, das lässt sich aktuell nicht sagen. Wunschdenken der ÖBB ist es wohl, die Verbindung Salzburg – Graz über den Tauern nach Klagenfurt und von dort dann weiter über die Koralmbahn nach Graz zu führen.
Allerdings ist man dann immer noch nicht schneller auf der Gesamtrelation, man braucht auch über Klagenfurt ca. 4 Stunden. Und bis dato wird zwar die Ennstalbahn jedes Jahr mindestens 3 Wochen total gesperrt und die Fahrgäste in Autobusse verfrachtet, aber die Fahrzeit hat sich dadurch in den letzten Jahren um keine Minute verbessert. In den 1990er Jahren hat man ja über größere Streckenbegradigungen, Zweigleisigkeit und auch über den Einsatz von Neigezügen nachgedacht, umgesetzt wurde allerdings wie in Österreich so gerne praktiziert überhaupt nichts – man fährt wie ich schon eingangs erwähnte nach wie vor “auf Kaisers Schienen”.
Für den Tourismus im Ennstal (inklusive Gesäuse und Schoberpaß) wird es aber wichtig sein, adäquate Verbindungen möglichst ohne Umsteigen zu erhalten. Dazu braucht es aber auch neues Wagenmaterial, denn diese S-Bahn-Garnituren (Talent oder Cityjet) ohne Komfort und ohne 1. Klasse sind dazu überhaupt nicht geeignet! Wenn man sich an früher erinnert, da hatte jeder Eilzug eine 1. Klasse – heute muss man froh sein, wenn ein Intercity in Österreich eine in entsprechender Größe und Ausstattung mitführt. Durch Ausschreibung von Nah- und Fernverkehr könnte diesbezüglich wohl einiges erreicht werden, es ist zu hoffen, dass Freihandvergaben an den Platzhirschen ÖBB nun endgültig zum Wohle der Fahrgäste Geschichte sind.
Links:
DEEF-Doku: Rudolfsbahn (auch Ennstalbahn 2) >>>
DEEF – Doku: Salzburg Tiroler Bahn (Giselabahn) >>>
DEEF – Doku: Die Salzkammergutbahn >>>
DEEF-Blog Probleme Graz-Salzburg >>>
DEEF-Blog Wiedereinführung IC Graz-Salzburg >>>
Testbericht Bahnhofsresti Dopolavoro Stainach-Irdning >>>
Medien: SR-Film & Video 1993 “Die Ennstalbahn” (3 Teile, Teil 1 Bischofshofen-Selzthal)
Betreiber ÖBB (Konzernseite) >>>
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum.
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 24. September 2011; Komplett überarbeitet: 20.2.2021; Letzte Ergänzung: 24.2.2021