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Autor: Dr. Michael Populorum, 2.1.2012 Prognostizierte Katastrophen treten ja nicht immer ein und so hatte ich wirklich bis zu letzt Hoffnung gehabt, daß das "Downgrading" auf der Strecke Salzburg-Graz in Form von Streichungen jedes zweitens Intercitys nicht eintreten wird. Doch die Katastrophe, dieser Anschlag auf die Eisenbahn in Form eines Kahlschlages, trat doch tatsächlich zum Fahrplanwechsel im Dezember 2011 ein. Man muß sich schon fragen, was in den Hirnen der Staatsbahnmanager und der vom Verkehrsministerium mit der Frau Minister voran wohl vorgeht. Am Vortag des Fahrplanwechsels am 10.12.2011 bin ich ja noch mit dem IC 513 (ab Salzburg 08.15) nach Graz gefahren, um den "Armutsbericht 2011 - Zum Zustand der Österreichischen Eisenbahnen" zu finalisieren. Diesen Zug gibt es jetzt seit dem Fahrplanwechsel nicht mehr, angeblich weil überhaupt pro Tag nur 32 Fahrgäste von Graz nach Salzburg bzw. von Salzburg nach Graz fahren. Ich würde ja schallend über diese von der ÖBB der Öffentlichkeit präsentierte Lüge lachen, aber zu ernst ist die Lage. Diese Lüge hat übrigens der ORF Salzburg in einem Lokalaugenschein entlarvt und bestätigte meine Beobachtungen sowie Berichte von anderen Eisenbahnfreunden. Aber das ist der Staatsbahn und dem höchstens reagierendem statt agierendem Ministerium mit der offenbar fachlich völlig überforderten Ministerin völlig wurscht. Die Frau Minister, gelernte Zahnarzthelferin böhmischer Herkunft, faselte etwas von "Geisterzügen", die da verkehren und für deren Finanzierung sie nicht aufkommen werde. Offenbar hat da einer im Ministerium oder der ÖBB den "hitch hikers guide through the galaxy" gelesen - nur der gute "Deept Thought" vermeldete auf die Frage "nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest" nach einer Rechenzeit von über 7 Millionen Jahren: "42". Ich denke die ÖBB haben nicht so lange recherchiert *gg*. Und die Zahl 32, nämlich 32 Fahrgäste, waren auch der Aufhänger, daß das Jahr zuvor die Strecke Graz-Linz, also die beiden größten Landeshauptstädte Österreichs, per Schiene nicht mehr direkt verbunden sind. Undenkbar sowas in der Schweiz. Eine Bankrotterklärung! Die Rückfahrt war mit dem ebenfalls letztmalig verkehrenden IC 610 ab Graz um 15.38 geplant - Erstaunen, nein volle Verärgerung, als Garnitur wurde eine reine City Shuttle Garnitur bereitgestellt, ohne Service und 1. Klasse. "Vorwehen auf morgen" sagte der ebenfalls erstaunt wirkende und mit zahlreichen Beschwerden wie "Wo sind die Abteile" konfrontierte Schaffner. Die österreichische Staatsbahn scheint sich wirklich auf das Niveau einer Balkanbahn hinzubewegen. Offenbar konnte man es gar nicht erwarten, die eigentlich zum Einsatz kommenden IC-Wagen ins Ausland zu verscherbeln. Da ich arbeiten wollte nahm ich den EC nach Wien Meidling und dann den RJ nach Salzburg. Ankunft über 3 Stunden später aber zumindest nicht 4 Stunden in Nahverkehrszügen ohne Arbeitsmöglichkeit....Eine spontane Beschwerde war übrigens nicht möglich, der ebenfalls entsetzt wirkende MA in der Lounge in Graz gab mir eine Telefonnummer, wo sich allerdings nur ein Band meldete mit dem Hinweis "Montag bis Freitag 8-17 Uhr". Die nächste kundenunfreundliche Einsparung also... Nachsatz: Seit dem Fahrplanwechsel werden verkehren nur mehr 3 direkte IC-Züge von Salzburg nach Graz. Dazwischen "D-Züge" (eine Zuggattung, die es eigentlich offiziell seit Jahren nicht mehr gibt), allerdings mit zahlreichen Fußnoten im Fahrplan versehen, weil sie nicht täglich fahren. Und wenn sie fahren, dann mit Nahverkehrswaggons, "Cityschüttlern", wo man weder arbeiten noch bequem und entspannt reisen kann.
Apropos Geisterzüge: Wie war das doch schnell? Zwischen Graz und
Salzburg sind nur 32 Fahrgäste pro Tag unterwegs (ÖBB Generaldirektor
Kern). Da fahren lauter "Geisterzüge" und es wäre billiger und
umweltfreundlicher, wenn man jedem Fahrgast ein Auto schenken würde
(Verkehrsminister Bures). "Jetzt bin ich sprachlos", erklärt ein Fahrgast. "Am D 611 hingen in den letzten Jahren sonntags acht Wagen, und das nicht ohne Grund. Und dann schickt ein Schreibtischtäter nach einem langen Wochenende nur fünf Wagen los?" Ein anderer schreibt: "Bin mit dem D 519 von Bischofshofen nach Graz gefahren. Wie erwartet, eine Wendegarnitur, fünfteilig, und jede Menge Beschwerden. Der Zug kam in Bischofshofen schon sehr voll rein, füllte sich dann bis Liezen noch stärker und in Selzthal brach das Chaos aus. Familien, Schifahrer, Studenten - viele saßen vor dem WC oder blockierten die Türen im Einstiegsbereich." Das Wagenmaterial sorgte zudem für Ärger, da es in den Nahverkehrszügen keine Steckdosen für Notebooks gibt. Zumindest das werde sich nicht ändern, erklärt ÖBB-Sprecher Christoph Posch. "Das ist Teil der Vereinbarung mit den Ländern, die so günstiger fahren." Für die unterdimensionierten Züge entschuldigen sich die ÖBB aber. "Das war eine Fehleinschätzung unsererseits." Ab Freitag werden diese Züge verstärkt. Quelle: Kleine Zeitung online Die Mindestforderung kann nur lauten: 2 Stundentakt von 6 Uhr bis 20 Uhr (Abfahrtszeiten) mit hochwertigem Material (1. und 2. Wagenklasse, Bistro/Speisewagen)! Und optimierte Anschlüsse Richtung Salzkammergut und Pyhrn. Ihre Meinung? redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org
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Alle Beiträge geben die Meinung des jeweiligen Autors wieder. Beiträge (Blogs) von anderen Autoren (Bloggern) sind gerne willkommen. Die Beiträge dienen dazu, die Öffentlichkeit zu informieren und zu sensibilisieren. Der investigative Journalismus soll zu einer Verbesserung der Dienstleistungen im Eisenbahnsektor Anstoß geben und ist nicht Selbstzweck sondern dem Wohle der Eisenbahn verpflichtet Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF; Erstmals online publiziert: 22. Januar 2012; Ergänzungen: : |
Last modified
Samstag, 02. Mai 2015 11:23:35 +0200
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