Die Nordwestbahn – “Österreichisch-Tschechische Magistrale” von Wien über die Weinstadt Retz in die Gurkerlstadt Znaim
Eigentlich wurde die Nordwestbahn von der k.k. privilegierten Österreichischen Nordwestbahn (ÖNWB) im Jahr 1871/72 als Hauptbahn eröffnet und die Strecke ist auch heute noch als Hauptbahn klassifiziert, doch das heißt nicht viel wenn man sich im Bundesland Niederösterreich befindet und die Staatsbahn ÖBB für Infrastruktur und Betrieb zuständig ist. Aber Freunde nostalgischer Erlebnisse kommen hier sicher auf ihre Kosten, Pendler und Schüler aber, die hier täglich fahren müssen, würden es sicher begrüßen, wenn hier Strecken begradigt, die Durchschnittsgeschwindigkeit erhöht und zum tschechischen Nachbarn stündlich und nicht nur alle 2 Stunden gefahren würde.
Aber der Reihe nach…
Am 1. November 1871 wurde die von der ÖNWB errichtete Strecke von Stockerau nach Znaim eröffnet und am gleichen Tag betrieb die ÖNWB auch den Abschnitt von Floridsdorf nach Stockerau, welchen die ÖNWB von der Nordbahn gekauft hatte. Die k.k. privilegierte Kaiser Ferdinands-Nordbahn (KFNB) hatte diesen Abschnitt schon 1841 eröffnet. Durchgehend bis Wien Nordwestbahnhof erfolgte der Betrieb ab 1. Juli 1872.
Die Filettierung der Donaumonarchie nach dem 1. WK sowie die Entstehung des Eisernen Vorhangs nach dem Verlust des 2. WK wirkten sich natürlich auf die Nordwestbahn aus, u.a.
- Reduzierung des Zugverkehrs nach dem 1. WK (Znaim war jetzt [feindlich gesinntes] Ausland)
- Komplette Einstellung des Personenverkehrs nach dem 2. WK ab 1952 (Eiserner Vorhang ins feindlich gesinnte] Ausland). Erst 1989 fährt wieder ein Zug von Retz nach Znaim
- Nordwestbahnhof und Nordwestbahnbrücke über die Donau (heute umgebaut zur Autobrücke “Nordbrücke”) fallen für die Züge der Nordwestbahn außer Nutzung – die Züge verkehren heute über Wien Praterstern (ex Wien Nordbahnhof) und die Nordbahnbrücke nach Floridsdorf
Die Öffnung des Eisernen Vorhangs hat bis dato zwar einen 2-Stunden-Takt bis Znaim und den Anschluss ans tschechische Bahnnetz ermöglicht, die Verlängerung aller Züge von Retz nach Znaim – was ja logisch wäre, denn in Retz gibt es nur saisonal Anschluss an den Reblaus-Express, in Znaim aber an das gesamte Netz der CD) – wurde bis dato aber nicht Wirklichkeit. Aber immerhin es fahren Züge, anders als an der Laaer Ostbahn, die nach wie vor ohne Übergang nach Tschechien ist.
Die Nordwestbahn ist bis Stockerau 2-gleisig, dann nur mehr eingleisig. Die gesamte Strecke ist elektrifiziert mit 15 kV und 16,7 Hz, wobei die Elektrifizierung bis Stockerau 1962 erfolgte, bis Hollabrunn 1979 und bis Retz 1993. Die Verbindung zum tschechischen Nachbarn wurde zwischen 2006 und 2009 mit dem österr. Stromsystem elektrifiziert. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 120 km/h, der minimale Radius 277 m und die max. Neigung 12 Promille.
Die Stationen:
- Wien Nordwestbahnhof, Bahnhof, km 0,0; 166 m.ü.d.M.

- Wien Jedlesee, ehem. Bhf (Strecke jetzt über Nordbrücke und Floridsdorf; das Aufnahmsgebäude stand vorerst unter Denkmalschutz, wurde aber 2003 abgerissen)
- Wien Floridsdorf, Bf, km 4,2 (Abzweig Nordbahn nach Lundenburg / Breclav)

- Wien Brünner Straße, Haltestelle, km 5,7
- Wien Jedlersdorf, Bahnhof, km 6,5; 164 m (Abzweig zur Nordbahn bei Leopoldau)



- Wien Strebersdorf, Haltestelle, km 8,1
- Langenzersdorf, Haltestelle, km 11,2
- Bisamberg, Haltestelle, km 12,4
- Korneuburg, Bf, km 15,6; 170 m (Abzweig Lokalbahn Ernstbrunn – Mistelbach – Hohenau (Nordbahn)
- Leobendorf-Burg Kreuzenstein, Haltestelle, km 18,8
- Spillern, Hst, km 22,5
- Stockerau, Bf, km 25,8; 173 m (Abzweig nach Absdorf-Hippersdorf)


- Ober Olberndorf, Hst, km 30,6
- Sierndorf, Bf, km 32,7; 190 m
- Höbersdorf, Hst, km 34,9

- Schönborn-Mallebarn, Hst, km 37,4

- Göllersdorf, Bf, km 41,1; 204 m

- Groß Stelzendorf, ehem. Hst, km 43,2
- Breitenwaida, Hst, km 45,7
- Sonnberg, ehem. Hst, km 49,2
- Hollabrunn, Bf, km 51,4; 225 m



- Hetzmannsdorf-Wullersdorf, Bf, km 57,8; 230 m

- Guntersdorf, Bf, km 62,1; 250 m

- Platt, Hst, km 70,6


- Zellerndorf, Bf, km 73,7; 225 m (Abzweig Pulkautalbahn Sigmundsherberg bzw. Laa/Thaya)


- Retz, Bf, km 81,4; 244 m (Abzweig Reblaus Express nach Drosendorf)




- Unterretzbach Gbf, ehem. Bf, km 85,6; 238 m

- Unterretzbach, Hst, km 86,6


—-Staatsgrenze Österreich – Tschechien seit 1919 —— km 87,7
- Schattau (Satov), Hst, km 89,1

- Neu Schallersdorf (Znojmo-Nový Šaldorf), Hst


- Znaim (Znojmo), Bf, km 100,1; 290 m (nach Lundenburg, nach Kuttenberg, Kolin)


Verkehr heute:
Die Betriebsführung erfolgt durch ÖBB, die S-Bahnlinien S4 verkehrt bis Stockerau, die S3 bis Hollabrunn und darüber hinaus bis Retz verkehren Regionalzüge (meist Wiesel-Dostos) bis Retz im Stundentakt, von denen allerdings nur jeder zweite (also 2-Stundentakt) bis Znaim durchgebunden wird. Bis Hollabrunn werden den Fahrgästen 2 Züge pro Std. angeboten, 1x S-Bahn, die dort endet und dann der R nach Retz bzw. Znaim.
Die Fahrzeit für die ca. 77 km lange Strecke von Wien Floridsdorf bis Retz beträgt mit dem R (es gibt keine REX oder gar IC) 1 Stunde und 1 Minute, bis Znaim 1 Std. 23 Minuten. Am Vormittag gibt es eine 4-Stunden-Lücke!! Abfahrt Wien 7.11, nächste Verbindung 11.11! Das ist nicht akzeptabel!
Links:
DEEF Beitrag Nordbahn >>>
DEEF Beitrag Reblaus-Express >>>
Link zum österr. Betreiber ÖBB >>>
Link zum tschech. Betreiber CD >>>
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 30. Juli 2019; Letzte Ergänzung: