Summerauerbahn

Von Linz nach Budweis #Teil 1- die Summerauerbahn

Summerauer Bahn Linz Budweis
Durch Wiesen und Wälder des Mühlviertels strebt der D-Zug dem Bahnhof Summerau zu (Foto Archiv DEEF / Dr. Michael Populorum) 17.6.2012

Ein Reader in 2 Teilen

Teil 1: Von Linz bis Summerau
Teil 2: Von Summerau bis ins böhmische Budweis

Prolog / Begriffsklärung

Unter Summerauer Bahn versteht man heute die eingleisige, elektrifizierte und 67,7 km lange Normalspurbahn von der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz nach Norden bis Summerau nächst der Grenze zu Tschechien. Von dort führt die Bahnstrecke weiter in die Südböhmische Verwaltungsstadt Budweis und weiter nach Prag.

Historisch betrachtet ist der Begriff Summerauer Bahn eng mit der Bezeichnung Budweiser Bahn verbunden, worunter man die Strecke von Linz bzw. St. Valentin über Gaisbach-Wartberg-Summerau nach Budweis verstand, die in Anlehnung an die einstige Pferdeeisenbahn Linz – Budweis errichtet wurde. Der Begriff ist heute nicht mehr geläufig, der Streckenabschnitt Mauthausen – Gaisbach-Wartberg wurde 1956 stillgelegt und anschließend abgebaut.

Summerauer Bahn Linz Budweis
Zuglaufschild Linz Hbf – Prag Hauptbahnhof
Summerauer Bahn Linz Budweis
Abteil 1. Klasse tschechischer Waggon

Geschichte

Errichter und Betreiber der Budweiser Bahn / Summerauer Bahn war ursprünglich die KEB (Kaiserin-Elisabeth-Bahn), die über den Ast St. Valentin – Mauthausen – Gaisbach-Wartberg Anschluß in St. Valentin an die Kronprinz-Rudolf-Bahn (KRB) Richtung Süden (-Triest) anstrebte und die Konzession dazu unter der Auflage erhielt, auch Linz mit einem Seitenast anzubinden.

Eröffnungsdaten:

1. Dezember 1871: Summerau–Budweis (nur Güterverkehr)

6. November 1872: Freistadt–Summerau (Gesamtverkehr) und St. Valentin–Freistadt (nur Güterverkehr)

2. Dezember 1872: St. Valentin–Freistadt (Gesamtverkehr)

20. Dezember 1873: Linz Abzweigung Wärterhaus 850–Gaisbach-Wartberg

17. Mai 1914: Linz Hbf–Linz Abzweigung Wärterhaus 850

Nach der Verstaatlichung der KEB im Jahr 1884 wurde die Summerauer Bahn von den k.k. Österreichischen Staatsbahnen betrieben, heute sind die ÖBB (Österreichische Bundesbahnen) der Betreiber.

Die Elektrifizierung der Summerauerbahn erfolgte im Jahr 1975 mit 15 kV Wechselstrom, während die Strecke von Summerau weiter nach Budweis erst ab dem Jahr 2000 elektrifiziert wurde und zwar mit den in Tschechien üblichen 25 kV. Die Systemtrennstelle befindet sich an der Staatsgrenze nächst Summerau (Gemeinde Rainbach im Mühlkreis) bei Kilometer 61,097. Nach dieser „Schutzstrecke“ speist das tschechische Oberleitungsnetz mit 25 kV und 50 Hz ein. Alle geeigneten Tfz fahren mit angehobenen Stromabnehmer und Hauptschalter AUS über diese Trennstelle. Das Tfz erkennt automatisch die andere Stromspannung und kann dann wieder auf Leistung gehen (Herzlichen Dank an den FDL in Summerau für die Ergänzungen).


Betrieb

(Stand 2015/2016): Im Personenverkehr wird die Strecke bis Summerau im 2. Stunden-Takt bedient, der zeitweise zu einem Stundentakt verdichtet ist. Bis Pregarten wird ein Stundentakt angeboten, der werktags zeitweise zu einem Halbstundentakt verdichtet wird. Mehrmals täglich verkehren Züge über Summerau hinaus nach Budweis bzw. nach Prag. 2015 werden keine EC Züge mit Speisewagen mehr angeboten wie noch vor einigen Jahren mit dem EC „Jose Plecnik“.

2015 grenzüberschreitend verkehrende Züge:

REX „Donau-Moldau“ Linz – Budweis (Anschluß Prag)

R „Vltava-Dunaj“ Linz – Budweis

R „F.A. Gerstner“ Linz – Prag

R „Matthias Schönerer“ Linz – Budweis (Anschluß Prag)

REX „Anton Bruckner“ Linz – Prag

R „Franz Kindermann“ Linz – Budweis

Diese Züge bestehen entweder aus tschechischen Fernverkehrswaggons der CD oder aus CityShuttle Wendezügen der ÖBB.

Summerauer Bahn Linz Budweis
Zuglaufschild D-Zug Anton Bruckner von Prag nach Linz

Für den internationalen Fahrgast besonders unangenehm ist die Tatsache, dass die internationalen Züge besonders bei der Rückfahrt Richtung Linz wie ein Bummelzug an allen!! Haltestellen im Mühlviertel halten – ein Unding, was da den Fahrplan-„Experten“ der ÖBB eingefallen ist. Wo doch tw. diese Züge von einem Regionalzug in kurzem Abstand nachgefolgt werden. Die Fahrzeit von Linz bis Summerau beträgt ca. 1 Stunde 15 Minuten, für nicht einmal 68 km doch etwas lang. Vor allem auch deshalb, weil aktuell 2015 die Verlängerung der Mühlkreisautobahn in Betrieb gehen wird.

Auch regen Güterverkehr gibt es auf der Summerauerbahn, u.a. Kohlezüge zur VOEST nach Linz.

Die Höchstgeschwindigkeit auf der Summerauer Bahn beträgt trotz seit Jahren angedachter Ausbaumaßnahmen nach wie vor nur 90 km/h, der minimale Radius 251 m und die maximale Neigung 16 Promille.

Summerauer Bahn Linz Budweis
R 200 (in Tschechien als „Internationaler Schnellzug“ bezeichnet) abfahrtsbereit in Linz Hbf (17.6.2012)

Die Stationen der Summerauer Bahn

Linz Hbf, Bahnhof, km 0,0; 263 m.ü.d.M.

Linz Franckstrasse, Haltestelle, km 3,323; 258 m

Windegg, ehem. Haltestelle, km ca. 5,0

Steyregg, Bahnhof, km 6,274; 252 m

Pulgarn, Haltestelle, km 8,766; 251 m

St. Georgen an der Gusen, Bahnhof, km 14,052; 253 m

St. Georgen an der Gusen Haltestelle, km 15,119; 254 m

Lungitz, Bahnhof, km 18,896; 285 m

Katsdorf, Haltestelle, km 22,063; 321 m

Gaisbach-Wartberg, Bahnhof, km 26,752 / km 20,191 (von St. Valentin); 371 m (bis 1956 Einmündung der Strecke von St. Valentin über Mauthausen)

Schloß-Haus, Haltestelle, km 22,481 (von St. Valentin); 386 m

Pregarten, Bahnhof, km 25,922; 416 m (bis 1901: Prägarten)

Selker, ehem. Haltestelle (ca. 2009 aufgelassen), km 30,497; 421 m

Kefermarkt, Bahnhof, km 36,789; 464 m

Lasberg – St. Oswald, Haltestelle, km 39,786; 482 m

Lest-Neumarkt, ehem. Haltestelle, km 41; 509 m

Freistadt, Bahnhof, km 46,486; 558 m, Bahnhofsbuffet

Summerau, Bahnhof, km 55,905; 663 m, Grenzbahnhof, weiter nach Budweis/Prag


Die Reise in Bildern

Summerauer Bahn Linz Budweis
Ein kurzes Stücke entlang der Westbahnstrecke…
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…..dann nach links abgezweigt und am VÖEST-Gelände lang zur Haltestelle Linz Franckstrasse
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Die mächtige Donaubrücke vom Schiff aus gesehen
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Die böhmische Masse bergan ins Mühlviertel
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Aufnahmegebäude des Bahnhofs Steyregg
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Haltestellengebäude Pulgarn
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Stetig bergan. mäandrierend Böhmen entgegen
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St. Georgen an der Gusen Bahnhofsgebäude, ein architektonisch wenig ansprechender Zweckbau. Von dort gab es früher eine Schleppbahn ins gleichnamige KL
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Haltestellengebäude St. Georgen an der Gusen Haltestelle
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Einfahrt in den Bahnhof Lungitz
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Zugkreuzung im Bahnhof Lungitz
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Aufnahmsgebäude Bahnhof Lungitz
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Zugkreuzung in Gaisbach-Wartberg. Hier zweigte früher die Strecke nach Mauthausen – St. Valentin ab (bzw. historische betrachtet zweigte die Strecke nach Linz von der Strecke nach St. Valentin ab)
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Unterstand Haltestelle Schlodd-Haus
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Zugkreuzung in Pregarten. Bis hierher gibt es von Linz in etwa die doppelte Frequenz wie dann weiter nach Norden bis Summerau
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Aufnahmsgebäude Pregarten
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Die Haltestelle Selker wird nicht mehr bedient und wurde auch zwischenzeitlich abgetragen. In der dort situierten „Pöllermühle“ habe ich als kleiner Bub zum ersten Mal ein feuerspeiendes Dampfroß in der einbrechenden Dämmerung vorbeifauchen gesehen – ein nachhaltiger Eindruck
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Bahnhof Kefermarkt. Der Ort ist über die Grenzen hinaus bekannt für seinen gotischen Flügelaltar
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Weiter gehts nach Norden. Die Fahrt durch das hügelige Granit- und Gneishochland des Mühlviertels mit seinen Wäldern, Äckern und Wiesen ist immer wieder eine Freude für die Augen
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Haltestelle Lasberg-St. Oswald

Der Bezirkshauptort Freistadt mit mittelalterlichem und von einem Graben umgebenen Altstadt ist erreicht. Allerdings liegt der Bahnhof doch ca. 3 km ausserhalb des Ortes und die Busanbindung des Bahnhofs läßt wie meist in Österreich zu wünschen übrig.

Summerauer Bahn Linz Budweis
Bahnhofsschild Freistadt
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Der Bezirkshauptort Freistadt mit mittelalterlichem und von einem Graben umgebenen Altstadt ist erreicht. Allerdings liegt der Bahnhof doch ca. 3 km ausserhalb des Ortes und die Busanbindung des Bahnhofs lässt wie meist in Österreich zu wünschen übrig.
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Freistadt ist auch Sitz einer Brauerei
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Innenraum des Bahnhofsrestaurants Freistadt. Dahinter im Freien gibt es einen kleinen Außenbereich
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Rege Fahrgastfrequenz am Bahnhof Freistadt
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Der Grenzbahnhof ist erreicht – Summerau in der Gemeinde Rainbach im Mühlkreis. Das Aufnahmsgebäude ist nahezu ident mit dem in Gaisbach-Wartberg
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Bahnhofsgebäude Summerau
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Bank und Hektometerstein im Bahnhof Summerau

Ausblick

Hinsichtlich des 2-gleisigen Ausbaus ist man säumig – ursprünglich sollte demnächst der Abschnitt Linz bis Gaisbach-Wartberg 2-gleisig ausgebaut fertig sein. Nur man hat bis dato nicht mal angefangen damit. Jedenfalls täte es dringend not, die Fahrzeiten zu verkürzen und internationale Züge nicht an jedem Misthaufen halten zu lassen.

# Teil 2: Weiter geht es mit der Budweiser Bahn von Summerau bis Budweis >>>

Summerauer Bahn Linz Budweis
Zugschild D-Zug nach Prag

Links

DEEF-Doku „Von Linz nach Budweis“ Teil 1 Die Summerauer Bahn >>>

DEEF-Doku Lokalbahn Zartlesdorf (Rybnik) – Lippen (Lipno) >>>

Betreiber ÖBB Infra AG >>>

Betreiber CD >>>

Zu unserem Video-Kanal
https://www.youtube.com/@Railways-Ropeways-of-Europe 


Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum

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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF

Erstmals Online publiziert: / page first published 31. August 2015;  Seiten-Relaunch 26.7.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 27.7.2025