Pfaffenwinkelbahn

Bayern: Die Pfaffenwinkelbahn Weilheim – Peißenberg – Schongau

Pfaffenwinkelbahn Weilheim Schongau Bayern
LINT der BRB im Bahnhof Schongau zur Fahrt auf der Pfaffenwinkelbahn Richtung Weilheim 2025 (Foto Archiv DEEF / Dr. Michael Populorum)

Allgemeines, Betrieb

Die Pfaffenwinkelbahn bzw. die Bahnstrecke von Weilheim (Oberbay) über Peißenberg nach Schongau ist eine 24,4 km lange eingleisige, nicht-elektrifizierte Nebenbahn in Bayern. In Weilheim (Oberbay) besteht Anschluss an die Bahnstrecke München – Garmisch Partenkirchen sowie die Ammerseebahn über Geltendorf nach Mering. Von Schongau führen die Gleise als Fuchstalbahn (aktuell nur für den Güterverkehr) weiter nach Landsberg (Lech).

Betreiber auf der Pfaffenwinkelbahn ist seit 2008 die BRB (Bayerische Regiobahn GmbH, Veolia Konzern), die mit ihren Lint-Triebwägen im (Quasi-) Stundentakt unterwegs sind. Die Fahrzeit beträgt 33 Minuten, hat also noch deutlich Potential zur Optimierung. Die Umläufe der Triebwägen erfolgen über die Pfaffenwinkelbahn hinaus, sie verlaufen nämlich noch weiter auf der Ammerseebahn entlang des Ammersees nach Geltendorf und weiter nach Augsburg Oberhausen. Die Pfaffenwinkelbahn ist wie die Ammerseebahn in den „Werdenfels Takt“ eingebunden.

Eröffnet wurde die Pfaffenwinkelbahn in mehreren Etappen, wobei besonders früher der Güterverkehr (Pechkohle-Bergbau in Peißenberg) im Vordergrund stand.

Aufgrund der Historie kann man auch von 2 Eisenbahnstrecken sprechen, welche die Pfaffenwinkelbahn ergeben, nämlich die Bahnstrecke Weilheim – Peißenberg und Schongau – Peißenberg (die Kilometrierung der Pfaffenwinkelbahn folgt dieser Zweiteilung).

Pfaffenwinkelbahn Weilheim Schongau Bayern
Der Lint VT 212 „Mering“ der BRB von Augsburg Oberhausen kommend fährt in Weilheim (Bay) ein. LINT ist ein Akronym für „Leichter innovativer Nahverkehrstriebwagen“ und wird von der Fa. Alstom in der Produktfamilie Alstom Coradia vertrieben

Geschichte

1. Februar 1866: Der Abschnitt Weilheim bis Peißenberg (damals Unterpeißenberg, heute Haltepunkt Peißenberg Nord) wird eröffnet. DIe Kohle vom Peißenberger Bergwerk noch mit Pferdefuhrwerken zur Bahn gebracht

1. August 1875: Fertigstellung einer 2,7 km langen Werksbahn vom heutigen Haltepunkt Peißenberg Nord (Endpunkt damals) zum Bergwerk

15. September 1880: Die Werksbahn nimmt den öffentlichen Personenverkehr auf, die damalige Endstation Sulz bekommt den heutigen Namen Peißenberg

4. Februar 1910: Baugenehmigung für den Weiterbau nach Schongau wird erteilt, Baubeginn im selben Jahr mit der Lechbrücke in Schongau

11. Januar 1917: Eröffnung der Strecke Peißenberg – Schongau. Damit konnte die Papierfabrik in Schongau an die Schiene angeschlossen werden. In der Folge auch reges Aufkommen im Passagierverkehr

Für den Kohletransport wurde die Strecke von Weilheim bis Peißenberg bis 1927 elektrifiziert. Als der Bergbau im Jahr 1971 stillgelegt wurde kam es aber nicht zu einer Elektrifizierung der Gesamtstrecke, sondern es wurde kurioserweise der Fahrdraht komplett abgebaut, sodass man bis heute mit Dieseltraktion verkehren muß – eine kurzsichtige, schildbürgerhafte Aktion!

Pfaffenwinkelbahn Weilheim Schongau Bayern
Abwechselnd ist die 24 km lange Fahrt – von Wiesen und Äckern zu Beginn mit Blick aufs ferne Gebirge dann durch dichte Wälder und Hochmoore sowie vorbei an einem fast 1.000 m hohen Berg, der „Bayerischen Rigi“

Die Stationen der Pfaffenwinkelbahn

Weilheim (Oberbay), Bahnhof, km 0,0; 561 m.ü.d.M., Anschluss an die Bahnstrecke München – Garmisch (-Innsbruck) sowie die Ammerseebahn

Peißenberg Nord, Haltepunkt, seit 1900, km 6,5; früher Bahnhof Unterpeißenberg (bei km 6,2)

Peißenberg, Bahnhof, km 8,9 (von Weilheim), km 15,5 von Schongau); 591 m; früherer Name Bahnhof Sulz

Hohenpeißenberg, Haltepunkt, früher Bahnhof, km 9,3 (von Schongau), 722 m (sollte ursprünglich Schächen heissen)

Peiting Ost, Bahnhof, km 4,2; 717 m

Peiting Nord, Haltepunkt, km 2,4

Schongau, Bahnhof, km 0,0; 681 m.ü.d.M., Anschluß Fuchstalbahn nach Landhut (Lech), aktuell nur Güterverkehr und gelegentliche Sonderfahrten mit Schienenbussen; Reaktivierung oftmals angedacht


Einige Fotos von der Pfaffenwinkelbahn

Pfaffenwinkelbahn Weilheim Schongau Bayern
Neben zahlreichen anderen Fahrgästen besteigt den Lint in Weilheim Richtung Schongau auch eine Jugendgruppe mit Fahrrädern, unterwegs zu einem Lager in Hohenpeißenberg, einem schönen Wandergebiet rund um die „Bayerische Rigi“
Pfaffenwinkelbahn Weilheim Schongau Bayern
Noch ist Platz, aber der Lint füllte sich ganz schön. Eigenartigerweise haben die Fahrzeuge der BRB keine 1. Klasse 🙁
Pfaffenwinkelbahn Weilheim Schongau Bayern
Ein einfacher Unterstand in Peißenberg Nord. Vormals Unterpeißenberg und Bahnhof
Pfaffenwinkelbahn Weilheim Schongau Bayern
Im Bahnhof Peißenberg finden planmäßig die Zugkreuzungen statt. Von hier führte ein Gleis zum Bergwerk. Die beiden LINT VT 212 „Mering“ sowie VT 226 „Stadt Schongau“ am 1. August im Bahnhof Peißenberg
Pfaffenwinkelbahn Weilheim Schongau Bayern
Hohenpeißenberg wurde zum Haltepunkt rückgebaut und das kleine schmucke Stationsgebäude abgerissen. Auch in Hohenpeißenberg gab es ein Bergwerk. Allgegenwärtig ist hier der fast 1.000 m hohe Bayerische Rigi mit der angeblich ältesten Wetterstation Europas. Von hier nach Schongau hat die Strecke ein deutliches Gefälle von bis zu 25 Promille
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Bahnhof Peiting Ost, rückgebaut wie man sieht (Gleis am Hausbahnsteig herausgerissen). Auch hier führt(e) ein Gleis zu einem Bergwerk sowie zu einem Unternehmen
Pfaffenwinkelbahn Weilheim Schongau Bayern
„Stargate“ läßt grüßen – Haltestelle Peiting Nord
Pfaffenwinkelbahn Weilheim Schongau Bayern
Über die Lechbrücke kurz vor dem Bahnhof Schongau. Die Brücke wurde ab 2001 komplett neu gebaut. Von Schongau kommend nach der Brücke zweigt ein Anschlußgleis ab zur Papierfabrik Haindl (heute UPM). Dort existiert ein weitverzweigtes Gleisnetz
Pfaffenwinkelbahn Weilheim Schongau Bayern
Die Augsburger Lokalbahn bewerkstelligt den Güterverkehr von/zur Papierfabrik und dann über die Fuchstalbahn gen Norden. Die Pfaffenwinkelbahn dient als Ausweichstrecke falls die Fuchstalbahn gesperrt sein sollte. Hier Diesellok 44 (eine V 100) der Augsburger Lokalbahn als Schiebelok abfahrtsbereit nach Landsberg (Lech) am 1. August 2015.
Pfaffenwinkelbahn Weilheim Schongau Bayern
Bahnhofsgebäude Schongau mit LINT VT 212 (1. August 2015). Der Bahnhofs verfügt immer noch über mehrere Gleise, das ehem. Bahnbetriebswerk sowie Lokschuppen mit Drehscheibe wurden 1999 platt gemacht.
Pfaffenwinkelbahn Weilheim Schongau Bayern
LINT der BRB mit Namen Stadt Schongau im Bahnhof von Schongau
Pfaffenwinkelbahn Weilheim Schongau Bayern
Ein Uerdinger Schienenbus erreicht von Landsberg (Lech) via Fuchstalbahn kommend den Bahnhof Schongau (1.8.2015)
Pfaffenwinkelbahn Weilheim Schongau Bayern
Triebwägen zweier Generationen – moderner LINT der BRB sowie Uerdinger Schienenbus mit Steuerwagen der Initiative Fuchstalbahn, die zeitweilig Sonderfahrten von Schongau nach Landsberg (Lech) anbieten

Fazit / Ausblick

Wie zu hören ist, soll demnächst eine neue Haltestelle gebaut werden und zwar Weilheim Süd (Stand 2015, aktuell 2025 bis dato nicht realisiert). Durch höherwertige Sicherungen von zahlreichen Bahnübergängen, wo teilweise Schrittgschwindigkeit gefahren werden muss, sollte sich die Fahrzeit weiter verkürzen lassen und das ist notwendig!


Links

Betreiber BRB >>>

DEEF-Dokumentation Fuchstalbahn >>>


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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum

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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF

Erstmals Online publiziert: / page first published 6. August 2015;  Seiten-Relaunch 26. August 2025; Letzte Ergänzung / page last modified 26.8.2025