Railway & Mobility Research Austria # Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
Mercedes-Benz Museum
Verkehrsmuseen in Stuttgart (Teil 2): Das Mercedes-Benz Museum in Stuttgart Untertürkheim
Der Mercedes-Benz O 3500 Allwetter Reisebus ist der erste nach Kriegsende konstruierte Mercedes-Benz Omnibus. Er ist noch als klassischer Langhauber konzipiert und wird in verschiedenen Varianten als Linien- und Reisebus angeboten (Foto Archiv Dr. Michael Populorum, DEEF)
Allgemeines
Wenn es um den Verkehr geht, so hat die Baden-Württembergische Landeshauptstadt Stuttgart einiges zu bieten: Nicht nur im negativen Sinn, wenn man laufend davon hört, Stuttgart ist die „Feinstaub-Hauptstadt Deutschlands“, sondern auch im positiven Sinne, gibt es doch dort unzählige Arbeitsplätze in der Automobilindustrie sowie deren Zulieferbetrieben. Die zwei bekanntesten Unternehmungen sind dabei die Firmen Porsche und Daimler Benz, beide präsentieren ihre Unternehmensgeschichte in je einem einzigartigen und höchst besuchenswerten Museum.
Daneben ist auch der Öffentliche Verkehr sehr vielfältig und interessant, Eisenbahn, S-Bahn, U-Bahn/Stadtbahn, Tram, Zahnradbahn, Standseilbahn und Autobus prägen das vielfältige Bild des ÖPNV. Und auch ein Museum hat der ÖPNV zu bieten, die Straßenbahnwelt Stuttgart.
Das Museumsgebäude, die Ausstellung
Schon der äußere Anblick, die Architektur, des neuen Mercedes-Benz Museums, geschaffen vom holländischen Architekten Ben van Berkel, fasziniert. Seit 2006 thront auf einem aufgeschütteten Hügel im Nekarpark im Stuttgarten Stadtteil Bad Cannstatt direkt vor den Toren des Untertürkheimer Mercedes-Benz Werks und in Nachbarschaft zum örtlichen Fußballstadion Mercedes-Benz Arena (Spielstätte des VfB Stuttgart) der alu- und glasummantelte Museumskomplex.
Der futuristische Museumsbau
Das Mercedes-Benz Museum verknüpft eine elegante Erscheinung mit einer einzigartigen Struktur auf Basis einer Doppelhelix. Alles an dieser Architektur ist im Fluss: Es gibt weder geschlossene Räume noch gerade Wände. Ohne Stützen spannen sich 33 Meter weite Decken, und keine der 1.800 dreieckigen Fensterscheiben gleicht der anderen.
Die Ausstellung in Form einer Doppelhelix zeigt über 125 Jahre Markengeschichte. Darin liegen die Erbanlagen für die gegenwärtige und zukünftige Entwicklung, und dies vermittelt das Mercedes-Benz Museum dem Besucher bereits in seiner architektonischen Gestalt: Den untrennbaren Zusammenhang zwischen Tradition und Innovation. Ihren Höhepunkt und eine letzte Beschleunigung erfährt die Zeitreise im letzten Mythosraum, der beide Rundgänge abschließt und in die Gegenwart zurückführt. Dutzende Rennfahrzeuge machen dort den Mythos Mercedes-Benz in Reinkultur erlebbar. Eine Steilkurve greift die komplexe Geometrie des Gebäudes auf und erinnert zugleich an traditionsreiche Rennstrecken. (Quelle: Mercedes-Benz Museum)
Von der obersten Ebene aus führen zwei Wege in weiten Kurven durch die umfangreiche Sammlung. Der Mythosrundgang folgt chronologisch der Geschichte der Marke von der Erfindung des Automobils bis heute. Auf dem zweiten Rundgang setzen fünf Collecitonsräume zeitübergreifende Schwerpunkte. Jederzeit kann der Besucher zwischen den verschiedenen Sphären wechseln. Auch die mehr als 100-jährige Nutzfahrzeuggeschichte des Unternehmens wird neuerdings präsentiert. Beide Rundgänge enden in der Steilkurve des Raums „Silberpfeile – Rennen und Rekorde“. Das Konzept für den musealen Ausbau wurde vom Stuttgarter Büro HG Merz entwickelt.
Mit dem Typ MB 300 präsentiert Mercedes-Benz 1951 den schnellsten und größten Serienwagen deutscher Produktion. Er steht in der Tradition des „Großen Mercedes“ und wird schnell zum wichtigsten Repräsentationsfahrzeug der jungen Bundesrepublik. Seinem prominentesten Passagier verdankt der Typ 300 den Beinamen „Adenauer“
Gliederung der Ausstellung
Die chronologisch orientierten Mythosräume erzählen die Geschichte der Marke Mercedes-Benz und gliedern sie in Themen und Epochen.
Mythos 1: Pioniere – Die Erfindung des Automobils, 1886 bis 1900
Mythos 2: Mercedes – Die Geburt der Marke, 1900 bis 1914
Mythos 3: Umbrüche – Diesel und Kompressor, 1914 bis 1945
Mythos 4: Wunderjahre – Form und Vielfalt, 1945 bis 1960
Mythos 5: Vordenker – Sicherheit und Umwelt, 1960 bis 1982
Mythos 6: Aufbruch – der Weg zur emissionsfreien Mobilität, 1982 bis heute
Mythos 7: Silberpfeile – Rennen und Rekorde
Die Collectionsräume zeigen thematisch geordnet die Fahrzeuge der Marke.
Collection 1: Galerie der Reisen
Collection 2: Galerie der Lasten
Collection 3: Galerie der Helfer
Collection 4: Galerie der Namen
Collection 5: Galerie der Helden
Foto-Galerie
Nachfolgend einige Eindrücke von meinem Museumsbesuch im Feber 2018 festgehalten mit meiner kleinen Nikon-Kamera Coolpix S9700.
Anreise mit dem Bus. Kurios: Der Eingang rechts zum Werks mit der Eingangslobby liegt direkt unter einer StadtautobahnIm Freigelände vor dem Eingang grüßt der 5-fache Weltmeister Juan Manuel FangioDas Mercedes-Benz Center, die MB Niederlassung Stuttgart, gemeinsam mit dem MB Museum auch als „Mercedes-Benz Welt“ bezeichnetFuturistische Aufzugskabinen bringen den Besucher auf die oberste Ebene, wo die Zeitreise durch die Automobilgeschichte nach unten beginntBlick nach unten in den EingangsbereichLinks der dreirädrige Benz Patent-Motorwagen, das erste Benzin-Automobil der Welt von 1886, rechts im Vordergrund die Daimler Motorkutsche, das erste Auto der Welt mit vier Rädern und einem Benzinmotor. Gottlieb Daimler hat sie 1886 zusammen mit Wilhelm Maybach konstruiertModell eines Bahnhofs im ausgehenden 19. JhdDaimler Motor-Draisine, weltweit erstes Schienenfahrzeug mit Benzinmotor, erstmals 1887 im Einsatz zwischen Esslingen und Kirchheim/TeckDas erste Motorrad der Welt, der „Reitwagen“ von Gottlieb Daimler und Wilhelm MaybachDer dreirädrige Benz Patent-Motorwagen, das erste Benzin-Automobil der Welt von 1886Schmalspurstraßenbahn von 1890 im Einsatz in Cannstatt genannt „Motor Waggonet“Daimler Motor-FeuerspritzeDieser Daimler Motor-Lastwagen aus dem Jahr 1898 ist der älteste noch existierende Lkw der WeltWeitere „Pioniere“Im Jahr 1900 wurde der Markenname „Mercedes“ eingeführtMythos 2: Mercedes – Die Geburt der Marke, 1900 bis 1914Benz 20/35 PS Landaulet Baujahr 1909Modell eines MB Reisebusse aus der Zeit vor dem 2. WKModell eines MB Reisebusse aus der Zeit vor dem 2. WK (Langschnauzer)Der Mercedes-Benz O 305 zählt zur ersten Generation der Standard-Linienbusse, mit der 1967 eine Vereinheitlichung der im Liniendienst eingesetzten Omnibustypen beginnt. Das ausgestellte Fahrzeug legt bei der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) von 1980 bis 1995 im Linienverkehr mehr als eine Million Kilometer zurückMercedes-Benz Duo-Bus, ein Hybrid Obus und DieselbusMilnes-Daimler Doppeldeckerbusse kommen seit 1904 in London zum EinsatzDer Mercedes-Benz O 2600 Allwetter-Reiseomnibus ist mit seiner Langhauber-Bauart ein typischer Omnibus der 1930er-Jahre. Das Werk Gaggenau baut ihn in unterschiedlichen Ausführungen, vor allem als kleineren Reise- oder Ausflugsomnibus mit 20 bis 30 SitzplätzenEin schöner Rücken kann durchaus entzücken 🙂Mit diesem LO 1112 beginnt Hector Prieto 1969 in Buenos Aires seine Laufbahn als Busunternehmer. Der Kurzhauber-Omnibus LO 1112 stammt aus dem Mercedes-Benz Werk in Buenos AiresWerbeplakat für den MB Reisebus O 321Mit dem Reisebus O 303 präsentiert Mercedes-Benz 1974 eine Omnibusreihe, die bei Reisebussen neue Maßstäbe für Komfort und Sicherheit setzt. Mit Bussen dieser Baureihe werden von 1980 an Überrollversuche durchgeführt, die zur Entwicklung des überrollfesten Aufbaugerippes für Omnibusse führen. Auch bei der aktiven Sicherheit setzt der O 303 Maßstäbe: er ist 1981 der weltweit erste Bus mit ABSFür die Fußball-WM 1974 in der Bundesrepublik stellt Mercedes-Benz den 16 teilnehmenden Nationen luxuriöse Reisebusse des Typs O 302 zur Verfügung. Alle Mannschaftsbusse sind gelb lackiert und mit Landesnamen und -flagge versehen. Dieser O 302 ist dem Bus der bundesdeutschen Nationalelf nachgebildet. Der Verbleib des Originals, nach der WM noch jahrelang als Reisebus im Einsatz, ist ungeklärt. Ort der Aufstellung: Galerie der NamenCockpit des Weltmeister-AutobussesMercedes-Benz Travego Reisebus, Produktion seit 2009. Der ausgestellte Omnibus ist das erste produzierte Serienfahrzeug der neuesten Travego Generation und schreibt die Tradition der Mercedes-Benz Reisebusse fortTiefblick vom Museum
Einige historische Poster
Historischer Poster Mercedes BenzHistorischer Poster Mercedes BenzHistorischer Poster Mercedes BenzHistorischer Poster Mercedes BenzHistorischer Poster Mercedes Benz1935 bringt Mercedes-Benz den Schwerlastwagen L 6500 Pritschenwagen auf den Markt, der im Werk Gaggenau produziert wird. Er ist mit einem leistungsstarken Sechszylinder-Dieselmotor ausgestattet und speziell auf die Anforderungen des Güterfernverkehrs ausgerichtetIm Volksmund ist der LP 333 Pritschenwagen wegen seiner beiden gelenkten Vorderachsen als „Tausendfüßler“ bekannt. Die neuartige Konstruktion führt Mercedes-Benz 1958 einIn der Collection 2 – Galerie der Lasten, im Bild rechts der Benz 3-Tonnen-Lastwagen, ein typischer Lkw aus der Zeit vor dem Ersten WeltkriegDer O 10000 kommt in den 1930er-Jahren als Stadt- und Fernverkehrsomnibus zum Einsatz und beeindruckt schon durch seine Größe. Das ausgestellte Fahrzeug dient der Österreichischen Post nach dem Zweiten Weltkrieg als Paketwagen auf der Strecke Salzburg-Wien. Später wird es zum mobilen Postamt umgebaut, das bei Veranstaltungen wie den Salzburger Festspielen oder als Behelfspostamt im Einsatz istBeeindruckendDer L 406 Kastenwagen ist ein Vertreter der Transporter-Baureihe L 319. Als vollkommen neue und eigenständige Konstruktion unterscheidet sich die 1955 präsentierte Typenreihe erstmals deutlich von den LastwagenMercedes-Benz LK 338 Kipper. Der LK 338 ist ein frühes Modell der Kurzhauber-Lkw-Baureihe, die Mercedes-Benz 1959 einführteHinweis Mythos 3: Umbrüche – Diesel und Kompressor, 1914 bis 1945„Großer Mercedes“
Der Mercedes-Benz 770„Großer Mercedes“ ist das Repräsentationsfahrzeug der 1930er- und 1940er-Jahre. In dem luxuriösen Kompressorwagen lassen sich Könige, Staatsoberhäupter und Wirtschaftsgrößen, aber auch Vertreter des NS-Regimes chauffieren. Dieser Tourenwagen gehörte dem Industriellen Otto Wolff von Amerongen.
„Großer Mercedes“Mythos 4 „Die Wunderjahre“Plakat Großer Preis von Frankreich 1954Der Mercedes-Benz 300 S Cabriolet A erscheint Ende 1951 als besonders exklusives Spitzenmodell mit sportlicher Note. Der Zweitürer ist als Coupé, Cabriolet und Roadster erhältlichMercedes-Benz 300 SL Coupé. Der 1954 präsentierte 300 SL Seriensportwagen basiert auf der erfolgreichen Rennsportversion von 1952. Höchstgeschwindigkeit 260 km/hMythos 5: Vordenker – Sicherheit und Umwelt, 1960 bis 1982Mercedes-Benz 230 G „Papamobil“, Baujahr 1980, gebaut für Papst Johannes Paul IIMercedes-Benz 600 Pullman Staatslimousine. Mit dem Typ 600 präsentiert Mercedes-Benz 1963 ein neues Repräsentationsfahrzeug. Die ausgestellte Staatslimousine mit erhöhtem Dach und Vollpanzerung entsteht 1965 als Einzelstück für den werkseigenen Fuhrpark. Mehr als 30 Jahre lang befördert sie Könige, Kanzler und Präsidenten bei Staatsbesuchen höchst komfortabel und bestens geschütztOb der tollen Schaustücke lief meine kleine Nikon fast heiß 🙂Mythos 6: Aufbruch – Der Weg zur emissionsfreien Mobilität, 1982 bis heuteAMG-Tuning
Rennwagen und Mythos 7: Silberpfeile – Rennen und Rekorde
Tourenwagen bis hin zur Formle 1: MB vorne dabeiTourenwagen bis hin zur Formle 1: MB vorne dabeiTourenwagen bis hin zur Formle 1: MB vorne dabeiTourenwagen bis hin zur Formle 1: MB vorne dabeiTourenwagen bis hin zur Formle 1: MB vorne dabeiEine Legende, der Blitzen-BenzEine Legende, der Blitzen-BenzFaszinierend präsentiert, alle Hochachtung! Im Hintergrund unten links das Buffet/RestaurantEine beeindruckende Architektur
Fazit
Ein herrliches Museum, das man unbedingt gesehen haben muss!
In solcher Qualität sollten auch Fahrzeuge des Öffentlichen Verkehrs präsentiert werden, eigentlich eine Aufgabe des Staates! Doch die Situation in Österreich diesbezüglich ist eine einzige Tragödie!
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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