Salzbergwerk Hallein – Teil 1: Über den Knappensteig auf den Dürrnberg

Die 4 Teile des Readers:
- Teil 1: Über den Knappensteig über das Wolf-Dietrich-Berghaus auf den Dürrnberg >>>
- Teil 2: Zur Situation am Dürrnberg >>>
- Teil 3: Von Mundloch zu Mundloch – der Obere Knappenweg am Dürrnberg >>>
- Teil 4: Die Salzberg-Bahn Hallein: Seilbahn von Hallein auf den Dürrnberg, *1952 – 2001 >>>
Vorbemerkungen
Beim Aufarbeiten alter Unterlagen im Archiv ist mir doch wirklich ein Foto untergekommen, wo ich im zarten Alter von 10 Jahren anno 1967 mit meiner Oma, Auguste („Gusti“) Populorum, auf dem Grubenhunt nach der Ausfahrt aus dem Salzbergwerk Hallein zu sehen bin. Grund genug, einmal nachzuforschen, was aus dem alten Bergwerk nach Einstellung der Salzproduktion in Hallein (1989) und der Neugestaltung der Besucherführung (manche sprechen von einer „Disneylandisierung“) geworden ist, welche Relikte noch zu sehen sind.
Am 6. Juni 2010 war endlich mal ein Tag ohne Regen und bei strahlendem Sonnenschein machte ich mich mit dem Zug auf nach Hallein. Beim dortigen Bahnhof zweigte die Anschlussbahn zur Saline auf der Pernerinsel ab. Heute sind nur mehr ca. 200m Schienen vorhanden, die Gleisanlagen auf der Pernerinsel inklusive Brücke über die kleine Salzach sind längst Geschichte.



Nach der Durchquerung der Altstadt von Hallein – das alte Gemäuer hat schon seine Reize – machte ich mich zu Fuss auf, um über den Knappensteig den Dürrnberg zu erreichen.

Die 1952 eröffnete Salzberg Seilbahn wurde ja leider 2001 endgültig stillgelegt und abgerissen, nachdem sie nach dem Bau der neuen Dürrnbergstrasse (1982) noch einige Jahre ihr Gnadenbrot fristen konnte. Schade, aber im Vergleich zur Schweiz hat die in Österreich regierende und von mächtigen Lobbys beherrschte Politikerkaste meist wenig Mumm und Weitblick, um abseits von Sonntagsreden konkret für nachhaltige, umweltfreundliche Projekte oder gar für Traditionen einzutreten.

Der Knappensteig

Der Knappensteig ist in Ansätzen als Erlebnisweg konzipiert, an ein paar Stellen sind grüne Hinweistafeln zur Geschichte des Salzbergbaus aufgestellt. „Vermarktet“ wird dieses „touristische Produkt“ aber eher „suboptimal“.


Als erste Station, wenn man die stetig ansteigende Riesenschmiedstrasse hinaufgeht, kommt man zum Wolf-Dietrich-Berghaus, vor dem noch Schienen liegen. Diese führen von rechts kommend aus dem alten, bereits 1596 aufgeschlagenen Wolf-Dietrich-Stollen (Wolfdietrichberg) heraus (2 Gleise) und gehen links in den 1952 aufgefahrenen Eggl-Riedel-Stollen hinein (ebenfalls 2-gleisig). Weiters führen 2 Gleise in die ehemalige Lokremise hinein.








Auch das altehrwürdige Portal des Wolf-Dietrich-Stollens bietet einen eher „morbiden“ Anblick. Hier kamen Generationen von Bergwerksbesuchern auf dem „Wurstwagen“ herausgebraust Aufgeschlagen wurde der Stollen 1596 unter Erzbischof Wolfdietrich von Raitenau (1586-1612). Er führt 1600 durch Kalkgestein und hatte eine Bauzeit von 42 Jahren. 1896-1902 auf Zweigleisbetrieb ausgeweitet, erstmaliger Einsatz von elektrischen Bohrmaschinen. Bis 1955 Ende der Besucherstrecke.

Ergänzungen Fotos von 2014 zum Wolf-Dietrich-Berghaus & Wolf-Dietrich-Stollen (Wolfdietrichberg) & Eggl-Riedel-Stollen


Nachfolgend einige Fotos vom Wolf-Dietrich-Berghaus 2014:

























Update 2025
Das man das über 400 Jahre alte historisch wertvolle Gebäude im März 2015 abgerissen hatte, das wusste ich. Nochmals deutlich gesagt: Das war und ist eine Kulturschande!
Aber das man so unsensibel an diesem historischen Ort vorgegangen ist, das entsetzte mich bei einem Spaziergang im Sommer 2025. Wolf-Dietrich-Berghaus weg, Nebengebäude (Lokremise) weg, Schienen weg und keine Gedenktafel, nichts, einfach Leere. Und bei der (hochwassersicheren?) Verbauung des Raingrabens hat man die Mauer des Auffangbeckens so unsensibel direkt vor das Portal des Eggl-Riedel-Stollens hingeknallt, dass man von diesem nichts mehr sieht. Ein Trauerspiel wie man bei uns im Operettenstaat Österreich mit Kulturgütern umgeht 🙁



Die Befahrungen früher
Bei den früheren Bergwerksführungen („Fremdenbefahrungen“) wurden insgesamt 5 Horizonte durchquert, seit 1975 sind es nur mehr 2. Die Besucher fuhren mit dem Hunt aus dem Wolf-Dietrich-Stollen aus, ich kann mich noch gut erinnern, das war ein Spektakel! Endeten bis 1955 die Fremdenbefahrungen dann nach der Ausfahrt aus dem Wolf-Dietrich-Stollen (Besucher mussten dann zu Fuss die Riesenschmiedstrasse hinuntergehen), so wurde die Strecke 1956 bis 1974 insofern verlängert, als die Besucher durch den Eggl-Riedel-Stollen und dann noch 2 Rutschen („Rollen“) bis an die Talsohle in den Dr. Nusko-Erbstollen gelangten. Von dort brachte sie dann der „Jenbacher-Büffel-Zug“ zur Talstation der Seilbahn. Dorthin waren zwischenzeitlich die in der Garderobe bei der Einfahrt abgegebenen Kleidungsstücke bzw. Rucksäcke per Seilbahn gebracht worden.

Nach einer kurzen Pause ging es weiter am nun für ein kurzes Stück steil ansteigendem Knappensteig. Vorbei an der 1890 errichteten Knappenkapelle kommt man alsbald wieder zu einem Zeugen des traditionsreichen Salzabbaus in Hallein, zum Mundloch des 1564 aufgeschlagenen Jakobberg-Stollen oder Neuberg. Im daneben gelegenen Jakobberghaus befand sich laut Erläuterung auf der grünen Infotafel eine Bergschmiede und eine Zimmerei. Vor dem mit einer Holztüre verschlossenen Mundloch befindet sich im Inneren des Tunnelportals eine Art Kapelle.




Der Jakobbergstollen oder Neuberg wurde 1564 aufgeschlagen unter Erzbischof Johann-Jakob von Kuen-Belasy (1560-1585). Ausgemauert wurde der Stollen 1810. Er war über Jahrhunderte einer der salzreichsten Horizonte.
Unterhalb der neuen Dürrnbergstraße führt der Weg über eine herrliche frühsommerliche Wiese und führt nochmals an einem Mundloch vorbei, nämlich vom 1560 aufgeschlagenen Untersteinberg-Stollen oder Äbtissinberg. Hier ist in der Nähe des Mundlochs ein „heiliges Grab“ installiert.

Etwas eigenartig das „heilige Grab“ im Bereich des Mundlochs Untersteinberg-Stollen. Der 1560 in der Regierungszeit von Erzbischof Johann-Jakob von Kuen-Belasy (1560-1585). aufgeschlagene Stollen wurde 1828 ausgemauert und 1828 (?) aufgelassen (lt. Infotafel). Der Berg wurde von 2 Gewerken betrieben, nämlich Stift Nonnberg und Stift Raiten-Haslach.


Nach Überquerung der neuen Dürrnbergstraße erreicht man nun steiler ansteigend alsbald das (neue) Besucherzentrum der Salzwelten mit Bergwerkseinfahrt. Von hier kann man den Autobus Linie 41 hinunter nach Hallein nehmen.
>>> Teil 2 Das Salzbergwerk in Hallein: Zur Situation am Dürrnberg
Links
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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 24. Mai 2015; Seiten-Relaunch 31.10.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 31.10.2025
 
					