Das Salzbergwerk in HalleinTeil 2: Zur Situation am Dürrnberg |
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Die Situation hinsichtlich der Bergeinfahrt und der Bergausfahrt hat sich seit meinem Besuch des Salzbergwerkes im Jahr 1967 grundlegend geändert. Während damals die Ein- und Ausfahrt an unterschiedlichen Örtlichkeiten (an verschiedenen Horizonten also) erfolgte, so erfolgen Ein- und Ausfahrt heute aus Gründen der vereinfachten Logistik und somit höhererer Kapazitätsmöglichkeiten an 1 Ort. Dies hat aber - nach Einschätzung von Experten (u.a. Herbert Fritz) - den Nachteil, daß die Besucherbefahrungen weit weniger spektakulär sind als früher und auch weniger Authentizität vermitteln (wie spektakulär war doch der fast 2 km lange "Teufelsritt" auf dem "Wurstwagen" im Wolf-Dietrich-Stollen!). Im Zuge der Streckenänderungen wurde auch die Einfahrt örtlich geringfügig verlegt (früher im heutigen Musikerheim) und ein neues Gebäude als Besucherzentrum errichtet. In dieses Besucherzentrum integriert ist das Mundloch des Obersteinberg-Stollens, der heutigen Ein- und Ausfahrt mit dem Grubenhunt. Die in diesem Obersteinberg-Horizont eingerichtete Führungsstrecke besteht tw. bereits seit 1974, also lange vor dem Neubau des Besucherzentrums. Die Fahrt mit dem Grubenhunt erfolgt auf ca. 800 m (früher 2 km). Die aktuelle Besucherstrecke wird seit dem Jahr 1994 geführt.
Eine kurze Streckenbeschreibung (Stand 1997, nach G. Mayerhofer): Informationsfilm im neuen Gebäude – Einfahrt mit dem Grubenhunt in den Obersteinberg-Stollen (auch Klammreis-Stollen genannt, 2 gleisig, Bahnhof nach 500m) – Filmvorführung Schaukammer 1 – Fussmarsch über die Staatsgrenze (Österreich/Bayern) zu Rutsche 1 – Soleverkostung – Schifffahrt über den Salzsee – Rutsche 2 (längste Rutsche aller Salzbergwerke in A) – Schaukammer 2 – Schaukammer 3 – Fahrt mit der Rolltreppe zurück in den Obersteinberg-Horizont – Ausfahrt mit dem Grubenhunt. Dauer 80 Minuten. Wie man aus der Beschreibung von Mayerhofer sieht, wird den Besuchern heutzutage nur mehr 2x das Vergnügen gegönnt, mittels Rutsche (bergmännisch "Rolle" genannt) von einem Horizont in den anderen zu rutschen. Bis 1974 gab es insgesamt 6 Rollen, die bei der Fremdenbefahrung inkludiert waren, wobei tw. steilere Rollen durch weniger steilere und somit weniger unfallträchtige schon seit den 50er Jahren ersetzt worden waren. Als steilste Rollen galten die Jakobberg-Rolle mit 45 Grad! sowie die Buchstall-Rolle mit 42 Grad sowie die Wolf-Dietrich-Rolle, welche mit ebenfalls 42 Grad die zudem längste mit 80 Metern war (bei letztgenannter gab es einige Unfälle bei den Fremdenbefahrungen).
Eine Fotodoku und Beschreibung von DEEF über die neue Besucherstrecke im Rahmen einer Besucherbefahrung ist in Planung.
Einige Fakten zum Bergbau und Salzgewinnung in Hallein: Aktuell:
Streckenkilometer gesamt: 64,72 Km Mit dem Untertageabbau auf dem Dürrnberg wurde bereits in vorchristlicher Zeit durch die Kelten begonnen (ca. 600 v. Chr.). Ab dem Mittelalter waren die Bergwerke am Dürrnberg eine wichtige Einnahmequelle für die Salzburger Erzbischöfe. Schon damals brachte eine Soleleitung das flüssige Salz zu den Salzpfannen (Saline) nach Hallein hinab. Der älteste Stollen aus nachchristlicher Zeit dürfte der 1315 aufgefahrene Hoswasch Stollen (auch Raitenhaslach Stollen genannt) sein. Besucherbefahrungen setzten im 17./18. Jahrhundert ein, der Aufstieg war allerdings mühsam über den Knappenweg. 1971 wird der absolute Spitzenwert in der Produktion mit 72.230 Tonnen Salz pro Jahr wird erreicht.
31.7.1989: Die Sole- und Salzproduktion wird in Hallein eingestellt (Konzentration auf den Standort Ebensee mit der dort neu errichteten Saline - die Pfannen in Hall in Tirol, Bad Aussee, Hallstatt, Bad Ischl und Hallein waren dadurch nicht mehr rentabel und wurden sukzessive stillgelegt) 28. April 1994: Eröffnung der Besucherstrecke und der überirdischen Anlagen. In der 800-jährigen Betriebsgeschichte wurden am Salzbergbau Dürrnberg ca. 45 Mio m3 Sole bzw. etwa 12 Mio. Tonnen Salz erzeugt! (Quelle. salzwelten.at) Besucheranzahl: 1993:181.705 ; 1996: 227.189 (nach G. Mayerhofer 1998); 1948: 19.181; 1955: 103.901; 1967: 144.263; 1970: 160.475; 1980: 186.656; 1985: 174.133; 1990:199.390 (nach H. Fritz, 1998). Für den Erhaltungsbergbau von rund 14 Stollenkilometern werden noch immer Grubenbahnen benötigt. In der Blütezeit des Salzbergbaues erreichte das Schienennetz über- und untertage eine Ausdehnung von bis zu 40 km. Eine gute Zusammenstellung der eingesetzten Grubenlokomotiven mit aufschlußreichen Fotos findet sich bei Herbert Fritz "Die Grubenbahn des Salzbergwerks Hallein" (1998). Herbert Fritz nennt in seinem Buch folgenden Lokbestand bis 1975 im Salzbergwerk Dürrnberg: 2x Jenbacher JW 8, Baujahr 1951 1x Jenbacher JW 10A ("Jenbach Pony), Baujahr 1958 3x Jenbacher JW 20, Baujahre 1952, 1954, 1963 1x Gebus DGL18/40, Baujahr 1951 1x Bartz GA03e02 1976 wurden für die Besucherbefahrungen auf der neuen Strecke 2 Akkuloks Knotz/Kiepe angeschafft (2 Motoren á 8 kW, VMax 12 km/h, 8 t Gewicht) Erneuerung des Lok-Pools in den 80er Jahren durch Anschaffung von 5 Jenbacher Dieselloks (4x Pony 10A und 1x JW 20G, Baujahre 1980-1989)
>>> Teil 3: Von Mundloch zu Mundloch - der Obere Knappenweg am Dürrnberg bei Hallein Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info > redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF; Erstmals online publiziert: 7. November 2010; Änderungen/Ergänzungen: 24. Juli 2011
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Sonntag, 24. Mai 2015 22:13:37 +0200
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum DEEF # Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung #
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