Die Donauuferbahn – St. Valentin – Grein – Krems

Eine Dokumentation in Wort, Bild & Video
Von Dr. Michael Alexander Populorum
Die Donauuferbahn Teil 3: Durch den Strudengau und den Nibelungengau von Sarmingstein über Persenbeug nach Emmersdorf
DIE DONAUUFERBAHN – EIN READER IN 4 TEILEN
Dieser Reader präsentiert die Donauuferbahn in 4 Teilen
Teil 1 Die Donauuferbahn – Ein Überblick >>>
Teil 2 “Die Donauuferbahn in Oberösterreich von St. Valentin bis Sarmingstein” >>>
Teil 3 “Die Donauuferbahn in NÖ von Sarmingstein bis Emmersdorf” >>>
Teil 4 “Die Donauuferbahn in NÖ von Emmersdorf bis Krems” >>>
Demolierung = Tourismusschädigend
Die Donauuferbahn in ihrer Gesamtheit hat das Potential für eine touristische Strecke allererster Güte – in der Schweiz würden hier stündlich “Donau-Express-Züge” mit Panoramawaggons, offenen Cabriowagen und Speisewagen (betuchte) Touristen durch die herrliche Natur- und Kultur-Landschaft kutschieren, Zwischenstopps mit Degustationsmenüs und Weinverkostungen in den pittoresken historischen Städtchen würden die Fahrgäste und die Touristiker erfreuen und auch die Einheimischen hätten dann eine regelmäßige Anbindung an den Öffentlichen Verkehr.
Doch wir sind in Österreich und nicht in der Schweiz, konkreter gesagt in Niederösterreich, bekannt einst für ein reichhaltiges Schienennetz, in den letzten Jahren berühmt berüchtigt für die Vernichtung von Eisenbahnstrecken und für einen mehr als dürftigen Öffentlichen Verkehr.

Die Burgruine Weitenegg liegt im geschichtsträchtigen und landschaftlich herrlichen Nibelungengau – leider ist die Bahn dank Niederösterreichischer “Verkehrspolitik” stillgelegt und mehr noch – es droht die totale Vernichtung und somit ist auch aufgrund schlechter Busverbindungen diese Gegend schlecht bis gar nicht (Wochenende!) erreichbar.
Die Schienenstränge in diesem Abschnitt laufen entlang der Donau in hochwassersicherer Hanglage durch die historischen Landschaften “Strudengau” (östlicher Teil) und “Nibelungengau” von Sarmingstein bis Emmersdorf. Die Strecke wurde – so belegt ein von mir durchgeführter Augenschein im Juni 2019 – durch das Land Niederösterreich und seine Politikerkaste demoliert! Ein skandalöses und nicht-nachhaltiges Vorgehen.

Der Ortsteil Weitenegg der Markt-Gemeinde Leiben, man lebt hier vom Tourismus. Bei meinem Besuch im Sommer 2017 marschierte ich zu Fuß entlang der Schienen von Emmersdorf hierher. Gezeichnet vom Marsch in praller Sonne wollte ich im prächtigen lokalen Gasthof einkehren. Leider konnte ich nur schnell ein Bier hinunterkippen, denn aufgrund der Schulferien war der Fahrplan des Autobusses so desaströs, dass ich keinen längeren Aufenthalt für ein Essen planen konnte, ohne dann den Zug in Emmersdorf zu versäumen.
Die Donauuferbahn in diesem Abschnitt zu vernichtet bedeutet nicht nur eine Schädigung des gesamten sanften Tourismus in der Region aufgrund der amputierten Strecke, sondern in den Ortschaften des Nibelungengaus ist es eine direkte Torpedierung der touristischen Rahmenbedingungen. Denn der Verkehr auf der Autostraße durch die Wachau ist bereits in einem Ausmaß angewachsen, der für die Zukunft nichts Gutes erwarten lässt!
Zur Geschichte
Nachdem 1898 der Verkehr bis Grein möglich war, dauerte es noch einige Jahre, bis nach Krems gefahren werden konnte.
Nachdem ein früheres Projekt an der Finanzierung gescheitert war, wurde am 14.12.1905 die Konzession zum Bau an die Lokalbahn Mauthausen-Grein vergeben. Der Baubeginn war jedoch erst im Dezember 1907, aber schon 2 Jahre später am 4.12.1909 konnte der Verkehr auf dem letzten Abschnitt der Donauuferbahn von Grein-Bad Kreuzen nach Krems aufgenommen werden – im Vergleich zu heute eine extrem schneller Baufortschritt!
Die Betriebsführung lag beim Staat auf Rechnung der Eigentümer, der Lokalbahngesellschaft. Am 1.1. 1930 wurde die Lokalbahngesellschaft verstaatlicht, im Jahr 2010 wurde der Niederösterreichische Anteil an der Donauuferbahn vom Land Niederösterreich den ÖBB abgekauft und sofort wurde der Planverkehr eingestellt.
Während im Abschnitt Krems – Emmersdorf in Folge ein saisonaler und erfolgreicher Touristikverkehr etabliert wurde (Wachaubahn), fiel der ca. 19 km langen Abschnitt von der Landesgrenze bis Emmersdorf der Totalvernichtung durch das Land Niederösterreich zum Opfer – ein wahrlich barbarischer und kurzsichtiger Akt des offenkundig eisenbahnfeindlichsten Bundeslandes Österreichs (bezieht sich auf die Ära Pröll zu der die Stilllegung stattfand).
Kunstbauten in diesem Abschnitt
Emmersdorfer Viadukt mit 8 Bögen, Wahrzeichen des Ortes
8 Tunnel, nämlich
Kleiner Sarmingstein Tunnel, 40,75 Meter
Persenbeuger Tunnel, 344,73 Meter
Trausinger Tunnel, 34,30 Meter
Marbacher Tunnel, 201,80 Meter
Schallmarbacher Tunnel, 156 Meter
Klein Pöchlarner Tunnel, 209 Meter
Weitenegger Tunnel, 159,30 Meter
St. Georgener Tunnel, 56,55 Meter

Die Stationen – eine Wanderung entlang der aufgelassenen Strecke
Sarmingstein, Haltestelle, km 68,1 (von Krems), 243 m.ü.d.M.
Hirschenau-Nöchling, Betriebsstelle für GV, Haltestelle aktuell kein PV, km 65,2
………Bundesländergrenze Oberösterreich / Niederösterreich …….
Weins-Isperdorf, Betriebsstelle für GV, Bahnhof aktuell kein PV, km 60,2
Bis Weins-Isperdorf erfolgt noch Güterverkehr und die Strecke wird offenkundig halbwegs gepflegt. Das Aufnahmsgebäude dürfte nun privaten Zwecken dienen.


Persenbeug Staudamm, ehem. Haltestelle bis 1958, km 56,4





Das urkundlich erstmals im Jahre 907 erwähnte Schloß Persenbeug. Gegenüber am rechten Ufer der Donau befindet sich das nette Städtchen Ybbs an der Donau. Dieses Städtchen hatte einst eine Straßenbahn, welche von 1907 bis 1953 das Stadtzentrum mit dem ausserhalb gelegenen Bahnhof an der Westbahnstrecke verband.

Persenbeug, Bahnhof aktuell kein PV, km 55,0; 230 m.ü.d.M.




Loya, Ladestelle aktuell ohne Bedienung, km 52,5


An der EK in Marbach mit der Straße nach Maria Taferl liegen im Juni 2019 noch Schienen, davor und dahinter haben die Schergen der NÖ-Verkehrspolitiker mit ihren Baggern schon alles demoliert. Im Hintergrund der Schallmarbacher Tunnel.



Marbach-Maria Taferl, Bahnhof aktuell kein PV, km 48,4
Hat ein Eisenbahnliebhaber den Bahnhof Marbach-Maria Taferl erworben? Eine interessante Mischung von Schienen und frisch gepflanzten Obstbäumen.



Klein Pöchlarn, Bahnhof aktuell kein PV, km 43,9 (> Donaubrücke zur Westbahnstrecke, geplant)






Lehen-Ebersdorf, Haltestelle aktuell kein PV, km 40,1
Weitenegg, Bahnhof aktuell kein PV, km 38,3 (> Lokalbahn Martinsberg-Gutenbrunn, geplant)
Hier der im Dornröschenschlaf befindliche ehem. Bahnhof Weitenegg mit dem Westportal des 159 m langen Weitenegg Tunnel sowie den Zinnen der Burgruine Weitenegg. Interessanterweise war beim Besuch der Örtlichkeit im August 2017 teilweise das Gras und Gebüsch frisch geschnitten und ein Stapel neuer Betonschwellen lag im ehem. Bahnhofsgelände. Und nun soll alles demoliert und die Tunnelportale zugeschüttet werden??


Hier der im Dornröschenschlaf befindliche ehem. Bahnhof Weitenegg mit dem Westportal des 159 m langen Weitenegg Tunnel sowie den Zinnen der Burgruine Weitenegg. Interessanterweise war beim Besuch der Örtlichkeit im August 2017 teilweise das Gras und Gebüsch frisch geschnitten und ein Stapel neuer Betonschwellen lag im ehem. Bahnhofsgelände. Und nun soll alles demoliert und die Tunnelportale zugeschüttet werden??






Rollfähre Melk, ehem. Haltestelle bis 1974, km 35,2



Emmersdorf, Bahnhof, km 34,1; 238 m.ü.d.M. Endpunkt der von der NÖVOG saisonal betriebenen Wachaubahn nach Krems
Der alte Dorfkern von Emmersdorf an der Donau, Eingangspforte zur Wachau und zum Nibelungengau. Schienenmäßig ist man allerdings Richtung Nibelungengau und Bundesland Oberösterreich aktuell abgeschnitten.


Unsere Appelle fruchteten leider nicht
2017:
Unser dringender Appell an das Land Niederösterreich und die dort herrschende ÖVP, diesen Streckenabschnitt nicht vorschnell zu demolieren sondern zu konservieren, um dann in Ruhe ein nachhaltiges Tourismuskonzept umsetzen zu können, wo die Basis, die Lebensader, eine durchgehende 108 km lange Donauuferbahn ist.
2019:
Die Niederösterreichischen Verkehrspolitiker (ÖVP) haben gesprochen, ihre Bagger haben die DUB in diesem Abschnitt demoliert! Ein Politversagen der Extraklasse 🙁
Sämtliche Initiativen, diesen Abschnitt wieder in Betrieb zu nehmen, scheiterten. Auch zahlreiche Petitionen. Wie es scheint nicht mehr so am Veto der NÖ-Landesregierung sondern am Veto der roten Bürgermeister entlang dieser Strecke 🙁 Hört man zumindest so aus der Region ….. Aber schauma mal, vielleicht gibt es ja doch ein Comeback irgenwann ??
Links / Literatur
Wegenstein Peter, 1992: Die Bahn durch die Wachau. Die Strecke Absdorf-Hippersdorf – St. Valentin. Bahn im Bild, Band 85. Verlag Pospischil.
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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org
Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 10. Oktober 2017; Seiten-Relaunch 20.3.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 20.3.2025