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ET 24 104, gebaut 1950 bei der Waggonfabrik Graaff in Elze, am 19.11.2009 nach der Plandienstfahrt bei der Einfahrt in die Remise in Haag am Hausruck. Der Triebwagen wurde leider 2012 verschrottet Unter Haager Lies versteht der Eisenbahnexperte nicht irgendeine "fesche Maid vom Lande" sondern die Nebenbahnstrecke von Lambach nach Haag am Hausruck im Oberösterreichischen Hausruckviertel.
Kurzer Steckbrief: Länge: 26,3 km, davon 4,4 km auf der Westbahn von Abzweigung Neukirchen bei Lambach - Lambach (siehe Plan, Quelle Land OÖ) Erste Überlegungen zum Bau 1875 1899 Konzession an die "AG der Lokalbahn Lambach - Haag am Hausruck" 1900 Baubeginn 23.7.1901 Eröffnung Die geplante Flügelstrecke von Bachmanning nach Offenhausen (5 km) und die Verlängerung von Haag nach der Staatseisenbahnstation Pram-Haag (7 km) zur Verbindung nach Ried im Innkreis kamen nicht zustande 1. Jänner 1930 Liquidation der “AG der Lokalbahn Lambach - Haag am Hausruck”, Übergang in Bundeseigentum. Verwaltung und Betriebsführung durch BBÖ/ÖBB Ab 1932 Betriebsführung durch Stern & Hafferl (Eigentümer bleiben ÖBB) 1933 Elektrifizierung der Strecke (800 Volt Gleichstrom) 1949 Elektrifizierung der Westbahn mit 15KV Wechselstrom > Gleichrichterwagen kommen zum Einsatz 1990 2 neue Mehrstromtriebwagen vereinfachen den Übergang zur Westbahn 12.12.2009 Streckenstillung mit Fahrplanwechsel, seither SEV mit Autobussen 2017 Abtragung der Strecke
ET 25 103 fährt in den Endbahnhof Haag am Hausruck ein (19.11.2009)
Der schöne Marktplatz von Haag am Hausruck, einer Marktgemende mit 2.192 Einwohner Die Stationen:
ET 25 103 im Bahnhof von Lambach (19.11.2009)
Die "Haager Lias" (ET 25 103) fährt am 19.11.2009 aus Richtung Lambach kommend in die Haltestelle "Lambach Markt" ein. Links zu sehen der Lambacher Tunnel (1.410m) der Westbahnstrecke neu (Umfahrung Lambach)
Eher "rural" die Haltestelle Getzing
ET 25 103 und ET 24 104 im Bahnhof Gaspoldshofen am 19.11.2009
Richtig "urban" der Bahnhof von Haag am Hausruck Im Endbahnhof Haag am Hausruck (Foto) sowie Bhf. Bachmanning gibt es begrenzt Schuppen für das Rollmaterial zum Unterziehen, zahlreiche Wagen müssen aber im Freien stehen. In Haag am Hausruck ist das ganze Bahnhofsareal voll von zum Teil musealen Schienenfahrzeugen, wie die nachfolgenden Bilder zeigen.
ET 24 104 konnte in der Remise unterziehen
ET 25 103 (gebaut 1989 bei Bombardier Elin AG) parkiert nach seiner Ankunft aus Lambach vor der Remise
ET 25 102 abgestellt in Haag am Hausruck, gebaut 1932 bei der Grazer Waggonfabrik, als Nostalgiefahrzeug 2012 verschrottet
E 20 007, gebaut bei SGP, als Güterzuglok bei der Haager Lies im Einsatz Bei der Fahrt im November 2009 gab es zahlreiche Langsamfahrstellen, der Triebwagen schaukelte mächtig. Das mag zwar für Eisenbahnenthusiasten ein tolles Erlebnis sein ("Nebenbahnfeeling"), aber für tägliche Pendler eine Qual.
Im Inneren des Triebwagens, der an diesem Tag (19.11.2009) gut gefüllt war
Gründe für die Einstellung aus Sicht des Autors: Es hat in Östereich schon Tradition, Eisenbahnstrecken stillzulegen. Meist läuft es nach folgendem Muster ab: Es wird jahrzehntelang nichts in die Infrastruktur, vor allem Oberbau (Schienen) investiert. Das ist genau genommen "grob fahrlässige Vernichtung, Verluderung von Volksvermögen". Die Folge sind zahlreiche Langsamfahrstellen, Verspätungen oder gar Zugausfälle sind an der Tagesordnung, Anschlüsse werden verpasst etc. Kunden wandern ab, potentielle Kunden werden von vorneherein abgeschreckt. Daraufhin wird das Angebot (Frequenz) weiter zurückgeschraubt, der Fahrplan noch unattraktiver gestaltet. Bei der Haager Lies gab es im letzten Betriebsjahr sonntags nur mehr 1!! Verbindung pro Tag. Dann nutzen noch weniger das Öffi, auch freizeitmässig ist bei 1 Verbindung pro Tag nichts mehr zu machen. Gerne willkommen sind dann irgendwelche Elementarereignisse - und sei es nur eine kleine Überschwemmung - das ist meist dann das Ende. Nach einiger Zeit SEV wird ganz auf Busse umgestellt, meist ebenso mit unattraktivem Fahrplan. Bei den Bussen heisst es dann aber als Vorteilcard-Kunde voll zahlen - nicht gerade ein Anreiz mit den Öffis zu fahren. Letztverantwortliche für dieses Schlamassel sind die Damen und Herren Politiker: Auf Sonntagsreden wird immer von den co2-freundlichen Bahnen gesprochen, aber den Worten folgen nur sehr selten auch Taten. In Österreich heisst es: Auf dieser Strecke, in dieser Region nutzen wenige die Bahn, also schrauben wir das Angebot herunter oder stellen gleich ein In der Schweiz heisst es: Auf dieser Strecke, in dieser Region nutzen wenige die Bahn. Was können wir tun als Verkehrsanbieter, damit die Leute auf die Bahn umsteigen, wie motivieren wir sie? Wie kann ich das vorhandene Potential verstärkt nutzen? Wie kann ich die Bahnen Touristen schmackhaft machen, welche Packages muss ich schnüren gemeinsam mit den Tourismusverantwortlichen?! Das nenne ich professionell! Österreichs VerkehrspolitikerInnen, allen voran die Frau Minister, sollten weniger für Sonntagsreden in Bierzelte gehen sondern ein Eisenbahnticket in die Schweiz lösen und dort Nachhilfeunterricht nehmen. Aber wer reist von denen auch schon mit dem Zug?!...Und wer von den Verantwortlichen in hohen Positionen "lebt die Eisenbahn"? Die Damen und Herren fahren mehrheitlich mit Dienstkarossen und nicht mit ihrer Eisenbahn die nicht ihre ist... Als Grund für die Einstellung der Haager Lies (dh. Nichtverlängerung der Lizent an Stern & Hafferl) wird seitens der ÖBB, also des Eigentümers, mit dem Ausbau der Westbahn zur Hochleistungsstrecke argumentiert, der keine Einbindung wie aktuell erlaubt. Und die Kosten für eine Unter- oder Überführung wären zu teuer. Naja, Österreich eben und nicht die Schweiz, leider!
Einer der beiden Gleichrichterwagen, abstellt am 19.11.2009 im Bhf. Bachmanning. Durch den Einsatz der neuen Triebwagen konnte das manuelle Umstellen von Gleich- auf Wechselspannung und vice versa automatisiert werden Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info > redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF; Erstmals online publiziert: 27. Mai 2010; Letzte Ergänzung: 31. Mai 2018 |
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Donnerstag, 31. Mai 2018 09:25:21 +0200
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum DEEF # Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung #
Railway Research Austria 2009-2020