Die Lavanttalbahn oder: Die langsame Vernichtung einer (einst) wichtigen Eisenbahnstrecke

Allgemeines
Die Nord-Süd verlaufenden Lavanttalbahn wurde auf ihrer gesamten Streckenlänge von knapp 170 km in der österr. ungar. Donaumonarchie bis zum Jahr 1900 errichtet und dann in Folge des 1. WK in einen österreichischen und einen jugoslawischen/slowenischen Streckenabschnitt geteilt, was sich nicht unbedingt auf die Prosperität der Lavanttalbahn auswirkte.

Entstehung der Lavanttalbahn
Die Genese der Errichtung der Lavanttalbahn kann räumlich wie zeitlich in 4 Abschnitte gegliedert werden:
1. Unterdrauburg (heute Dravograd) nach Wolfsberg: Anschluss des Lavanttales von der Zweiglinie der k.k. priv. Südbahngesellschaft Marburg-Klagenfurt-Franzensfeste aus. Der Baubeginn fand am 1.7.1878 durch die k.k. priv. Südbahngesellschaft, am 4.10.1879 wurde die Strecke eröffnet. Am 1.1.1899 übernahm die Staatsbahn die Lavanttalbahn
2. Cilli (heute Celje) – Wöllan (heute Velenje): Die Verbindung dieser beiden Städte in der Untersteiermark ist dem Abbau von Kohle in den auch heute noch aktiven Gruben rund um Wöllan geschuldet gewesen. Erbaut wurde dieser Streckenabschnitt von den Steiermärkischen Landesbahnen, die Eröffnung fand am 29.12.1891 statt.
3. Wöllan (Velenje) – Unterdrauburg (Dravograd): Dieser teilweise als Gebirgsstrecke einzustufende Abschnitt mit einigen Tunnels wurde am 20.12.1899 eröffnet.
4. Zeltweg – Wolfsberg: Dieser Streckenabschnitt über den Obdacher Sattel wurde 10.1.1900 eröffnet, für den Bau zeichnete der Staat verantwortlich
Durch den Zerfall der Donaumonarchie nach dem 1. WK und der im “Friedens”- Vertrag von St. Germain 1919 festgelegten Zerteilung der Steiermark wurde der südliche Streckenabschnitt mit dem Eisenbahnknoten Unterdrauburg dem neu gegründeten SHS-Staat (nachfolgend Jugoslawien, seit 1991 Slowenien) zugesprochen.
Österreich wurde dabei das Recht eingeräumt, einen Korridorverkehr ohne Behelligung der Fahrgäste durch Grenz- und Zollkalamitäten einzurichten. Dieser wurde hinfällig, als Österreich nach dem 2. WK die Jauntalbahn errichtete und das Lavanttal somit ohne Umweg über Jugoslawien direkt auf eigenem Terrain erreichbar wurde.

Die Genese des Niedergangs der Lavanttalbahn
– Stilllegung des Abschnitts Lavamünd – Unterdrauburg am 30.5.1965 und Abtragung der Strecke
– Der Abschnitt Ottischnigberg bei Unterdrauburg nach Wöllan wird im Jahr 1970 stillgelegt und abgetragen
– Auf der “Lavamünder Bahn” (St. Paul – Lavamünd) wurde 1997 der Personenverkehr eingestellt, danach wurde für einige Jahre von einem privaten Anbieter (Lavamünder Bahn, LBB) Güterverkehr sowie tourischer Nostalgieverkehr durchgeführt. Diese Ära endete 2007, 2012 wurde die Lavamünder Bahn von der Staatsbahn ÖBB zum Verkauf angeboten und mangels konkreter Interessenten dann an ein deutsches Abbruchunternehmen verkauft, welches die Schienen dann im Jahr 2016 abtrug
– Auf dem Abschnitt Zeltweg – Wolfsberg dünnte die ÖBB den Personenverkehr bereits seit 2001/2002 total aus, lediglich ein Zugpaar an Werktagen für den Schülerverkehr wurde zwischen Klagenfurt und Zeltweg durchgehend angeboten, der Restverkehr mit Autobussen (SEV) abgewickelt. Mit 31.7.2010 stellten die ÖBB den Personenverkehr auf der Schiene zwischen Zeltweg und Bad St. Leonhard kompett ein, seither verkehren Dieselbusse des ÖBB Konzerns. Im Jahr 2017 haben die ÖBB den Personenverkehr auf der Schiene nun auch zwischen Wolfsberg und Bad St. Leonhard liquidiert, die Staatsbahn fährt lieber mit Bussen auf der Straße als auf der Schiene – und die Politik sieht wieder einmal tatenlos zu 🙁
– Nachtrag: Mit der Teil-Inbetriebnahme der Koralmbahn fiel der zentrumsnahe Bahnhof St. Paul außer Funktion (Fahrplanwechsel Dezember 2022) und wurde durch den neuen IC-Bahnhof St. Paul im Lavanttal an der Koralmbahn ersetzt (seit Fahrplanwechsel Dezember 2023). Auch Teile der Jauntalbahn fielen dadurch außer Nutzung!

Das aktuelle Angebot auf der Lavanttalbahn (2025)
Güterverkehr zwischen Zeltweg – Wolfsberg – St. Paul, also auf der ganzen Strecke. Größter Kunde ist die Papierfabrik in Frantschach-St. Gertraud auf dem Abschnitt Wolfsberg – Zeltweg sowie einige Holzverarbeitende Betriebe auch auf diesem Abschnitt, der Grund also, warum die ÖBB nicht den ganzen Streckenabschnitt stillgelegt und abgetragen haben
Personenverkehr (Klagenfurt) – St. Paul – Wolfsberg, werktags im Stundentakt, am Sonntag nur im 2-Stundentakt (2018), aktuell (2025) via Koralmbahn auch am Wochenende im Stundentakt. Die Fahrzeit Klagenfurt-Wolfsberg beträgt 1 Stunde und 4 Minuten (Frühjahr 2025).
Personen- und Güterverkehr auf dem slowenischen Abschnitt von Wöllan (Velenje) nach Cilli (Celje) an der Südbahnstrecke Marburg – Laibach: Der Personenverkehr erfolgt in einem 1 bis 2-Stundentakt von Montag bis Freitag, in einem ca. 2-Stundentakt am Samstag Vormittag und keinen Verkehr auf der Schiene am Samstag Nachmittag sowie im Sonntag (siehe ähnlich bei der Steinerbahn Laibach – Kamnik).
Der gebirgige Abschnitt Velenje (dt. Wöllan) bis Unterdrauburg mit einigen Tunneln wurde als Radweg adaptiert begleitet von einem Autobusdienst in der Sommersaison.
Die Stationen der Lavanttalbahn
Zeltweg, Bahnhof, km 0,0; 669 m.ü.d.M. (>Rudolfsbahn Villach bzw. Bruck/Mur)



Weißkirchen, ehem. Bahnhof, km 4,4

Eppenstein, ehem. Bahnhof, km 7,6

Kathal, ehem. Haltestelle, km 12,6; 789 m
Obdach, ehem. Bahnhof, km 16,4; 871 m

……………………… Bundesländergrenze Steiermark – Kärnten …………………
Taxwirt, ehem. Haltestelle, km 23,1; 876 m

Reichenfels – St. Peter, ehem. Bahnhof, km 24,6; 845 m (Personenverkehr bis Juli 2010)

Bad St. Leonhard, ehem. Bahnhof, km 31,1; 703 m (Personenverkehr bis Dezember 2017)

Wiesenau, ehem. Haltestelle, km 34,5
Preblau-Sauerbrunn, ehem. Haltestelle, km 36,2; 640 m




Twimberg, ehem. Bahnhof, km 38,6

Raderwirt, ehem. Haltestelle bis 1976, km 42,8
Frantschach-St. Gertraud, ehem. Bahnhof, km 46,9; 490 m


Wolfsberg, Bahnhof, km 50,4; 462 m, Endstation S3 der Kärntner S-Bahn ab Klagenfurt

Priel, ehem. Haltestelle bis 2011, km 51,9

Wolfsberg Reding, Haltestelle seit 2011, km 52,6
St. Stefan im Lavanttal, Bahnhof, km 54,8; 433 m

St. Andrä im Lavanttal, Bahnhof, km 59,8; 408 m

Mühldorf im Lavanttal, ehem. Haltestelle, km 63,0

Lavanttal / St. Paul im Lavanttal, neuer IC-Bahnhof, Übergang zur Koralmbahn
St. Paul im Lavanttal, Bahnhof, km 66,6; 379 m (>Jauntalbahn nach Bleiburg >Klagenfurt, bis 2022/23)



St. Georgen im Lavanttal, ehem. Haltestelle, km 69,5
Altacherwirt, ehem. Haltestelle, km 72,6
Ettendorf, ehem. Haltestelle, km 75,4
Lavamünd Markt, ehem. Haltestelle, km 78,4
Lavamünd, ehem. Bahnhof, km 79,2; 354 m (bis 1997 Personenverkehr, danach bis 2007 Nostalgiefahrten)



Rabenstein-Leifling, ehem. Haltestelle, km 82,6
………………………. Staatsgrenze Österreich – Slowenien ……………………….
Unterdrauburg Markt, ehem. Haltestelle, km 86,5
Unterdrauburg (Dravograd), Bahnhof, km 88,4 / km 0,0; > Kärntner Bahn Marburg bzw. Bleiburg-Klagenfurt

Ottischnigberg, Betriebsstelle, km 1,2 ab Unterdrauburg, ab hier Gleise abgebaut > Radweg bis Velenje (Wöllan)
St. Johann ob Drauburg, ehem. Haltestelle, km 3,2
St. Gertraud, ehem, Haltestelle, km 5,9
Windischgraz Neustadt, ehem. Haltestelle, km 10,0
Windischgraz, ehem. Bahnhof, km 11,2; 409 m
Hartenstein b. Windischgraz, ehem. Haltestelle, km 13,1
Türkendorf, ehem. Haltestelle, km 15,1
Dousche, ehem. Bahnhof, km 18,7; 573 m
Mißling, ehem. Bahnhof, km 22,4
Dollitsch, ehem. Bahnhof, km 25,5
Pack, ehem. Haltestelle, km 31,0
Selle, ehem. Haltestelle, km 34,2
Wöllan (heute Velenje), Bahnhof, km 37,5 (ab Unterdrauburg) / km 36,9 ab Cilli (Celje); 368 m
Hundsdorf, Haltestelle, km 35,6
Schönstein-Bad Topolschitz, Bahnhof, km 33,0
Florjan, Haltestelle, km 31,3
Packdorf, Haltestelle, km 25,3
Rietzdorf, Bahnhof, km 23,3
Heilenstein-Fraßlau, Bahnhof, km 17,5; 309 m
Sankt Peter im Sanntal, Bahnhof, km 13,3; 275 m
Sachsenfeld, Bahnhof, km 8,6; 257 m
Petrowitsch, auch Arndorf b. Cilli, Haltestelle, km 7,0
Celje/Cilli Lava, Haltestelle, km 1,7
Cilli, heute Celje, Bahnhof, km 0,0; Südbahn nach Marburg/Maribor bzw. Steinbrück/Zidani Most

Fazit
Es ist sehr bedauerlich, wenn Eisenbahnstrecken demoliert werden, die in ihrer Errichtung viel Geld, Schweiß und oftmals auch viel Blut gekostet haben. Und Volksvermögen darstellen. Ebenso bedauerlich ist es, wenn die Schienen zwar liegen und auch Güterverkehr abgewickelt wird, dh. die Strecke mehr oder weniger in Schuss gehalten ist, aber der Personenverkehr auf der Straße mit Bussen abgewickelt wird. Und das noch dazu von einem Unternehmen, dessen Kernkompetenz eigentlich der Schienenverkehr sein sollte (ÖBB).
Wie schon an anderer Stelle erwähnt, ist auch nach Fertigstellung der Koralmbahn ein durchgehender Schienenanschluss von St. Paul im Lavanttal und den Anrainern der jetzigen Jauntalbahn zu fordern, auch wenn es für die ÖBB noch so angenehm wäre, die Jauntalbahn stillzulegen und auch St. Paul vom Schienennetz abzutrennen. In dieser Causa sollten sich Politik und Bürger auf die Hinterfüße stellen und sich nicht mit einem minderwertigeren Busanschluss abspeisen lassen.
Für den Personenverkehr Cilli-Wöllan ist zu fordern, dass dieser nicht Samstag Mittag endet sondern dass der Schienenverkehr 7 Tage die Woche angeboten wird und das in einem adäquaten Takt.
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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 10. Juni 2018; Seiten-Relaunch 12.6.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 12.6.2025