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Die Wachtlbahn ist eine mit 900 Volt Gleichstrom elektrifizierte Schmalspurbahn mit 900 mm Spurweite und einer Länge von 5 km im Grenzgebiet von Bayern und Tirol und führt von Kiefersfelden in Bayern nach Wachtl in der Gemeinde Thiersee in Tirol. Von 1880 bis 1991 war die Bahn ausschließlich für den Transport von Gestein aus den Steinbrüchen in Wachtl ins Zementwerk nach Kiefersfelden im Einsatz, seit 1991 gibt es auch Personenverkehr.
2 Krokodile mit den internen Bezeichnungen 4 und 5 stehen als Zugloks zur Verfügung. Hier Lok 5, Bj. 1927 Seit der "Einmottung" des Zementwerkes Ende 2002 dient die Bahnstrecke ausschließlich dem Touristikverkehr in den Sommermonaten. Die Vermarktung erfolgt unter dem Namen "Wachtl Express" bzw. "Wachtl-Bahn" durch den Verein "Museums-Eisenbahn-Gemeinschaft Wachtl e. V. ", der die Betriebsführung innehat und auch Eigentümer der Waggons ist (seit 2012). Die Instandhaltung der Strecke sowie der beiden eingesetzten Lokomotiven Nummer 4 und 5 sowie einer Diesellok erfolgt durch die HeidelbergCement AG, die nach wie vor Eigentümerin der Infrastruktur ist und auch den Strom kostenfrei zur Verfügung stellt.
Der Weg vom Bahnhof Kiefersfelden an der Bahnstrecke Rosenheim - Kufsten (Streckenkilometer 30,5 und 483 m.ü.d.M.) ist gut beschildert und man benötigt ca. 20 Minuten dafür. Schneller ginge es wohl wenn man direkt zum Zementwerk gehen könnte aber da gibt es (noch) keinen Weg Einige Fakten:
Info-Schild zur Wachtl Bahn direkt am Bahnhof Kiefersfelden Neben dem episodischen Personentransport als Touristikbahn wird die Wachtl-Bahn nach wie vor als Werksbahn (offizielle Bezeichnung: Steinbruchrollbahn Kiefersfelden) in Reserve gehalten, sind doch die Abbaurechte im Steinbruch Wachtl noch bis in die 2030er Jahre aufrecht und der Steinbruch und die Verladeeinrichtung in Wachtl sowie die Brecheranlage im ehemaligen Zementwerk Kiefersfelden noch betriebsfähig. Somit kann auf eine eventuelle stärkere Nachfrage am Betonmarkt durch erneutes Hochfahren der eigenen Rohstofferzeugung reagiert werden. Stationen:
Touristikverkehr: Der touristische Personenverkehr findet vorwiegend in den Sommermonaten statt und zwar meist alle 2 Wochen an Samstagen und Sonntagen. Dabei werden aktuell (2015) 3 Fahrten täglich angeboten. Die Fahrt kostet je Richtung 3 Euro, die Fahrtzeit einfach beträgt ca. 25 Minuten. Bei einigen Stationen heißt es "Halt auf Verlangen". Nähere Infos auf der Webseite des Betreibervereins: http://www.wachtl-bahn.de/ Nachfolgend eine kurze Fotodoku von meinem Besuch der Wachtl-Bahn im Juli 2015:
Stündliche Verbindungen von Kufstein oder Rosenheim aus mit dem Meridian. Das nette Bahnhofsgebäude ist großteils ausser Nutzung gefallen. Neben dem Bahnhof gute Labungsstelle "Gasthof zur Post" mit Flötzinger Bier aus Rosenheim
Zahlreiche Wandermöglichkeiten ergeben sich im Grenzgebiet von Bayern und Tirol
Nochmals ein Hinweisschild, diesmal Lok 4 auf der Zeichnung (vorheriges Schild Lok 1)
Der Startbahnhof im Zementwerk wird als Kiefersfelden Hbf bezeichnet. Um Verwechslungen vorzubeugen bevorzuge ich die Bezeichnung Kiefersfelden Zementwerk (wenn schon Hbf dann wäre das der Bahnhof an der Hauptbahnstrecke)
moderner Zweckbau des Vereins mit u.a. WC-Anlagen
Hier wurden früher die Steinblöcke abgeladen, fielen 10 m in die Tiefe auf ein Förderband, welches diese dann weiter zum Brecher daneben leitete und diese dann weiter per Förderband zur Weiterverarbeitung in das Werk transportiert wurden. Die Grube ist aktuell zugeschüttet
Der Brecher, zur Zeit im Ruhestand aber nach wie vor einsatzbereit
Details zum Brecher und zur Steinbruchbahn
Ein paar Impressionen am Ende der Gleise im Zementwerk
Im Hintergrund befinden sich die Gleise des Normalspuranschlusses zur Bahnlinie Rosenheim - Kufstein
Gmeinder Diesellok (einsatzfähig), Baujahr 1947, Werksnummer 4247, 130 PS, Dienstgewicht 16,5 Tonnen
Der Wachtl Express ist neben der Brecheranlage angekommen
Krokodil Nummer 5, Brown Boveri Baujahr 1927
Es wird umgesetzt
Der Barwagen, an diesem Tag "Saunawaggon"
KGB meint in diesem Fall nicht den Geheimdienst der UdSSR sondern dient (e) als Vermarktungsname "Kieferer Grenz-Bahn" neben der Bezeichnung "Wachtl Express"
Zu Beginn der Fahrt wurde ein kurzes Video zur Einstimmung im Barwaggon abgespielt
Die alten Originalwaggons der Wendelsteinbahn, Baujahr 1912
Im Führerstand des Krokodils
Los geht's - Rückblick bei der Ausfahrt aus dem Zementbahnhof
Das Nadelöhr - nur ganz wenig Platz links und rechts der Waggons (auch aufgrund der Umspurung)
Hälfte der Strecke bei km 2,5 ist in Hechtsee / Schöffau erreicht. Die Leitungsmasten zeigen an, daß hier bis vor kurzem 2 Gleise lagen. Rückbau also auch auf "Museumsbahnen"
Haltestelle Hechtsee / Schöffau
Haltestelle Breitenau bei km 3,5
Brücke über den Kieferbach bei km 3,7
Haltestelle Gießenbachklamm, Streckenkilometer 3,9. Hier stiegen zahlreiche Wanderer aus
Horridoh - Wachtl ist erreicht! Lok Nummer 4 mit der Schiffsglocke steht zum Einsatz für die Rückfahrt bereit am Ladegleis. Dahinter sieht man die rostfarbige Verladerampe
Wachtl in Tirol, Gemeinde Thiersee (2.871 Einwohner), Bezirk Kufstein. Direkt durch den Bahnhofsbereich geht die Staatsgrenze, die hier allerdings nie wirklich Trennendes sondern eher Verbindendes war
Das alte österreichische Zollhaus. Dahinter über eine kleine steile Treppe geht es empor zum Gasthaus Wachtl
Auch 1.200 Volt Gleichstrom kann bei Berührung ungesund werden
Lok 4 mit der Schiffsglocke wurde an den Wachtl Express angekuppelt und steht zur Rückfahrt bereits. Die Lok ist ein Jahr jünger als Lok 4 und wurde bei Brown Boveri 1928 gebaut
Die abgekuppelte Lok 5. 100 Meter im Hintergrund befindet sich der Prellbock sowie daran anschließend abgezäunt das Steinbruchgelände
Lok 5 abgekuppelt, sie wird wohl den letzten Zug des Tages dann nach Kiefersfelden zurückziehen. Links daneben sieht man ein Schild, worauf die Kilometerangabe 5.000 steht
Verschlossener Eingang zum Steinbruch. Ob da doch wieder einmal abgebaut wird und die Wachtl Bahn auch wieder Gütertransport erfüllen wird?? Vielleicht sogar wie zuletzt 4.000 Tonnen Gestein pro Tag? Fazit: Eine Fahrt mit dem Wachtl Express ist ein nettes kurzweiliges Vergnügen, das man einmal gemacht haben soll. Kombiniert man die Fahrt mit einer Wanderung in dieser schönen Gegend, so kann man den Wachtl Express auch mehrmals als Fahrgelegenheit nutzen. Die Aufenthaltszeit in Wachtl ist etwas zu kurz bemessen - um bspw. im nahen Gasthaus Wachtl einzukehren oder in Ruhe Fotos zu machen. Eine sinnvolle Maßnahme wäre sicher ein 2-Stunden-Takt, da kann man dann mit der nächsten Verbindung zurückfahren bzw. bspw. am Hechtsee nach einem Bad wieder weiterfahren. Das geht aktuell leider nur, wenn man den ersten von drei Zügen nimmt.
Am Tag meiner Reise hatte es 34 Grad im Schatten und da in den Waggons die Fenster nur einen Spalt aufgemacht werden konnten (wegen 1 einzigen engen Straßenunterführung!) kam man in den Genuß einer Saunafahrt mit ca. 50 Grad im Waggon. Hier sollte schon an die Eigenverantwortlichkeit der Fahrgäste appelliert und die Fenster geöffnet werden. Leider machen sich immer mehr Un-Sitten aus Amerika auch in Europa breit, so eben auch die Sache mit den Fenstern oder daß man auf der Lok nur mitfahren darf, wenn man vorher 5 Euro Versicherungsprämie bezahlt hat. Worauf ich dann verzichtet habe!
DEEF und sein Chefred wünschen der Wachtl Bahn noch viele Jahre erfolgreiches und unfallfreies Fahren!
Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info > redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur Railway Research Austira / DEEF; Erstmals Online publiziert: 11. Juli 2015; Letzte Ergänzung: |
Last modified
Samstag, 11. Juli 2015 22:11:21 +0200
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum DEEF # Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung #
Railway Research Austria 2009-2020