Ischlerbahn

Von Salzburg nach Bad Ischl mit dem “Feurigen Elias” – nur Nostalgische Träumereien oder Neubeginn?

Zur Erinnerung an die alte Ischlerbahn wurde diese Komposition in Pfandl bei Ischl aufgestellt. Seit 2018 befindet sich die Komposition als Denkmal vor dem Ischler Bahnhof

Die Ischlerbahn – oder offizieller Salzkammergut Lokalbahn (SKGLB) genannt – war eine von 1894 bis 1957 verkehrende eingleisige, mit Dampf betriebene Lokalbahnstrecke mit bosnischer Spurweite (760 mm) von Salzburg über Thalgau – St. Lorenz – Scharfling, St. Gilgen und Strobl in die Kaiserstadt Bad Ischl im Salzkammergut mit dortigem Anschluss an die 1877 errichtete Kronprinz-Rudolf-Bahn (Salzkammergutbahn) Richtung Attnang-Puchheim (-Linz-Wien bzw. Salzburg) sowie Stainach-Irdning (-Selzthal-Graz bzw. Bischofshofen-Zell am See-Wörgl). Eine Stichstrecke bestand bereits seit 1891 von St. Lorenz nach Mondsee, während die bereits erteilte Konzession (1890) für die Weiterführung der Strecke von Mondsee über Zell am Moos (Irrsee) nach Strasswalchen (Kaiserin Elisabeth Bahn bzw. Westbahn) nicht eingelöst wurde.

Errichter und Betreiber der Ischlerbahn war die Salzkammergut-Localbahn-Aktiengesellschaft (SKGLB) bzw. Salzkammergut Lokalbahngesellschaft. Federführend beim Bau war der Mitbegründer der Lokalbahndynastie Stern & Hafferl, Ing. Josef Stern. Grösster Geldgeber war die bayerische Lokalbahn Aktien Gesellschaft. Im Laufe der Geschichte wechselten die Besitzverhältnisse einige Male – als Eigentümer sind u.a. zu nennen die bayr. Lokalbahn AG, die Staatsbahn BBÖ, Stern & Hafferl sowie nach dem 2. Weltkrieg die Bundesländer Oberösterreich und Salzburg.

Quelle: Club Salzkammergut Lokalbahn

Der Bau der Strecke erfolgte in 3 Etappen:

1. der unschwierige Teil von Ischl nach Strobl (9,6 km, eröffnet 5.8.1890)

2. der Abschnitt Salzburg-Mondsee (35,9 km, eröffnet 28.7.1891)

3. der schwierige Gebirgsabschnitt zwischen St. Lorenz am Mondsee und Strobl am Wolfgangsee (u.a. 4 Tunnels, 22,4 km, 20.6.1893 in Anwesenheit des Kaisers)

Schlussendlich konnte am 3. Juli 1894 die Verbindung zum Ischler Staatsbahnhof hergestellt werden – bis dahin verkehrten die Züge zum dann aufgelassenen Ischler Localbahnhof im Westen der Kaiserstadt (Umbau in eine Remise bzw. Personalwohnungen).

Die Streckenlänge von Salzburg nach Ischl betrug 63,2 km, die Stichstrecke St. Lorenz nach Mondsee 3,5 km. Die maximale Steigung ca. ca. 27 Promille, der kleinste Radius 60 m, Höchstgeschwindigkeit 40 km/h.


Stationen der Ischlerbahn:

Folgende Stationen wurden am Hauptstrang von der Lokalbahn bedient:

bullet

Bad Ischl Staatsbahnhof / Lokalbahnhof, Bahnhof, km 0,0; 466 m.ü.d.M

bullet

Bad Ischl Güterbahnhof / Frachtenbahnhof, Betriebsstelle, km 1,3

bullet

Kaltenbach, Haltestelle, km 2,2; 474 m

bullet

Pfandl, Haltestelle, km 4,8

bullet

Aschau, Haltestelle, km 7,1

bullet

Wacht, Haltestelle, km 8,0

bullet

Aigen-Voglhub, Bahnhof, km 9,1

bullet

Weissenbach, Bahnhof, km 10,1

bullet

Strobl, Bahnhof, km 12,7; 546 m

bullet

St.Wolfgang Lokalbahn (Abzweigung Gleis zum Landungssteg), km 17,2

bullet

Zinkenbach, Bahnhof, km 18,2

bullet

Gschwandt, Haltestelle, km 20,6

bullet

Lueg, Haltestelle, km 23,2

bullet

St.Gilgen, Bahnhof, km 24,6; 557 m

bullet

Billroth, Haltestelle, km 26,1

bullet

Aich, Haltestelle, km 27,7

bullet

Hüttenstein, Bahnhof, km 28,3; 580 m

bullet

Scharfling, Bahnhof, km 30,4; 559 m

bullet

Plomberg, Haltestelle, km 32,7

bullet

St.Lorenz (Abzweigung nach Mondsee), Bahnhof, km 35,1; 488 m

bullet

Teufelmühle, Bahnhof, km 39,0

bullet

Vetterbach, Haltestelle, km 40,4

bullet

Thalgau, Bahnhof, km 42,6; 545 m

bullet

Irlach, Bahnhof, km 44,9

bullet

Enzersberg, Bahnhof, km 46,9

bullet

Kraiwiesen, Bahnhof, km 50,1; 593 m

bullet

Eugendorf-Kallham, Bahnhof, km 53,6

bullet

Fichtlmühle, Haltestelle, km 56,4

bullet

Söllheim, Haltestelle, km 58,7

bullet

Salzburg Itzling Werkstätte, Betriebsstelle, km 61,4

bullet

Salzburg Frachtenstation, Betriebsstelle, km 61,6

bullet

Salzburg-Itzling, Haltestelle, km 61,7

bullet

Salzburg Lokalbahnhof, Bahnhof, km 63,2; 426 m

Die Stichstrecke hatte folgende Stationen:

bullet

St. Lorenz, Bahnhof, km 0,0 (km 35,1 ab Ischl)

bullet

Schwarzindien, Haltestelle, km 1,3

bullet

Leitnerbräukeller, Haltestelle, km 3,0

bullet

Mondsee (heute im Heizhaus SKGLB-Museum), Bahnhof, km 3,5; 482 m.ü.d.M

Zeitweise in gleichen Eigentumsverhältnissen bzw. unter gleicher Betriebsführung wie die Ischlerbahn waren noch folgende Einrichtungen:

Aufzählung

Die Zahnradbahn auf den Schafberg (seit 1893)

Aufzählung

Das Hotel auf der Schafbergspitze (seit 1893)

Aufzählung

Die Wolfgangseeschifffahrt (seit 1898)

Erinnerungsstücke in der fiktiven Haltestelle “Jupiter” kurz vor Pfandl bei der ehemaligen Tankstelle / Pizzeria rechts der Strasse von Salzburg kommend. Die Komposition befindet sich nun am Bahnhofsvorplatz Bad Ischl

Für die Ischlerbahn waren sowohl Personen- wie Güterverkehr von Bedeutung. Einen wichtigen Stellenwert beim Personenverkehr nahm der Fremdenverkehr ein. Überliefert sind sogenannte “Theaterzüge”, die Gäste aus dem Salzkammergut abends zu den Salzburger Festspielen nach Salzburg und wieder zurück brachten.

Gemäß der Firmenphilosophie von Stern & Hafferl, ihre Lokalbahnen modern – sprich elektrisch – zu betreiben, scheiterte dieses von Ing. Stern bereits 1912 angestrebte Ziel mehrmals.

Das Ende der Lokalbahn, die sich zu diesem Zeitpunkt in Landesbesitz befand (OÖ, Sbg.), ist ein weiteres Beispiel für wenig Weitblick in der Politikerriege. Trotz massiver Bürgerproteste, zugewiesener Finanzmittel aus dem Marshallplan (wo sind diese eigentlich hingewandert??), positiver Gutachten für eine Modernisierung und nachhaltigen Betrieb fuhr am 12. September 1957 der letzte planmäßige Personenzug unter riesiger Anteilnahme der Bevölkerung. Man hatte es offenbar sehr eilig mit dem Abbruch der Gleisanlagen, nach dem auch heute noch von der Staatsbahn ÖBB angewandten Muster der “verbrannten Erde” werden vollendete Tatsachen geschaffen, sprich eine Reaktivierung unmöglich gemacht.

Der Abbruch der Gleise (Quelle Wikipedia) kostete 80 Millionen Schilling, in den Ausbau der Strasse wurden sofort 350 Millionen Schilling gepumpt. Hingegen hätte die Modernisierung der Bahn (Elektrifizierung inkl. neue Fahrzeuge) nur 44 Millionen gekostet. Überdies waren bereits die zur Elektrifizierung notwendigen Materialien bereits vorhanden gewesen und mussten dann nach Stilllegung der Bahn wieder veräußert werden.

Der 69m lange “Ischler Tunnel” südlich Ischl Blickrichtung Bad Ischl Frachtenbahnhof – hier lag früher ein 4-Schienen-Gleis
Bad Ischl Frachtenbahnhof Blickrichtung Ischl – nach links im VG zweigte die Ischlerbahn ab und überquerte die Traun auf einer Kastenbrücke Richtung Kaltenbach (siehe Foto unten)

Interessant wäre hier eine geschichtliche Aufarbeitung der Hintergründe, die zur Liquidierung geführt haben – Welche Rolle spielte der damalige LH von Salzburg, Josef Klaus, in dieser causa? War er der verlängerte Arm der Auto- und Frächterlobby? So wie es aktuell in Niederösterreich zu beobachten ist, wo es die Landespolitik geschafft hat, dass ganze Landstriche am Wochenende OHNE öffentlichen Verkehr sind. Zuerst die Eisenbahn stillgelegt und durch Busse ersetzt, dann die Busse gestrichen – verkehrspolitischer Nonsense, tiefstes Entwicklungsland!

Ischlerbahn NEU: Seit einigen Jahren gibt es Bestrebungen, die Ischlerbahn unter ähnlicher Streckenführung als moderne Regionalbahn für Personen- und Güterverkehr sowie touristischer Ausrichtung wiederzuerrichten. Irgendwann wird es wohl zu einer neuen Lokalbahn-Ära kommen müssen, vielleicht wird sich ja die Ischlerbahn als “Leuchtturmprojekt” der ersten Stunde in die noch zu schreibenden Geschichtsbücher eintragen – wer weiß…

Auch wenn ich persönlich besonderen Wert auf die Qualität des Reisens lege, für mich eine Eisenbahnreise oftmals “der Weg ist das Ziel” bedeutet, so muss sich natürlich die Reisezeit dieser zu errichtenden modernen Regionalbahn an den aktuellen Fahrzeiten der Post-/ÖBB-Busse richten, muss diese unterbieten. Momentan beträgt die Fahrzeit von Sbg. Hbf nach Bad Ischl zwischen 1 Std. 25 und 1 Std. 35 Minuten mit dem Bus. Als Vergleich die Reisezeit mit dem Zug via Attnang-Puchheim und 1x Umsteigen mindestens 1 Std und 49 Minuten. Die Fahrzeit mit dem Auto – ich habe in Bad Goisern eine “Villa Rustica” als Zweitdomizil und bewältige diese Strecke bis dato immer mit dem Auto – beträgt maximal 50 Minuten. Die Fahrzeit der alten Ischlerbahn Salzburg Lokalbahnhof – Ischl Staatsbahnhof betrug übrigens 3 Stunden.

Bis dahin bleibt die Erinnerung an die beliebte und auch besungene Lokalbahn, von der auch noch einige Relikte (Brücken, Tunnels, Gebäude…) in situ vorhanden sind (siehe Fotos).

Das Nordportal des 683 m langen Kalvarienbergtunnels, der die Haltestellen Pfandl und Kaltenbach verband. Heute Kabelkanal für die OKA, das Südportal wurde verschüttet
Der Rest der Kastenbrücke beim Bhf. Ischl Frachtenbahnhof über die Traun – jetzt Industriedenkmal

Einkehrtip für “eisenbahnaffine Personen” in Ischl: Bahnhofsresti Chlumetzky im ehem. Staatsbahnhof, heute Bhf. Bad Ischl.

GH Chlumetzky im ehem. Staatsbahnhof Ischl nach der tw. Umgestaltung 2010. Danach wechselte mehrmals der Besitzer, 2020 nennt sich das Lokal Bodeca 1877

Zwischen Salzburg und Bad Ischl, pfeift a liabe kloane Eisenbahn, raucht a bissl, pfaucht a bissl und dann taucht sie wieder an. Zwischen Salzburg und Bad Ischl, fahrt man in den grünen Wald hinein. Pflückt vom Almenrausch, a Büschl und dann steigt man wieder ein. Ja der eine hat`s leicht und der andre hat`s schwer. Schau das Lokomotiverl, dass plagt sich so sehr. Und so manchem im Zug geht es da durch den Sinn. Ja auch ich muss mein Anhängsel ziehn. Zwischen Salzburg und Bad Ischl, fahrt a liabe kloane Eisenbahn, rast a bissl, rennt a bissl, bis sie nimmer weiter kann.

Die Ischlerbahnstrasse erinnert in Salzburg Itzling an die alte Lokalbahn. Neue Bedarfshaltestelle der Verbindungsbahn
Bald am Ziel – in den Gehsteig eingelassener Hektometerstein in der Ischlerbahnstrasse im Salzburger Stadtteil Itzling
Die ehemalige Werkstatt der SKGLB in Itzling, nachher langezeit eine Kfz-Werkstatt
Die Verbindungsbahn Westbahn – Salzburg Aigen wird unterquert
Heizhaus in Mondsee, heute Museum
Zwischen Plomberg und Scharfling, links der Mondsee, im HG der Schafberg – das Bahntrassee verläuft rechts ca. 50 m über der Strasse in der Felswand
Nordportal Hüttsteinertunnel, 436 m lang. Lange Zeit von der Sperrkompanie Scharfling als Mun-Lager genutzt
Direkt hinter dem Holzhaus am Ufer des Krottensees (rechts) das verschüttete Südportal des Hüttensteinertunnels. Links oberhalb die neue Strasse
Im kleinen Tunnel, 95 m. Der hat schon bessere Zeiten erlebt – es “bröckelt ein wenig von der Decke”
Das vom ÖBH im Zuge des Abzugs verschüttete Südportal des Scharflinger Tunnels (97m). Im Tunnel war bis vor kurzem eine “Tschechen-Pak” im Rahmen der Raumverteidigung stationiert, welche Dr. Populorum als Milizoffizier in den 80ern inspizieren konnte
In der ehem. Station Scharfling. Links das Trassee ca. 100m vor dem Scharflinger Tunnel, rechts der Fussweg hinunter nach Scharfling am Ufer des Mondsees (ca. 50 Höhenmeter tiefer)
Das gut erhaltene ehem. Bahnhofsgebäude von St. Wolfgang Lokalbahn mit Schiffsanleger

So geht man in Österreich und im Speziellen in Salzburg mit historisch bedeutsamer Industriearchitektur um – Demolierung der alten Werkstättengebäude der Ischlerbahn im Jahr 2014 (Foto vom 12. Mai 2014).

Noch alles eitel Wonne im Jänner 2011

Die ehem. Gebäude der Ischlerbahn-Werkstätte im Jänner 2011 – demoliert im Mai 2014 🙁

Links / Quellen:

Neue Ischlerbahn: www.skglb.org

DEEF Beitrag zum Verkehrs- und Ischlerbahnmuseum Mondsee >>>

Alte Ischlerbahnbrücke über die Traun vor dem Abriss, fotographiert v. Dr. Populorum Dezember 2005

Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum

Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info >

redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org


Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF

Erstmals Online publiziert: 15. Jänner 2011; Letzte Ergänzung: 18.8.2020