DEFF Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung Dr. Michael Populorum AustriaEisenbahnforschung # Eisenbahn-Archäologie # Eisenbahn-Geographie # Eisenbahn-Geschichte

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Österreich-Ungarn: Die Neusiedler Seebahn Neusiedl/See-Pamhagen-Fertöszentmiklos (-Celldömölk)

Eine wechselvolle Geschichte ist der Neusiedler Seebahn (NSB) zuteil geworden - in der Doppelmonarchie zur Gänze auf ungarischem Staatsgebiet gebaut, dann nach dem 1. Weltkrieg zerrissen, teilweise abgerissen und heute auf dem verbliebenen Teil modernisiert und für die Zukunft fit gemacht.

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Linie 9 stellt den verbliebenen Streckenrest auf ungarischem Boden dar

Die Neusiedler Seebahn ist eine normalspurige, eingleisige Nebenbahn im österreichischen Burgenland und zum geringen Teil im angrenzenden Ungarn, welche im Jahr 1897 eröffnet wurde. Ursprüglich war die Strecke 102 km lang, seit 1979 werden noch 49 km im nördlichen Strecketeil von Neusiedl am See über den Grenzort Pamhagen bis nach Fertöszentmiklos an der Raab - Ödenburger Eisenbahn befahren. Der südliche Streckenabschnitt von Fertöszentmiklos (St. Niklaus am Neusiedlersee) nach Celldömölk (Klein Mariazell) wurde im Jahr1979 eingestellt und in der Folge abgebaut. Seit 2004 ist die Strecke auf österreichischem Gebiet elektrifiziert und zwar mit den im ungarischen Netz üblichen 25 kV/50 Herz Wechselspannung.

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Erinnerungstafeln im Bahnhof Pamhagen

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Zur Geschichte:

1873: Erstes Eisenbahnprojekt zur Erschließung der Region Neusiedlersee fiel der Wirtschaftskrise zum Opfer

1892: Mehrere Ansuchen beim königl. ungarischen Handelsministerium für Vorarbeiten für Nord-Süd verlaufende Lokalbahnen in der Region als Ergänzung zur Ost-Westroute der Raab-Ödenburg-Ebenfurter  Eisenbahn

1896: 2 Konzessionen durch die ungarischen Regierung:

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Strecke westlich des Neusiedler Sees Wulkaprodersdorf - Neusiedl am See - Parndorf - Pressburg. Treibende Kraft dieses Projekts war der Vorsitzende der Raaberbahn, der Obergespan des Komitates Vas (Eisenburg), Koloman von Radó

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Linie östlich des Neusiedler Sees von Celldömölk (damals Kiscell) über Eszterháza (Fertöszentmiklos) - Pamhagen nach Neusiedl am See

15. November 1896: Unterschrift unter die Konzession der Neusiedlersee-Local-Eisenbahnder durch den königlich-ungarischen Handelsminister.

31. März 1897: Konstituierende Generalversammlung der „Fertővidéki Helyi Érdekű Vasút” (Dt: Neusiedler Seebahn) in Budapest.. Die Stammaktien hielten das königlich-ungarische Handelsministerium als Vertreter des Staates, die von der Bahn zu durchfahrenden Komitate und Gemeinden sowie Private. Die Prioritätsaktien übernahm zur Gänze die Raaberbahn AG – sie war auch Bauherr der Eisenbahnlinie und erhielt zudem die Bewilligung zur Betriebsführung der Neusiedler Seebahn.

19. Dezember 1897: Feierliche Eröffnung der Strecke. Die heute 40-minütige Fahrt Neusiedl-Pamhagen dauerte damals 2 Stunden.

Weltkriege: Durch den Vertrag von Trianon nach WK 1 fiel das vormalige zu Ungarn gehörende Gebiet Deutsch-Westungarn als Burgenland an Österreich, 38 km der Strecke befanden sich damit in Österreich, 64 in Ungarn.

24. Juli 1923: Neue Konzession für den österreichischen Streckenabschnitt

23. Mai 1926: Einführung des Triebwagenverkehrs Celldömölk - Ödenburg

1. Jänner 1928: Einführung Triebwagenverkehr Eszterhaza (Fertöszentmiklos) - Neusiedl

Im 2. WK Zunahme der Transporttätigkeit, am Ende große Zerstörungen an der Strecke

Wiederaufbau der Strecke

9. April 1945: Erster Zug am Südabschnitt Celldömölk - Eszterhaza - Ödenburg

4. Juni 1946: Erster Zug Neusiedl - Pamhagen

1947: Wiederaufnahme des grenzüberschreitenden Verkehrs, "Puszta-Express" Eszterhaza - Neusiedl - Wien Ostbahnhof

20. Mai 1951: Raaberbahn führt die Züge nur mehr bis Neusiedl/See

22. Mai 1955: Einstellung des grenzüberschreitenden Verkehrs. Güterverkehr (Rübe) nahm zu, Personenverkehr stark ab

26. Mai 1979: Einstellung des Verkehrs auf dem Südast Celldömölk - Fertöszentmiklos (St. Niklaus am Neusiedlersee)

Ab 1980 im verbliebenen österr. Teil Investitionen in die Infrastruktur

1. September 1988: Integrierung der Strecke in den VOR (Verbund Ostregion)

27. Mai 1990: Wiederaufnahme des grenzüberschreitenden Verkehrs nach Fall des Eisernen Vorhangs

Seither unzählige Verbesserungsmaßnahmen entlang der Strecke (Oberbau und Schienen, Bahnhöfe, Elekrifizierung), abschnittsweise Höchstgeschwindigkeit 120 km/h statt vorher 80.

24. April 2004: Inbetriebnahme der elektrifizierten Strecke

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Neusiedl am See Ausfahrt gen Süden. Gleich nach dem Bahnhof biegt die Neusiedler See Bahn nach links ab und vor der ersten Station Bad Neusiedl wird die Eigentumsgrenze ÖBB-NSB überschritten

Eigentümer/Betreiber:

Aus der ursprünglichen Neusiedler Seebahn AG (Mehrheitseigentümer Republik Österreich + Ungarn + Land Burgenland) wurde am 29. Juni 2010 die Nachfolgergesellschaft Neusiedler Seebahn GmbH ins Firmenbuch eingetragen, Anteilseigner sind jetzt das Land Burgenland (50,1% sowie die Republik Österreich (49,9%). Als Betreiber der NSB fungiert nach wie vor die Raab-Ödenburg-Ebenfurter Eisenbahn AG (ROeEE/GySEV).

Nachdem ursprünglich der Gütertransport im Vordergrund stand ist es heute der Personenverkehr. Im österreichischen Abschnitt der Neusiedler Seebahn kommen neben der Fahrzeugen der Raaberbahn auch Triebwagen und Lokomotiven der ÖBB zum Einsatz. Am ungarischen Streckeast Pamhagen - Fertöszentmiklos verkehren teilweise Jenbacher Triebwagen 5047 (ex ÖBB), die modernisiert wurden (Neue Polsterungen, Digitale Info-Screens mit GPS und WLAN). Seit 2017 kommen auch die neuen Triebwagen "Ventus" der Raaberbahn zum Einsatz.

Grenzüberschreitender Verkehr von Pamhagen nach Fertöszentmiklos ist allerdings aktuell schwach bedient, an Werktagen nur 4 tägliche Verbindungen ab mittags (früh/vormittags keine Direktverbindungen). Fahrzeit 15 Minuten. Davon 2 Verbindungen Wien Hbf. - Fertöszentmiklos, 1 Verbindung Neusiedl am See - Fertöszentmiklos und 1 Verbindung Pamhagen - Fertöszentmiklos. In der Gegenrichtung ab Fertöszentmiklos werden 6 tägliche Verbindungen angeboten, 2 früh am Morgen (nach Wien Hbf.), der Rest ab Mittag nach Neusiedl am See. An Sonntagen gibt es nur 3 bzw. 4 Verbindungen (Stand 2015).

Von Neusiedl am See nach Pamhagen benötigt der schnellste Kurs 38 Minuten, der Takt ist allerdings nicht lupenrein und offenkundig stark an den Pendlerströmen orientiert. Insgesamt somit bis dato keine mustergültige Lösung.

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Die Stationen:

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Neusiedl am See km 0, Übergang zur Pannoniabahn

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Nahverkehrsdrehschreibe Bahnhof Neusiedl am See

 

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Bad Neusiedl am See km 4, ehem. Kleinbahn Neusiedl am See zur Badeanstalt am See (600 mm)

 

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Denkmallok GySEV 122 in Bad Neusiedl am See

 

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Leider etwas ungepflegt das alte Aufnahmsgebäude, der neue "Bahnhof" aus Beton und Glas ohne Stil und Kundennutzen ist schon im Einsatz

 

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Weiden am See km 6

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Das Foto stammt von 2014. Der Mittagszug war bummvoll mit Schülern gefüllt. Bahnhof Weiden am See

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Das kleine Bahnhofsgebäude von Weiden am See

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Gols km 11

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Mönchhof Haltestelle km 14, ab 2014 nicht mehr bedient (angeblich geringe Frequenz)

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Mönchhof Haltestelle - von geringer Frequenz war am 7.4.2014 beileibe nichts zu spüren. Mehr als 13 Personen stiegen aus diesem Zug aus. Ein alter Hut, ÖBB Statistiken kann nicht getraut werden

 

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Mönchhof-Halbturn km 15

 

 

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Schon wieder diese unästhetischen Gitter am ehem. Hausbahnsteig - dieser wurde ausser Funktion gesetzt und der Fahrgast auf einen Betonmittelsteig genötigt - schiarch und unpraktisch für die Fahrgäste und obendrein teuer

 

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Frauenkirchen km 20

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St. Andrä am Zicksee km 27, meist Zugkreuzungen

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Detto der Zaun am alten Bahnhofsgebäude in St. Andrä am Zicksee - die Fahrgäste sind den Elementen nahezu schutzlos ausgeliefert, NULL Komfort am Bahnhof

 

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Wallern im Burgenland km 33

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Noch ein idyllisches Plätzchen - wie lange noch?

 

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Pamhagen km 37, tw. Umsteigen notwendig

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Hier im Bahnhof Pamhagen merkt man wieder die Geldverschwendung bei Umbauten: Der Hausbahnsteig wird nicht mehr bespielt und ist mit Gitter abgeriegelt. Dafür ein gesichtsloser Mittelbahnsteig. Diese ÖBB-Unsitte macht offenbar Schule

 

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Talent 4124 sowie 5047er der Raaberbahn zur Weiterfahrt nach Fertöszentmiklos

 

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Statt einem 5047er wartet am 9.12.2016 ein neuer Ventus auf die Fahrgäste, die der rote Talent der ÖBB von Wien Hbf gebracht hat. Die meisten Fahrgäste bleiben aber in Österreich, nur 2 fahren weiter nach Ungarn

 

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Die Kilometrierung ging ursprünglich von Celldömölk aus (km 0,0): In Pamhagen steht der Hektometerstein 66,0

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Bei der Raaberbahn ist man (noch) kundenfreundlicher als bei den ÖBB - Schaffner gibt es in jedem Zug oder Triebwagen

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Modernisierter ehem. ÖBB Triebwagen 5047

 

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das Innere des neuen Ventus der Raaberbahn

 

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Fertőújlak (Mekszikópuszta) km 40, augelassen

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Sarród km 40, aufgelassen

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Fertőszéplak – Fertőd km 47

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Fertőszentmiklós (Eszterháza) km 50, Übergang zur Raab-Ödenburger Bahn Györ-Sopron; weitere Strecke abgebaut

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In Fertöszentmiklos (St. Niklaus am Neusiedlersee bzw. vormals Eszterhaza). Das Restaurant / Vendeglö hinter dem Bahnhof ist leider ausser Funktion. Ein kleine gemütliche Labungsstelle mit Bierzapfsäule würde diesen netten Bahnhof deutlich aufwerten

 

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Der neue Ventus in Fertöszentmiklos bereit zur Rückfahrt auf der Neusiedler Seebahn

 

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Fertőszentmiklós alsó km 53

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Csapod km 62

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Pusztacsalád km 65

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Iván km 70

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Répceszemere km 74

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Répcelak km 78, heute noch bedient von der Linie 16 (Heygeshalom - Csorna - Porpac - Szombathely/Steinamanger)

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Nick km 80

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Nick Rábahíd km 82

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Kenyeri km 86

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Kemenespuszta km 90

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Vönöck km 98

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Celldömölk km 102, Übergang Linie 10 nach Papa-Györ und Linie 20 Boba bzw. Porpac - Szombathely (Steinamanger)
 

Links:

Neusiedler Seebahn GmbH >>>

Raaberbahn >>>

DEEF Beitrag Mattersburgerbahn  >>>

DEEF Beitrag Pannoniabahn >>>

 

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Erinnerungstafel zum 100 jährigen Streckenjubiläum der Neusiedler Seebahn im Bahnhof Fertöszentmiklos

Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info >

 redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org  

Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur Railway Research Austira / DEEF; 

Erstmals Online publiziert: 17. Mai 2015; Letzte Ergänzung: 23.12.2017

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Last modified  Sonntag, 24. Dezember 2017 22:57:55 +0100
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum DEEF # Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung # Railway Research Austria 2009-2020 

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