Die Pustertalbahn – innerösterreichisch, korridorisch, (süd-)tirolerisch – neue Power von Innichen nach Franzensfeste
Prolog: Wiedersehen mit der Pustertalbahn nach 35 Jahren
Lang lang war es her, daß der Chefredaktor von DEEF die Pustertalbahn zuletzt befahren hatte. Es war 1976, damals als frisch gebackener Maturant auf der internen Maturareise mit seinem Banknachbarn Donat (der ist heute Ordinarius für Mathematik in Deutschland).
Mit dem Österreich-Ticket wurde auch die Pustertalbahn befahren, von Innsbruck aus mit dem von einer Diesellok gezogenen Korridorzug nach Lienz, wobei das Aus- und Einsteigen auf italienischem Gebiet (der südliche Teil Tirols ist ja seit 1919 völkerrechtswidrig von Italien besetzt) verboten war.
Im Mai 2011 war es wieder soweit – nach der Baustellenvisite des BBT in Franzensfeste / Mauls erfolgte die Heimfahrt von Franzensfeste nach Salzburg über die Pustertalbahn, Drautalbahn und Tauernbahn (Franzensfeste – Bruneck – Toblach – Innichen/San Candido – Lienz – Spittal/Drau – Bad Gastein – Salzburg).
Als erstes fiel auf, daß die Strecke elektrifiziert worden war und daß moderne Triebwägen des SAD im Auftrag des Landes Südtirol, in einer kurzen Taktfrequenz zumindest bis Innichen verkehrten – die Weiterfahrt mit der ÖBB stellt allerdings einen Flaschenhals dar, denn was nützt eine Halbstundenfrequenz in Südtirol wenn der Anschluß mit der ÖBB nur alle 2 Stunden erfolgt!
Weiters konnte protokolliert werden, daß manche Bahnhöfe (bspw. wie der historisch wertvolle in Aicha) in einen Dornröschenschlaf versunken und außer Funktion sind, während andere Bahnhöfe neugebaut wurden bzw. sogar neue Halte angelegt wurden. Rankten sich noch vor wenigen Jahren Einstellungsgerüchte um die Bahn, so dürfte bis auf weiteres davon keine Rede mehr sein. Offenbar findet man in der Pustertalbahn ein weiteres positives Beispiel für die Regionalisierung bzw. Privatisierung der Eisenbahn (á la Vinschgerbahn, Pinzgabahn, Zillertalbahn…)
Leider wurde seitens inkompetenter Politiker aus dem Nördlichen Tirol mit Unterstützung der ÖBB der Korridorverkehr 2013 komplett eingestellt – einen Bericht dazu siehe >>>
Dafür tat sich höchst Erfreuliches ab dem Fahrplanwechsel 2014/15, nämlich die SAD-Triebwägen verkehren nun stündlich zwischen Lienz und Franzensfeste ohne Umstiegsnotwendigkeit in Innichen – eigentlich beschämend für die Staatsbahn ÖBB, die vorher nur einen unechten 2-Stunden-Takt anbot.
Kennzahlen der Pustertalbahn – Geschichte und Strecke
Erste Planungen: Ab 1858 durch die Südbahngesellschaft mit Komzessionserteilung zum Bau einer Bahn von Marburg -Klagenfurt – Villach – Lienz bis nach Franzensfeste
Baubeginn: 9. Oktober 1869, federführend beim Bau der bekannte deutsche Architekt und Eisenbahn-Bauunternehmer Georg Heinrich Hügel (seit 1875 Ritter von Hügel)
Eröffnet: 30. November 1871 gemeinsam mit der Drautalbahn Villach-Lienz (vgl. Brennerbahn 1867)
Zweck: Ursprünglich (strategisch wichtige) Verbindung der Südbahn Wien-Graz-Marburg-Triest mit der Brennerlinie Innsbruck-Franzensfeste-Bozen-Verona (nach dem Verlust Venetiens wäre Südtirol von Wien aus nur mehr über Salzburg-Innsbruck erreichbar gewesen). Heute wichtige Nahverkehrsader für Berufspendler und Schüler sowie für den sanften Tourismus (Stichwort Radfahrurlauber).
Errichter und Betreiber: k.k. priv. Südbahngesellschaft; heutige Betreiber SAD (“Südtiroler Autobus Dienst”) in Gestalt der Pustertalbahn (sowie FS/Trenitalia) und ÖBB (bis Innichen, aktuell kein Korridorverkehr). Die Betriebsführung der ÖBB reicht bis in den mehrere Kilometer jenseits der momentanen Staatsgrenze liegenden Bahnhof Innichen/San Candido.
Streckenlänge: 64,5 Kilometer Franzensfeste – Innichen, Kilometrierung ab Franzensfeste
Traktion: Elektrisch 3000 Volt Gleichstrom (Drautalbahn von Lienz bis Innichen 15 kV Wechselstrom der ÖBB), durchgehend elektrifiziert seit Mai 1989
Spurweite: Normalspur 1.435 mm, eingleisig
Max. Neigung: 20 Promille
Scheitelpunkt/Höchster Punkt der Strecke: Am Toblacher Sattel mit 1.215 Meter über dem Pegel von Triest
Minimaler Radius: 285 Meter
Maximalgeschwindigkeit: 80 km/h
Betrieb auf der Pustertalbahn
Fahrzeuge
Neben einigen Wendezügen der FS/TI hauptsächlich moderne FLIRT (“Flinker Leichter Innovativer Regional-Triebzug” von Stadler Rail) der SAD (Stand 2017). Zwischenzeitlich sind die Wendezüge der Trenitalia verschwunden (Stand 2024), es fahren ausschließlich moderne Triebwägen. Bis 2013 gab es zusätzlich noch je 2 REX Verbindungen mit österreichischem Wagenmaterial (1216 + IC/EC Wagen) im Korridorverkehr mit Halten aber in Südtirol, welcher jedoch federführend von der Grün-Politikerin Felipe in ihrer Funktion als Verkehrslandesrätin von Nordtirol torpediert und trotz großer Prodeste eingestellt wurde.
Die modernen Flirt-Triebwägen der SAD entsprechen modernstem Standard. Sogar Tischchen mit Steckdosen in der 2. Klasse (1. Klasse wird leider nicht angeboten). 2008 wurden 4 vierteilige (405 Sitzplätze) und 4 sechsteilige (631 Sitzplätze) FLIRT beschafft. Besonders löblich und für einen nachhaltigen sanften Tourismus enorm wichtig ist die großzügige Möglichkeit der Fahrradmitnahme sowie Schiern im Winter – hier kann die österr. Staatsbahn Nachhilfe nehmen!
Frequenz/Fahrzeit
Aktuell Halbstundentakt Innichen-Franzensfeste. Von 1946 bis zum EU-Beitritt Österreichs gab es den sogenannten Korridorverkehr, dh. Direktverbindungen ohne Paß- und Zollkontrolle Innsbruck-Lienz ohne planmäßigem Aufenthalt auf südtiroler Territorium – das Aus- und Zusteigen bei Betriebshalten war verboten. Neben diesen Eilzugverbindungen gab es auch über längere Zeit einen Fernverkehrs-Korridorzug Wien-Lienz-Innsbruck, den IC “Val Pusteria/Pustertal”. Bis Dezember 2013 gab es wie bereits oben erwähnt noch 2 tägliche Direktverbindungen mit REX Innsbruck-Lienz, die aber in Südtirol offiziell Station machen. Die schnellste Fahrtzeit für diese beiden Tagesrandverbindungen betrug 3 Stunden 22 Minuten.
Die Fahrzeit aktuell (2024) Franzensfeste – Innichen (Halbstundentakt) beträgt 1 Stunde 19 Minuten. Die Fahrzeit Franzensfeste – Lienz in Osttirol (Stundentakt) beträgt 2 Stunden 18 Minuten.
Güterverkehr
Obwohl es Planungen gab, den Güterverkehr zu intensivieren, gibt es seit 2012 keinen Güterverkehr mehr auf der Pustertalbahn. Aber wer weiß was die Zukunft bringt …
Anschließende Bahnlinien
Brennerbahn in Franzensfeste
Drautalbahn in Innichen
Ehemalige Tauferer Bahn von Bruneck nach Sand in Taufers (stillgelegt 1957)
Ehemalige Dolomitenbahn von Toblach über Cortina d´Ampezzo nach Calalzo (stillgelegt 1964)
Stationen der Pustertalbahn
Franzensfeste (ital. Fortezza), Abzweigung von der Brennerbahn bei km 198,5 (ab Verona) (0,0 km, 747 Meter über der Adria)
Unterau, ehem. Militärhaltestelle bis 1944, km 1,8
Aicha, ehem. Bahnhof, km 2,8; 750 m
Schabs, ehem. Haltestelle bis 1962, km 4,5; 757 m
Mühlbach, Bahnhof, km 8,1; 749 m; > Pendelbhn (12-AT) Mühlbach-Meransen (neue 8-MGD direkt vom Bahnhof ins Schigebiet Gitschberg Jochtal in Planung, Stand 2024)
Vintl, Bahnhof, km 13,5; 744 m
St. Sigmund, ehem. Haltestelle, km 18,7; 761 m
Ehrenburg, Bahnhof, km 23,7; 787 m
St. Lorenzen, Haltestelle, km 29,4; 812 m; die Haltestelle wurde 2008 ca. 300 m weiter westlich von der ursprünglichen, 1988 geschlossenen Haltestelle, neu errichtet
Bruneck, Bahnhof, km 32,4; 834 m; > Abzweig ehem. Tauferer Bahn nach Sand in Taufers
Bruneck Nord, Haltestelle seit 2013, km 33,2
Percha-Kronplatz, Haltestelle seit 2010, km 38,5; > direkter Übergang zur Gondelbahn Percha-Ried (10-MGD) im Schigebiet Kronplatz
Olang-Antholz, Bahnhof, km 43,7; 1.032 Meter über der Adria
Welsberg-Gsies, Bahnhof, km 50,9; 1.089 m
Niederdorf-Prags, Bahnhof, km 55,9; 1.154 m
Toblach, Bahnhof, km 60,7; 1.211 m; > Abzweig ehem. Dolomitenbahn nach Cortina d´Ampezzo-Calalzo (bis 1962/1964, heute Radfernwanderweg “Langer Weg der Dolomiten”)
Innichen / San Candido, Bahnhof, 64,5, 1.178 Meter über der Adria; > Anschluß an die Drautalbahn Lienz-Spittal-Millstättersee
Bis zur Staatsgrenze zu Österreich nächst Weitlanbrunn hat es auf dem Südtiroler Streckenabschnitt, welcher unter der Hoheit des italienischen Infrastrukturbetreibers RFI steht, ab Innichen (km 64,5) noch folgende neue und ehemalige Stationen:
Vierschach II, km 68,8 (bis 1989)
Vierschach-Helm, km 69,1 (seit 2014) > Anschluss an Gondelbahn (6-MGD) ins Schigebiet 3 Zinnen Dolomiten – Helm/Stiergarten/Rotwand/Kreuzbergpass
Vierschach I, km 70,6 (bis 1960er Jahre)
Winnebach, km 71,7 (aufgelassen)
—– Staatsgrenze Italien – Österreich (seit 1919), km 72,6 —–
Besondere Kunstbauten
Brücke über den Eisack zwischen Franzensfeste und Aicha, heute 157 m lang, ursprünglich (bis 1988) 204 m
Tunnels
Ochsenbichltunnel (257 m)
Lamprechtsburgtunnel (338 m)
Wielentunnel (61 m)
Rasener Tunnel (192 m)
Welsbergtunnel (140 m)
“Namensverwirrungen” Pustertalbahn – Drautalbahn – Kärntner Bahn
Am Anfang war die Kärntner Bahn – als Flügelstrecke der Südbahn wurde sie 1863 von Marburg aus zunächst bis Klagenfurt und 1864 dann bis Villach eröffnet. Aus primär strategischen, “hausmachtstechnischen” Überlegungen heraus wurde die Strecke dann in einem Stück von Villach bis Franzensfeste 1871 eröffnet, wobei der Abschnitt Villach bis Lienz als Drautalbahn und der Abschnitt Lienz bis Franzensfeste als Pustertalbahn bezeichnet wurde.
Nach 1918 (die Strecke Marburg-Franzensfeste wurde durch 3 Landesgrenzen zerstückelt) änderte sich die Namensgebung wie folgt:
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- Drautalbahn = Bahnstrecke Marburg – Innichen/San Candido
- Pustertalbahn = Bahnstrecke Innichen/San Candido nach Franzensfeste/Fortezza
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Aktuell also:
Drautalbahn (neu): Kärntner Bahn (Marburg-Klagenfurt-Villach) + Drautalbahn alt (Villach-Lienz) + östlicher/österreichischer Teil der Pustertalbahn (Lienz-Innichen/San Candido)
Pustertalbahn (neu): Ehem. Pustertalbahn auf südtirolerischem/italienischem Staatsgebiet (Innichen/San Candido-Franzensfeste/Fortezza)
Tatsächlich wird aber in manchen Publikationen die Bahnstrecke Lienz bis zur Staatsgrenze nächst Weitlanbrunn (km 302,952 ab Marburg) noch als als Drautalbahn bezeichnet und die Pustertalbahn bis zur Staatsgrenze (km 72,568 ab Franzensfeste) verortet.
Grenze Österreich – Südtirol (Italien) seit 1919
Die einst zur Gänze in Österreich bzw. Tirol gelegene Bahnverbindung von Marburg nach Franzensfeste wurde nach dem verlorenem 1. Weltkrieg und der bis heute andauernden völkerrechtwidrigen Annexion von Südtirol durch Italien sowie den Verlust Unterkärntens und Untersteiermark an das heutige Slowenien zersplittert. Für Osttirol (Bezirk Lienz) bedeutete das, dass man auf Schienen von der Landeshauptstadt Innsbruck und Nordtirol mehr oder minder abgeschnitten war, wenngleich die Korridorzüge (ab 1946 bis zum EU-Beitritt Österreichs am 1.1.1995) hier einige Verbesserungen brachte.
Hinsichtlich des Betriebes auf der Pustertalbahn bzw. Drautalbahn zeigt sich heute Folgendes:
Eigentümer (Netzbetreiber) auf der Pustertalbahn von Franzensfeste (km 0,0) bis Innichen (km 64,5) und weiter bis zur Staatsgrenze zu Österreich bei km 72,6 (= km 302,9 der Drautalbahn ab Marburg) zwischen den Stationen Vierschach-Helm (km 69,1) und Weitlanbrunn (km 301,4) ist der Italienische Netzbetreiber RFI. Ab der Staatsgrenze Richtung Lienz ist für die Strecke die ÖBB Infra verantwortlich.
Hinsichtlich der Stromversorgung zeigt sich folgendes Bild: Systemtrennung zwischen dem Österreichischem Netz mit 15 kV 16,7 Herz Wechselspannung und dem Italienischen Netz mit 3.000 Volt Gleichspannung erfolgt im Bahnhof Innichen. Das heißt also, dass auch auf dem Abschnitt unter der Hoheit der RFI von der Staatsgrenze bis Innichen mit Österreichischem Strom gefahren wird.
Zukunft der Pustertalbahn – Riggertalschleife
Seit Jahren bzw. Jahrzehnten wurde darüber nur gesprochen, seit Ende 2023 ist es aber fix und es wird gebaut, nämlich die sogenannte Riggertalschleife, welche bei der Ortschaft Nabs von der bestehenden Pustertalstrecke abzweigend Direktverbindungen Richtung Süden (Bozen/Meran) ermöglichen wird, ohne dass in den Bahnhof Franzensfeste eingefahren und die Fahrtrichtung geändert werden muss.
Dazu heißt es auf der Webseite der STA (Südtiroler Transportstrukturen AG):
Direkte Verbindung von Brixen nach Bruneck
Enge Zusammenarbeit mit RFI
Für die ersten Arbeiten zum Bau der 3,8 Kilometer langen Bahnschleife im Riggertal haben heute (16. Oktober 2023) der Landeshauptmann, der Mobilitätslandesrat, mehrere Bürgermeister (von Vahrn, Natz-Schabs und aus dem Pustertal), der Präsident der Bezirksgemeinschaft sowie die für Bahninfrastruktur zuständige Kommissarin der italienischen Regierung, Paola Firmi, und Giuseppe Romeo vom italienischen Schienennetzbetreiber RFI sowie Vertreter der Südtiroler Transportstrukturen AG (STA) und Techniker und Planer nördlich von Vahrn das Startsignal gegeben.
Die Riggertalschleife ist die direkte Bahnverbindung zwischen Schabs und der Brennerbahnlinie, die eine Direktanbindung der Züge von Brixen ins Pustertal ermöglicht. Die Fahrtzeit zwischen Bozen und Bruneck verkürzt sich um 17 Minuten, womit die Verbindung nach Brixen und Bozen vom Pustertal aus wesentlich attraktiver wird. Im Zuge der Genehmigung des Südtirolplans für die Mobilität wurde die Bedeutung dieses Projekts für die Verringerung des individuellen motorisierten Verkehrs hervorgehoben.
Zunächst Sondierungen, dann beginnen die Bauarbeiten
Am 29. Mai dieses Jahres hatte RFI die Ausschreibung für den Bau der Riggertalschleife im Gesamtwert von 138 Millionen Euro dem Unternehmen ICM aus Vicenza zugeschlagen. In den kommenden Wochen wird nun das Unternehmen zunächst Erhebungen, Überprüfungen und Sondierungen durchführen. Anschließend können die Bauarbeiten beginnen.
Es sei seit jeher Ziel der Mobilitätspolitik, das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs an den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger auszurichten. Dazu gehören beispielsweise die Verringerung der Fahrtzeit ebenso wie ein enger Taktfahrplan, unterstrich der Landeshauptmann.
17 Minuten weniger Fahrzeit
Durch die neue Infrastruktur gewännen die Fahrgäste bis zu 17 Minuten Zeit und es würden mehr Fahrten angeboten, fasste der Mobilitätslandesrat die wichtigsten Vorteile für die Fahrgäste zusammen. Mit dem Bau der Riggertalschleife soll die Pustertalbahn direkt mit dem Bahnhof Brixen verbunden werden. Mit den beiden neuen Zughaltestellen in Natz-Schabs und Vahrn werden neue Zugänge für den öffentlichen Bahnverkehr geschaffen. Zusammen mit weiteren Bahnprojekten in den anderen Landesteilen – etwa die Elektrifizierung der Vinschger Bahn und die Potenzierung der Meraner Bahnlinie – sei das Vorhaben für das Schaffen eines Taktfahrplans wichtig: also noch besser aufeinander abgestimmte Fahrten nach einem festen Takt.
Fast vier Kilometer lange Zugschleife mit Tunnel und Brücke
Die fast vier Kilometer lange Schleife für die Bahn im Riggertal verläuft unter der Brennerautobahn A22 und der Brennerstaatsstraße in einem 800 Meter langen Tunnel, überquert den Eisack mit einer 172 Meter langen Bogenbrücke, führt über einen Kilometer entlang der Pustertaler Staatsstraße (SS 49bis) und bindet dann mit einem 450 Meter langen Tunnel und der neuen Haltestelle Natz-Schabs an die bestehende Bahnlinie an. (Quelle: STA vom 16.10.2023)
Dazu sei angemerkt:
Durch den Bau der Riggertalschleife ergeben sich natürlich Vorteile und Chancen den Öffentlichen Verkehr zu optimieren. Aber es gibt natürlich auch Nachteile, zumindest für manche Kundengruppen.
Vorteile:
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- Zeitgewinn von ca. einer Viertelstunde vom Pustertal kommend Richtung Süden, also auf der Relation Innichen – Brixen – Bozen
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- Umsteigefreie Fahrt nach Elektrifizierung der Vinschgaubahn (2024?) von Innichen bis nach Mals
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- Zusätzliche Fahrgäste durch 2 neue Haltestellen, die entstehen werden, nämlich in Natz-Schabs und in Vahrn (beide Haltestellen gab es in der Vergangenheit schon einmal)
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Nachteile:
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- Für Fahrgäste Richtung Norden, also in das Wipptal (Franzensfeste, Sterzing, Brenner) gibt es durch die Anbindung der Pustertalbahn Richtung Süden bei Brixen aber Nachteile in Form von verlängerter Fahrzeit, im Falle von Franzensfeste mit dem Verlust einer umsteigefreien Verbindung
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- Für die Wiedereinführung einer schnellen Direktverbindung von Lienz in die Landeshauptstadt Innsbruck ergäbe sich dadurch auch eine deutliche Fahrzeitverlängerung sowie eine aufwendiger Betriebsführung (Umspannen / Fahrtrichtungswechsel in Brixen)
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Auch wenn Politiker der Südtiroler Landesregierung anmerken, dass die Gleise an der Bestandsstrecke direkt nach Franzensfeste erhalten bleiben – aber wer glaubt denn heutzutage noch den Worten von Politikern…
Zweigleisiger Ausbau der Pustertalbahn
Geht es nach den Worten Südtiroler Politiker, so soll die Pustertalbahn zukünftig partiell (nämlich zu ca. 1/3) zweigleisig ausgebaut werden. Das sollte in Verbindung mit der Riggertalschleife nochmals eine Erhöhung der Zugfrequenzen ermöglichen. Man wird sehen ob, wann und wie das kommen wird. Und ja, vielleicht erhöhen sich dadurch wieder die Chancen für schnelle Direktverbindungen von Lienz nach Innsbruck sowie die Wiedereinführung von Güterverkehr auf der Pustertalbahn.
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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 9. Juli 2011; Relaunch der Seite 6.2.2024; Letzte Ergänzung / page last modified 10.2.2024