Pustertalbahn

Die Pustertalbahn – innerösterreichisch, korridorisch, (süd-)tirolerisch – neue Power von Innichen nach Franzensfeste

Pustertalbahn Eisenbahn Franzensfeste Vintl Olong Bruneck Toblach Innichen Lienz Südtirol Italien SAD STA
Pustertalbahn: Wendezug der Trenitalia und moderner Flirt-Triebwagen des SAD im Bahnhof Innichen am 26.5.2011

Prolog: Wiedersehen mit der Pustertalbahn nach 35 Jahren

Lang lang war es her, daß der Chefredaktor von DEEF die Pustertalbahn zuletzt befahren hatte. Es war 1976, damals als frisch gebackener Maturant auf der internen Maturareise mit seinem Banknachbarn Donat (der ist heute Ordinarius für Mathematik in Deutschland).

Mit dem Österreich-Ticket wurde auch die Pustertalbahn befahren, von Innsbruck aus mit dem von einer Diesellok gezogenen Korridorzug nach Lienz, wobei das Aus- und Einsteigen auf italienischem Gebiet (der südliche Teil Tirols ist ja seit 1919 völkerrechtswidrig von Italien besetzt) verboten war.

Im Mai 2011 war es wieder soweit – nach der Baustellenvisite des BBT in Franzensfeste / Mauls erfolgte die Heimfahrt von Franzensfeste nach Salzburg über die Pustertalbahn, Drautalbahn und Tauernbahn (Franzensfeste – Bruneck – Toblach – Innichen/San Candido – Lienz – Spittal/Drau – Bad Gastein – Salzburg).

Pustertalbahn Eisenbahn Franzensfeste Vintl Olong Bruneck Toblach Innichen Lienz Südtirol Italien SAD STA
Modernes Display im Flirt des SAD – Anzeigen zweisprachig, zuerst Deutsch, dann Italienisch

Als erstes fiel auf, daß die Strecke elektrifiziert worden war und daß moderne Triebwägen des SAD im Auftrag des Landes Südtirol, in einer kurzen Taktfrequenz zumindest bis Innichen verkehrten – die Weiterfahrt mit der ÖBB stellt allerdings einen Flaschenhals dar, denn was nützt eine Halbstundenfrequenz in Südtirol wenn der Anschluß mit der ÖBB nur alle 2 Stunden erfolgt!

Weiters konnte protokolliert werden, daß manche Bahnhöfe (bspw. wie der historisch wertvolle in Aicha) in einen Dornröschenschlaf versunken und außer Funktion sind, während andere Bahnhöfe neugebaut wurden bzw. sogar neue Halte angelegt wurden. Rankten sich noch vor wenigen Jahren Einstellungsgerüchte um die Bahn, so dürfte bis auf weiteres davon keine Rede mehr sein. Offenbar findet man in der Pustertalbahn ein weiteres positives Beispiel für die Regionalisierung bzw. Privatisierung der Eisenbahn (á la Vinschgerbahn, Pinzgabahn, Zillertalbahn…)

Leider wurde seitens inkompetenter Politiker aus dem Nördlichen Tirol mit Unterstützung der ÖBB der Korridorverkehr 2013 komplett eingestellt – einen Bericht dazu siehe >>>

Pustertalbahn Eisenbahn Franzensfeste Vintl Olong Bruneck Toblach Innichen Lienz Südtirol Italien SAD STA
Korridorzug im Bahnhof Innichen am 13.10.2013, links ein Flirt des SAD
Pustertalbahn Eisenbahn Franzensfeste Vintl Olong Bruneck Toblach Innichen Lienz Südtirol Italien SAD STA
So sieht seit 2013/14 die Verbindung Lienz – Innsbruck aus – ein Stockbus der Post tituliert als “Osttirol-Express”

Dafür tat sich höchst Erfreuliches ab dem Fahrplanwechsel 2014/15, nämlich die SAD-Triebwägen verkehren nun stündlich zwischen Lienz und Franzensfeste ohne Umstiegsnotwendigkeit in Innichen – eigentlich beschämend für die Staatsbahn ÖBB, die vorher nur einen unechten 2-Stunden-Takt anbot.

Lage der Pustertalbahn im Eisenbahnnetz: 1: Pustertalbahn; 2: Drautalbahn; 3: Brennerbahn; 4: Bozen-Meraner Bahn; 5: BBT im Bau; 6: Stubaitalbahn; 7: Arlbergbahn; 8: Mittenwaldbahn; 9: Unterinntalbahn; 10: Zillertalbahn; 11: Achenseebahn; 12: Salzburg-Tiroler Bahn; 13: Krimmlerbahn; 14: Ennstalbahn; 15: Tauernbahn; 16: Gailtalbahn; 17: Pontafelbahn; 18: Bahnstrecke Belluno-Calalzo; Kartengrundlage openrailwaymaps, ergänzt Dr. Michael Populorum

Kennzahlen der Pustertalbahn – Geschichte und Strecke

Erste Planungen: Ab 1858 durch die Südbahngesellschaft mit Komzessionserteilung zum Bau einer Bahn von Marburg -Klagenfurt – Villach – Lienz bis nach Franzensfeste

Baubeginn: 9. Oktober 1869, federführend beim Bau der bekannte deutsche Architekt und Eisenbahn-Bauunternehmer Georg Heinrich Hügel (seit 1875 Ritter von Hügel)

Eröffnet: 30. November 1871 gemeinsam mit der Drautalbahn Villach-Lienz (vgl. Brennerbahn 1867)

Zweck: Ursprünglich (strategisch wichtige) Verbindung der Südbahn Wien-Graz-Marburg-Triest mit der Brennerlinie Innsbruck-Franzensfeste-Bozen-Verona (nach dem Verlust Venetiens wäre Südtirol von Wien aus nur mehr über Salzburg-Innsbruck erreichbar gewesen). Heute wichtige Nahverkehrsader für Berufspendler und Schüler sowie für den sanften Tourismus (Stichwort Radfahrurlauber).

Errichter und Betreiber: k.k. priv. Südbahngesellschaft; heutige Betreiber SAD (“Südtiroler Autobus Dienst”) in Gestalt der Pustertalbahn (sowie FS/Trenitalia) und ÖBB (bis Innichen, aktuell kein Korridorverkehr). Die Betriebsführung der ÖBB reicht bis in den mehrere Kilometer jenseits der momentanen Staatsgrenze liegenden Bahnhof Innichen/San Candido.

Streckenlänge: 64,5 Kilometer Franzensfeste – Innichen, Kilometrierung ab Franzensfeste

Traktion: Elektrisch 3000 Volt Gleichstrom (Drautalbahn von Lienz bis Innichen 15 kV Wechselstrom der ÖBB), durchgehend elektrifiziert seit Mai 1989

Spurweite: Normalspur 1.435 mm, eingleisig

Max. Neigung: 20 Promille

Scheitelpunkt/Höchster Punkt der Strecke: Am Toblacher Sattel mit 1.215 Meter über dem Pegel von Triest

Minimaler Radius: 285 Meter

Maximalgeschwindigkeit: 80 km/h


Betrieb auf der Pustertalbahn

Fahrzeuge

Neben einigen Wendezügen der FS/TI hauptsächlich moderne FLIRT (“Flinker Leichter Innovativer Regional-Triebzug” von Stadler Rail) der SAD (Stand 2017). Zwischenzeitlich sind die Wendezüge der Trenitalia verschwunden (Stand 2024), es fahren ausschließlich moderne  Triebwägen. Bis 2013 gab es zusätzlich noch je 2 REX Verbindungen mit österreichischem Wagenmaterial (1216 + IC/EC Wagen) im Korridorverkehr mit Halten aber in Südtirol, welcher jedoch federführend von der Grün-Politikerin Felipe in ihrer Funktion als Verkehrslandesrätin von Nordtirol torpediert und trotz großer Prodeste eingestellt wurde.

Pustertalbahn Eisenbahn Franzensfeste Vintl Olong Bruneck Toblach Innichen Lienz Südtirol Italien SAD STA
Die modernen Flirt-Triebwägen der SAD entsprechen modernstem Standard. Sogar Tischchen mit Steckdosen in der 2. Klasse (1. Klasse wird leider nicht angeboten). 2008 wurden 4 vierteilige (405 Sitzplätze) und 4 sechsteilige (631 Sitzplätze) FLIRT beschafft. Besonders löblich und für einen nachhaltigen sanften Tourismus enorm wichtig ist die großzügige Möglichkeit der Fahrradmitnahme sowie Schiern im Winter – hier kann die österr. Staatsbahn Nachhilfe nehmen!

Die modernen Flirt-Triebwägen der SAD entsprechen modernstem Standard. Sogar Tischchen mit Steckdosen in der 2. Klasse (1. Klasse wird leider nicht angeboten). 2008 wurden 4 vierteilige (405 Sitzplätze) und 4 sechsteilige (631 Sitzplätze) FLIRT beschafft. Besonders löblich und für einen nachhaltigen sanften Tourismus enorm wichtig ist die großzügige Möglichkeit der Fahrradmitnahme sowie Schiern im Winter – hier kann die österr. Staatsbahn Nachhilfe nehmen!


Frequenz/Fahrzeit

Aktuell Halbstundentakt Innichen-Franzensfeste. Von 1946 bis zum EU-Beitritt Österreichs gab es den sogenannten Korridorverkehr, dh. Direktverbindungen ohne Paß- und Zollkontrolle Innsbruck-Lienz ohne planmäßigem Aufenthalt auf südtiroler Territorium – das Aus- und Zusteigen bei Betriebshalten war verboten. Neben diesen Eilzugverbindungen gab es auch über längere Zeit einen Fernverkehrs-Korridorzug Wien-Lienz-Innsbruck, den IC “Val Pusteria/Pustertal”. Bis Dezember 2013 gab es wie bereits oben erwähnt noch 2 tägliche Direktverbindungen mit REX Innsbruck-Lienz, die aber in Südtirol offiziell Station machen. Die schnellste Fahrtzeit für diese beiden Tagesrandverbindungen betrug 3 Stunden 22 Minuten.

Die Fahrzeit aktuell (2024) Franzensfeste – Innichen (Halbstundentakt) beträgt 1 Stunde 19 Minuten. Die Fahrzeit Franzensfeste – Lienz in Osttirol (Stundentakt)  beträgt 2 Stunden 18 Minuten.


Güterverkehr

Obwohl es Planungen gab, den Güterverkehr zu intensivieren, gibt es seit 2012 keinen Güterverkehr mehr auf der Pustertalbahn. Aber wer weiß was die Zukunft bringt …


Anschließende Bahnlinien

Brennerbahn in Franzensfeste

Drautalbahn in Innichen

Ehemalige Tauferer Bahn von Bruneck nach Sand in Taufers (stillgelegt 1957)

Ehemalige Dolomitenbahn von Toblach über Cortina d´Ampezzo nach Calalzo (stillgelegt 1964)


Stationen der Pustertalbahn

Franzensfeste (ital. Fortezza), Abzweigung von der Brennerbahn bei km 198,5 (ab Verona) (0,0 km, 747 Meter über der Adria)

Pustertalbahn Eisenbahn Franzensfeste Vintl Olong Bruneck Toblach Innichen Lienz Südtirol Italien SAD STA
Flirt Triebwagen der SAD abfahrtsbereit am Hausbahnsteig in Franzensfeste am 26.5.2011
Brennerbahn Pustertalbahn
Am 20. Juni 2017 steht der Stadler-Triebwagen des SAD abfahrtsbereit am Stumpfgleis zur Fahrt nach Lienz. Links im Hintergrund der DB ÖBB Eurocity München-Bologna
Bahnhof Franzensfeste Gebäude
Ein Meisterwerk ist das Bahnhofsgebäude von Franzensfeste – es ist gänzlich aus Holz errichtet
Brennerbahn Pustertalbahn Bahnhof Franzensfeste Bar Buffet
Bahnhof Franzensfeste Bar Buffet

Unterau, ehem. Militärhaltestelle bis 1944, km 1,8

Pustertalbahn Eisenbahn Franzensfeste Vintl Olong Bruneck Toblach Innichen Lienz Südtirol Italien SAD STA
Mitten durch das Festungsbauwerk Franzensfeste verläuft die Pustertalbahn gleich nach dem Abzweig von der Brennerbahn. Mit dem Steuerwagen voraus schiesst der Regionale an einem heißen Maitag 2011 aus dem Festungseinschnitt heraus Franzensfeste entgegen
Pustertalbahn Eisenbahn Franzensfeste Vintl Olong Bruneck Toblach Innichen Lienz Südtirol Italien SAD STA
Durchfahrt der Pustertalbahn durch die Festung Franzensfeste mit anschließender Eisenbrücke

Aicha, ehem. Bahnhof, km 2,8; 750 m

Schabs, ehem. Haltestelle bis 1962, km 4,5; 757 m

Mühlbach, Bahnhof, km 8,1; 749 m; > Pendelbhn (12-AT) Mühlbach-Meransen (neue 8-MGD direkt vom Bahnhof ins Schigebiet Gitschberg Jochtal in Planung, Stand 2024)

Vintl, Bahnhof, km 13,5; 744 m

St. Sigmund, ehem. Haltestelle, km 18,7; 761 m

Ehrenburg, Bahnhof, km 23,7; 787 m

Pustertalbahn Bahnhof Gebäude
Bahnhofsgebäude Ehrenburg an der Pustertalbahn

St. Lorenzen, Haltestelle, km 29,4; 812 m; die Haltestelle wurde 2008 ca. 300 m weiter westlich von der ursprünglichen, 1988 geschlossenen Haltestelle, neu errichtet

Bruneck, Bahnhof, km 32,4; 834 m; > Abzweig ehem. Tauferer Bahn nach Sand in Taufers

Bahnhof Bruneck Pustertalbahn
Bahnhofsgebäude Bruneck strassenseitig mit Autobussen des SAD in die umliegenden Gemeinden
Bahnhof Bruneck Südtirol Pustertalbahn
Bahnhofsgebäude Bruneck Innenansicht

Bruneck Nord, Haltestelle seit 2013, km 33,2

Percha-Kronplatz, Haltestelle seit 2010, km 38,5; > direkter Übergang zur Gondelbahn Percha-Ried (10-MGD) im Schigebiet Kronplatz

Pustertalbahn Eisenbahn Franzensfeste Vintl Olong Bruneck Toblach Innichen Lienz Südtirol Italien SAD STA
Neu gestalteter Bahnhof Percha-Kronplatz

Olang-Antholz, Bahnhof, km 43,7; 1.032 Meter über der Adria

Welsberg-Gsies, Bahnhof, km 50,9; 1.089 m

Pustertalbahn Eisenbahn Franzensfeste Vintl Olong Bruneck Toblach Innichen Lienz Südtirol Italien SAD STA
Moderner Mittelbahnsteig in Welsberg-Gsies

Niederdorf-Prags, Bahnhof, km 55,9; 1.154 m

Pustertalbahn Eisenbahn Franzensfeste Vintl Olong Bruneck Toblach Innichen Lienz Südtirol Italien SAD STA
Altes Aufnahmsgebäude, neuer Bahnsteig im Bahnhof Niederdorf-Prags

Toblach, Bahnhof, km 60,7; 1.211 m; > Abzweig ehem. Dolomitenbahn nach Cortina d´Ampezzo-Calalzo (bis 1962/1964, heute Radfernwanderweg “Langer Weg der Dolomiten”)

Pustertalbahn Eisenbahn Franzensfeste Vintl Olong Bruneck Toblach Innichen Lienz Südtirol Italien SAD STA
Aufnahmsgebäude Toblach

Innichen / San Candido, Bahnhof, 64,5, 1.178 Meter über der Adria; > Anschluß an die Drautalbahn Lienz-Spittal-Millstättersee

Pustertalbahn Eisenbahn Franzensfeste Vintl Olong Bruneck Toblach Innichen Lienz Südtirol Italien SAD STA
Trenitalia Wendezug im Bahnhof Innichen. Das mächtige Aufnahmsgebäude beherbergt auch eine Bahnhofs-Bar
Pustertalbahn Eisenbahn Franzensfeste Vintl Olong Bruneck Toblach Innichen Lienz Südtirol Italien SAD STA
Höhenmarkt im Bahnhof Innichen – nicht original, die war nämlich deutschsprachig
Foto Pustertalbahn Eisenbahn Franzensfeste Vintl Olong Bruneck Toblach Innichen Lienz Südtirol Italien SAD STA Bild
E 464.068 doppelt aufgebügelt im Bahnhof Innichen am 26. Mai 2011

Bis zur Staatsgrenze zu Österreich nächst Weitlanbrunn hat es auf dem Südtiroler Streckenabschnitt, welcher unter der Hoheit des italienischen Infrastrukturbetreibers RFI steht, ab Innichen (km 64,5) noch folgende neue und ehemalige Stationen:

Vierschach II, km 68,8 (bis 1989)

Vierschach-Helm, km 69,1 (seit 2014) > Anschluss an Gondelbahn (6-MGD) ins Schigebiet 3 Zinnen Dolomiten – Helm/​Stiergarten/​Rotwand/​Kreuzbergpass

Pustertalbahn Drautalbahn
Kreuzung der Pustertaler Straße SS 49 mit der Pustertalbahn mit einem SAD-Triebwagen Richtung Innichen

Vierschach I, km 70,6 (bis 1960er Jahre)

Das stattliche Bahnhofsgebäude von Vierschach wird als Privathaus genutzt. Das Gebäude wurde wie die meisten Stationen der Südbahngesellschaft nach Plänen von Architekt Wilhelm Gustav Ritter von Flattich (1826–1900) errichtet

Winnebach, km 71,7 (aufgelassen)

—– Staatsgrenze Italien – Österreich (seit 1919), km 72,6 —–

Pustertalbahn Drautalbahn Eisenbahn
Grenze Italien-Österreich, von Südtiroler Seite aus aufgenommen. Im Hintergrund erkennt man die Holzstapel vom Holzhof Arnbach mit eigener Anschlussbahn
Pustertalbahn Drautalbahn Winnebach Weitlanbrunn Arnsbach
Grenzgebäude Winnebach/Arnbach Weitlanbrunn
Drautalbahn Pustertalbahn
Die erste Station auf österreichischem Gebiet ist Weitlanbrunn

Besondere Kunstbauten

Brücke über den Eisack zwischen Franzensfeste und Aicha, heute 157 m lang, ursprünglich (bis 1988) 204 m

Pustertalbahn Eisenbahn Franzensfeste Vintl Olong Bruneck Toblach Innichen Lienz Südtirol Italien SAD STA
Die heute 157 m lange Brücke über die Eisackschlucht.. Bis 1988 war die Brücke 204 m lang und ließ sich zu einem Teil auch in die Festung einfahren und somit die Strecke unterbrechen. Die 2 Pfeiler stammen noch von der alten Brücke, welche ursprünglich 7 Bogenöffnungen hatte

Tunnels

Ochsenbichltunnel (257 m)

Pustertalbahn Eisenbahn Franzensfeste Vintl Olong Bruneck Toblach Innichen Lienz Südtirol Italien SAD STA
Pustertalbahn Ochsenbichltunnel

Lamprechtsburgtunnel (338 m)

Pustertalbahn Eisenbahn Franzensfeste Vintl Olong Bruneck Toblach Innichen Lienz Südtirol Italien SAD STA
Pustertalbahn Lamprechtsburgtunnel

Wielentunnel (61 m)

Pustertalbahn Eisenbahn Franzensfeste Vintl Olong Bruneck Toblach Innichen Lienz Südtirol Italien SAD STA
Pustertalbahn Wielentunnel

Rasener Tunnel (192 m)

Pustertalbahn Eisenbahn Franzensfeste Vintl Olong Bruneck Toblach Innichen Lienz Südtirol Italien SAD STA
Pustertalbahn Rasener Tunnel

Welsbergtunnel (140 m)

Pustertalbahn Eisenbahn Franzensfeste Vintl Olong Bruneck Toblach Innichen Lienz Südtirol Italien SAD STA Tunnel
Pustertalbahn Welsbergtunnel

“Namensverwirrungen” Pustertalbahn – Drautalbahn – Kärntner Bahn

Am Anfang war die Kärntner Bahn – als Flügelstrecke der Südbahn wurde sie 1863 von Marburg aus zunächst bis Klagenfurt und 1864 dann bis Villach eröffnet. Aus primär strategischen, “hausmachtstechnischen” Überlegungen heraus wurde die Strecke dann in einem Stück von Villach bis Franzensfeste 1871 eröffnet, wobei der Abschnitt Villach bis Lienz als Drautalbahn und der Abschnitt Lienz bis Franzensfeste als Pustertalbahn bezeichnet wurde.

Nach 1918 (die Strecke Marburg-Franzensfeste wurde durch 3 Landesgrenzen zerstückelt) änderte sich die Namensgebung wie folgt:

      • Drautalbahn = Bahnstrecke Marburg – Innichen/San Candido
      • Pustertalbahn = Bahnstrecke Innichen/San Candido nach Franzensfeste/Fortezza

Aktuell also:

Drautalbahn (neu): Kärntner Bahn (Marburg-Klagenfurt-Villach) + Drautalbahn alt (Villach-Lienz) + östlicher/österreichischer Teil der Pustertalbahn (Lienz-Innichen/San Candido)

Pustertalbahn (neu): Ehem. Pustertalbahn auf südtirolerischem/italienischem Staatsgebiet (Innichen/San Candido-Franzensfeste/Fortezza)

Tatsächlich wird aber in manchen Publikationen die Bahnstrecke Lienz bis zur Staatsgrenze nächst Weitlanbrunn (km 302,952 ab Marburg) noch als als Drautalbahn bezeichnet und die Pustertalbahn bis zur Staatsgrenze (km 72,568 ab Franzensfeste) verortet.


Grenze Österreich – Südtirol (Italien) seit 1919

Die einst zur Gänze in Österreich bzw. Tirol gelegene Bahnverbindung von Marburg nach Franzensfeste wurde nach dem verlorenem 1. Weltkrieg und der bis heute andauernden völkerrechtwidrigen Annexion von Südtirol durch Italien sowie den Verlust Unterkärntens und Untersteiermark an das heutige Slowenien zersplittert. Für Osttirol (Bezirk Lienz) bedeutete das, dass man auf Schienen von der Landeshauptstadt Innsbruck und Nordtirol mehr oder minder abgeschnitten war, wenngleich die Korridorzüge (ab 1946 bis zum EU-Beitritt Österreichs am 1.1.1995) hier einige Verbesserungen brachte.

Hinsichtlich des Betriebes auf der Pustertalbahn bzw. Drautalbahn zeigt sich heute Folgendes:

Eigentümer (Netzbetreiber) auf der Pustertalbahn von Franzensfeste (km 0,0) bis Innichen (km 64,5) und weiter bis zur Staatsgrenze zu Österreich bei km 72,6 (= km 302,9 der Drautalbahn ab Marburg) zwischen den Stationen Vierschach-Helm (km 69,1) und Weitlanbrunn (km 301,4) ist der Italienische Netzbetreiber RFI. Ab der Staatsgrenze Richtung Lienz ist für die Strecke die ÖBB Infra verantwortlich.

Hinsichtlich der Stromversorgung zeigt sich folgendes Bild: Systemtrennung zwischen dem Österreichischem Netz mit 15 kV 16,7 Herz Wechselspannung und dem Italienischen Netz mit 3.000 Volt Gleichspannung erfolgt im Bahnhof Innichen. Das heißt also, dass auch auf dem Abschnitt unter der Hoheit der RFI von der Staatsgrenze bis Innichen mit Österreichischem Strom gefahren wird.

Pustertalbahn Eisenbahn Franzensfeste Vintl Olong Bruneck Toblach Innichen Lienz Südtirol Italien SAD STA
Bahnhof Innichen Mai 2011 mit doppelt aufgebügeltem Wendezug der Trenitalia abfahrtsbereit Richtung Frenzensfeste
Pustertalbahn Drautalbahn Eisenbahn Franzensfeste Vintl Olong Bruneck Toblach Innichen Lienz Südtirol Italien SAD STA
Am östlichen Stumpfgleis in Innichen wartet der REX mit “graffitiverzierten” (=angeschmierten) “Cityschüttlern” zur Weiterfahrt nach Lienz auf der Drautalbahn. Foto vom 26.5.2011

Zukunft der Pustertalbahn – Riggertalschleife

Seit Jahren bzw. Jahrzehnten wurde darüber nur gesprochen, seit Ende 2023 ist es aber fix und es wird gebaut, nämlich die sogenannte Riggertalschleife, welche bei der Ortschaft Nabs von der bestehenden Pustertalstrecke abzweigend Direktverbindungen Richtung Süden (Bozen/Meran) ermöglichen wird, ohne dass in den Bahnhof Franzensfeste eingefahren und die Fahrtrichtung geändert werden muss.

Karte Riggertalschleife Pustertalbahn Brennerbahn Brennerbasistunnel BBT Eisenbahn Südtirol Italien
Lage der Riggertalschleife im Kontext: 1: Pustertalbahn Bestand; 2: ggf. nicht mehr befahren wenn Riggertalschleife fertig; 3: Riggertalschleife; 4: Brennerbahn Bestand; 5: Neue Haltestelle Natz-Schabs; 6: Neue Haltestelle Vahrn; 7: Brennerbasistunnel BBT bzw. südliche Zulaufstrecke. Kartengrundlage: Openrailwaymaps.org

Dazu heißt es auf der Webseite der STA (Südtiroler Transportstrukturen AG):

Direkte Verbindung von Brixen nach Bruneck
Enge Zusammenarbeit mit RFI

Für die ersten Arbeiten zum Bau der 3,8 Kilometer langen Bahnschleife im Riggertal haben heute (16. Oktober 2023) der Landeshauptmann, der Mobilitätslandesrat, mehrere Bürgermeister (von Vahrn, Natz-Schabs und aus dem Pustertal), der Präsident der Bezirksgemeinschaft sowie die für Bahninfrastruktur zuständige Kommissarin der italienischen Regierung, Paola Firmi, und Giuseppe Romeo vom italienischen Schienennetzbetreiber RFI sowie Vertreter der Südtiroler Transportstrukturen AG (STA) und Techniker und Planer nördlich von Vahrn das Startsignal gegeben.

Die Riggertalschleife ist die direkte Bahnverbindung zwischen Schabs und der Brennerbahnlinie, die eine Direktanbindung der Züge von Brixen ins Pustertal ermöglicht. Die Fahrtzeit zwischen Bozen und Bruneck verkürzt sich um 17 Minuten, womit die Verbindung nach Brixen und Bozen vom Pustertal aus wesentlich attraktiver wird. Im Zuge der Genehmigung des Südtirolplans für die Mobilität wurde die Bedeutung dieses Projekts für die Verringerung des individuellen motorisierten Verkehrs hervorgehoben.

Zunächst Sondierungen, dann beginnen die Bauarbeiten

Am 29. Mai dieses Jahres hatte RFI die Ausschreibung für den Bau der Riggertalschleife im Gesamtwert von 138 Millionen Euro dem Unternehmen ICM aus Vicenza zugeschlagen. In den kommenden Wochen wird nun das Unternehmen zunächst Erhebungen, Überprüfungen und Sondierungen durchführen. Anschließend können die Bauarbeiten beginnen.

Es sei seit jeher Ziel der Mobilitätspolitik, das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs an den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger auszurichten. Dazu gehören beispielsweise die Verringerung der Fahrtzeit ebenso wie ein enger Taktfahrplan, unterstrich der Landeshauptmann.

17 Minuten weniger Fahrzeit

Durch die neue Infrastruktur gewännen die Fahrgäste bis zu 17 Minuten Zeit und es würden mehr Fahrten angeboten, fasste der Mobilitätslandesrat die wichtigsten Vorteile für die Fahrgäste zusammen. Mit dem Bau der Riggertalschleife soll die Pustertalbahn direkt mit dem Bahnhof Brixen verbunden werden. Mit den beiden neuen Zughaltestellen in Natz-Schabs und Vahrn werden neue Zugänge für den öffentlichen Bahnverkehr geschaffen. Zusammen mit weiteren Bahnprojekten in den anderen Landesteilen – etwa die Elektrifizierung der Vinschger Bahn und die Potenzierung der Meraner Bahnlinie – sei das Vorhaben für das Schaffen eines Taktfahrplans wichtig: also noch besser aufeinander abgestimmte Fahrten nach einem festen Takt.

Fast vier Kilometer lange Zugschleife mit Tunnel und Brücke

Die fast vier Kilometer lange Schleife für die Bahn im Riggertal verläuft unter der Brennerautobahn A22 und der Brennerstaatsstraße in einem 800 Meter langen Tunnel, überquert den Eisack mit einer 172 Meter langen Bogenbrücke, führt über einen Kilometer entlang der Pustertaler Staatsstraße (SS 49bis) und bindet dann mit einem 450 Meter langen Tunnel und der neuen Haltestelle Natz-Schabs an die bestehende Bahnlinie an. (Quelle: STA vom 16.10.2023)


Dazu sei angemerkt:

Durch den Bau der Riggertalschleife ergeben sich natürlich Vorteile und Chancen den Öffentlichen Verkehr zu optimieren. Aber es gibt natürlich auch Nachteile, zumindest für manche Kundengruppen.

Vorteile:

        • Zeitgewinn von ca. einer Viertelstunde vom Pustertal kommend Richtung Süden, also auf der Relation Innichen – Brixen – Bozen
        • Umsteigefreie Fahrt nach Elektrifizierung der Vinschgaubahn (2024?) von Innichen bis nach Mals
        • Zusätzliche Fahrgäste durch 2 neue Haltestellen, die entstehen werden, nämlich in Natz-Schabs und in Vahrn (beide Haltestellen gab es in der Vergangenheit schon einmal)

Nachteile:

        • Für Fahrgäste Richtung Norden, also in das Wipptal (Franzensfeste, Sterzing, Brenner) gibt es durch die Anbindung der Pustertalbahn Richtung Süden bei Brixen aber Nachteile in Form von verlängerter Fahrzeit, im Falle von Franzensfeste mit dem Verlust einer umsteigefreien Verbindung
        • Für die Wiedereinführung einer schnellen Direktverbindung von Lienz in die Landeshauptstadt Innsbruck ergäbe sich dadurch auch eine deutliche Fahrzeitverlängerung sowie eine aufwendiger Betriebsführung (Umspannen / Fahrtrichtungswechsel in Brixen)

Auch wenn Politiker der Südtiroler Landesregierung anmerken, dass die Gleise an der Bestandsstrecke direkt nach Franzensfeste erhalten bleiben – aber wer glaubt denn heutzutage noch den Worten von Politikern…


Zweigleisiger Ausbau der Pustertalbahn

Geht es nach den Worten Südtiroler Politiker, so soll die Pustertalbahn zukünftig partiell (nämlich zu ca. 1/3) zweigleisig ausgebaut werden. Das sollte in Verbindung mit der Riggertalschleife nochmals eine Erhöhung der Zugfrequenzen ermöglichen. Man wird sehen ob, wann und wie das kommen wird. Und ja, vielleicht erhöhen sich dadurch wieder die Chancen für schnelle Direktverbindungen von Lienz nach Innsbruck sowie die Wiedereinführung von Güterverkehr auf der Pustertalbahn.

Bruneck Bahnhof SAD Triebwagen Stadler Eisenbahn Pustertalbahn
Zugkreuzung im Bahnhof Bruneck am 20.6.2017

Links

DEEF: Drautalbahn Teil 1: Von Marburg in Slowenien nach Bleiburg in Kärnten >>>

DEEF: Drautalbahn Teil 2: Von Bleiburg nach Klagenfurt >>>

DEEF: Drautalbahn Teil 3: Von Klagenfurt entlang des Wörthersees nach Villach >>>

DEEF: Drautalbahn Teil 4: Von Villach nach Spittal-Millstättersee >>>

DEEF: Drautalbahn Teil 5: Von Spittal-Millstättersee nach Lienz in Osttirol >>>

DEEF: Drautalbahn Teil 6: Von Lienz in Osttirol nach Innichen in Südtirol >>>

DEEF: Die Pustertalbahn Innichen – Franzensfeste >>>

Offizielle Webseite Betreiber SAD >>>

Tecneum – ein virtuelles Technikmuseum. Fachkundige Beschreibung und Dokumentation aller Bahnhöfe in Südtirol (einst und jetzt) primär aus der Sicht von Architekten. Auf Sammlungen” klicken, dann auf Eisenbahnen >>>

DEEF-Doku Brennerbahn bzw. Brennerbasistunnel >>>

DEEF-Blog Brennerbasistunnel Süd (Baustellenvisite Franzensfeste) >>>

DEEF-Doku Zu Fuß entlang der alten Strecke vom Brenner bis Gossensaß (ein Reader in 4 Teilen) >>>

DEEF-Doku Josef Rabl und Dölsach an der Drautalbahn >>>


Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum

Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info >

redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org


Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF

Erstmals Online publiziert: 9. Juli 2011; Relaunch der Seite 6.2.2024; Letzte Ergänzung / page last modified 10.2.2024