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Die Drautalbahn Marburg - Innichen: Teil 6: Von Lienz nach Innichen

Nochmals ein kurzer Rückblick auf die Geschichte der Bahnstrecke, wie schon im Teil 1 dargestellt:

Die Drautalbahn von Spittal an der Drau (Bahnhofsbezeichnung Spittal-Millstättersee) nach Innichen (seit 1919 San Candido / Innichen) wurde 1871 eröffnet, ebenso die Weiterführung bis Franzensfeste. Nach dem Verlust Venetiens war es für Österreich-Ungarn durch diese Ost-West-Verbindung sowie durch die Brennerbahn möglich, den Südtiroler Raum über innerstaatliches Territorium zu erreichen.

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Blick über das Bahnhofsgelände in Lienz, im Hintergrund das Heizhaus, welches seit einigen Jahren ein Eisenbahnmuseum beherbergt. Die Berge im Hintergrund ziehen Richtung Innichen

Bis zur völkerrechtswidrigen Annektierung Südtirols durch die Italiener im Jahr 1919 hieß der westliche Streckenabschnitt von Lienz über Innichen nach Franzensfeste "Pustertalbahn", seither bezeichnet man den österreichischen Teil der Pustertalbahn als Drautalbahn (Lienz bis Innichen/San Candido) und der Name Pustertalbahn verbleibt für den Rest der Strecke von Innichen / San Candido nach Franzensfeste (Fortezza).

Die Drautalbahn im Streckenabschnitt Lienz - Innichen ist normalspurig, eingleisig und elektrifiziert mit dem Österreichischen Bahnstromsystem 15.000 Volt 16 2/3 Hertz Wechselstrom. Die Elektrifizierung von Spittal-Millstättersee bis Lienz erfolgte bis zum 4.12.1988, von Lienz bis Innichen bis zum 27.5.1989.

Frequenz / Fahrplan:

Während man bis Lienz mit dem Fahrplan (stündliche Verbindungen) halbwegs zufrieden sein konnte und auch die Anbindung von Innichen über Südtiroler Gebiet ab Franzensfeste als sehr gut zu bezeichnen war (Halbstundentakt), entuppte sich der Abschnitt Lienz - Innichen als Flaschenhals, weil die ÖBB dort nur ca. alle 2 Stunden verkehrten.

Weiters mußte man schon ein Meister des Fahrplanlesens sein, denn den Fahrplan zierten unzählige Fußnoten mit Einschränkungen und Ausnahmen von den Einschränkungen. Bspw. Fußnote {:  an z , U vom 21. Mai bis 10. Juli, täglich außer an u, y und nach  U vom 12. Juli bis 4. September , nicht am 16. August jedoch am 15. August.

Wie sagen Fahrplanexperten so treffend: Der beste Fahrplan ist der den man sich nicht merken muß....

Seit dem Fahrplanwechsel 2014/15 hat sich hier einiges verbessert: Nicht dass die ÖBB öfter fahren würden, nein, die fahren gar nicht mehr, sondern der SAD bietet seither einen Stundentakt mit den Südtiroler Flirtzügen (2-Stromsystem fähig) von Franzensfeste durchgehend ohne Umstieg in Innichen bis nach Lienz an. Das ist sehr erfreulich!

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Dem SAD sei Dank gibt es seit 2014/15 einen ordentlichen Fahrplan Richtung Innichen-Franzensfeste

Korridorzüge:

Seit der Annektierung des südlichen und östlichen Teils von Tirol hat Österreich das Recht, auf eigene Kosten sogenannte Korridorzüge von Lienz in Osttirol über Franzensfeste und den Brenner nach Nordtirol zu führen. Dieses Recht, Züge ohne Pass- und Zollkontrolle (daher auch Aus- und Zustieg bei diesen Zügen verboten)  wurde auch nahezu 100 Jahre mehr oder weniger genutzt. In den 1990er Jahren verkehrte sogar ein Fernverkehrszug, ein Intercity namens Pustertal / Val Pusteria von Wien über Klagenfurt und Lienz über den Korridor nach Innsbruck. Danach gab es noch jahrelang mehrere tägliche Zugverbindungen von Lienz nach Innsbruck und zurück, bei denen man dank des EU-Schengen Vertrages nun auch an den Südtiroler Haltestellen und Bahnhöfen aus- und einsteigen konnte.

 

Leider haben inkompetente PolitikerInnen sowie die ÖBB diesen Korridorverkehr zum Fahrplanwechsel 2013/14 abgewürgt, liquidiert (und das mit einer Grünin als Verkehrslandesrätin). Gegen den Willen der Bevölkerung, der Politik in Osttirol sowie Protesten von Politikern aus allen Parteien in Südtirol hat man die Zugverbindungen gestrichen und führt seither Busverbindungen auf der Straße. Wo bspw. die Österreichcard nicht anerkannt wird und man keinen Platz zum Arbeiten hat.

Siehe dazu den folgenden Blog aus dem Jahr 2013 >>>

Die Fahrradzüge:

Im Sommer (Ferragosto) sind auf dem Abschnitt Lienz - Innichen extra "Fahrradzüge" unterwegs, denn seit Jahren boomt der Fahrradtourismus in der Region entlang des Drautalradweges.

Im grenzüberschreitenden Radtourismus zeigt sich folgender Schwerpunkt: Die italienischen Touristen fahren mit dem Rad von Innichen nach Lienz und dann mit dem Zug retour. Zugbegleiter berichteten da von wahrlich chaotischen Verhältnissen im Sommer 2011 - trotz Einsatz von Doppelstockwagen (aus NÖ) und eigenen Fahrradwagen (bei manchen Zügen 2 vierachsige Wagen) waren die Züge manchmal hoffnungslos überfüllt, wobei das undisziplinierte Verhalten der italienischen Touristen zum Einsatz der Polizei und auch Zugsräumungen führte. Manche ItalienerInnen warfen sich sogar vor den Zug um ihn an der Abfahrt zu hindern. In Italien würde man dafür ins Kittchen gehen, hierzulande wurde offenbar alles toleriert...

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ÖBB Radlerzug legt sich in eine langgezogene Rechtskurve zwischen Innichen und der Staatsgrenze bei Weitlanbrunn auf der Fahrt nach Lienz (26.5.2011)

Die Stationen:

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Lienz, Bahnhof, km 268,4; 674 m.ü.d.M.

 

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Die große Schalterhalle wurde in den letzten Jahren rückgebaut und mehrere Geschäfte angesiedelt

 

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Der Bahnhof von Lienz beherbergt ein gut gehendes Restaurant

 

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Thal, Bahnhof, km 278,3; 812 m

 

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Mittewald an der Drau, Haltestelle, km 264,5; 882 m

 

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Mächtige, man könnte auch sagen aus heutiger Sicht überdimensionierte Bahnhofsgebäude entlang der Strecke wie hier in Mittewald an der Drau

 

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Abfaltersbach, Bahnhof, km 291,5; 1.036 m

 

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Zugkreuzung mit dem ehem. Korridorzug Lienz - Innsbruck im Bahnhof Abfaltersbach am 26. Mai 2011. Die 3 Intercitywaggons werden gezogen von der 1216 007

 

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Tassenbach, Haltestelle, km 295,4; 1.070 m

 

 

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Silian, Bahnhof, km 298,6; 1.090 m

 

 

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Weitlanbrunn, Haltestelle, km 301,4; 1.111 m

 

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------- Staatsgrenze Österreich - Italien seit 1919 (km 303,0 ab Marburg, 72,6 ab Franzensfeste)

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Winnebach (Prato Drava), ehem. Haltestelle, km 71,7 (ab Franzensfeste); 1.125 m

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Vierschach 1, ehem. Haltestelle, km 70,6 (bis 1960)

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Vierschach-Helm (Versiaco-Elmo), neue Haltestelle ab 2014, km 69,1; 1.137 m (direkter Anschluss an die Seilbahn ins Schigebiet des Helm)

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Vierschach 2, ehem. Haltestelle (bis 1989), km 68,8; 1.138 m

 

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Im Raum Vierschach hat man schon man schon 2 Haltestellen räumlich leicht versetzt errichtet und wieder geschlossen, ehe 2014 die 3. Haltestelle errichtet wurde, die aktuell bedient wird. Dieses stattliche ehem. Aufnahmsgebäude von Vierschach dient jetzt als Wohnhaus

 

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Innichen (San Candido), Bahnhof, km 64,5; 1.176 m; Bahnhofsbar; (Systemwechsel Bahnstrom > Pustertalbahn nach Franzensfeste)

Der historisch belegte Name für diese Ansiedlung lautet Innichen. "San Candido" ist ein Phantasiename des Italo-Faschisten und Tirol-Hassers Ettore Tolomei, der nach der völkerrechtswidrigen Annektierung des südlichen Tirols allen ursprünglichen Tiroler Namen eine italienisierte Form entgegenstellte.

Es ist nahezu peinlich, dass selbst im 21. Jahrhundert die Österreichische Staatsbahn ÖBB diese hahnbüchenen Bezeichnungen den tirolerischen/österreichischen vorzieht. Am ÖBB Automaten sucht(e) man den Namen Innichen vergeblich, nur San Candido war auffindbar. In den Südtiroler Zügen des SAD erscheinen immer die originalen tiroler Namen vor den italienisierten, das sollte auch endlich bei den ÖBB so sein. Auch was Bahnhofsdurchsagen betrifft!!

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Dank der Südtiroler Nahverkehrsorganisation SAD gibt es seit 2014/15 einen Stundentakt zwischen Lienz und Innichen und weiter nach Franzensfeste mit Anschluss an die Züge der Brennerbahn Richtung Brenner und Bozen. Ab Innichen auf der Pustertalbahn fahren die Züge im Halbstundentakt, abwechselnd ein alter Wendezug der Trenitalia (links) und ein neuer Flirttriebwagen des Landes Südtirol (SAD).

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Trenitalia-Wendezug im Bahnhof Innichen doppelt aufgebügelt am 2.9.2011. Der Bahnstrom ab Innichen entspricht dem italienischen mit 3.000 Volt Gleichstrom

Hier geht die Reise weiter auf der Pustertalbahn nach Franzensfeste >>>

Links:

DEEF: Drautalbahn Teil 1: Von Marburg in Slowenien nach Bleiburg in Kärnten >>>

DEEF: Drautalbahn Teil 2: Von Bleiburg nach Klagenfurt >>>

DEEF: Drautalbahn Teil 3: Von Klagenfurt entlang des Wörthersees nach Villach >>>

DEEF: Drautalbahn Teil 4: Von Villach nach Spittal-Millstättersee >>>

DEEF: Drautalbahn Teil 5: Von Spittal-Millstättersee nach Lienz in Osttirol >>>

DEEF: Drautalbahn Teil 6: Von Lienz in Osttirol nach Innichen in Südtirol >>>

DEEF: Die Pustertalbahn Innichen - Franzensfeste >>>

 

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1163 016-7 zieht am 2.9.2011 einen Güterzug im Bahnhofsbereich Silian

Linktips:

Literatur: Josef Rabl, 1882: Illustrierter Führer durch das Pusterthal und die Dolomiten. Mit Ausflügen in die Glockner- Venediger-, Rieserferner- u. Zillerthaler-Gruppe ; und einem Anh.: Das Eisackthal, Bozen, die Bozen-Meraner Bahn u. Meran. A. Hartleben’s illustrierter Führer ; 7 

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals online publiziert: 3. September 2011; Letzte Änderung: 8.5.2017

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Last modified  Dienstag, 09. Mai 2017 14:56:19 +0200
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