Die Gornergratbahn (GGB) inkl. Anschluss an die Matterhorn-Gotthard-Bahn (MGB), vormals VZB (Visp-Zermatt-Bahn)

Prolog
20 Jahre ist es her, als ich das erste Mal mit der Gornergratbahn fuhr. Damals 2004 eine Exkursion gemeinsam mit meinem Freund Jakob Bärtschi aus Muri bei Bern, dem ehem. Gen. Dir. von Feldschlösschen und Verwaltungsratspräsident Kursaal Bern, Hotel Allegro und Grand Casino Bern.

Ich war überwältigt von der Meisterleistung der Bahnbauer und oben am Gornergrat vom überwältigenden Blick auf unzählige Viertausender im Monte Rosa Massiv und die abfließenden mächtigen Gletscherströme. Und natürlich vom Blick auf den Hausberg von Zermatt, dem Matterhorn, das zum Greifen nahe mächtig in die Höhe ragte. Herrlicher Sonnenschein, ohne Wolken. Einfach ein Traum.

2024 konnte ich zum 2. Mal auf den Gornergrat fahren und da stand dann mehr die Eisenbahn, die Gornergratbahn und das Riffelalptram, im Fokus meiner Aktivitäten. Fotos und Videos von diesem Besuch werden nachfolgend präsentiert, 2004 waren es nur wenige Fotos, die ich machen konnte. Auch 2024 war das Wetter optimal, nicht mal das berühmte kleine Wölckchen oben rund um die Matterhornspitze war zu sehen.

Allgemeines, Technische Angaben

Die 1898 eröffnete Gornergratbahn (GGB) ist die 1. elektrisch betriebene Zahnradbahn der Schweiz und führt mit einer Spurweite von 1000 mm und Zahnstangen System Abt vom 1.604 m hoch gelegenen Zermatt auf einer Streckenlänge von 9,34 km und einer maximalen Steigung von 200 Promille auf den 3.089 m hoch gelegenen Gornergrat. Der minimale Radius der Strecke beträgt 80 Meter, die Streckengeschwindigkeit 30 km/h. Das Stromsystem ist 725 Volt 50 Herz Drehstrom. Bis 1930 betrug der Drehstrom 550 Volt 40 Hz Drehstrom. Den Bahnstrom lieferte ein Wasserkraftwerk, wobei der gelieferte Strom 5400 Volt betrug und auf 550 Volt transformiert wurde.

In den Abschnitten Riffelalp-Riffelboden und Riffelberg-Gornergrat ist die sonst eingleisige Strecke zweigleisig ausgebaut worden.
War bis 1942 die Fahrt bis zur Bergstation nur im Sommer möglich, ermöglicht die Gornergratbahn seither durch Errichtung einer 770 m langen Lawinengalerie auch im Winter den Gästen aus aller Welt den unvergleichlichen Ausblick auf das zum Greifen nahe 4.478 m hohe Matterhorn, den Panoramablick auf mehr als ein Dutzend 4000er der Monte Rosa Gruppe mit dem höchsten Berg der Schweiz, der 4.634 m hohen Dufourspitze, sowie das ewige Eis des Gornergletschers.
Die Gornergratbahn ist hinter der Jungfraubahn (Bergstation „Jungfraujoch“ 3.454 m) die zweithöchste Bergbahn in Europa und sowohl im Sommer wie im Winter (Schizentrum) eine Top-Destination in der Schweiz.

Einige historische Meilensteine
1891: Eröffnung der Visp-Zermatt Bahn (VZ), danach Überlegungen zur Erschließung des Monte Rosa Massivs. Projekt einer Matterhornbahn bis zum Fuß des Matterhorns nicht verwirklicht
1892: Konzessionserteilung für GGB
1896: Beginn der Bauarbeiten
14.11.1897: Erste Probefahrten mit Lokomotiven, von Beginn an elektrisch
20.8.1898: Offizielle Eröffnung der GGB
1909: Verlängerung der Strecke um ca. 300 Meter näher zum Gornergratgipfel
1942: Winterbetrieb bis zum Gornergratgipfel möglich
2003: Beschaffung von 4 neuen Doppeltriebwagen. Kapazitätssteigerung und durch schneller Geschwindigkeit 24-Minuten Takt möglich statt wie vorher 36-Minuten Takt
2005: Firmierung als Gornergrat Bahn AG als Tochtergesellschaft der BVZ-Holding (u.a. Mehrheitseigentümerin der MGB)
2022: 5 neue „Polaris“-Doppeltriebwägen beschafft, damit wäre die Einführung eines 20-Minuten-Takts möglich
Die Stationen der Gornergratbahn


Insgesamt hat die Gornergrat Bahn 5 Zwischenstationen, nämlich
Findelbach (1.770 m) mit zusätzlicher Ladestelle mit zwei Gütergleisen
Riffelalp (2.210 m, 5 Sterne Hotel und der höchsten Trambahn Europas, der 500 m langen Riffelalptram)
Riffelboden (2.348 m) mit Gütergleis, aktuell im PV nicht bedient
Riffelberg (2.582 m), Anschluss an Seilbahn nach Furi
Rotenboden (2.819 m), Ausgangspunkt Wanderung zur Monte Rosa-Hütte
Bei km 0,94 hat es eine speziell bediente Haltestelle Zermatt Ferienhaus legendär (vormals Naturfreundehaus).

Betrieb / Rollmaterial

Im Sommer verkehren die Züge der Gornergrat Bahn tagsüber alle 24 Minuten. Die Züge fahren in der Regel von etwa 8:00 Uhr bis 17:00 Uhr im Taktfahrplan. Vor 8:00 Uhr und nach 17:00 Uhr werden zusätzliche Züge außer Takt angeboten. Der Taktfahrplan wird entsprechend der Saison angepasst (Stand Sommer 2025). Die Fahrzeit für die Bergfahrt beträgt 33 Minuten, für die Talfahrt 44 Minuten.
Der Preis für eine Fahrkarte Zermatt-Gornergrat und retour beträgt in der Hauptsaison Mai bis Oktober 2026 (Stand August 2025) 132 Franken.

Neben einigen älteren Triebwagen, die als Nostalgiefahrzeuge vorgehalten werden oder zu Arbeitstriebwägen umgebaut wurden, kommen aktuell 2025 2 Typen von Triebwagen zum Einsatz, nämlich
Polaris-Triebwägen
Kurzform für „POpular LAndscape Railway In Switzerland“. Design von Pininfarina, Hersteller Stadler Rail. Jungfernfahrt 1.9.2022. Planeinsatz ab Winter 2022. 5 Doppeltriebwagen, Gesamtkosten 45 Millionen Franken.


Daten/Fakten zum Polaris Triebwagen:
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- Länge 34.6 Meter
- Breite 2.65 Meter
- Höhe 3.695 Meter
- Leergewicht 53 Tonnen
- Betriebsgewicht 69 Tonnen
- Geschwindigkeit Vmax 30 km/h bergwärts, talwärts Reihe 3 (20 km/h auf 200‰)
- Sitzplätze 104 / 2 Rollstuhlplätze
- Stehplätze 112
- Spurweite 1 Meter
- Zahnradsystem Abt (Carl Roman Abt 1850-1933)
- Hersteller Stadler Rail, Bussnang
- Design Pininfarina S.p.A
- Typen-Bezeichnung/Nr.Bhe 4/6 3091-3095
- 2 Antriebsdrehgestelle à 2 angetriebene Achsen 4 Zahnräder pro Fahrzeug
- 1 Laufdrehgestell à 2 Achsen 1 Bremszahnrad zusätzlich
- Gesamtleistung 1’320 kW = 1’800 PS
- Zugkraft 240 kN
- Nennspannung Energieversorgung 3x 725 AC / 50 Hz; Speisung via 3 Stromabnehmerpaare
Jeweils zwei Fahrzeuge können mittels automatischer Kupplung aneinandergehängt und als Doppeltraktion mit einer Länge von ca. 70 Meter geführt werden. Die Züge sind mit einer aktiven Lüftung ausgestattet. Im Sommer garantieren zudem die Senkfenster angenehme Raumtemperaturen. Senkfenster sind auch ideal fürs spiegelfreie Fotografieren. Der Multifunktionsbereich kann mit Skirechen, Bikeaufhängevorrichtung oder Bestuhlung ausgerüstet werden. Fahrgastinformationssystem mit Haltestellenanzeige und -ansage. Videosystem für Türbereichüberwachung und Fahrzeugfront (toter Winkel). WLAN hat es im ganzen Zug – 2 Strom-Steckdosen 220V bei jedem 4-er Sitzabteil.
Die von 1947 bis 1961 gebauten Bhe 3011 bis 3022 wurden ab 2007 ausrangiert, die Triebwägen 3019–3022 wurden in den Fuhrpark von MGBahn-Historic aufgenommen. Bhe 2/4 Nummer 3021 kann als Edelnostalgiefahrzeug «NostalChic» für öffentliche Extrazüge genutzt oder für Charterfahrten gemietet werden.
Die Bhe 4/8 3041–3044 (Baujahre 1965, 1975) wurden 2001–2003 modernisiert und mit Vielfachsteuerung versehen. Danach ab 2022 sukzessive ausgemustert.
Somit aktuelle neben den neuen Polaris-Doppeltriebwägen noch im Einsatz:
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- Bhe 4/8 3051–3054 (Bj. 1993) 2012–2015 modernisiert und für Doppeltraktion mit Bhe 4/6 ertüchtigt
- Bhe 4/6 3081–3084 (seit 2006, Bestellung 2003)


Anreise ins autofreie Zermatt – FO / BVZ / MGB

Da die Straßen von Zermatt seit 1931 autofrei sind (nur Elektroautos sind zugelassen, die Zufahrtsstraße von Täsch kann nur mit Spezialbewilligung befahren werden – kein Vergleich zu den Alibimaßnahmen in Salzburg), kommt der Eisenbahn sowohl für die Beförderung Einheimischer wie der An- und Abreise der Millionen Gäste pro Jahr besondere Bedeutung zu.

Im ca. 6 km von Zermatt entfernten Täsch werden die Automobile parkiert und der Weitertransport erfolgt mit der Matterhorn-Gotthard-Bahn (MGB). Es verkehren Shuttlezüge im 20 Minuten Intervall, am Wochenende erfolgt auch die ganze Nacht über ein Stundentakt.
Diese MGB entstand 2003 durch die Fusion der FO (Furka-Oberalp-Bahn) mit der BVZ (Brig-Visp-Zermatt-Bahn). Diese 1891 für den Sommerbetrieb und 1928 für den planmäßigen Winterbetrieb eröffnete 35 km lange , meterspurige Bahnstrecke Visp-Zermatt (VZ – Visp-Zermatt-Bahn) legte den Grundstein für den weiteren touristischen Aufstieg von Zermatt zu einem der bekanntesten Fremdenverkehrsorte Europas.
Das Teilstück Visp-Brig und damit Anschluss an das ebenso meterspurige Netz der Furka-Oberalp-Bahn sowie der Rhätischen Bahn wurde 1930 eröffnet – seither verbinden durchgehende Schnellzüge („Glacier Express„) die beiden mondänen Orte Zermatt im Wallis und St. Moritz im Oberengadin / Kanton Graubünden.
Vor allem mussten Reisende der BLS und SBB nicht mehr wie vorher umsteigen (Visp war vorher nur mit der Normalspurlinie Brig – Visp (umsteigen Zermatt) – Sion/Sitten – Montreux – Lausanne – Genf = „Rhonetalstrecke“ erreichbar).
Die Gornergratbahn (übrigens 1997 bis 2005 wurde die Bahn als „Gornergrat-Monte Rosa-Bahnen“ bezeichnet) kann somit als hochalpine Verlängerung der Brig-Visp-Zermatt-Bahn (heute Matterhorn-Gotthard-Bahn) verstanden werden, das Umsteigen erfolgt direkt im Bahnhof Zermatt.
Von Zermatt aus erschließen zahlreiche Luftseilbahnen die umgebende Bergwelt, u.a. das Kleine Matterhorn (Bergstation 3.820 m). Neuestes Highlight ist das „Zermatt Glacier Paradise“ – ein Fahrt mit der Gondelbahn auf das Kleine Matterhorn (3.821 m, höchste Bergbahnstation Europas) und (seit 1.7.2023 möglich) das „Alpine Crossing“ – Weiterfahrt mit dem „Glacier Ride II“ über den Theodulgletscher auf den italienischen Testa Grigia (Graukopf). Beide neuen Gondelbahnen sind 3-S-Bahnen.
Der längste Tunnel ist der „Landtunnel“ mit einer Länge von 179 m.
Das Depot der Gornergratbahn befindet sich nahe des Bahnhofs Zermatt in einem Stollen (Depotstollen, Länge 234 m).



Einige weitere Fotos von der Gornergrat Bahn





























Fazit
Ein „must see“! Bahn und Panorama oben am Gornergrat einfach phänomenal! Die nicht gerade günstigen Karten sind jeden einzelnen Franken wert!
Links
Betreiber Gornergrat Bahn AG >>>
DEEF-Dokumentation Riffelalptram >>>
DEEF-Dokumentation Jungfraubahn >>>
Besucht auch unseren Video-Kanal
https://www.youtube.com/@Railways-Ropeways-of-Europe
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org
Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 19. September 2010; Seiten-Relaunch 30.8.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 3.9.2025