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Die k. u. k. Fleimstalbahn von Auer nach Predazzo - Eine eisenbahnarchäologische  Exkursion im Süden Tirols in 3 Teilen. Teil 3: Die Relikte in Welschtirol (Trentin)

Nachfolgender Reader versteht sich auch als Teaser zum ausführlichen Bericht in der DEEF Print-Edition Band 5, erschienen 2012

Gleich nach der Station San Lugano am gleichnamigen Paß befindet sich heutzutage die Provinzgrenze Bozen-Südtirol / Trentin(o), in früheren Zeiten auch als Welschtirol bezeichnet. Für die Erkundung der dort noch erkenntlichen Relikte empfiehlt sich folgende Vorgehensweise:

Für die Anreise von Auer bietet sich der stündliche Bus Nr. 140 der SAD bis Cavalese an, von dort gibt es direkten Anschluß mit dem Autobus der Trentino Trasporti nach Predazzo.. Bei genügend Zeit kann man auch von Cavalese die ehem. Strecke bis Predazzo abwandern - während die Strasse die an den Talhängen liegenden Ortschaften (bspw. Tesero) direkt erschließt, mußte die Trasse der Fleimstalbahn aus strategischen Gründen in den Talgrund entlang des Flusses Avisio verlegt werden, was sich in Friedenszeiten dann durch die ortsferne Lage der Stationen negativ auf die Passagierzahlen auswirkte.

Cavalese

Cavalese (dt. Gaßlöss) ist mit seinen knapp über 4.000 Einwohnern der Verwaltungssitz des Fleimstals. Ebenso wie Predazzo war Cavalese als Teil Österreich-Ungarns Garnisonsstadt der k.u.k. Armee, zuletzt war das Böhmische Feldjäger Baon 12 hier stationiert. Im bischöflichen Palais von Cavalese hat die „Talgemeinde Fleims“ (ital. Magnifica Comunità di Fiemme), ein historischer Zusammenschluß von 11 Gemeinden zu einem Bund, ihren Sitz.

Ansonsten ist Cavalese ein nettes Städtchen und hatte im Zeitalter der Fleimstalbahn nicht nur den Bahnhof bei km 35,7 zu bieten sondern auch noch den Bedarfshalt Cavalese Succursale / Bar Fiemme bei km 34,6. Diesen erreichte die Fleimstalbahn in einem 180 Grad Bogen Richtung Westen.

Fleimstalbahn Relikte Predazzo Cavalese Castello di Fiemme Trentino; Dr. Michael Populorum / DEEF Fleimstalbahn Relikte Predazzo Cavalese Castello di Fiemme Trentino; Dr. Michael Populorum / DEEF

Das Bahnhofsgebäude von Cavalese macht einen guten Eindruck und fungiert heute als Busbahnhof. In der  Bar mit Sitzmöglichkeiten am ehem. Hausbahnsteig kann man einige Gemälde als Erinnerung an die Fleimstalbahn bewundern.Links SAD-Bus Auer-Cavalese, rechts Anschlußbus der Trentino Trasporti nach Predazzo.

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Zweites interessantes Relikt in Cavalese ist der Narenatunnel. Ihn erreicht man auf der ehem. Trasse vom Bahnhof Cavalese in einer 180 Grad Kehre in ca. 5 Minuten. Der Narena-Tunnel, km 36,612-36,715 mit einer Länge von 103 m liegt in einer Kurve und weist eine Steigung von 39 Promille auf. Der Tunnel ist innen naturbelassen und hat auf der Talseite eine Art Fenster (Schießscharte?), welches vergittert ist.

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Am talseitigen Portal führt eine Seilbahn hinunter zum Talboden und auf der anderen Talseite hinauf auf den Monte Cermis (2.228m). Die Seilbahn erlangte traurige Berühmtheit, passierten dort doch 2 folgenschwere Unglücke. 1976 riß das Tragseil und 43 Personen starben – das bis heute schwerste Unglück einer Luftseilbahn. Und 1998 riß ein wildgewordener Ami in seinem Kampfjet alle 20 Personen einer Gondel in den Tod – da der Pilot von den US Behörden nicht einmal verurteilt wurde wird der Vorfall heute „Massaker von Cermis“ genannt.

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Nach dem Tunnel zieht die Trasse in einem Bogen mit bis zu 42 Promille dem Talboden entgegen, um dann in weiterer Folge wieder mit im Durchschnitt 30 Promille gegen Predazzo anzusteigen.  Rechts Schnappschuß aus dem Autobus – die weithin sichtbare verrostete ehem. Eisenbahnbrücke über den Avisio bei km 39,3 unmittelbar bei der ehem. Station Masi di Cavalese. Die Brücke ruht an den Enden und in der Mitte auf Zementpfeilern, die 39m voneinander entfernt sind. Gebäude sind weiters noch von der Haltestelle Panchià und der Haltestelle Roda vorhanden.

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Predazzo

Predazzo (deutsch Pardatsch) ist das wirtschaftliche Zentrum des Fleimstals und hat knapp über 4.500 Einwohner. Bis 1919 gehörte es zur gefürsteten Grafschaft Tirol und somit zur Donaumonarchie Österreich-Ungarn. Vor allem der Wintertourismus ernährt die Region. An die ehem. Fleimstalbahn erinneren der Bahnhof sowie eine mächtige Eisenbrücke - beide leider stark dem Verfall preisgegeben.

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Laut den Baustellenschildern rund um den desolaten Bahnhof (eine Schande daß man mit Kulturgütern überhaupt so umgeht!) soll der Bahnhof ab 2012 u.a. mit EU-Geldern saniert werden

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Das eindrucksvollste Relikt in Predazzo ist der riesige rostige Brückenkasten über den Torrente Travignolo bei. km 50,3: 1-bogig, Lichtweite 33 m, Eisenkonstruktion auf Zementpfeilern. In Blickrichtung verlief die Trasse durch das Gelände der jetzigen Alpini-Kaserne 200 m zum Endbahnhof Predazzo.

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Hier war im 1. Weltkrieg die  (Lade-) Station Predazzo Süd (gleichzeitig Endstation) mit einem Gleisdreieck zum Wenden der Lokomotiven.

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Castello di Fiemme

Vom San Lugan-Paß kommend lag der Bahnhof von Castello di Fiemme ca. 2 km ausserhalb des Dorfzentrums an der SS 48. Er ist gut erhalten und in Privatbesitz. 2012 schwirrten Handwerker herum, man sagte mir, das Haus wird bestens renoviert. Gut erhalten und für eine Labung bzw. Essen bestens geeignet präsentiert sich damals wie heute das danebenliegende Restaurant / Bar (heutiger Name Ristorante - Pizzeria - Bar Vecchia Stazione).

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Das Foto (hängt im Ristorante Vecchia Stazione) zeigt Bahnhof und Restaurant Castello di Fiemme (1950er Jahre?)

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Ehem. Bahnhof Castello di Fiemme; auch hier gab es mehrere Gleise sowie einen kleinen Wendestern

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Im Bahnhofsbereich Castello di Fiemme finden sich noch mehrere Betonmasten sowie (rechts) Fundamente derselben (Rechts Blickrichtung San Lugan-Paß, wo sich die Trasse im Wald beidseits der Strasse verliert und erst wieder im Bereich San Lugano sichtbar wird

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals online publiziert: 30. Oktober 2013; Änderungen: 23.10.2016

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Last modified  Sonntag, 23. Oktober 2016 20:03:22 +0200
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