|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Chemin de fer Nyon–St-Cergue–Morez (NStCM) (offizieller französischer Name: Compagnie du chemin de fer Nyon-St-Cergue-Morez SA) ist eine private Eisenbahngesellschaft im Westschweizer Kanton Waadt. Die 27,0 km lange meterspurige Bahnlinie führt von Nyon am Genfersee zum Kur- und Wintersportort Saint-Cergue auf den Höhen des Waadtländer Juras und weiter nach La Cure, unmittelbar an der französischen Grenze gelegen.
Zugkreuzung in Trélex mit einem der bewährten Be 4/4 aus dem Jahr 1985/86 mit Steuerwagen
Dort ist allerdings seit 1958 Endstation, denn die 12,1 km lange Fortsetzung ins Landesinnere – sie endete am Bahnhof Morez der SNCF-Linie von Bourg-en-Bresse nach Andelot-en-Montagne – wurde damals stillgelegt und durch einen Autobusbetrieb ersetzt. Einige Kennzahlen:
Be 4/4 202 wartet auf die Abfahrt von La Cure Richtung Nyon
Um die Jahrhundertwende 19./20. Jhd. sprudelte man nur so von Ideen, welche Teile des Juras man von Nyon aus durch Eisenbahnen erschließen möchte. 1910 siegte die Ratio und man fokussierte auf die Linie Nyon–St-Cergue–La Cure sowie beschloss kurz später auf die Verlängerung ins französische Morez. Die Eröffnungsdaten:
Kunstbauten: Neben zwei größeren Viadukten, dem Asse-Viadukt mit 74 m Länge und dem Colline-Viadukt mit 110 m Länge vor und nach dem Bahnhof Trélex hat es noch zwei kürzere Tunnel auf der Bestandsstrecke, nämlich den Tunnel Bassins mit 116 m Länge
und den Tunnel St-Cergue mit 99 m Länge.
Am stillgelegten Streckenabschnitt auf französischen Gebiet gibt es nochmals zwei kurze Tunnel, nämlich den Tunnel Sous-les-Barres (96 m) sowie den Tunnel Turu (58 m).
Die Stationen:
Der neue Bahnhof in Nyon liegt unterirdisch neben dem Bahnhof von Nyon der SBB. Daraus führt ein Tunnel von ca. 210 Metern an die Oberfläche
Das Depot
Eine Be 4/4 Komposition mit Bw im Bahnhof Trélex
Ein neuer Stadlertriebwagen erreicht auf dem Weg Richtung La Cure den Bahnhof Le Muids
Bis zum Hauptort entlang der Bahn, St-Cerque, gibt es einen Halbstundentakt. Der Ort hat 2.500 Einwohner - so eine mustergültige Anbindung mit dem ÖPNV würde man sich für Österreich auch wünschen. Be 4/4 Nr. 203 mit Bw 303
Gegenüber vom Bahnhofsgebäude befindet sich die neue Remise
das Zentrum von St-Cergue
ein beliebtes Wintersportgebiet und von Nyon schnell und bequem mit dem Zug erreichbar
Ein neuer ABe 4/8 vor dem Bahnhofsgebäude von La Cure
Be 4/4 202 nach der Ankunft in La Cure, wo es nach einer kurzen Pause wieder zurück nach Nyon geht
Das Bahnhofsgebäude wirkt wie ein gemütlicher alter Bauernhof und scheint oben bewohnt zu sein. Es gibt einen beheizten Warteraum sowie WC-Anlagen. Es fehlt ein kleiner Kiosk oder Cafe.
Der neu gestaltete Warteraum mit Fahrkartenautomat in La Cure
Das schweizer Zollgebäude
Das französische Zollgebäude
Eine "eigenartige" Stimmung umfing mich, als ich in La Cure eine gute Stunde verbrachte. Es gab zwar einigen Verkehr über den Grenzübergang, aber es wirkte alles wie aus einer alten vergangenen Zeit. Ich war auf der Suche nach einem kleinen Cafe oder ähnlichem, Lokale gab es dort augenscheinlich einmal, aber es war alles zugesperrt. Dann und wann kam jemand aus den Zollgebäuden, aber kontrolliert wurde überhaupt nicht. Nicht einmal meine Wenigkeit, wo ich doch recht auffällig mit der Kamera in der Hand herumging. Es war natürlich auch nicht gerade Hochsaison.
Eine Busverbindung weiter nach Morez habe ich nicht wahrgenommen, aber vielleicht verkehrt der ja von der ca. 2 km entfernten Ortschaft dann. Überhaupt kommt mir vor, je stärker die Brüsseler Zentralbürokratie wütet, desto weniger tut sich abseits der großen Grenzen zwischen den einzelnen Staaten, weit weniger als früher. Und so ist es auch mit grenzüberschreitenden Eisenbahnverbindungen abseits der großen von der EU propagierten Eisenbahnmagistralen. Alles Zeichen einer verfehlten Politik made in Brüssel.....
Der Prellbock am heutigen Streckenende liegt schon in Frankreich
Der franz. Bahnhof gleich nach der Grenze dient heute als Wohnhaus
Die Fahrzeuge: 2015 wurden vier neue Doppeltriebwagen ABe 4/8 401-402 – 407-408 von Stadler Rail geliefert.
einer der vier neuen Stadler Triebwägen vor dem Aufnahmsgebäude in La Cure
Im Bereich der 2. Klasse, unten Multifunktionsbereich mit WC und Bereich für Fahrräder und Ski
Zusätzlich sind die Triebwägen Be 4/4 Nr. 201-205 gekoppelt mit den Steuerwägen 301-305 im Einsatz. Sie wurden Mitte der 1980er Jahre von ACMV/BBC (Ateliers de constructions mécaniques de Vevey / Brown, Boveri & Cie) gefertigt. Die Steuerwägen führen - man würde sagen für die Schweiz selbstverständlich - eine ordentliche 1. Klasse.
Be 4/4 205 und Steuerwagen 305, bei dem schon aussen sichtbar die 1. Klasse angezeigt ist
oben die 2. Klasse, unten die 1. Klasse
Fahrplan:
Die Gesamtstrecke wird im Stundentakt bedient, bis St-Cergue verkehren die Züge 2x pro Stunden. Bis Genolier gibt es zusätzliche Verstärkerzüge, sodaß man bis dorthin einen quasi Viertelstundentakt hat.. Zug-Kreuzungen finden in Trélex (Minute :37), Arzier (Minute :56) und Genolier (Minute :08) statt. Die Fahrzeit Nyon bis La Cure beträgt 52 Minuten.
Die NStCM ist natürlich in den Tarifverbund Waadt, französisch Communauté tarifaire Vaudoise (CTV) mit dem Marketingname Mobilis integriert.
Fazit:
Ein Musterbeispiel für eine erfolgreiche Schmalspurbahn, die im ÖPNV einen unverzichtbaren Beitrag für die Mobilität in der Region leistet. Das Ganze mit modernstem Rollmaterial, jeder Zug auch mit 1. Klasse.
In Österreich wäre so eine Bahnstrecke wahrscheinlich nie gebaut worden und wenn, dann hätte man sie längst stillgelegt. Das ist bei der NStCM keinesfalls zu befürchten und DEEF wünscht der Bahn, dem Betreiber sowie den Fahrgäste Allzeit freie Fahrt!
Alle Fotos: Archiv DEEF / Dr. Michael Alexander Populorum, entstanden im Rahmen einer Bereisung am 27. März 2018
Link zum Betreiber: http://www.bustpn.ch/nstcm
Wie überall in der Schweiz wird auch bei dieser Bahn die Tradition hochgehalten Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info > redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur Railway Research Austira / DEEF; Erstmals Online publiziert: 24. Juli 2018; Letzte Ergänzung: 14. 8. 2018 |
Last modified
Dienstag, 14. August 2018 22:39:28 +0200
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum DEEF # Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung #
Railway Research Austria 2009-2020