|
||||||||||||||
Die Strassenbahn in Strassburg (Tramway de Strasbourg) hat in Summe gesehen eine sehr lange Geschichte, wurde die erste Pferdebahn doch bereits 1878 eröffnet, aus der dann die elektrische Strassenbahn im Jahr 1894 hervorging. Es entwickelte sich ein Stadtnetz mit Normalspurweite (größte Erstreckung 1937 mit 82,7 km) sowie ein meterspuriges Überlandnetz mit einer Maximalausdehnung von 194 km. Im Mai 1939 kam als innerstädtisches Verkehrsmittel auch noch der Obus dazu. Auch Strassburg blieb vom (glücklicherweise temporären) Niedergang des öffentlichen Verkehrs nicht verschont. 1956 wurde das gesamte Überlandnetz auf Busbetrieb umgestellt, am 30. April 1960 schlug auch das letzte Stündlein für die 2 noch in Betrieb befindlichen Stadtlinien. 1962 wurde auch der Obus-Betrieb stillgelegt, sodaß der öffentliche Verkehr von den Eisenbahnlinien abgesehen mittels Dieselbussen abgewickelt wurde - eine traurige Entwicklung aber typisch für die 1960er Jahre, wo man im Automobil und Dieselbus den einzigen Fortschritt sah. Ein großer Fehler wie wir heute wissen.
"Gut Ding braucht Weil´" so kann die Wiedereinführung der Strassenbahn umschrieben werden. Die ersten Planungen begannen zwar schon in den 1970er Jahren, jedoch hatte man in Strassburg (so wie aktuell in Salzburg) keinen wirklichen Masterplan dafür erstellt und so plante man zuerst eine Stadtbahn, dann eine Minimetro und schlußendlich dann die Strassenbahn.
Reisen mit der Strassburger Strassenbahn ist "in", ist den Lifestyle betreffend angesagt Die erste Linie der Strassburger Strassenbahn NEU ging am 25. November 1994 in Betrieb. Zwischenzeitlich umfaßt das Netz 6 Linien mit einer Streckenlänge von 40,7 km Normalspurgleisen (Linienlänge 57 km).
Weitere Ausbaumaßnahmen sind aktuell in Planung bzw. in Umsetzung, darunter die Verlängerung der Linie D gen Osten, wo in 2 Etappen der Rhein und dann die deutsche Stadt Kehl (2015) erreicht werden sollen. Kehl war ja schon einst von der alten Strassburger Strassenbahn bedient worden. Zuletzt wurde mit der Linie F die 6. Linie eröffnet (November 2010) Strassburg gilt international als Vorzeigeprojekt für die höchst erfolgreiche Renaissance einer Strassenbahn und diente als Vorbild für französische wie andere europäische Städte. Nachahmenswert dabei ist nicht nur die bloße Errichtung einer Strassenbahn, sondern die ganzheitliche Herangehensweise, welche die Stadtplanung, Architektur, Kunst & Design umfaßt. Durch begleitende Maßnahmen in Form von Rückbau von Autostrassen sowie Sperre ganzer Viertel in der Innenstadt für den Individualverkehr hat die Lebensqualität in der Stadt Strassburg deutlich zugenommen und mit diesen futuristischen "Schienenwürmern" durch die Stadt zu fahren ist wahrlich cool und sexy - Lifestyle also, wovon man in Städten wie Salzburg zwar redet aber wohl nicht versteht und schon gar nicht umsetzt.
Die Strassenbahn ist unabhängig vom Individualverkehr unterwegs und genießt Vorfahrt vor allen anderen Verkehrsteilnehmern
Moderne Architektur der Haltestellen gehört dazu: Links meistfrequentierte Haltestelle "Homme de Fer", rechts von Zaha Hadid geschaffene Haltestelle "Hoenheim Gare" (nördliche Endstation Linie B; Umstieg zur SNCF)
Auch innen in den futuristischen Schienenwürmern ein gegliederter Raum, kein steriler schuhschachtelartiger Großraum sondern fein gegliedert
Haltestelle Tiergaertel, südlicher Endpunkt der Linie B
Alle Haltestellen sind mit Kartenautomat und Infosystem ausgestattet
Robertsau Boecklin, nördliche Endstation der Linie E
Rasenstrecken im Stadtgebiet vermitteln den Charakter einer grünen, gesunden Stadt und passen gut ins Stadtbild
Auch das Europäische Parlament hat eine eigene Haltestelle seit November 2007 (Linie E)
Der Hauptbahnhof wird mittels eines Tunnels unterquert. In ihm ist auch die bis dato einzige Tunnelhaltestelle situiert
Am westlichen Tunnelmaul liegt die Haltestelle Rotonde. Links ein Alstom Citadis 403 der Linie A und rechts eine Eurotram von Bombardier der Linie D, welche in Rotonde beginnt/endet.
Alle Fotos Dr. Michael Populorum / DEEF Februar 2010 Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info > redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur Railway Research Austria / DEEF; Erstmals Online publiziert: 9. Juli 2014; Ergänzungen: |
Last modified
Sonntag, 24. Mai 2015 22:13:46 +0200
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum DEEF # Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung #
Railway Research Austria 2009-2020