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Nach der "Erkundung" des Bahnhofsbereichs am Brenner inklusive Fotodoku, was in Summe fast eine Stunde in Anspruch nahm, begab ich mich auf Schusters Rappen zum südlichen Ortsrand der Ansiedlung Brenner, wo erfreulicherweise seit kurzem der letzte Lückenschluß des Radwegs erfolgte und der Schotterweg durch Asphalt ersetzt wurde. Nach einem großen Willkommensschild "Willkommen in Südtirol / Alto Adige" sehe ich schon den Pfeil, der auf den Radweg hinweist. Auch die Bunker mit den Schießscharten rechts des Weges, einst mit todbringenden Waffen gegen uns Österreicher gerichtet (die fette Beute Südtirol mußte ja verteidigt werden von den Räubern), trüben die Willkommensfreude nicht, im Gegenteil, der Anblick macht klar, in welch´friedlicher Zeit wir heute (noch) leben. Auch wenn man bis zum Brennerbad immer auf separatem Weg radeln oder wandern kann, so ist die erste Teilstrecke von ca. 5 km doch die langweiligste, geht man doch immer quasi auf dem 4. Verkehrsstrang eng angelehnt rechts der Autobahn, der Brennerbahn und der Staatsstrasse (SS 12). Rechts des Radwegs fließt als kleines jungfräuliches Rinnsal der Eisack. Doch nicht nur in der Liebe ist ein intensives Vorspiel meist Garant für einen tollen Höhepunkt, auch der Wanderer muß sich seinem Höhepunkt, seinem Ziel langsam nähern, um es dann umso intensiver genießen zu können. Das Brennerbad oder Terme di Brennero war einst ein mondänes Heilbad, welches aufgrund des regen Zuspruchs aus den "besseren Kreisen" auch eine eigene Schnellzugsstation bekam. Dann folgte ein Grandhotel. Henrik Ipsen, Franz Lehár, Richard Strauss waren u.a. hier auf Kur. Alles ist längst Geschichte - das Grandhotel brannte schon in der Zwischenkriegszeit ab, der Bahnhof, später zur Station heruntergestuft, wurde in unsensibler Weise beim Bau des in unmittelbarer Nähe beginnenden neuen Pflerschtunnels vollkommen vernichtet. Zuvor hat schon der Bau der Autobahn den noch vorhandenen Gebäuden aus der Belle Epoque das Leben gekostet. Vorbei ist es mit der noblen "Idylle im Fichtenwäldchen", wie die Örtlichkeit früher angepriesen wurde. Die Station Brennerbad wurde 1978 aufgelassen. Die Sanct Zacharias Heilquelle (seit 1606) allerdings gibt es noch, welche in das zum Besuchszeitpunkt geschlossene Kurhaus geleitet wird. An alter Bausubstanz findet sich noch u.a. der traditionsreiche Gasthof Silbergasser, der allerdings wegen Umbau geschlossen war (nichts wurde es mit leckeren "Schlutzern"), daneben noch ein altes Bahnwärterhäuschen. Weiters noch eine Kapelle neben dem Kurhaus. Rechts der Bahnlinie, welche im ehemaligen Bahnhofsgelände von Brennerbad nach rechts abschwenkend in den neuen Pflerschertunnel die alte Trasse verläßt neben dem neuen Umspannwerk gibt es eine neue Abfüllanlage für die Sanct Zacharias Heilquelle.
Fazit: Der Moloch Verkehr hat die Idylle vernichtet! Ausgenommen die alte Bahntrasse, die war sensibel in die Landschaft integriert, aber die neuen Bahnbauer stehen den Autobahnbauern in punkto Unsensibilität um nichts nach - sowohl der nördliche wie südliche Tunnelbereich des neuen Pflerschertunnels wirkt unharmonisch in die Landschaft gesetzt, desaströs. Hinsichtlich der Heilquelle gibt es Bestrebungen, sie für einen neuen Thermentourismus zu nutzen und das Wasser dazu nach Gossensass zu leiten.
Die neue Strecke biegt seit 1999 nach rechts in den neuen
Pflerschtunnel ab, die alte Strecke, heute Radweg, verlief nach links über
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Samstag, 22. Oktober 2016 10:28:55 +0200
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum DEEF # Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung #
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