Die Ilztalbahn Passau – Freyung mit Anschluss nach Budweis

Allgemeines
Die Ilztalbahn (Bahnstrecke Passau – Freyung, auch Untere Waldbahn genannt) ist eine eingleisige, nicht elektrifizierte Nebenbahn in Niederbayern, die von Passau Hauptbahnhof knapp 50 km nach Norden in den Bayerischen Wald führt. Die maximale Neigung beträgt 25 Promille, der kleinste Kurvenradius 180 Meter. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 50 km/h. Betreiber ist die 2006 gegründete Ilztalbahn GmbH.
Nachdem die Bahnlinie einige Jahre stillgelegt war und nach dem Willen der Staatsbahn DB und der Politik eigentlich abgerissen werden sollte, wurde ihr durch eine private Initiative wieder neues Leben eingehaucht und die Bahn erfreut sich seither höchster Beliebtheit im touristischen Gelegenheitsverkehr.
Geht es nach dem Willen vieler Menschen in der Region, so soll aus dem (touristischen) Gelegenheitsverkehr wieder ein regelmäßiger Verkehr an 365 Tagen im Jahr werden. Die 2006 gegründete Ilztalbahn GmbH betreibt die Wiederinbetriebnahme der Eisenbahnstrecke von Passau nach Freyung im Planbetrieb.

Durch die Anbindung an das tschechische Eisenbahnnetz bieten sich auch Rundreise-Möglichkeiten an. Eine habe ich an einem sommerlich heißen Junitag 2015 genossen und zwar wie folgt: Salzburg – Wels (Westbahn), Wels – Passau (Passauerbahn), Passau – Waldkirchen (Ilztalbahn), Waldkirchen – Haidmühle – Neuthal/Nove Udoli (per Autobus als Schienennachfolgeverkehr), Neuthal – Oberplan – Krumau – Budweis (CD), Budweis – Oberhaid – Summerau – Linz (Summerauerbahn), Linz – Salzburg (Westbahn).

Einige geschichtliche Daten zur Ilztalbahn
Konzessionierung der Strecke am 13.1. 1886 (mehrere Streckenvarianten standen zur Auswahl)
Baubeginn Mitte 1887
Eröffnung Teil 1 Passau – Kalteneck – Röhrnbach 6.12.1890
Gesamteröffnung Passau – Freyung 15.10.1892
Die Baukosten betrugen ca. 5,94 Millionen Mark
15.11.1910 Eröffnung der Abzweigstrecke Waldkirchen – Haidmühle (-Böhmerwaldbahnen)
26.11.1913 / 1.8.1914 Eröffnung der „Vorwaldbahn“ Kalteneck – Deggendorf
Im 2. WK Schäden an der Ilztalbahn (Sprengung Kachletbrücke 1945, Einsturz Tiefenbach Tunnel)
29.4.1948 Wiederaufnahme des Betriebs
Ab 1980 Ausdünnung des Verkehrs durch die DB
30.4.1982 Einstellung des Personenverkehrs
April 2001 Deutsche Bundeswehr gibt den Güterverkehr auf der Ilztalbahn auf
Augusthochwasser 2002 – DB verweigert die relativ einfach zu behebenden Streckenschäden

11.3.2005 DB beantragt beim Eisenbahn Bundesamt die Streckenstillegung, welche per 1.4.2005 genehmigt wurde
Im Anschluß daran 2 Bürgerbegehren: Eines will auf der Trasse einen Radweg errichten, das andere setzt sich die Wiederaufnahme des Schienenverkehrs zum Ziel. Trotz einiger Widrigkeiten obsiegen die Befürworter einer Reaktivierung der Ilztalbahn (Förderverein Ilztalbahn)
14.11.2006 Gründung der Ilztalbahn GmbH
16.7.2007 Eisenbahnbundesamt lehnt den Antrag auf Freistellung von Eisenbahnbetriebszwecken durch die DB ab – der Weg zur Reaktivierung der Ilztalbahn ist damit möglich
2007/2008 Erstellung eines ÖPNV Konzeptes auf bayerischer und tschechische Seite im Rahmen eines EU Interregprogrammes
2008-2010 Vorarbeiten für die Reaktivierung der Strecke
13.3.2009 Die Rhein-Sieg-Eisenbahn GmbH als Kooperationspartner der Ilztalbahn GmbH erhielt von dem für Nichtbundeseigene Bahnen in Bayern zuständigen Wirtschaftsministerium die Betriebserlaubnis für 50 Jahre
April 2009 Ilztalbahn GmbH schließt mit der DB Netz AG einen Pachtvertrag ebenfalls über 50 Jahre
9.8.2009 1. Waldkirchner Bahnhofsfest
September 2010 Die Gesamtstrecke ist wieder befahrbar
12.9.2010 Teileröffnung der Strecke Freyung – Waldkirchen, Bussystem des Freizeitkonzepts Donau-Ilz-Moldau startet ebenfalls
16./17.7.2011 Feierliche Wieder-Eröffnung der Gesamtstrecke der Ilztalbahn mit zahlreichen Sonderfahrten
2011 finden an 34 Tagen Fahrten statt, wobei 28.000 zahlende Fahrgäste befördert wurden
2012 Ausweitung des Fahrbetriebs, im gesamten Jahr werden bereits 50.000 Fahrgäste befördert
2013 38.000 Fahrgäste nach einer mehrwöchigen witterungsbedingten Streckensperre, dennoch kleiner finanzieller Gewinn
2014 Einführung des Zwei-Zug-Betriebes (Kreuzungspunkte Kalteneck und Waldkirchen), statt der kleineren Regio Shuttles wurden grössere Desiro Classic Triebwägen eingesetzt, die von der Vogtlandbahn angemietet wurden. Zusätzlich verkehrten an Feiertagen die Nostalgie-Schienenbusse der Passauer Eisenbahnfreunde. Insgesamt wurden 42.000 Fahrgäste im Jahr befördert
2015 Diskussionen über einen Probebetrieb, den die Politik aber vorläufig zurückstellt. Am 13.6. Bahnhofsfest in Röhrnbach aus Anlaß der Eröffnung des Abschnittes Passau – Röhrnbach vor 125 Jahren

2017 Erstmals seit 20 Jahren wieder Güterverkehr auf der Ilztalbahn zum Abtransport von Sturmholz
2018 ff Durchführung von Fahrten an Wochenenden teils mit Einbeziehung der Hauzenberger Bahn (Granitbahn bis Passau-Lindau) und man hofft weiter auf eine Bestellung eines Planverkehrs durch den Freistaat Bayern. Eine Potential-Analyse soll endlich erstellt werden
Kunstbauten
Kachletbrücke über die Donau (240 m lang)
Ilzbrücke (70 m)
Osterbachbrück (70 m)
Tunnel Tiefenbach (46 m)
Tunnel Fürsteneck 1 (130 m)
Tunnel Fürsteneck 2 (94 m)

Die Stationen der Ilztalbahn
Passau Hbf, km 0,0; 295 m.ü.d.M.
Passau-Auerbach, km 2,2, außer Funktion
Stelzlhof, km 4,20 (Wiedereröffnung geplant)
Tiefenbach, km 9,050 (geplant)
Tiefenbach, km 9,2; 394 m.ü.d.M. (Auflösung geplant)
Fischhaus, km 15,6; 324 m.ü.d.M.
Kalteneck, km 20,30; 334 m.ü.d.M. (ehem. Abzweig nach Deggendorf)
Fürsteneck, km 24,20; neue Haltestelle
Fürsteneck, km 24,30; ehem. Bahnhof, 356 m.ü.d.M.
Neuhausmühle, km 28,0; Bedarfshalt, 379 m.ü.d.M.
Röhrnbach, km 30,60; 398 m.ü.d.M.
Waldkirchen, km 38,0; 516 m.ü.d.M. (früher Abzweig nach Haidmühle > Böhmerwaldbahn, heute Busverkehr bis Neuthal (Nove Udoli)
Mayersäge, km 39,7 (außer Funktion)
Karlsbach, km 43,8 (neue Haltestelle geplant)
Karlsbach, km 44,0; 551 m.ü.d.M. (Bahnhof ohne Halt)
Freyung, km 49,50; 636 m.ü.d.M

Fotos von einer Rundreise mit der Ilztalbahn im Jahr 2015
Rundreise Salzburg – Wels (Westbahn), Wels – Passau (Passauerbahn), Passau – Waldkirchen (Ilztalbahn), Waldkirchen – Haidmühle – Neuthal/Nove Udoli (per Autobus als Schienennachfolgeverkehr), Neuthal – Oberplan – Krumau – Budweis (CD), Budweis – Oberhaid – Summerau – Linz (Summerauerbahn), Linz – Salzburg (Westbahn).


















Von hier starten u.a. die Busse als Schienennachfolgeverkehr nach Neuthal (heute Nove Udoli, Tschechien). Von dort geht es dann mit der Tschechischen Eisenbahn weiter, entweder Richtung Wallern oder Oberplan-Krumau-Budweis.


Weiter nach Tschechien:
Von Waldkirchen wird im Rahmen des Donau-Moldau-Netzes ein Anschluß ins Tschechische Bahnnetz nach Nove Udoli (vormals Neuthal) angeboten. Die 25,3 km lange Bahnlinie Waldkirchen – Haidmühle wurde am 15.11.1910 offiziell eröffnet. Die Einstellung des Personenverkehrs erfolgte am 26. Mai 1963, der Güterverkehr überlebte noch jahrelang und wurde in 2 Etappen eingestellt: Zwischen Haidmühle und Jandelsbrunn am 31. Dezember 1975 und zwischen Jandelsbrunn und Waldkirchen am 1. Oktober 1995. Heute verlauft auf der ehem. Bahntrasse der Adalbert Stifter Radweg.
Von Waldkirchen aus besteht von/zu jedem Zug der Ilztalbahn ein Autobusanschluss (Schienennachfolgeverkehr) nach Nove Udoli, welches früher Neuthal hieß (Stand 2015). Dort hat man Anschluss an die Züge der tschechischen Staatsbahn CD (Ceske Drahy), um bspw. eine Fahrt mit der Ilztalbahn in eine Rundreise zu integrieren.
Von Neuthal brachte mich der Zug durch die vor nicht allzu langer Zeit von Österreichern/Deutschen besiedelten Teile des Böhmerwaldes, vorbei an den Gestaden des Lipno-Stausees mit dem Ort Oberplan (heute Horny Plana), weiter in die Weltkulturerbestadt Krumau und von dort ist es ja nur ein Katzensprung nach der Bierstadt Budweis. Und von dort gibt es ja einen Taktverkehr über die Summerauerbahn nach Linz.







Fazit
In den letzten Jahren entwickelt sich die Ilztalbahn zu einem beliebten Verkehrsmittel – zum einen für Ausflüge in den Bayerischen Wald und den Böhmerwald mit regelmässigem Anschluß nach Tschechien (Donau – Moldau – Verbund). Zum anderen aber auch als Ausflugsziel selbst gewinnt die Ilztalbahn immer mehr Freunde – eine Fahrt mit der Ilztalbahn macht einfach Freude.
Bei meinen Besuchen waren die Züge der Ilztalbahn immer gut gefüllt, beim letzten im Juni 2015 aber doch etwas zu gut – nach angeblichem Ausfall eines bestellten Triebwagens wurde die Fahrgäste wie Sardinen in den einen vorhandenen VT gequetscht, worunter doch die Freude an der Fahrt etwas gelitten hat. Das sollte zukünftig nicht mehr vorkommen. Die ehrenamtlichen Zugbegleiter sind alle sehr freundlich und hilfsbereit, man kann sagen, die Atmosphäre an Bord ist familiär. Die Busanschlüsse in die Nationalparkgegend sowie der grenzüberschreitende Verkehr nach Tschechien sind eine feine Sache und mit dem Donau-Moldau-Ticket um 27.- Euro auch nicht teuer. Schade nur, dass der österreichische Teil des 3-Länder-Eckes hier wohl etwas unterrepräsentiert ist, bspw. wäre längst ein Anbindung per regelmässiger Busverbindung von/zur Mühlkreisbahn in Aigen-Schlägl fällig.
Als Chef-Red von DEEF darf ich der Ilztalbahn „Allzeit Freie Fahrt“ wünschen und event. eines Tages rollen ja die Triebwagen von Passau nach Freyung wieder das ganze Jahr über jeden Tag als offizielles Nahverkehrsmittel.
Anmerkung: Seit Dezember 2017 wird der Abschnitt in Tschechien ab Nove Udoli nicht mehr von der Tschechischen Staatsbahn CD bedient sondern von GW Train Regio. Das Donau-Moldau Ticket in der Form wie hier dargestellt existiert daher nicht mehr.
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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 16. Juli 2015; Seiten-Relaunch 22.8.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 22.8.2025