Bayerische Oberlandbahn

Die Bayerische Oberlandbahn (BOB) # Teil 1

BOB Bayerische Oberlandbahn Triebwagen Lenggries
Integral-VT der BOB in Lenggries. Nachdem die Fahrgäste ausgestiegen sind geht es für den VT 115 Richtung Betriebswerk (3.3.2012). Foto Archiv DEEF / Dr. Michael Populorum

Ein Reader in 6 Teilen
  • Teil 1: Die Bayerische Oberlandbahn – Überblick >>>
  • Teil 2: Die BOB auf der alten bayerischen Maximiliansbahn von München Hbf nach Holzkirchen >>>
  • Teil 3: BOB Flügelstrecke 1: Holzkirchen – Miesbach – Schliersee – Bayrischzell >>>
  • Teil 4: BOB Flügelstrecke 2+3: Holzkirchen-Schaftlach >>>
  • Teil 5: BOB Flügelstrecke 2: Schaftlach – Bad Tölz – Lenggries >>>
  • Teil 6: BOB Flügelstrecke 3: Schaftlach – Gmund – Tegernsee >>>

Teil 1 – Überblick BOB

Die Bayerische Oberlandbahn (BOB) verbindet die Landeshauptstadt München mit dem Bayerischen Oberland (Voralpenland bzw. bayerische Alpen) südlich bzw. südöstlich von München. Die Betriebsführung obliegt der Bayerischen Oberlandbahn GmbH, einer privaten, zum Veolia Konzern (vormals Connex) gehörigen, Bahngesellschaft. Diese nahm nach Konzessionserteilung in Nachfolge der DB am 29.11.1998 den Betrieb auf den insgesamt 3 Streckenflügeln auf. Der Unternehmenssitz befindet sich in Holzkirchen, der Betriebshof (Werkstätte) in Lenggries.

BOB Bayerische Oberlandbahn
Linienplan der BOB

Die gesamte Streckenlänge umfasst 120 km, der Betrieb erfolgt ausschliesslich mit Dieseltriebwägen. Zum Einsatz kommen dabei 17 Triebwagengarnituren „Integral“ (hergestellt in Jenbach, Österreich) sowie seit Juli 2004 3 Garnituren vom Typ „Talent“ („Talbot Leichtbau Niederflur Triebzug“ der Fa. Bombardier Talbot).

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2 Jenbacher Intergral gekuppelt bei der Einfahrt in den Bahnhof Gmund aus Richtung Tegernsee kommend (5.2.2011)
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2 gekuppelte Talent-Triebwägen im Bahnhof Schaftlach (29.4.2010)

Eine Besonderheit stellt das sogenannte „Kuppeln und Flügeln“ dar, dh. das automatische Trennen und dann wieder Zusammenkuppeln der Integraltriebwagen-Einheiten mit Scharfenberg-Kupplungen.

Im Regelfall verlassen 3 zusammengekuppelte Integraleinheiten (1 Einheit ist 5-gliedrig) den Münchner Hauptbahnhof, genauer gesagt den Starnberger Flügelbahnhof, und legen gemeinsam die 35 km auf der bayerischen Maximiliansbahn (ursprüngliche Hauptverbindung München – Rosenheim – Salzburg) bis Holzkirchen zurück.

Nach kurzem Aufenthalt kuppelt die 1 Einheit ab und zweigt kurz nach der Ausfahrt von Holzkirchen nach links (Osten) Richtung Miesbach-Schliersee zum Endbahnhof Bayrischzell ab. Die beiden anderen Einheiten fahren gemeinsam nach Süden bis Schaftlach. Dort fährt der 1. Teil weiter Richtung Bad Tölz zum Endbahnhof Lenggries. Der 2. Teil wird gestürzt und zweigt nach Tegernsee ab, wobei dieser Streckenteil von der „Tegernsee-Bahn Betriebsgesellschaft mbH (TBG)“ auf 15 Jahre gepachtet wurde. Die TBG hatte sich als Betreiber 1998 zurückgezogen.

Richtung München kuppelt in Schaftlach zuerst die Einheit aus Tegernsee an die bereits wartende Garnitur aus Lenggries an, beide Einheiten docken dann in Holzkirchen an die bereits wartende Garnitur aus Bayrischzell an. Insgesamt können so maximal 5 Garnituren gekuppelt werden.

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Rückfahrt nach München im Bahnhof Holzkirchen. Die zuerst eingetroffene Garnitur VT 102 aus Bayrischzell hat schon die Klappen zum Ankoppeln geöffnet und wartet auf die Doppeltraktion aus Schaftlach mit den beiden Flügelzügen aus Tegernsee sowie Lenggries.
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Die Doppeltraktion aus Schaftlach mit den Flügelzügen aus Tegernsee und Lenggries bei der Einfahrt in den Bahnhof Holzkirchen, voran VT 103
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Die „Vereinigung“ der Garnituren im Bahnhof Holzkirchen ist vollzogen.
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Ab geht es gemeinsam Richtung München Hbf. auf der alten Maximiliansbahn, am Zugschluß VT 111, Zugteil von Lenggries (Fotos vom „Kuppeln“ 29.4.2020)

Die 3 Flügelstrecken sind also

1. Holzkirchen – Miesbach – Schliersee – Bayrischzell

2. Holzkirchen – Schaftlach – Bad Tölz – Lenggries

3. Holzkirchen – Schaftlach – Tegernsee


Die zeitliche Genese – Die Streckeneröffnungen

1845 München – Solln – Großhesselohe

1857 Großhesselohe – Holzkirchen

1861 Holzkirchen – Miesbach

1868 Miesbach – Hausham

1869 Hausham – Schliersee

1874 Holzkirchen – Bad Tölz

1883 Schaftlach – Gmund

1902 Gmund – Tegernsee

1911 Schliersee – Fischbachau – Bayrischzell

1924 Bad Tölz – Lenggries

Seit Beginn der Betriebsführung durch die BOB haben sich die Fahrgastzahlen sehr gut und deutlich über den Prognosen entwickelt und liegen nach Angaben der BOB heute bei ca. 14.500 Fahrgästen täglich. Die Fahrleistung der BOB beträgt über 3 Mio km pro Jahr.

Zwischen München und Holzkirchen gilt in den BOB-Zügen der Tarif des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds. Bayernticket sowie Schönes Wochenende Ticket sind gültig, nicht jedoch Interrail, Eurail u.ä.

Die Züge verkehren täglich im Stundentakt. Die Strecke ist von München bis Holzkirchen elektrifiziert und zweigleisig, danach eingleisig und nicht-elektrifiziert.

Die Integraltriebzüge sind klimatisiert und haben insgesamt 164 Sitzplätze sowie 200 Stehplätze. Auch die 1. Klasse wird angeboten und weist 14 Plätze auf, davon 2 mit Tischen mit Steckdosen sowie Leselampen und Soundsystem von Blaupunkt. Das ist vorbildlich! Generell fühlt man sich in den Zügen wohl. Für Kinder gibt es eine Spielecke – ein Novum. Die Toilette ist behindertengerecht und hat ein geschlossenes System mit „Bio-Reaktor“.

BOB Bayerische Oberlandbahn
Modernes Innenraum-Design im Integral
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Modernes Innenraum-Design im Integral
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Modernes Innenraum-Design im Integral

Hinsichtlich Kundenorientierung wurde die BOB mehrfach mit Preisen ausgezeichnet – ein Zeichen also, dass „Privatisierung von Eisenbahn“ kein Schreckgespenst sein muss und besser funktionieren kann als die Betriebsführung durch Staatsangestellte / Beamte.

Ausblick: Die Erfolgsgeschichte BOB wird weitergehen. Die BOB erhielt im September 2012 den Zuschlag für die Betriebsführung auch in den Jahren 2013 bis 2024. Fahrplanmässig sind dabei sowohl im Pendlerverkehr wie im Ausflugsverkehr (speziell an Wochenenden) weitere Verdichtungen im Sinne der Kundschaft geplant.

Ab Dezember 2013 wird die BOB unter der Marke Meridian auch die Strecken München – Holzkirchen – Rosenheim sowie die Strecken München – Grafing – Rosenheim – Salzburg bzw. Kufstein bedienen, da sie die Ausschreibung der Strecken gegen die DB Regio gewonnen hat.

Die ersten 35 km auf der alten „Bayerischen Maximiliansbahn“ bis Holzkirchen legen alle gekuppelten Einheiten gemeinsam zurück. Dabei wird die Isar auf der ehemals zweithöchsten Eisenbahnbrücke der Welt, der Grosshesseloher Brücke, überquert. Dieser Streckenabschnitt wird auch von der Münchner S-Bahn befahren und ist somit elektrifiziert.

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Die ehemals zweithöchste Eisenbahnbrücke der Welt, die Grosshesseloher Brücke

In Holzkirchen erfolgt die 1. „Flügelung“. Der 1. Teil zweigt kurz nach dem Bahnhof Richtung Bayrischzell (via Miesbach, Schliersee) ab. Die beiden restlichen Teile fahren gekuppelt gemeinsam weiter Richtung Schaftlach, wo sich dann auch diese Teile trennen. Von Holzkirchen zweigt die alte Bayerische Maximiliansbahn als „Mangfalltalbahn“ über Kreuzstrasse (S-Bahn Anschluss) nach Rosenheim ab.

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Zugzielanzeige der BOB im Bahnhof Holzkirchen
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Bahnhof Schaftlach, Blick aus dem Führerstand des abfahrtbereiten, gestürzten Triebwagens mit Fahrtziel Tegernsee. Die im Eigentum der TBG befindlichen und an die BOB verpachteten Schienen zweigen nach rechts ab. Links geht es Richtung Holzkirchen-München
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Bahnhof Tegernsee, Endpunkt des Tegernseer Flügels.

Die Strecke Schaftlach-Tegernsee wurde ursprünglich 1883 von Schaftlach nach Gmund eröffnet (Länge 7,6 km) und dann um 4,8 km bis Tegernsee verlängert (Eröffnung 1902).

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1924 wurde auch er alte, zentrumsnähere Bahnhof in Bad Tölz aufgegeben und der abgebildete „neue Bahnhof“ errichtet.

Der Bahnhof von Bad Tölz. Tölz ist der grösste Ort an der Flügelstrecke Holzkirchen-Schaftlach nach Lenggries. Die Bahn erreichte Tölz 1874, der Weiterbau nach Lenggries erfolgte 1924.

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Bahnhof Schliersee

Der Bahnhof von Schliersee wurde 2009/10 wieder eröffnet. Allerdings dient er nicht mehr als Bahnhof i.e.S. sondern beherbergt als „Palais am Bahnhof“ u.a. neben einem Friseur einen Gastronomiebetrieb. Da die alte Bausubstanz völlig marode war, wurde der Bahnhof komplett abgerissen und vorbildlich weitgehend originalgetreu wiederaufgebaut.

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Der Bahnhof von Bayrischzell ist Endpunkt der Flügelstrecke von Holzkirchen-Miesbach-Schliersee. VT 114 wartet am sonnigen Nachmittag des 3.7. 2010 auf die Rückfahrt nach München
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Bahnhof Schliersee. Hier werden die Züge aus München kommend zur Weiterfahrt nach Bayrischzell „gestürzt“. Die alten Formsignale sind noch voll in Verwendung, ebenso ist das Stellwerk im Bereich der Abzweigung noch besetzt.
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Der Integraltriebzug VZT 114 verlässt den Bahnhof Schliersee am 3.7.2010, rechts vor dem Stellwerk vorbeifahrend Richtung Schaftlach-Holzkirchen-München Hbf. Rechts ist eine der neueren „Talent“-Garnituren abstellt.
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Der Integraltriebzug verlässt in Doppeltraktion VT 104 + VT 115 am 3.7.2010 den Bahnhof Schliersee, links vor dem Stellwerk abzweigend in Richtung Bayrischzell
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Eine der beiden Dieselloks der BOB – hier V 125 am 1.8.2010 vor der Remise in Lenggries

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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF

Erstmals Online publiziert: / page first published 4. Juli 2010;  Seiten-Relaunch 9.8.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 9.8.2025