Bahnportrait Ostschweiz: Bergbahn Rheineck- Walzenhausen (RhW)

Prolog
Ein ganz ein nettes Bähnli (volkstümliche Bezeichnung Walzehuusebähnli) gibt es ganz im Osten der Schweiz im Kanton St. Gallen, nahe der Grenze zu Österreich, zu bestaunen und zu befahren. Sogar ein Tagesausflug von Salzburg geht sich aus und so besuchte Chefred Dr. Populorum dieses Bähnle Mitte Jänner 2015. Vom IC 118 aus Innsbruck ankommend hatte ich in Bregenz sogleich Anschluß an die S-Bahn nach St. Margrethen, dem „Östlichen Tor zur Schweiz“ (5.728 Ew.). Nach dem Kauf einer Tageskarte nach Walzenhausen im Reisebüro der SBB im Bahnhof St. Margrethen fuhr auch schon der „Thurbo“ nach St. Gallen ein, mit dem ich 1 Station bis Rheineck fuhr.

Der S-Bahn Verkehr in der Schweiz ist mustergültig. Stadlertriebwagen des EVU „Thurbo“, einem Tochterunternehmen der SBB, wickeln den Großteil des Regionalverkehrs in der Ostschweiz ab (Stand 2015).


Direkt am Hausbahnsteig vor dem alten mächtigen Bahnhofsgebäude von Rheineck wartete schon das Bähnle, die Bergbahn Rheineck-Walzenhausen, auf mich.

Technische Angaben
Die Bergbahn Rheineck-Walzenhausen ist eine mit 600 Volt Gleichstrom elektrifizierte, schmalspurige Adhäsions- und Zahnradbahn mit der eher exotischen Spurweite von 1.200 mm, welche die Orte Rheineck im Kanton St. Gallen (405 m) und Walzenhausen (672 m) im Kanton Appenzell Ausserrhoden bei einer Streckenlänge von 1,964 km mit einer maximalen Steigung von 253 Promille verbindet. Der minimale Radius beträgt 145 Meter. Bei Kilometer 0,67 geht die Adhäsionsbahn in eine Zahnradbahn über, die mit Zahnstangen nach dem System Riggenbach ausgestattet ist.

Einige historische Daten
Ursprüngliche Überlegung einer Bahnverbindung von Walzenhausen nach Heiden
17. Dezember 1894 konstitutionierende Versammlung der Bergbahngesellschaft
16. April 1895 Baubeginn Walzenhausen – Rudersbach (Gemeinde St. Margrethen, ursprüngliche Talstation)
September 1885 Durchbruch des unteren, 315 m langen Tunnels (Schutz-Tunnel)
25. Juni 1896 Einweihung der Strecke
27. Juni 1896 Aufnahme des fahrplanmäßigen Betriebs
Traktion ursprünglich nach dem Wassergegengewichts-System (Wasserballastbahn), daher anfangs Betrieb nur bis Rudersbach möglich da Ausweiche (Abt´sche Weiche) genau in der Mitte sein musste. Fahrgäste mussten ca. 700 m zu Fuß gehen zur SBB-Station Rheineck
1899 Vertrag mit einem Fuhrunternehmen für einen Pferdeomnibus im Sommer
2. Oktober 1909 erfolgte die Weiterführung der Strecke bis zum Bahnhof Rheineck mit je 1 Benzin- und 1 mit elektrischer Energie betriebenen Tramwagen (500 Volt Drehstrom). Diese Rheinecker Verbindungsbahn war eine Strassenbahn, die von 1909 bis 1958 zwischen dem Bahnhof Rheineck und der Talstation Rheineck der Bergbahn Rheineck–Walzenhausen (RhW) verkehrte. Sie war die einzige normalspurige Strassenbahn der Schweiz und mit 672 Metern Betriebslänge auch eine der kürzesten Strassenbahnlinien weltweit. Betreiber war die RhW.
Am 1. Dezember 1958 erfolgte die Inbetriebnahme der neu durchgehend mit 600 V elektrifizierten Strecke Bahnhof Rheineck SBB bis Walzenhausen.
1999 Verlängerung der Strecke um einige Meter vor das Perrondach des alten Bahnhofs Rheineck SBB
Die gesamte Streckenlänge von 1.964 m teilt sich in eine Adhäsionsstrecke von 709 m bis zur ehemaligen Talstation Ruderbach und von da an bis Walzenhausen in die Zahnstangenstrecke von 1.255 m Länge.
Betreiber: 1895 gegründet als Privatbahngesellschaft (Aktiengesellschaft) in Rheineck unter dem Namen Drahtseilbahn-Gesellschaft Rheineck-Walzenhausen. Später Firmierung unter Bergbahn Rheineck-Walzenhausen AG (amtliche Initialen RhW). 2006 Fusion mit den Appenzeller Bahnen

Der Betrieb
Seit Dezember 2013 ist die Bergbahn Rheineck – Walzenhausen als S 21 in das S-Bahnsystem St. Gallen und den Tarifverbund Ostwind integriert. Für den Betrieb steht nur ein einziger Triebwagen zur Verfügung, wenn dieser gewartet werden muss, dann gibt es SEV. Der BDeh 1/2 wurde 1958 von den Unternehmen SLM (Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik Winterthur), FFA (Flug- und Fahrzeugwerke Altenrhein AG) und BBC (Brown, Boveri & Cie.) gebaut und verschiedentlich revidiert und repariert in der RhB-Werkstätte in Landquart. Zuletzt wurde der Triebwagen 2014 komplett überholt und für die nächsten 20 Jahre fit gemacht.

Die Fahrtdauer wird in der Fahrplanauskunft mit 6 Minuten angegeben, variiert aber je nach Anzahl der Halte geringfügig. Gehalten wird bei der ehemaligen Talstation Ruderbach (Remise) und an der Station Hof (auf Verlangen für Gruppen).

Die Strecke wird im Halbstundentakt bedient, die letzten Kurse abends werden per Autobus (Richtung Heiden) abgewickelt.
Die Fahrt in Bildern




















Ich marschierte dann vom Bahnhof durch den Ort hinunter zur „Grund Brücke“ um diese Aufnahmen machen zu können. Direkt über dem Tunnel liegt das Kurhaus von Walzenhausen.









Altes und neues Bahnhofsgebäude Rheineck – welches gefällt besser?





Links
Betreiber Appenzeller Bahnen >>>
DEEF-Doku Die Rohrschach-Heiden Bergbahn >>>
Besucht auch unseren Video-Kanal – Visit our Video-Channel
https://www.youtube.com/@Railways-Ropeways-of-Europe
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info >
redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org
Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 31. März 2015; Seiten-Relaunch 3.9.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 3.9.2025