Sonne, Meer und Tunnel – Wanderung entlang der alten Eisenbahntrasse von Levanto nach Framura
Zwischen 2 längeren Tunneln laden große “Schaufenster” zum Verweilen und Genießen ein (Gelleria Bonassola und Galleria Marmi e Salici zwischen Bonassola und Framura)
Die Ligurische Eisenbahn bezeichnet die Eisenbahnstrecke von (Pisa-) La Spezia – Genua (entlang der Riviera di Levante) und die Strecke von Genua westwärts bis zur französischen Grenze bei Ventimiglia (Riviera di Ponente), wobei der Abschnitt La Spezia bis Genua bis 1874 eingleisig fertiggestellt werden konnte.
Aufgrund der schwierigen Topographie konnte die Strecke zwischen La Spezia und Genua erst 1970 durchgängig zweigleisig befahren werden. In diesem Jahr wurde zwischen Framura und Monterosso (Cinque Terre) die neue ins Hinterland verlegte Trasse inklusive mehrerer längerer Tunnel und 2 neuen Bahnhöfen in Levanto und Bonassola eröffnet.
Alte und neue Trasse zwischen Levanto, Bonassola und Framura. Alle 3 Bahnhöfe liegen unmittelbar zwischen langen Neubautunneln. Kartenquelle Openrailwaymap
Auf der stillgelegten Trasse, die direkt am Meer entlang führt, wurde eine Fußweg / Radweg eröffnet (Ciclopedonale Maremonti, seit 2011). Kurze und längere Tunnel (über 1 km Länge), wo ein kalter Hauch durchzieht und das Wasser von der Decke plätschert wechseln mit herrlichen Blicken auf einsame Buchten und Felszungen hinein ins blaue Meer, untermalt vom Rauschen der Wellen und dem Singen der leichten Brise.
Foto- und Video-Doku
Nachfolgend eine kleine Foto-Doku von der Wanderung von Levanto über Bonassola nach Framura im April 2024. Man sollte sich für die ca. 5,5 km zumindest 4 Stunden Zeit nehmen inkl. Einkehrschwung in einer der zahlreichen Bars / Ristorante in Bonassola, das etwa in der Mitte der Strecke liegt. Dort könnte man auch beim neuen Bahnhof in einen Regionalzug einsteigen.
Doppeltraktion ETR 104 aus der Coradia Stream Familie von Alstom im Bahnhof Levanto Fahrtrichtung La SpeziaDer neue Bahnhof von Levanto, der auf der doppelspurigen Neubaustrecke zwischen 2 langen Tunneln liegt und 1970 in Betrieb ging. Der alte Bahnhof von Levanto liegt direkt am MeerTunnelportal des doppelspurigen Rossola Tunnels, 2.560 m langDas alte Bahnhofsgebäude von Levanto direkt am Meer gelegen und 2024 im UmbauMächtige Steinbogen trugen die alte Trasse. Heute dient es als Straße bzw. FußwegBucht von Levanto. Blick vom alten Bahnhof auf das Ligurische Meer Richtung FramuraBucht von Levanto – Blick auf die alte Trasse, die direkt am Meer in zum Teil in den Fels gehauenen Tunneln verliefHinweisschild an der Stützmauer bei der Einfahrt in den alten Bahnhof von LevantoDie ersten kurzen Tunnelröhren tauchen auf – Vallesanta 2 (87 m) und anschließend Tunnel Vallesanta 1 (64 m)Typisches Profil eines engen einspurigen Tunnels (Vallesanta Tunnel 2). Der Weg ist durchgängig asphaltiert und die Tunnel sind beleuchtetTunnel folgt auf Tunnel Vallesanta 2 und 1Herrliche Ausblicke direkt von der alten TrasseSehr gepflegt der Rad-/Fußweg Ciclopedonale Maremonti, Dahinter folgt das Eingangsportal Montesone Tunnel (87 m) daran gleich anschließend folgte der Tunnel La Francesca (510 m)Das sahen die Eisenbahnreisenden bis 1970. Heute reisen sie in der Finsternis langer BetonröhrenDer durchörterte Granit zeigt viele Farbenspiele. Bei Bonassola wurde einst auch Granit abgebaut (Galleria Montesone)Im Sommer ist die Kühle in den Tunneln ganz angenehm – Blick vom Montesone-Tunnel Richtung Galleria FrancescaDer Berg “schwitzt” (Francesca Tunnel)Die Positionsangaben im Tunnel sind stilvolle Fliesen aus Porzellan (reflektierend)Steinschlagdach vor dem Tunnelportal des Francesca-Tunnels. Das Portal wurde vom Meer während der Nichtnutzung teilweise zerstörtFür Italien typisch sind die vielen Bahnwärterhäuser zwischen TunnelsPalmengeschmückte Eisenbahntrasse, dahinter schon das Portal des Mazzinara-Tunnels (568 m)Die Tunneldecke des Mazzinara-Tunnels wurde mit Beton saniertRelikte der Eisenbahnzeit m Mazzinara-TunnelAuch oft in Italien bei Tunnel zu sehen: Übergang vom breiten Tunnelportal (2-gleisig) in eine enge eingleisige Röhre (Mazzinara-Tunnel)2-gleisiges Tunnelportal Mazzinara-Tunnel mit Blick auf die Bucht von BonassolaBucht von BonassolaAltes Bahnhofsgebäude von Bonassola im Umbau für eine zukünftige NutzungNeue Brücke mit dem neuen Haltepunkt Bonassola zwischen 2 TunnelNeues Bahnhofsgebäude von BonassolaMächtiges Steinviadukt der alten Trasse in Bonassola. Hier gibt es zahlreiche EinkehrmöglichkeitenErinerungstafel beim alten Bahnhof von Bonassola, wo sich 1965 eine Tragödie ereignete. Am 16. Januar 1965 explodierte der Güterzug 6178 im Bahnhof von Bonassola. Von der Explosion wurde der ebenfalls im Bahnhof haltende Nahverkehrszug 1702 getroffen. Insgesamt verloren neun Menschen ihr Leben. Es gab 48 Verletzte. Zu der Explosion war es gekommen, als sich Sprengstoffe entzündeten, die zum Bau einer Bahnlinie bei Bonassola–Framura benötigt wurdenPortal des fast 1 km langen Bonassola-Tunnels. Nach zum Meer offenen “Fenstern” schließt sich der Marmi e Salici-Tunnel (1.470 m) anSchild mit Längenangabe Bonassola Tunnel am TunnelportalIn der engen Röhre des Bonassola-Tunnels an den sich dann der Marmi e Salici-Tunnel (1.470 m) anschließtFluchtwegschild aus der alten EisenbahnzeitDer schönste Abschnitt mit zahlreichen Ausblicken auf das Meer zwischen den TunnelnHerrlich zu verweilenZugang vom Tunnel zu einem exponiert liegendem HausEin Jausenbankerl zur Entspannung von Leib und SeeleWenn man diese Linienführung sieht kann man erahnen, wie schwierig der Bau damals war. Der Abschnitt zwischen La Spezia und Sestri Levante war der schwierigste und wurde als letzter Abschnitt erst 1874 eröffnetNotausgang/Belüftungsstollen Richtung MeerWenn man an die Dampflokzeit denkt so waren diese Öffnungen im bzw. zwischen den Tunneln sicher sehr positiv zur EntlüftungPortal des Vandarecca Tunnels Richtung Framura. Links sieht man den Zaun von einem ehem. Wärterhaus (heute Wohnhaus), welches sich zwischen dem Vandarecca Tunnel und dem Marmi e Salici-Tunnel befindetLoge zum MeerFramura kommt in Sicht. Blick aus dem Vandarecca Tunnel, 315 mPortal Vanderecca Tunnel, 315 mAlte und neue Trasse führen in Framura zusammen. Rechts die alte Trasse mit dem Vandarecca Tunnel (Länge 415 m) im Hintergrund, links das mächtige Betonportal des Neubautunnels Monte Brino (2.528 m Länge)Im Schutze des mächtigen Betonviadukts der Bahnstrecke lagern die Fischer ihre BooteFramura Betonviadukt mit Blick auf das MeerDas Bahnhofsgebäude von Framura. Der Bahnhof liegt auch wieder zwischen 2 Tunneln, nämlich Richtung Levanto-La Spezia dem Monte Brino Tunnel (2.528 m Länge) und Richtung Sestri Levante-Genua den beiden Tunnelröhren Framura 1 (1x 1-spurig + 1x Doppelspur, Länge ca. 300 m)Tunnelportale Framura 1 – links 1 Gleis, rechts Doppelspurtunnel, wobei 2024 1 Gleis entfernt war. Der ältere Tunnel ist links der Einspurtunnel, der Doppelspurtunnel stammt aus den 1930er JahrenDer Strand von Framura mit dem Bahnhof oberhalbIrgendwie deplatziert – aber notwendig – erscheint der gläserne Aufzug, der den Strand von Framura mit der alten Bahntrasse und dem Bahnhof verbindet
Weiterführung des Ciclopedonale Maremonti
Der Wander-/Radweg ist ein Erfolgsmodell, auch für den Tourismus abseits der mit Touristenmassen kämpfenden Cinque Terre. Der Aufwand für die Errichtung des Weges nach Jahren der Nichtnutzung nach der Streckenstilllegung durch die FS war aber teilweise enorm, waren doch die Tunnel teilweise überflutet, teilweise beschädigt und sogar eingestürzt und die Trasse überwuchert. Von Levanto Richtung Cinque Terre (Monterosso) ist eine Weiterführung nicht möglich, führt doch die alte Trasse dort in den alten Mesco Tunnel (Tunnelportal in Levanto vergittert), der dann tief drinnen im Berg in den neuen Mesco-Tunnel mündet.
Aber von Framura weiter Richtung Deiva Marina führte die alte Trasse spektakulär weiter an der Küste entlang, sodass zumindest angedacht ist, den Weg weiter nach Devia Marina oder sogar noch weiter über Moneglia bis Riva Trigoso (3 km vor Sestri Levante) zu führen. Allerdings ist diese Strecke schon seit Jahrzehnte ohne Nutzung, stark verwildert und Tunnels eingestürzt (siehe verlinkte Webseite von Matteo Nebiacolombo mit beeindruckenden Fotos). Zu wünschen wäre dieser Ausbau natürlich, sodass nach Eisenbahnpassagieren einst nun in der heutigen Zeit die Pedalritter und Wanderer in den Genuss dieser herrlichen Szenerie kommen können. Glück Auf!
Über die Strecke
Die Eisenbahnstrecke Pisa-Genua ist 165 km lang und wurde in zahlreichen Etappen eröffnet. Die Eröffnung der erste Etappe Pisa Porta Nuova – Viareggio erfolgte am 15. April 1861, die ligurische Hafenstadt La Spezia wurde am 4. August 1864 erreicht und die erste Etappe von Westen kommend wurde mit dem Abschnitt Genua Brignole – Chiavari am 23. November 1868 eröffnet. Der mit Abstand herausforderndste Abschnitt von La Spezia nach Sestri Levante (somit auch diese oben beschriebene Strecke) wurde als letzter am 24. Oktober 1874 eröffnet. und zwar eingleisig meist direkt an der Küstenlinie entlang.
Intercity und Regionalzug im Bahnhof von Sestri Levante
Allein auf diesem Abschnitt La Spezia durch die Cinque Terre bis Sestri Levante wurden 51 Tunnel mit einer Gesamtlänge von über 28 Kilometern (auf 44 Kilometern Streckenlänge) und 23 Brücken mit einer Gesamtlänge von fast einem Kilometer errichtet.
Die Elektrifizierung von La Spezia bis Sestri Levante erfolgte bis zum 21. April 1926 mit Drehstrom, ab April 1947 wurde dann die Strecke auf das heute verwendete System mit Gleichstrom 3.000 Volt umgestellt.
Bereits ab den 1920er Jahre wurden zur Optimierung dieser so wichtigen Hauptstrecke Streckenverlegungen und Ausbaumaßnahmen für einen 2-gleisigen Betrieb getätigt. Heute ist die Strecke durchgängig 2-gleisig – anders als auf dem Abschnitt Genua-Ventimiglia, wo trotz des Baus von langen Neubautunneln im Hinterland immer noch einige Abschnitte nur eingleisig befahrbar sind.
Besonders zwischen La Spezia und Sestri Levante hat es einen sehr dichten Verkehr, denn dort verkehren die Shuttle-Züge im dichten Takt zur Beförderung der Touristenmassen in der Cinque Terre.
Hitachi-Dosto “Rock” der Trenitalia als Cinque Terre-Shuttle in La Spezia Centrale mit Destination Levanto
Seite von Matteo Nebiacolombo mit Fotodoku Zustand der Strecke / Tunnel vor Errichtung des Radweges >>>
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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