CH/F: Die Eisenbahnstrecke Nyon–Saint-Cergue– La Cure – (Morez)

Allgemeines
Die Chemin de fer Nyon–St-Cergue–Morez (NStCM) (offizieller französischer Name: Compagnie du chemin de fer Nyon-St-Cergue-Morez SA) ist eine private Eisenbahngesellschaft im Westschweizer Kanton Waadt. Die 27,0 km lange meterspurige Bahnlinie führt von Nyon am Genfersee zum Kur- und Wintersportort Saint-Cergue auf den Höhen des Waadtländer Juras und weiter nach La Cure, unmittelbar an der französischen Grenze gelegen.
Dort ist allerdings seit 1958 Endstation, denn die 12,1 km lange Fortsetzung ins Landesinnere – sie endete am Bahnhof Morez der SNCF-Linie von Bourg-en-Bresse nach Andelot-en-Montagne – wurde damals stillgelegt und durch einen Autobusbetrieb ersetzt.

Einige Kennzahlen
Meterspurbahn, Adhäsionsbetrieb
Elektrifiziert, ursprünglich mit 2.200 Volt, seit 1985 1.500 Volt Gleichstrom
Maximale Neigung 60 Promille
Engster Radius 70 m
Scheitelpunkt auf der Passhöhe des Col de la Givrine mit 1233 m
Gesamtlänge Nyon – Morez SNCF 39,1 km
Länge heute Nyon – La Cure 27 km

Geschichte
Um die Jahrhundertwende 19./20. Jhd. sprudelte man nur so von Ideen, welche Teile des Juras man von Nyon aus durch Eisenbahnen erschließen möchte. 1910 siegte die Ratio und man fokussierte auf die Linie Nyon–St-Cergue–La Cure sowie beschloss kurz später auch die Verlängerung ins französische Morez. Ende des Jahres 1912 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Verzögerungen gab es vor allem durch den 1. Weltkrieg sowie Mangel an Baumaterial.
Die Eröffnungsdaten:
Nyon bis St-Cergue 12. Juli 1916
St-Cergue bis La Cure 18. August 1917
La Cure bis Morez am 7. März 1921
Während der Schweizer Abschnitt der Strecke vor allem durch den Wintersport (Schlitteln, Langlaufen) prosperierte, entwickelte sich der Verkehr am Französischen Abschnitt nicht zufriedenstellend. Am 27. 9. 1958 fuhr der letzte Zug weiter nach Frankreich und die Züge wurden durch Autobusse ersetzt. Diskussionen um eine Stilllegung auch im Schweizer Abschnitt gab es auch, doch die Fahrgastzahlen stiegen und die Bahnlinie erfüllt bis heute eine wichtige Funktion im Nahverkehr in der Region.
Kunstbauten
Neben zwei größeren Viadukten, dem Asse-Viadukt mit 74 m Länge und dem Colline-Viadukt mit 110 m Länge vor und nach dem Bahnhof Trélex hat es noch zwei kürzere Tunnel auf der Bestandsstrecke, nämlich den Tunnel Bassins mit 116 m Länge.

Und den Tunnel St-Cergue mit 99 m Länge.

Am stillgelegten Streckenabschnitt auf französischen Gebiet gibt es nochmals zwei kurze Tunnel, nämlich den Tunnel Sous-les-Barres (96 m) sowie den Tunnel Turu (58 m).
Betrieb
Die Gesamtstrecke wird im Stundentakt bedient, bis St-Cergue verkehren die Züge 2x pro Stunden. Bis Genolier gibt es zusätzliche Verstärkerzüge, sodaß man bis dorthin einen quasi Viertelstundentakt hat.. Zug-Kreuzungen finden in Trélex (Minute :37), Arzier (Minute :56) und Genolier (Minute :08) statt. Die Fahrzeit Nyon bis La Cure beträgt 49-50 Minuten, talwärts 50-52 Minuten (Stand 2025).
Die NStCM ist natürlich auch in den Tarifverbund Waadt, französisch Communauté tarifaire Vaudoise (CTV) mit dem Marketingname Mobilis integriert. Die Strecke Nyon – La Cure wird als Linie R55 bezeichnet.
Die Stationen

Nyon NStCM, Bahnhof, km 0,2 (neuer tiefgelegter Bf seit 2004); 395 m.ü.d.M. (> Genf bzw. Lausanne)

Die Stadt Nyon ist ein Mittelzentrum in der Metropolregion Genf-Lausanne und hat 23.351 Einwohner (31.12.2024). Nyon mit netter Altstadt liegt direkt am Genfersee auf einer Seehöhe von 371 m und ist bekannt als Sitz des Europäischen Fußballverbandes UEFA (seit 1995).
Les Plantaz, Bahnhof und Depot/Werkstatt, km 1,1; 422 m


La Vuarpillière, Haltestelle, km 2,4; 463 m

L’Asse, Haltestelle, km 3,0; 474 m
Trélex, Bahnhof, km 4,4; 498 m


Givrins, Bahnhof, km 6,4; 552 m

Genolier, Bahnhof, km 7,5; 560 m

Sus-Châtel, Haltestelle, km 8,5; 598 m
La Joy-Clinique, Haltestelle, km 9,8; 660 m
Le Muids, Bahnhof, km 11,1; 712 m

Bassins, Haltestelle, km 12,1; 753 m
Arzier, Bahnhof, km 13,9; 839 m

La Chèvrerie-Monteret, Haltestelle, km 17,1; 970 m

St-Cergue, Bahnhof und Remise, km 19,1; 1044 m



St-Cergue Les Cheseaux, Haltestelle, km 20,3; 1103 m
Les Pralies, Haltestelle, km 22,1; 1175 m

La Givrine, Haltestelle, km 23,3; 1208 m
La Cure, Bahnhof, km 27,0; 1155 m ü. d. M. (Endbahnhof seit 1958)






Eine „eigenartige“ Stimmung umfing mich, als ich in La Cure eine gute Stunde verbrachte. Es gab zwar einigen Verkehr über den Grenzübergang, aber es wirkte alles wie aus einer alten vergangenen Zeit. Ich war auf der Suche nach einem kleinen Cafe oder ähnlichem, Lokale gab es dort augenscheinlich einmal, aber es war alles zugesperrt. Dann und wann kam jemand aus den Zollgebäuden, aber kontrolliert wurde überhaupt nicht. Nicht einmal meine Wenigkeit, wo ich doch recht auffällig mit der Kamera in der Hand herumging. Es war natürlich auch nicht gerade Hochsaison.
Eine Busverbindung weiter nach Morez habe ich nicht wahrgenommen, aber vielleicht verkehrt der ja von der ca. 2 km entfernten Ortschaft dann. Überhaupt kommt mir vor, je stärker die Brüsseler Zentralbürokratie wütet, desto weniger tut sich abseits der großen Grenzen zwischen den einzelnen Staaten, weit weniger als früher. Und so ist es auch mit grenzüberschreitenden Eisenbahnverbindungen abseits der großen von der EU propagierten Eisenbahnmagistralen. Alles Zeichen einer verfehlten Politik made in Brüssel…..


Verwaltungstechnisch gehört der Schweizer Teil von La Cure zur Gemeinde Saint-Cergue , während der französische Teil zur Gemeinde Les Rousses gehört. Die Grenze verläuft durch einige Häuser hindurch, bspw. durch das Hotel / Gasthof Arbez gleich neben den Grenzgebäuden an der Staatsgrenze.
La Cure (F), ehem. Bahnhof, km 27,3; 1152 m

Les Rousses, ehem. Bahnhof, km 29,5; 1110 m
Sous-les-Barres, ehem. Haltestelle; 940 m
Gouland, ehem. Bahnhof, km 33,8; 895 m
La Doye, ehem. Haltestelle
Pont de la Bienne, ehem. Haltestelle
Morez Ecole, ehem. Haltestelle
Morez Ville, ehem. Bahnhof, km 38,2; 701 m
Morez, ehem. Bahnhof, km 39,1 734 m ü. d.M. (> Übergang zur SNCF)
Die Fahrzeuge
2015 wurden vier neue Doppeltriebwagen ABe 4/8 401-402 – 407-408 von Stadler Rail geliefert.



Zusätzlich sind die Triebwägen Be 4/4 Nr. 201-205 gekoppelt mit den Steuerwägen 301-305 im Einsatz. Sie wurden Mitte der 1980er Jahre von ACMV/BBC (Ateliers de constructions mécaniques de Vevey / Brown, Boveri & Cie) gefertigt. Die Steuerwägen führen – man würde sagen für die Schweiz selbstverständlich – auch eine ordentliche 1. Klasse.




Fazit
Ein Musterbeispiel für eine erfolgreiche Schmalspurbahn, die im ÖPNV einen unverzichtbaren Beitrag für die Mobilität in der Region leistet. Das Ganze mit modernstem Rollmaterial, jeder Zug auch mit 1. Klasse.
In Österreich wäre so eine Bahnstrecke wahrscheinlich nie gebaut worden und wenn, dann hätte man sie längst stillgelegt. Das ist bei der NStCM keinesfalls zu befürchten und DEEF wünscht der Bahn, dem Betreiber sowie den Fahrgäste Allzeit freie Fahrt!

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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 24. Juli 2018; Seiten-Relaunch 10.9.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 10.9.2025