Bahnportrait Ostschweiz: Die Trogener Bahn von St. Gallen über Speicher nach Trogen

Allgemeines
Die Trogenerbahn (TB) ist eine meterspurige Bahnlinie vom (Neben-) Bahnhof St. Gallen (Stadt St. Gallen ca. 75.000 Ew.) über Speicher (Gemeinde Speicher 4.166 Ew.) nach Trogen (Gemeinde Trogen 1.696 Ew.). Seit 2006 rollt die vorher selbständige Trogenerbahn unter der Flagge der Appenzeller Bahnen und ist als S-Bahn Nummer 21 in das S-Bahn-System St. Gallen und den Tarifverbund Ostwind eingebunden. Mit der Umsetzung des Strategischen Projekts „Durchmesserlinie“ (Bahnstrecke Appenzell–St. Gallen–Trogen) erfolgte im Jahr 2018 eine Verknüpfung der Trogener Bahn mit der Bahnstrecke der Appenzeller Bahn St. Gallen – Appenzell über Gais.

Einige Kennzahlen
Gründung der Unternehmung Strassenbahn St. Gallen–Speicher–Trogen am 26. Juli 1900
Eröffnung der Strecke St. Gallen – Trogen am 10.07.1903
Elektrifikation seit Betriebseröffnung
Stromsystem 1.000 V / 600 V (Aussenbereich/Innenstadt wie Obus), ursprünglich 750 Volt, ab 1921 900 V, seit 1928 1.000 V). Seit Implementierung der Durchmesserlinie 1.500 Volt=
Streckenlänge 9’800 m
Höhendifferenz 330 m
Spurweite 1’000 mm
Minimaler Radius 25 m
Maximale Steigung 76 ‰ (steilste schmalspurige Adhäsionsbahn in der Schweiz)
Betreiber: Bis 2006 Trogenerbahn (TB), seit 4. Mai 2006 Appenzeller Bahnen
Eingleisig, 2-gleisig zwischen den Stationen St. Gallen Rathaus – Schülerhaus
Die am 30.10.1909 erteilte Konzession zur Verlängerung nach Heiden und Walzenhausen wurde nie eingelöst und ist zwischenzeitlich erloschen – eine Verknüpfung dieser insgesamt 3 Bahnen (Rohrschach-Heiden Bergbahn, Bergbahn Rheineck-Walzenhausen, Trogenerbahn) wäre heute sicher auch touristisch eine feine Sache
7. Dezember 2018: Die Durchmesserlinie (Trogen-St. Gallen-Appenzell) wird eröffnet

Die Stationen der Trogenerbahn

km 0.000 St. Gallen AB (Nebenbahnhof, Gaiserbahnhof) 669 m ü. M.

0.270 St. Gallen Rathaus (bis 2016)

0.83 St. Gallen Marktplatz 668 m ü. M.

1.130 Spisertor 667 m ü. M.
1.752 Schülerhaus 696 m ü. M.
2.179 St. Gallen Birnbäumen (seit 2009)
2.600 Tivoli (bis 1982) 754 m ü. M.
3.133 Notkersegg 782 m ü. M.
Kurzegg (nur talwärts)
4.523 Schwarzer Bären 855 m ü. M.
5.307 Rank 860 m ü. M. (bis 12/2018)
Kantonsgrenze St. Gallen / Appenzell Ausserrhoden
6.449 Vögelinsegg 938 m ü. M.
7.194 Schützengarten 956 m ü. M.
7.680 Speicher 924 m ü. M., Betriebshof / Remise



8.476 Bendlehn 928 m ü. M.
9.272 Gfeld 917 m ü. M.
km 9.800 Trogen 915 m ü. M.

Bis auf Speicher sind alle Zwischenstationen Bedarfshalte.
Exkurs: Projekt Durchmesserlinie
Stand 2015:
Die Durchmesserlinie Appenzell–St. Gallen–Trogen (DML) ist ein strategisches Schlüsselprojekt der Appenzeller Bahnen AG (AB) und soll die heute noch getrennten Strecken zwischen St. Gallen–Trogen und St. Gallen–Gais–Appenzell im Bahnhof St. Gallen verbinden. Die erforderlichen Arbeiten wurden in fünf Teilprojekte unterteilt, von denen die Teilstrecke St. Gallen Bahnhof–Riethüsli mit dem rund 700 Meter langen Ruckhaldetunnel das aufwändigste und grösste ist. Ausser dem Streckenneubau sind auch weitere Arbeiten nötig. So ist die Spannung auf 1500 V anzugleichen, bisher ist sie bei der Trogenerbahn 1000 V, bei der Gaiserbahn 1500 V.
Die Durchmesserlinie soll im Agglomerationsgebiet rund um die Stadt St. Gallen wesentliche Verbesserungen für die Fahrgäste bringen: Zwischen St. Gallen und Teufen werden die Züge neu im 15-Minuten-Takt verkehren. So werden auch die Anschlussverbindungen an die Intercity-Züge von und nach Zürich verbessert (Schweizer Eisenbahnprojekte Region Ostschweiz). Durch den Wegfall der technisch aufwendigen und im Betrieb teuren Zahnradstrecke an der Ruckhalde kann komfortableres (leiser, niederflurig), aber auch kostengünstigeres Rollmaterial eingesetzt werden.
Die Tunnelstrecke der Durchmesserlinie macht sechs Bahnübergänge überflüssig, was die Verkehrssicherheit im Quartier Riethüsli wesentlich erhöht.
An den Gesamtkosten von rund 90 Millionen Franken müssen die Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden sowie deren Gemeinden insgesamt 49 Millionen beitragen; den Rest finanziert der Bund. Die Kantonsräte von St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden haben ihre Beiträge am 26. November 2012 bewilligt, den Anteil von 7 Millionen des Kantons Appenzell Innerrhoden genehmigte am 28. April 2013 die Landsgemeinde.
Baubeginn der DML ist voraussichtlich 2015. Die Inbetriebnahme der Linie soll mit dem Fahrplanwechsel 2018 erfolgen. Durch die Durchmesserlinie erwarten die AB einen Fahrgastzuwachs von bis zu 50 Prozent.
Damit Fahrzeuge die Rillenschienen in der Stadt St. Gallen sowie die Strecke bis Appenzell befahren können, sind Anpassungen an den Radprofilen, den Weichenherzstücken sowie an den Radlenkern der Weichen erforderlich. Dabei kann die Strecke Appenzell–St. Gallen grundsätzlich auch mit dem für Gossau–Wasserauen und Gais–Altstätten erforderlichen Radprofil befahren werden; dies ist insbesondere für die Zufahrt zur Werkstätte Gais ab Appenzell notwendig. Unverändert bleibt der minimale Kurvenradius, der sowohl im Bahnhof Gais wie auch beim Spisertor auf der Stadtstrecke bei 25 m liegt.
Ruckhaldetunnel
Der Ruckhaldetunnel ist das technisch aufwendigste Teilprojekt der Durchmesserlinie Appenzell–St. Gallen–Trogen (DML). Mit dem Ruckhaldetunnel können die AB den letzten Zahnstangenabschnitt auf der Linie St. Gallen-Gais-Appenzell aufheben. Diese Aufhebung ermöglicht den Appenzeller Bahnen zukünftig günstigere, leisere und niederflurige Züge zu beschaffen. Unabhängig vom Projekt DML wäre aufgrund des Alters der jetzigen Fahrzeuge in einigen Jahren sowieso eine Rollmaterialbeschaffung notwendig. Der Tunnel wird rund 700 Meter lang und wird gemäss aktuellem Planungsstand 51 Mio. CHF kosten. Er wird einspurig gebaut, im Nordhang der Ruckhalde eintauchen und im Riethüsli Quartier wieder an die Oberfläche gelangen, wo gleichzeitig auch eine neue Haltestelle in Planung ist. Die geplante Bauzeit beträgt zweieinhalb Jahre. Im Vorfeld des Projektes wurden verschiedene Varianten geprüft. Der Bau des Tunnels startet voraussichtlich im Jahr 2015[6] und 2017 sollen bereits die ersten Zugskompositionen über die DML fahren.
Lt. Medienmitteilung der Appenzeller Bahnen AG (Direktion) vom 19.2.2015 ist das Projekt DML „Zielstrebig Richtung Baubeginn Herbst 2015“ unterwegs.
Ergänzung 2025:
Im Frühjahr 2016 erfolgte der Baubeginn. Die Inbetriebnahme der Durchmesserlinie erfolgte am 7. Dezember 2018. Die Gesamtkosten betrugen rund 90 Millionen Franken.
Betrieb
Bis 2018 wurde die Strecke St. Gallen–Trogen als S 21 tagsüber im Halbstunden-Takt mit zwei Umläufen bedient, während der Hauptverkehrszeiten wurde dieser auf einen Viertelstunden-Takt mit vier Be 4/8 verdichtet.

Ab dem Fahrplanjahr 2019 nach Eröffnung der Durchmesserlinie und Eröffnung des Ruckhaldentunnels mit Entfall der Zahnstangen (Oktober 2018) wird der gesamte Verkehr durch Tango-Gelenktriebwagen ABe 8/12 von Stadler Rail abgewickelt. Somit hat es erstmals auf der Trogenerbahn auch eine 1. Klasse. Die durchgehenden Züge Appenzell–Trogen werden als S 21 bezeichnet, die Verbindungen Teufen–Trogen als S 22. Die Fahrzeit von St. Gallen nach Trogen beträgt 28 Minuten, in der Gegenrichtung 29 Minuten (Stand 2025).

Links
Betreiber Appenzeller Bahnen >>>
DEEF-Dokumentation Bergbahn Rheineck-Walzenhausen >>>
DEEF-Dokumentation Bergbahn Rorschach-Heiden >>>
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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 29. März 2015; Seiten-Relaunch 5.9.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 6.9.2025