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Seit jeher war der "Durchschlag" eines Tunnels ein besonderes Ereignis für alle Beteiligten, für die Geologen, Mineure, Bauunternehmungen und natürlich auch für die Auftraggeber und Financiers dieser aufwendigen, gefährlichen und kostspieligen Infrastrukturprojekte.
Historischer Holzstich vom Durchschlag im alten Aster Kehrtunnel auf der Brennerbahn Südrampe 1867
Spätestens seit dem multimedial in alle Welt übertragenen Durchschlag im längsten Eisebahntunnel der Welt, dem Gotthard Basistunnel, weis auch Otto Normalverbraucher, was ein Durchschlag ist.
Etwas weniger aufwendig und nicht im Tunnel wie von den SBB beim Gotthard-Durchschlag vorgezeigt sondern im Bierzelt und zeitversetzt fand die von den ÖBB organisierte Durchschlagsfeier für die Südröhre des Koralmtunnels statt.
Der Durchschlag in der 32,9 km langen Südröhre erfolgte am 14. August 2018, der Durchschlag in der Nordröhre wird noch für 2018 erwartet.
Politprominenz fand sich am 14.9.2018 zuhauf im Festzelt in St. Paul, Verkehrsminister Norbert Hofer führte die Prominenz an, die beiden Landeshauptleute der Steiermark und Kärnten Schützenhöfer und Kaiser waren ebenso da wie Bürgermeister diesseits und jenseits der Koralpe, Vertreter der EU, die diese Projekt ja mitfinanziert sowie Vertreter des Bauherrn ÖBB (Infra Chef DI Franz Bauer).
Die Prominenz im Festzelt (Fotocredit: ÖBB/Zenz)
Fauxpas am Rande: Die Anreise mit der S3 ab Klagenfurt hatte es in sich, der Desiro-Triebwagen vulgo Desastro verendete schon in Klagenfurt bei der Bahnhofseinfahrt, man brauchte aber 50 Minuten!, um einen Ersatztriebwagen aus der Remise zu holen. So waren die meisten Reden im Festzelt schon passé und so machte ich mich auf Entdeckungstour rund um das Festzelt, das ja nicht am Tunnelportal lag sondern am Ort, wo in ein paar Jahren einmal der Bahnhof Lavantal sein wird.
Im Vergleich zum Gottharddurchschlag der SBB leider nicht wirklich authentisch was die ÖBB hier im Festzelt ca. 1 km vom Tunnelportal des Koralmtunnels entfernt anbot. Aber interessant war es allemal. Und ein Lob auf das Catering vom Gasthof Poppmaier aus St. Paul, das war wirklich erste Sahne :-)
Das Festzelt, wo in etwa in einigen Jahren der Bahnhof Lavanttal entstehen soll. Vom jetzigen Bf St. Paul ist die Örtlichkeit ca. 2 km entfernt und es wird wichtig sein, dass man nach Eröffnung der Koralmbahn St. Paul nicht gänzlich vom Eisenbahnverkehr abschneidet. Ein gangbarer Weg wäre der Ausbau und Aufwertung der Lavanttalbahn inkl. Personenverkehr nach Lavamünd im Süden und über den Oppdacher Sattel nach Zeltweg, wie er von den Bürgermeistern und der Bevölkerung auch gewünscht wird
Gleich neben dem Festzelt stapeln sich Tübbinge - Elemente zur Auskleidung des Tunnels - sowie einige Baufahrzeuge auf Schienen stehen dort abgestellt
Ein Desiro fährt unmittelbar an der Baustelle vorbei Richtung Wolfsberg
Blick auf die beiden Einzelröhren des Tunnels Deutsch Grutschen, 2.550 m lang (Ostportal bei St Paul)
Am Trasse der
neuen Koralmbahn, im Hintergrund erkennt man die
Förderanlage zum
Transport des Ausbruchs sowie die Schienen für die Tunnelbahn
In der linken Röhre (Nord) sind noch einige Kilometer auszubrechen bis man auch dort den Durchschlag feiern kann, rechts in der Südröhre wurde am 14. August 2018 durchgeschlagen
Ein Desiro ist auf den Gleisen der Lavanttalbahn unterwegs, die hier direkt über die beiden Tunnelportale führen
"Eintauchen" in die durchgeschlagene Südröhre des 32,9 km langen Koralmtunnels. Die größte Gesteinsüberdeckung durch die Koralpe beträgt 1.200 m. Alle 500 m sind Querschläge zwischen den beiden Tunnelröhren vorhanden, um im Falle einer Störung oder Unfall in die jeweils andere, sichere Röhre gelangen zu können. In der Tunnelmitte wird eine 2x400 m lange Nothaltestelle zwischen den beiden Tunnelröhren eingerichtet. Allerdings gibt es dort keine! wie bei ähnlichen Projekten (Gotthard Basistunnel, Lötschbergbasistunnel) übliche Überleitstelle.
Über 2 Zuluftschächte kann im Bedarfsfall zusätzlich Luft in die Röhren geblasen werden
Blick aus der Südröhre Richtung Westen, wo die Haltestelle Lavanttal mit Anbindung der Lavanttalbahn entstehen wird
Blick in die Nordröhre, wo noch die Gleise für die Grubenbahnen liegen
Statt der Grubenbahnen werden ab voraussichtlich 2025/2026 hier Züge mit bis zu 250 km/h Richtung Klagenfurt unterwegs sein
Transportgleise
mit Verbindung zur Lavanttalbahn, im Hintergrund das Tübbingwerk,
Der Bahnhof von St. Paul im Lavanttal im Frühling 2017 - in diesem Kontext wird es wichtig sein, das auch nach Eröffnung der Koralmbahn St. Paul einen direkten Eisenbahnanschluss behält, was durch eine Reaktivierung und Attraktivierung der Lavanttalbahn gelingen sollte
Zur Koralmbahn:
Die Koralmbahn (ursprünglich Koralpenbahn) ist eine knapp 130 km lange großteils neu errichtete Hochleistungsstrecke zwischen Graz und Klagenfurt mit dem 32,9 km langen Koralmtunnel als Herzstück, der die Koralpe in einer Teufe von bis zu 1.200 m durchörtert.
Die Inbetriebnahme der Koralmbahn soll 2025/2026 gemeinsam mit dem Semmering Basistunnel erfolgen, mit dem gemeinsam die Koralmbahn Teil des von der EU so titulierten "Baltisch Adriatischen Korridors" ist. Die ursprünglich genannten Kosten von 5,2 Mrd. Euro dürften sich kritischen Stimmen zufolge inkl. Finanzierung auf bis zu 10 Mrd. Euro belaufen.
Während der Fahrzeitgewinn für Fahrten zwischen den beiden Landeshauptstädten Graz und Klagenfurt von bisher 3 Stunden auf dann nur mehr 45 Minuten unbestritten ist, ist der sonstige Nutzen als Güterverkehrsstrecke äußerst umstritten.
Alle Fotos Archiv DEEF / Dr. Michael Populorum
Links: DEEF Beitrag Koralmbahn Diretissima Graz - Klagenfurt >>> DEEF Beitrag Pro/Contra Koralmbahn von 2011 >>> DEEF Beitrag Koralmbahn Baustellenbesichtigung Tunnel Lind >>> DEEF Beitrag Die Jauntalbahn >>> DEEF Beitrag Die Lavanttalbahn >>> Ihre Meinung? redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org
Das Ostportal des Koralmtunnels in der Steiermark (Juni 2017)
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Alle Beiträge geben die Meinung des jeweiligen Autors wieder. Gastautoren sind gerne willkommen. Die Beiträge dienen dazu, die Öffentlichkeit zu informieren und zu sensibilisieren. Der investigative Journalismus soll zu einer Verbesserung der Dienstleistungen im Eisenbahnsektor Anstoß geben und ist nicht Selbstzweck sondern dem Wohle der Eisenbahn verpflichtet
Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF; Erstmals Online publiziert: 17. September 2018; Ergänzungen: - |
