DEFF Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung Dr. Michael Populorum AustriaEisenbahnforschung # Eisenbahn-Archäologie # Eisenbahn-Geographie # Eisenbahn-Geschichte

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"Unterwegs auf Altösterreichs Schienen:
Von den Karawanken bis ans Meer"

Mit der Wocheinerbahn und der Karstbahn von Aßling (Jesenice) über Görz (Nova Gorica/Gorizia) nach Triest (Trieste)

Teil 2: Wocheinerbahn von Assling  (Jesenice) nach Wochein Feistritz (Bohinjska Bistrica)

Unterwegs auf Wocheinerbahn & Karstbahn

Intro-Kaleidoskop

Teil 1: Überblick / Fakten

Teil 2: Wocheinerbahn von Assling  (Jesenice) nach Wochein Feistritz (Bohinjska Bistrica)

Teil 3: Wocheinerbahn "Der Wocheinertunnel"

Teil 4: Wocheinerbahn von Podbrdo nach Görz

Teil 5: Zur Situation in Görz

Teil 6: Überblick / Fakten Karstbahn

Teil 7: Karstbahn von Görz nach  Opicina

Teil 8: Karstbahn von Opicina nach Triest

Foto Wocheinerbahn von Dr. Michael Populorum DEEF - Station VintgarBegeben wir uns nun auf die Reise von Assling, dem heutigen Jesenice, nach Görz, heute Nova Gorica, und lassen 2 Experten der Vergangenheit diesbezüglich zu Wort kommen.

Josef Rabl schreibt in seinem Eisenbahn-Reiseführer "Illustrierter Führer auf der Tauernbahn und ihren Zugangslinien"
(Wien/Leipzig 1906, Seite 158-160; die folgenden Seiten Ausflugstips):

Bei der großen Bahnhofsanlage von Aßling (573 m) [heute Jesenice]; (Knotenpunkt aus fünf Richtungen, von Villach, Klagenfurt, Tarvis, Laibach und Triest einlaufenden Bahngeleisen) beginnt die eingleisige Wocheiner Bahn; sie wendet sich vom Stationsende mit 14 Promill Gefälle in einem scharfen Bogen der Wurzener Saveschlucht zu und übersetzt dieselbe sowie die Reichsstraße Tarvis-Laibach, eine Werksbahn und das Gerinne des Eisenwerkes Sava der krainischen Industriegesellschaft, mittels eines 165 m langen Viaduktes, der eine Hauptöffnung von 60 m Lichtweite und fünf Öffnungen à 15 m hat.

Dann geht die Bahn, zumeist 4 Promill fallend und eine scharfe Krümmung beschreibend, als Lehnbahn längs der Merzalka (Mrzalka), teilweise auf hohen Trockenstützmauern und wieder ansteigend, unter herrlichen Ausblicken auf das Savetal zur Station Dobrava (576,7 m). Von dieser auf dem Plateau von Dobrava gelegenen Station entrollt sich eine schöne Rundsicht: nordwestlich die Golica, der Hahnkogel und die Rizica, otwärts von der Rozica sieht man den kulminierenden Gipfel Hochstuhl und weiterhin Spitzen der Ostkarawanken und die fernen Steiner Alpen.

Die Bahn nähert sich hierauf der Rotweinschlucht, indem sie 10 Promill fallend die Lehne derselben mit einem kurzen Tunnel durchbricht; dann zieht sie auf einem bis 16 m hohen Damme hin, durchfährt einen kurzen Felseinschnitt und gelangt in die von Rotweinbache durchflossene romantische Rotweinklamm, welche sie mit einer gewölbten Brücke von 41 m Weite, 34 m über dem Wasserspiegel übersetzt; links unten sieht man die elektrische Kraftanlage, welche einen Starkstrom von 5000 Volt für den Bau des Karawankentunnels lieferte.

Foto Wocheinerbahn von Dr. Michael Populorum DEEF - Vintgar- bzw. RotweintunnelHierauf folgt der 1178 m lange Rotweintunnel [Vintgartunnel], in dem die Bahn mit 10 Promill zu fallen beginnt, um außerhalb mit durchschnittlich 18 Promill weiter zu fallen bis zur Station Veldes (523,4 m) [Bled Jezero], wo das Panorama des Veldeser Sees (links) mit seinem anmutigen villenreichen Ufergeländen, seiner romantischen Insel und dem weiten großertigen Gebirgsrund sich darbietet.

Foto Wocheinerbahn von Dr. Michael Populorum DEEF - Bahnhof Veldes, heute Bled Jezero

Bald nach der Station Veldes wird eine vorspringende Felsbastion mit dem 183 m langen Veldeser Tunnel [heute Bled Tunnel] durchfahren; westlich vom See und weiter zwischen Stütz- und Wandmauern geht es mit schwachem Gefälle an der Lehne des Sakatales hin und nach Übersetzung des Sattelweges mit einer eisernen Brücke von 6 m Weite kommt der 506 m lange Sattelwegtunnel [Sedlo-T.] welcher durch dolomitischen Kalkstein gebrochen ist.

Die Bahn fällt hierauf mit 10 Promill weiter mit 15 Promill und schließlich mit 19 Promill bis Wocheiner-Vellach [Bohinjska Bela] übersetzt auf einer 15 m weiten Eisenbrücke den Belcabach und durchbricht mit dem 250 m langen Vellacher Tunnel [Bela Tunnel], an dessen südlichem Ausgang sich eine Galerie anschließt, einen dolomitischen Felsstock, übersetzt weiters die Landesstraße nach Wocheiner-Feistritz mit einer gewölbten 6 m weiten Brücke, einen tiefen Wasserriß mit einem gewölbten Viadukt von vier Öffnungen à 7 m in einer Höhe von 24 m und gelangt, fesselnde Ausblicke auf das tief eingeschnittene Tal der Wocheiner Save, sowie auf die Ausläufer der Karawanken und Steiner Alpen (Grintouz) gewährend, zur Station Wocheiner-Vellach (486 m) [heute Bohinjska Bela]. Nochmals übersetzt die Bahn die Landesstraße (Eisenbrücke 7 m weit) und führt hierauf in den Oberne-Tunnel (1300 m lang) [Obrne T.] ein; derselbe durchsetzt eine diluviale Schutterasse und bot wegen des starken Wasserzuflusses und wegen des lockeren Terrains große Bauschwierigkeiten; zwei Seitenstollen führen aus diesem Tunnel zutage.

Foto Wocheinerbahn von Dr. Michael Populorum DEEF - Station Nomenj vormals NeumingWeiters fällt die Bahn mit 10 Promill und gelangt auf ein kleines Plateau, wo sich die Ansiedlung Oberne befindet. Hier erhebt sich auf der linken Bahnseite der Felsgipfel der Babij Zob auf deutsch „Weiberzahn“, in dessen Innern sich eine hübsche Tropfsteingrotte befindet.

Von hier folgt die Bahn in horizontalem Verlaufe dem linken Flußufer, sich ihren Raum bald hochstrebenden Felsmauern, bald dem Flusse oder auch der Straße abringend, wobei hohe Mauern Sicherung gegen die Berglehne und kräftge Kunstmauern gegen den Savefluß bieten. Endlich übersetzt die Bahn nach Durchführung eines scharfen Bogens von 250 m Halbmesser den Fluß mit einer 60 m weiten Eisenfachwerksbrücke und gelangt auf einer Talausweitung in die Haltestelle Stiege (481 m)[Soteska, heute aufgelassen]. Diese Haltestelle ist hauptsächlich Verladestelle für das von den hohen Waldplateaus mittels Drahtseilbahnen herabgeförderte Holz.

Weiters nähert sich die Bahn wieder dem Fluß und übersetzt ihn mit einer 60 m weiten Eisenbrücke, um dann längs des Wassers in anfänglich sanfter, später aber stärkeren Steigung gesichert durch ausgedehnte Stütz- und Futtermauern, sowie durch Steinwürfe im Flusse zur Station Neuming (493 m) [Nomenj] zu gelangen. Von hier an beginnt die Bahn mit 15 Promill anzusteigen, übersetzt auf einer 50 m weiten und 15 m hohen Eisenbrücke die Wocheiner Save und erreicht Station Wocheiner-Feistritz (521 m) [Bohinjska Bistrica].

Nach dieser Station wird der Sternickibach mit einer Eisenkonstruktion von 19,2 m Spannweite, 4 m über der Bachsohle übersetzt und die Bahn gelangt zum Eingange des 6339 m langen Wocheiner Tunnels.

Der grosse Eisenbahnfachmann und Publizist Victor Freiherr von Röll beschreibt in seiner zehnbändigen Enzyklopedie des Eisenbahnwesens die Strecke wie folgt:

Wocheinerbahn, derzeit ein Bestandteil des jugoslawischen Eisenbahnnetzes. Im Zusammenhang mit der Überschienung der Karawanken (s. Karawankenbahn) verbindet die W. das Klagenfurter Becken mit der weiten, von den Julischen und Karnischen Alpen bis zur Adria reichenden fruchtbaren Ebene von Friaul. Sie nimmt ihren Ausgang in dem zu einem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt gewordenen Aßling und endet in Görz, der ehemaligen Hauptstadt der geforsteten Grafschaft Görz und Gradiska. Die Linie zerfällt in 2 sich scharf voneinander unterscheidende Abschnitte, u. zw. die Strecke Aßling-Wocheiner Feistritz, die das Kennzeichen einer Mittelgebirgsbahn trägt und die Strecke Podbrdo-Görz, in der alle Merkmale einer Gebirgsbahn schwierigster Art vereinigt sind. Zwischen Wocheiner Feistritz und Podbrdo liegt der 6339 m lange Wocheinertunnel, mit dem die Julischen Alpen unter dem Rindslochpaß durchbrochen werden. Hier bildet der Kamm der Julischen Alpen nicht nur die Grenze zweier Flußgebiete – der Save und des Isonzo – sondern auch eine Trennungslinie in klimatischer Hinsicht.

Von Aßling aus übersetzt die Bahn auf einer 165 m langen Brücke die Wurzener Save und steigt darauf mit mäßiger Neigung an dem Waldgelände der Mrzalka bis zur Station Dobrawa an. Von da mehr südwärts sich wendend, wird der tosende Rothweinbach überschritten und nun tritt die Bahn in den 1181 m langen Rothweintunnel, nach dessen Durchfahrung bald der von prächtigen Bergen umrahmte Veldessee sichtbar wird; 45 m über dem Spiegel des Sees liegt die Station Veldes.

Foto Wocheinerbahn von Dr. Michael Populorum DEEF - Veldessee, heute Bleder SeeDie Trasse führt nun durch 3 kleinere Tunnel von zusammen 950 m Länge und erreicht mit der 489 m ü.d.M. gelegenen Station Wocheiner Vellach das Gebiet der Wocheiner Save. Von hier ab durchbricht sie den 1295 m langen Obernetunnel und gelangt an dessen Ausgang in den Talboden der Wocheiner Save. Nach dreimaliger Übersetzung der Save wird die landschaftlich ungemein schön gelegene nördliche Tunnelstation Wocheiner Feistritz erreicht. Die größte durchschnittliche Steigung der Strecke Aßling-Wocheinertunnel beträgt 18‰, der kleinste Bogenhalbmesser 250 m.


Unmittelbar hinter der Station Wocheiner Feistritz durchbricht der Wocheinertunnel (s.d.) das Massiv der Julischen Alpen. Sein Scheitelpunkt liegt in 534 m Seehöhe, die beiden Tunnelrampen weisen Neigungen von 2∙5‰ auf der Nordseite und 10‰ auf der Südseite auf. (Berlin Wien 1923, Bd. 10, Seite 416)

Anmerkungen zur Situation heute:

Foto Wocheinerbahn von Dr. Michael Populorum DEEF - der neue Bahnhof von Jesenice, "ungemütliche" kommunistische ArchitekturDer Bahnhof Jesenice wurde nach dem 2. Weltkrieg von einer Jugendbrigade des Tito-Systems neu errichtet - er hat nicht mehr den Charme so manch einer anderen Station entlang der Strecke, er ist nüchtern, ja fast triste und passt damit zum Charme der Industriestadt Jesenice. Über der Save, die nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof und einem scharfen Bogen nach rechts übersetzt wird, dominiert heute am Hang die in den 60er Jahren erbaute Karawankenautobahn das Blickfeld. Wie unscheinbar, angenehm schmiegt sich da die Bahn in die Landschaft!

Die Länge der Strecke Jesenice bis Bohinjska Bistrica beträgt 27,9 km und ist als Mittelgebirgsbahn zu klassifizieren. Insgesamt werden heute 8 Stationen bedient, 1 Station wurde innerhalb der letzten 20 Jahre aufgelassen (Soteska). Die Stationen mit Personenhalt sind: Jesenice, Kocna, Vintgar, Podhom, Bled Jezero, Bohinjska Bela, Nomenj und Bohinjska Bistrica.

An Tunnelbauwerken finden sich in diesem Abschnitt 6 Tunnels mit einer Länge von zusammen 3.572 Meter. Die Tunnels werden wie folgt bezeichnet (in Klammern ehem. dt. Bezeichnung so bekannt, es ist jeweils "Tunnel" zu ergänzen):

Dobrava Tunnel - Vintgar (Rotwein) - Bled (Veldes) - Sedlo (Sattelweg) - Bela (Vellacher) - Obrne (Oberne Tunnel)

Meist findet in Bled eine Zugkreuzung statt.

Foto Wocheinerbahn von Dr. Michael Populorum DEEF - durch die schöne Landschaft des Wochein (Bohinj)

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals online publiziert: 3. Juni 2010; Ergänzungen:

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Last modified  Sonntag, 24. Mai 2015 22:13:38 +0200
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