"Unterwegs auf Altösterreichs Schienen:
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Unterwegs auf Wocheinerbahn & Karstbahn Teil 2: Wocheinerbahn von Assling (Jesenice) nach Wochein Feistritz (Bohinjska Bistrica) Teil 3: Wocheinerbahn "Der Wocheinertunnel" Teil 4: Wocheinerbahn von Podbrdo nach Görz Teil 5: Zur Situation in Görz Teil 6: Überblick / Fakten Karstbahn Teil 7: Karstbahn von Görz nach Opicina Teil 8: Karstbahn von Opicina nach Triest |
Begeben wir uns nun auf die Reise von Assling, dem heutigen Jesenice, nach Görz, heute Nova Gorica, und lassen 2 Experten der Vergangenheit diesbezüglich zu Wort kommen. Josef Rabl schreibt in seinem
Eisenbahn-Reiseführer "Illustrierter Führer auf der Tauernbahn und ihren
Zugangslinien" Bei der großen Bahnhofsanlage von Aßling
(573 m) [heute Jesenice]; (Knotenpunkt aus fünf Richtungen, von Villach,
Klagenfurt, Tarvis, Laibach und Triest einlaufenden Bahngeleisen) beginnt
die eingleisige Wocheiner Bahn; sie wendet sich vom Stationsende mit 14
Promill Gefälle in einem scharfen Bogen der Wurzener Saveschlucht zu und
übersetzt dieselbe sowie die Reichsstraße Tarvis-Laibach, eine Werksbahn
und das Gerinne des Eisenwerkes Sava der krainischen
Industriegesellschaft, mittels eines 165 m langen Viaduktes, der eine
Hauptöffnung von 60 m Lichtweite und fünf Öffnungen à 15 m hat. Hierauf folgt der 1178 m lange Rotweintunnel [Vintgartunnel], in dem die Bahn mit 10 Promill zu fallen beginnt, um außerhalb mit durchschnittlich 18 Promill weiter zu fallen bis zur Station Veldes (523,4 m) [Bled Jezero], wo das Panorama des Veldeser Sees (links) mit seinem anmutigen villenreichen Ufergeländen, seiner romantischen Insel und dem weiten großertigen Gebirgsrund sich darbietet.
Bald nach der Station Veldes wird eine
vorspringende Felsbastion mit dem 183 m langen Veldeser Tunnel [heute Bled
Tunnel] durchfahren; westlich vom See und weiter zwischen Stütz- und
Wandmauern geht es mit schwachem Gefälle an der Lehne des Sakatales hin
und nach Übersetzung des Sattelweges mit einer eisernen Brücke von 6 m
Weite kommt der 506 m lange Sattelwegtunnel [Sedlo-T.] welcher durch
dolomitischen Kalkstein gebrochen ist. Nach dieser Station wird der Sternickibach mit einer Eisenkonstruktion von 19,2 m Spannweite, 4 m über der Bachsohle übersetzt und die Bahn gelangt zum Eingange des 6339 m langen Wocheiner Tunnels. Der grosse Eisenbahnfachmann und Publizist Victor Freiherr von Röll beschreibt in seiner zehnbändigen Enzyklopedie des Eisenbahnwesens die Strecke wie folgt: Wocheinerbahn, derzeit ein Bestandteil des jugoslawischen Eisenbahnnetzes. Im Zusammenhang mit der Überschienung der Karawanken (s. Karawankenbahn) verbindet die W. das Klagenfurter Becken mit der weiten, von den Julischen und Karnischen Alpen bis zur Adria reichenden fruchtbaren Ebene von Friaul. Sie nimmt ihren Ausgang in dem zu einem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt gewordenen Aßling und endet in Görz, der ehemaligen Hauptstadt der geforsteten Grafschaft Görz und Gradiska. Die Linie zerfällt in 2 sich scharf voneinander unterscheidende Abschnitte, u. zw. die Strecke Aßling-Wocheiner Feistritz, die das Kennzeichen einer Mittelgebirgsbahn trägt und die Strecke Podbrdo-Görz, in der alle Merkmale einer Gebirgsbahn schwierigster Art vereinigt sind. Zwischen Wocheiner Feistritz und Podbrdo liegt der 6339 m lange Wocheinertunnel, mit dem die Julischen Alpen unter dem Rindslochpaß durchbrochen werden. Hier bildet der Kamm der Julischen Alpen nicht nur die Grenze zweier Flußgebiete – der Save und des Isonzo – sondern auch eine Trennungslinie in klimatischer Hinsicht. Von Aßling aus übersetzt die Bahn auf einer 165 m langen Brücke die Wurzener Save und steigt darauf mit mäßiger Neigung an dem Waldgelände der Mrzalka bis zur Station Dobrawa an. Von da mehr südwärts sich wendend, wird der tosende Rothweinbach überschritten und nun tritt die Bahn in den 1181 m langen Rothweintunnel, nach dessen Durchfahrung bald der von prächtigen Bergen umrahmte Veldessee sichtbar wird; 45 m über dem Spiegel des Sees liegt die Station Veldes. Die Trasse führt nun durch 3 kleinere Tunnel von zusammen 950 m Länge und erreicht mit der 489 m ü.d.M. gelegenen Station Wocheiner Vellach das Gebiet der Wocheiner Save. Von hier ab durchbricht sie den 1295 m langen Obernetunnel und gelangt an dessen Ausgang in den Talboden der Wocheiner Save. Nach dreimaliger Übersetzung der Save wird die landschaftlich ungemein schön gelegene nördliche Tunnelstation Wocheiner Feistritz erreicht. Die größte durchschnittliche Steigung der Strecke Aßling-Wocheinertunnel beträgt 18‰, der kleinste Bogenhalbmesser 250 m.
Anmerkungen zur Situation heute: Der Bahnhof Jesenice wurde nach dem 2. Weltkrieg von einer Jugendbrigade des Tito-Systems neu errichtet - er hat nicht mehr den Charme so manch einer anderen Station entlang der Strecke, er ist nüchtern, ja fast triste und passt damit zum Charme der Industriestadt Jesenice. Über der Save, die nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof und einem scharfen Bogen nach rechts übersetzt wird, dominiert heute am Hang die in den 60er Jahren erbaute Karawankenautobahn das Blickfeld. Wie unscheinbar, angenehm schmiegt sich da die Bahn in die Landschaft! Die Länge der Strecke Jesenice bis Bohinjska Bistrica beträgt 27,9 km und ist als Mittelgebirgsbahn zu klassifizieren. Insgesamt werden heute 8 Stationen bedient, 1 Station wurde innerhalb der letzten 20 Jahre aufgelassen (Soteska). Die Stationen mit Personenhalt sind: Jesenice, Kocna, Vintgar, Podhom, Bled Jezero, Bohinjska Bela, Nomenj und Bohinjska Bistrica. An Tunnelbauwerken finden sich in diesem Abschnitt 6 Tunnels mit einer Länge von zusammen 3.572 Meter. Die Tunnels werden wie folgt bezeichnet (in Klammern ehem. dt. Bezeichnung so bekannt, es ist jeweils "Tunnel" zu ergänzen): Dobrava Tunnel - Vintgar (Rotwein) - Bled (Veldes) - Sedlo (Sattelweg) - Bela (Vellacher) - Obrne (Oberne Tunnel) Meist findet in Bled eine Zugkreuzung statt.
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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF; Erstmals online publiziert: 3. Juni 2010; Ergänzungen: |
Last modified
Sonntag, 24. Mai 2015 22:13:38 +0200
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum DEEF # Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung #
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