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Konkurrenz belebt das Geschäft? Neuer Betreiber "WESTbahn" startet ab Dezember 2011 Wien-Salzburg

Westbahn GmbH. DEEF - Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung. Kons. Dr. Michael Populorum, Salzburg/AustriaKonkurrenz - so heißt es ja landläufig - belebe das Geschäft. Im gegenständlichen Fall würde das heißen, daß nach dem Start des neuen Eisenbahnunternehmens WESTbahn GmbH auf der Strecke Wien - Salzburg, auf der Westbahn also (vormals Kaiserin Elisabeth Bahn), sich mehr Kunden für das Verkehrsmittel Eisenbahn entscheiden.

Grundsätzlich ist Wettbewerb aus Konsumenten-/Kundensicht immer zu begrüssen, zumindest dann, wenn er als Ansporn von den beteiligten Unternehmen verstanden wird, besser zu werden, mehr Qualität zu bieten, sich positiv vom Mitbewerber/Konkurrenten abzuheben. Auch hinsichtlich der Preisgestaltung ist Wettbewerb zu begrüssen, zumindest solange damit keine ruinösen Preisschlachten (zu Lasten der Lieferanten, der Mitarbeiter, der Qualität, der Ethik) initiiert und ausgefochten werden.

Mit der Eisenbahnkultur ist es ja teilweise bei der Staatsbahn - nicht nur in Österreich - nicht gerade gut bestellt. Das hat vielfache Gründe, auf die ich in diesem Beitrag nicht eingehen möchte, dazu ist ein eigener Beitrag geplant. Dachte man nach dem immer wieder zitierten Negativbeispiel "Bahnprivatisierung in Großbritannien", daß dieses Thema gegessen ist, so zeigen sich in den letzten Jahren immer mehr positive Beispiele im Rahmen der Bahnliberalisierung. Man denke da in Österreich nur an die Salzburger Lokalbahn und Pinzgauer Lokalbahn, die Zillertalbahn und im benachbarten Bayern an die BOB (Bayerische Oberlandbahn). Folgt nach der Verstaatlichungswelle der ursprünglich mehrheitlich privat errichteten Eisenbahnen nun eine Trendwende, werden die Bahnen großteils wieder privatisiert, eine Privatisierungswelle "back to the roots" also? Diese Frage wird die Zukunft beantworten.

Im Unterschied zu den vorhin genannten Positivbeispielen von nicht-staatlichen Bahnanbietern, welche nämlich auf ihren jeweiligen Strecken Exklusivanbieter sind, startet die Westbahn GmbH auf der Paradestrecke der Staatsbahn ÖBB, auf der Westbahn von Wien nach Salzburg. Dort wurde das Angebot in den letzten Jahren immer weiter ausgebaut, sodaß heute mindestens 2x je Stunde eine Fahrt mit IC, EC oder Railjet möglich ist. Hier darf man sehr gespannt sein, ob es zu einer Kannibalisierung oder doch um einen Vergrösserung des Fahrgastanteils kommt.

Nachfolgend als Einstimmung einige Fakten zur neuen Westbahn (Quelle: Webseiten des Betreibers www.westbahn.at) sowie Kommentaren von DEEF:

Das Angebot der Westbahn GmbH mit ihrer stündlichen Verbindung Wien - Salzburg und vice versa startet mit Fahrplanwechsel im Dezember 2011. Die Fahrzeit soll 2 Stunden 30 Minuten dauern, wobei eine moderne und zuverlässige IT-Infrastruktur an Bord versprochen wird. Das Angebot wird auf der Webseite anhand von 5 prägnanten Punkten wie folgt beschrieben (in rot und kursiv Anmerkungen/Fragestellungen seitens DEEF)

Westbahn GmbH. DEEF - Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung. Kons. Dr. Michael Populorum, Salzburg/Austria

Innenansicht der neuen Dostos von Stadler Rail für die Westbahn GmbH

Direkt

Von Wien nach Salzburg und Salzburg nach Wien im Stundentakt. Mit der WESTbahn reisen Sie täglich, jede Stunde und 365 Tage im Jahr bequem und schnell von Wien Westbahnhof nach Salzburg Hauptbahnhof und zeitgleich dieselbe Strecke retour. Das bedeutet bis zu 18-mal am Tag in jede Richtung die besten Verbindungen für Sie.

Es werden 7 Zuggarnituren von Stadler Rail (6-teilig, Doppelstock), basierend auf den neuen Züricher S-Bahnmodellen angekauft. Dabei hat man offenbar mit 1 Garnitur in Reserve kalkuliert. Ist das ausreichend?

Schnell

Mit 200 km/h im Intercity-Verkehr mit 7 Stopps an wichtigen Knotenpunkten. Ein Fahrplan - ein Takt - eine Verbindung: So kommen Sie zügig und ohne Umwege an Ihr Ziel - mit Einstiegsmöglichkeiten in allen wichtigen Städten auf der Strecke: Wien Westbahnhof & Hütteldorf, St. Pölten, Amstetten, Linz, Wels, Attnang Puchheim, Salzburg.

Wie sieht es da mit der Taktung zu Anschlüssen auf Nebenbahnen bzw. Fernverkehr aus?

Einfach

Bequem, unkompliziert und ohne lange Planung. Bei uns steigen Sie ganz einfach ein, mit oder ohne Ticket. Unsere Kundenbegleiter kümmern sich um alle Ihre Wünsche, ob Fahrschein, Essen oder sonstige Anliegen.

Hinsichtlich Fahrkarten: Wie sieht es da mit Anerkennung von Ermäßigungskarten von inländischen wie ausländischen Kunden aus? Bspw. Vorteilscard, Bahncard oder Österreichcard?

Qualität

Erste Klasse Qualität zum halben Preis der zweiten Klasse der Konkurrenz. Modernste Doppelstock-Triebzüge mit 500 komfortabel gestalteten Sitzplätzen bringen Reisende ohne Sitzplatzprobleme ans Ziel. Im Zug wird ausschließlich Erste Klasse Qualität geboten, die Preise orientieren sich am halben Preis der zweiten Klasse des Mitbewerbers.

Da darf man ja wirklich gespannt sein was den Preis betrifft

Offen

Modernste Doppelstock-Züge mit eigenem Kundenbetreuer pro Waggon. Qualität und Komfort der WESTbahn sind für alle da: deshalb gibt es auch keinen Klasseunterschied, was Service, Sauberkeit und Sicherheit betrifft: So wird sich pro Waggon je ein Kundenbetreuer um seine Passagiere kümmern.

Das ist höchst löblich, daß sich Mitarbeiter um die Kunden kümmern und auch bspw. für Reinigung zuständig sind. Bei der Staatsbahn sind ja seit mehreren Jahren, als neue Waschanlagen in Betrieb gingen, sommers wie winters die Fenster schmutzig (Schlieren). Eine "klassenlose Eisenbahn" gab es nicht mal im Herzen der Kommunisten, in Rußland. Bei dem Benehmen mancher Reisenden sehne ich mich nach Rückzugsmöglichkeiten in der 1. Klasse - eine langjährige Forderung von DEEF ist es ja, daß in Österreich ALLE Züge wie bspw. in Deutschland mit 1. Klasse (sprich 2 Klassen) geführt werden. Außer dem gut klingenden Slogan "alle fahren 1. Klasse" kann ich diesen Punkt nicht goutieren.

Westbahn GmbH. DEEF - Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung. Kons. Dr. Michael Populorum, Salzburg/Austria

Westbahn GmbH. DEEF - Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung. Kons. Dr. Michael Populorum, Salzburg/Austria

Die ersten Wagen verlassen das Werk im April 2011

Zum Unternehmen:

Die WESTbahn Management GmbH ist die erste operativ tätige Tochtergesellschaft der Rail Holding AG. Ziel der Rail Holding AG ist es, private Intercity-Eisenbahnverkehre in Zentraleuropa anzubieten. Die Gründung der WESTbahn erfolgte im Zuge der Bahn-Liberalisierung innerhalb der Europäischen Union. Durch die Liberalisierung wurden die Eisenbahnnetze privaten Anbietern zugänglich gemacht. Mehr Wettbewerb soll für mehr Qualität sorgen.

Geschäftsführer der WESTbahn ist der ehemalige ÖBB-Personenverkehr-Vorstandsdirektor Stefan Wehinger. Als Aufsichtsratsvorsitzender konnte ein Experte aus dem Musterland der Eisenbahn, der Schweiz, gewonnen werden, nämlich Benedikt Weibel, der ehemalige SBB-Chef. Als Stellvertreter fungiert mit dem Baulöwen Hans Peter Haselsteiner einer der Geldgeber.

Die Anteilseigner sind (Quelle Wikipedia) die Haselsteiner Familien-Privatstiftung (35 %), Stefan Wehinger Beteiligungs- und Beratungs GmbH (35 %), und die Oldro AG (30 %).

Nachdem die ÖBB jedwede höherwertige Verbindung der zweitgrößten und drittgrößten Stadt Österreichs, Linz und Graz, eingestellt hat (als Reisender wird man auf der Phyrnstrecke in eine S-Bahn-Garnitur verfrachtet, dh. minderwertige Sitze, keine 1. Klasse, keine Verpflegung, Umsteigen etc.- wann pfeift hier die Politik als Geldgeber die Staatsbahn zur Räson bzw. wer ruft endlich die Politik zur Ordnung?!?), hat die private Westbahn Interesse an einer Bedienung der Strecke Linz-Graz bekundet. Das wäre höchst wünschenswert und im Rahmen einer nachhaltigen und vor allem umsetzungswilligen (Verkehrs-) Politik in Österreich auch sicher profitabel. Aber am Phyrn steht es ja 4:1, wie Konsulent Oberegger treffend formulierte (>>> 4:1 am Bosruck).

DEEF wünscht dem neuen Eisenbahnunternehmen WESTbahn viel Erfolg und möglichst wenig Knüppel zwischen die Füsse seitens der Staatsbahn - denn ein mehr oder minder grosses "Störfeuer" seitens des Platzhirschen und der mit ihm verbandelten Organisationen ist mit Sicherheit zu erwarten....

Quellen / Weblinks:

Webseite des Betreibers: www.westbahn.at ; Fotos Westbahn GmbH (Webseite); Foto Innenansicht Café (nachfolgend): Stadler Rail

Verwandte Themen: DEEF-Serie "Zum Niedergang der Reisekultur auf Schienen" >>>

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals online publiziert: 22. April 2011; Änderungen/Nachträge: -

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Last modified  Sonntag, 24. Mai 2015 22:13:40 +0200
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