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Torfbahn Ainring - auf Bockerln durch das Ainringer Moos

Torfbahn Ainring. DEEF / Dr. Mchael Populorum. Dokumentationszentrum für Europäische EisenbahnforschungDie Torfbahn in der Gemeinde Ainring nächst Freilassing und der Stadt Salzburg (Regierungsbezirk Oberbayern., Landkreis Berchtesgadener Land) wurde um 1920 errichtet und versah ihren Dienst bis zur Einstellung des Torfbetriebes 2003.

Im Gegensatz zur Torfbahn in Bürmoos ("Bockerlbahn"), welche völlig dem Untergang überlassen wurde, wird in Ainring ein Teil der ehemaligen Strecke für museale Zwecke (Besucherfahrten) genutzt. Weiters gibt es im Verladebahnhof Niederstraß ein kleines Museum. In Niederstraß an der Hauptbahnlinie Salzburg-Freilassing-Rosenheim-München fand auch die Verladung des Torfes auf die Normalspur statt und Niederstraß war früher auch ein Personenhalt an der Staatsbahnstrecke nach München (Maximiliansbahn).

Die Spurweite beträgt 600mm, Höchstgeschwindigkeit ca. 12km/h. Die grösste Ausdehnung des Streckennetzes (inkl. Schienen in den Abbaugebieten) betrug ca. 15 km. Als Besonderheit kann der sogenannte "Rangierbahnhof" angesehen werden, der ca. einen halben Kilometer vom Übergabebahnhof in Niederstraß entfernt mehrere Gleise aufweist und dem Zusammenstellen der Lorenzüge diente.

Zur Geschichte des Torfabbaus (nach Webseite ainringer-moos.de)

Mit dem Torfstich im Ainringer Moos wurde nachweislich bereits Anfang des 19. Jahrhunderts begonnen. Torfstechende Bauern lieferten so genannten Brenntorf an die Saline in Bad Reichenhall, die Kalkbrennerei Ebner in Rott und an die Hufeisenfabrik in Hammerau.

Durch die hohe Arbeitslosigkeit nach dem Ersten Weltkrieg und das knappe Brennmaterial, entschloss sich die Staatsregierung zu einer Art Notstandsprogramm und gründete 1920 die Bayerischen Landestorfwerke.

1920 – 1921 begannen die Arbeiten im Ainringer Moos zunächst mit einer großflächigen Rodung. Beginnend am Nordrand des Moores, der dem Bahnhof am nächsten lag, arbeitete man sich immer weiter nach Süden vor.

In den ersten Jahren wurde im Ainriger Moor ausschließlich Brenntorf abgebaut. Dabei benutzte man auch eine Torfformmaschine mit Seilausleger, die durch eine Dampfmaschine angetrieben wurde.

Die gewonnenen Torfsoden brachte man mit dem Schubkarren zum Gleis, von wo aus sie zu den Torfhütten oder Torfhaufen gefahren und dort im Bundverfahren eingelagert wurden (luftmagaziniert). Die Torfhütten waren 12 m lang und 3,5 m breit – mit einem Fassungsvermögen von ca. 120 cbm. Anfang der Sechziger Jahre standen 248 davon im ganzen Moos.

Wegen seines geringen Heizwertes erwies sich Brenntorf bald als unrentabel. Die Gewinnung wurde deshalb wieder eingestellt und man ging im größeren Umfang zur Gewinnung von Streutorf über (als Einstreu und als Strohersatz) .

In den Jahren 1923/24 wurde die Torfstreufabrik in Holzkonstruktion erbaut. Der Bedarf an Arbeitskräften im Torfabbau konnte aufgrund der damals hohen Arbeitslosigkeit aus der umliegenden Gegend gedeckt werden – so dass sich mit der Zeit eine feste Stammbelegschaft bildete.
 

Torfbahn Ainring. DEEF / Dr. Mchael Populorum. Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung

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Fotos vom laufenden Betrieb Ende der 1990er Jahre dankenswerterweise von Markus Detterbeck für DEEF zur Verfügung gestellt

Torfbahn Ainring. DEEF / Dr. Mchael Populorum. Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung

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Anfang der Fünfziger Jahre waren wieder 50 bis 60 Personen tätig. Da viele Arbeiter die Altersgrenze erreichten und einige Junge abwanderten, setzte man im Torfabbau bis 1970 auch Häftlinge der Strafanstalt Laufen-Lebenau ein.

1959 wurde die Fabrik umgebaut und mit einer Sackfüllanlage modernisiert. Damit erreichte man eine Stundenleistung von 60 Torfballen.

1967 – 1968 konnten bis zu 30.000 m³ Torf auf dem „Mietenplatz" (Torflagerplatz) zur Weiterverarbeitung bevorratet werden.

Die Bahn kommt...
Ein wichtiger Bestandteil der Mechanisierung war der Aufbau des Torfbahnnetzes, das ab 1920 nach und nach ausgebaut wurde.

1945 bestand der Fuhrpark aus einer Lokomotive mit Benzinmotor und 21 Torfwagen.

Seit 1958 stand die Mehrzweckmaschine M 56 zur Verfügung, mit der man die Flächen planieren, beim Torfstechen den Abraum beseitigen und Gräben ziehen konnte.

1960 kam ein Sodensammler hinzu: ein selbstfahrendes Förderband mit 1,20 m breiten und 5 m langen Raupen, einem Gewicht von 13 Tonnen und einer Länge von 58 m.

Der „Moosbahnhof“ wurde 1972 – 1973 angelegt, der Durchbruch bei der Mineralinsel erfolgte in den Jahren 1977 – 1981. Die Gesamtlänge der Torfbahngleise betrug maximal 13 Kilometer und der Verkehr wurde durch 38 Weichen geregelt.

Das Recht des Abbaus – und das der Natur
Am 01.12.1968 ging das Torfwerk samt Personal, Inventar und Torfabbaurechten in den Besitz der BHS (Bayerische Berg-, Hütten- und Salzwerke) über. Die Vermarktung übernahm 1971 bis zur vollständigen Einstellung des Torfabbaues 2003 die Tochterfirma EUFLOR GmbH.

Die 90er Jahre brachten viele Veränderungen. Es wurde mit der Renaturierung der ersten abgebauten Frästorfflächen begonnen. Bald entwickelte sich ein über alle Erwartungen hinausgehender artenreicher Lebensraum mit seiner ganz spezifischen Tier- und Pflanzenwelt.
 (Quelle: Webseite ainringer-moos.de)

Torfbahn Ainring. DEEF / Dr. Mchael Populorum. Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung

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Die Torfbahn noch in Betrieb (Fotos Markus Detterbeck)

Fakten Torfbahnbetrieb im Jahr 1990

6 Diesel-Lokomotiven: Gmeinder 4527 / 1949 10/12 PS Städt. Brennstoffstelle Ravensburg
Deutz 56637 / 1960 A2M514G Pechkohlebergwerk, Peißenberg
Diema 2655 / 1963 DS 20 Neulieferung
Deutz 56642 / 1960 GK20B Pechkohlebergwerk, Peißenberg
Deutz 56042 / 1957 A2M517G Klöckner-Werke, Castrop-Rauxel
Deutz 57809 / 1964 GK20B Pechkohlebergwerk, Peißenberg

70 Torfwagen zu je 7 cbm
1 Kranwagen für den Gleisbau
1 Werkstattwagen mit Kompressor und Stromaggregat für den Gleisbau
4 flache Transportwagen
3 Wagen mit LKW-Ladebrücken für Rohtorftransport
3 Wagen für Personentransport
Gleismaterial von der Gleisbaufirma Schock, München

Heutige Torfbahnanlage

Länge: ca. 1,5 km
Spurweite: 600 mm
Zugelassene Geschwindigkeit: 7 km/h

Eigentümer:
Torfbahn-Garnituren samt Gleisanlagen: Gemeinde Ainring
Betriebsgelände: Freistaat Bayern (Bayerische Staatsforste)

Ausgangsbahnhof Mühlreit
Gleiskilometer 0,00
ehemaliger DB – Anschluss, Traktionsstandort, Betriebswerk, Güterumschlag, Torfabfüllanlagen, Betriebsgelände der Firma „EUFLOR Humuswerke“

Ehemaliger Verschub- und Rangierbahnhof ("Moosbahnhof")
Gleiskilometer 0,45
Die mit Torf beladenen Loren wurden hier gesammelt und zu einer Zuglänge von cirka 10 Loren zusammengestellt. Diese wurden anschließend zu den Torfabfüllanlagen im Ausgangsbahnhof befördert. Nach rechts zweigen hier die Geleise zu den früheren Wagenunterständen ab.

Die Strecke zu den Abbaufeldern wurde in den Jahren 2003 bis 2004 abgebaut (Anm. DEEF: Gleisreste sind aber noch partiell sichtbar)

Der Fuhrpark - Lokomotiven:

Lok - Nummer

Hersteller

Fabrik Nr./Bj.

Art

Typ

Bemerkung

           

1

Gmeinder

4527 / 1949

B-dm

10/12 PS

19xx ex. Städt. Brennstoffstelle, Ravensburg

2

Deutz

56637 / 1960

B-dm

A2M514G

19xx ex. BHS-Pechkohlenbergwerk, Peißenberg

3

Diema

2655 / 1963

B-dm

DS 20

Neulieferung

4

Deutz

56642 / 1960

B-dm

GK20B

19xx ex. BHS-Pechkohlenbergwerk, Peißenberg

5

Deutz

56042 / 1957

B-dm

A2M517G

19xx ex. Klöckner-Werke AG, Castrop-Rauxel, für Piesberg

6

Deutz

57809 / 1964

B-dm

GK20B

19xx ex. BHS-Pechkohlenbergwerk, Peißenberg  

Rollendes Material: Gegen Ende des Abbaus ca. 80 Torfloren (4-achsig) mit Holzaufbau sowie einige Spezialloren wie Flach- und Kesselloren.

An dieser Stelle präsentiert DEEF eine kleine Fotodokumentation von der Begehung an einem wunderbar sonnigen Jännertag im Jahr 2010.

Torfbahn Ainring. DEEF / Dr. Mchael Populorum. Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung

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Fazit: DEEF begrüßt es, daß die Kollegen in Bayern hinsichtlich ihrer Bockerlbahn und somit ihrer Geschichte etwas sensibler umgingen als ihre Salzburger Kollegen in Bürmoos und weiterhin einen Ausflugsverkehr auf der Bahn ermöglichen und auch ein kleines Museum betreuen.

Andererseits sollte das Angebot dort besser kommuniziert werden - auf der Webseite der "Freunde des Ainringer Mooses" (http://www.ainringer-moos.de/ ) ist aktuell (Juli 2011) wie schon in der Vergangenheit nicht wirklich ersichtlich, wann Besucherfahrten stattfinden und wann das Museum geöffnet ist. Es hat fast den Anschein, daß man dort eher  "unter sich" bleiben möchte. Was natürlich nicht zu goutieren ist!

Dieser Beitrag von DEEF soll mithelfen, daß die Erinnerung an die Torfbahn in Ainring nicht ganz verloren geht.

Literatur / Links:

Freunde Ainringer Moos e.V.: http://www.ainringer-moos.de/

DEEF: Beitrag "Bockerlbahn Bürmoos / Zehmemoos" http://www.dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org/bockerlbahn.htm

DEEF: Beitrag "Feldbahnen als Gegenstand der Eisenbahnforschung" http://www.dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org/feldbahn.htm

DEEF: Beitrag "Feldbahnen, Waldbahnen & Co." (Auflistung aller Feld- und Waldbahnen in Österreich nach Hohn): http://www.dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org/waldbahn.htm

Alle Fotos DEEF/Dr. Michael Populorum 2010 (Nikon D90). Herzlichen Dank an Markus Detterbeck für die Zurverfügungstellung der Fotos aus den 1990er Jahren.

       Torfbahn Ainring. DEEF / Dr. Mchael Populorum. Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung      

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals online publiziert: 7. November 2010; Änderungen/Ergänzungen: 24. Juli 2011

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Last modified  Sonntag, 24. Mai 2015 22:13:38 +0200
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum DEEF # Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung # Railway Research Austria 2009-2020 

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