Die Torfbahn in der Gemeinde Ainring nächst Freilassing und der Stadt
Salzburg (Regierungsbezirk Oberbayern., Landkreis Berchtesgadener Land)
wurde um 1920 errichtet und versah ihren Dienst bis zur
Einstellung des
Torfbetriebes 2003.
Im Gegensatz zur Torfbahn in Bürmoos ("Bockerlbahn"),
welche völlig dem Untergang überlassen wurde, wird in Ainring ein Teil der
ehemaligen Strecke für museale Zwecke (Besucherfahrten) genutzt. Weiters
gibt es im Verladebahnhof Niederstraß ein kleines Museum. In Niederstraß
an der Hauptbahnlinie Salzburg-Freilassing-Rosenheim-München fand auch die
Verladung des Torfes auf die Normalspur statt und Niederstraß war früher
auch ein Personenhalt an der Staatsbahnstrecke nach München
(Maximiliansbahn).
Die Spurweite beträgt 600mm, Höchstgeschwindigkeit ca. 12km/h.
Die grösste
Ausdehnung des Streckennetzes (inkl. Schienen in den Abbaugebieten) betrug
ca. 15 km. Als Besonderheit kann der sogenannte "Rangierbahnhof" angesehen
werden, der ca. einen halben Kilometer vom Übergabebahnhof in Niederstraß
entfernt mehrere Gleise aufweist und dem Zusammenstellen der Lorenzüge
diente.
Zur Geschichte des Torfabbaus
(nach Webseite ainringer-moos.de)
Mit dem Torfstich im Ainringer Moos wurde nachweislich
bereits Anfang des 19. Jahrhunderts begonnen. Torfstechende Bauern
lieferten so genannten Brenntorf an die Saline in Bad Reichenhall, die
Kalkbrennerei Ebner in Rott und an die Hufeisenfabrik in Hammerau.
Durch die hohe Arbeitslosigkeit nach dem Ersten Weltkrieg und das knappe
Brennmaterial, entschloss sich die Staatsregierung zu einer Art
Notstandsprogramm und gründete 1920 die Bayerischen Landestorfwerke.
1920 – 1921 begannen die Arbeiten im Ainringer Moos zunächst mit einer
großflächigen Rodung. Beginnend am Nordrand des Moores, der dem Bahnhof am
nächsten lag, arbeitete man sich immer weiter nach Süden vor.
In den ersten Jahren wurde im Ainriger Moor ausschließlich Brenntorf
abgebaut. Dabei benutzte man auch eine Torfformmaschine mit Seilausleger,
die durch eine Dampfmaschine angetrieben wurde.
Die gewonnenen Torfsoden brachte man mit dem Schubkarren zum Gleis, von wo
aus sie zu den Torfhütten oder Torfhaufen gefahren und dort im
Bundverfahren eingelagert wurden (luftmagaziniert). Die Torfhütten waren
12 m lang und 3,5 m breit – mit einem Fassungsvermögen von ca. 120 cbm.
Anfang der Sechziger Jahre standen 248 davon im ganzen Moos.
Wegen seines geringen Heizwertes erwies sich Brenntorf bald als
unrentabel. Die Gewinnung wurde deshalb wieder eingestellt und man ging im
größeren Umfang zur Gewinnung von Streutorf über (als Einstreu und als
Strohersatz) .
In den Jahren 1923/24 wurde die Torfstreufabrik in Holzkonstruktion
erbaut. Der Bedarf an Arbeitskräften im Torfabbau konnte aufgrund der
damals hohen Arbeitslosigkeit aus der umliegenden Gegend gedeckt werden –
so dass sich mit der Zeit eine feste Stammbelegschaft bildete.
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Fotos vom laufenden Betrieb Ende
der 1990er Jahre dankenswerterweise von Markus Detterbeck für DEEF
zur Verfügung gestellt |
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Anfang der Fünfziger Jahre waren wieder 50 bis 60 Personen tätig. Da viele
Arbeiter die Altersgrenze erreichten und einige Junge abwanderten, setzte
man im Torfabbau bis 1970 auch Häftlinge der Strafanstalt Laufen-Lebenau
ein.
1959 wurde die Fabrik umgebaut und mit einer Sackfüllanlage modernisiert.
Damit erreichte man eine Stundenleistung von 60 Torfballen.
1967 – 1968 konnten bis zu 30.000 m³ Torf auf dem „Mietenplatz"
(Torflagerplatz) zur Weiterverarbeitung bevorratet werden.
Die Bahn kommt...
Ein wichtiger Bestandteil der Mechanisierung war der Aufbau des
Torfbahnnetzes, das ab 1920 nach und nach ausgebaut wurde.
1945 bestand der Fuhrpark aus einer Lokomotive mit Benzinmotor und 21
Torfwagen.
Seit 1958 stand die Mehrzweckmaschine M 56 zur Verfügung, mit der man die
Flächen planieren, beim Torfstechen den Abraum beseitigen und Gräben
ziehen konnte.
1960 kam ein Sodensammler hinzu: ein selbstfahrendes Förderband mit 1,20 m
breiten und 5 m langen Raupen, einem Gewicht von 13 Tonnen und einer Länge
von 58 m.
Der „Moosbahnhof“ wurde 1972 – 1973 angelegt, der Durchbruch bei der
Mineralinsel erfolgte in den Jahren 1977 – 1981. Die Gesamtlänge der
Torfbahngleise betrug maximal 13 Kilometer und der Verkehr wurde durch 38
Weichen geregelt.
Das Recht des Abbaus – und das der Natur
Am 01.12.1968 ging das Torfwerk samt Personal, Inventar und
Torfabbaurechten in den Besitz der BHS (Bayerische Berg-, Hütten- und
Salzwerke) über. Die Vermarktung übernahm 1971 bis zur vollständigen
Einstellung des Torfabbaues 2003 die Tochterfirma EUFLOR GmbH.
Die 90er Jahre brachten viele Veränderungen. Es wurde mit der
Renaturierung der ersten abgebauten Frästorfflächen begonnen. Bald
entwickelte sich ein über alle Erwartungen hinausgehender artenreicher
Lebensraum mit seiner ganz spezifischen Tier- und Pflanzenwelt. (Quelle: Webseite ainringer-moos.de)
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Die Torfbahn noch in Betrieb (Fotos Markus
Detterbeck) |
Fakten Torfbahnbetrieb im Jahr 1990
6 Diesel-Lokomotiven: Gmeinder 4527 / 1949 10/12 PS
Städt. Brennstoffstelle Ravensburg
Deutz 56637 / 1960 A2M514G Pechkohlebergwerk, Peißenberg
Diema 2655 / 1963 DS 20 Neulieferung
Deutz 56642 / 1960 GK20B Pechkohlebergwerk, Peißenberg
Deutz 56042 / 1957 A2M517G Klöckner-Werke, Castrop-Rauxel
Deutz 57809 / 1964 GK20B Pechkohlebergwerk, Peißenberg
70 Torfwagen zu je 7 cbm
1 Kranwagen für den Gleisbau
1 Werkstattwagen mit Kompressor und Stromaggregat für den Gleisbau
4 flache Transportwagen
3 Wagen mit LKW-Ladebrücken für Rohtorftransport
3 Wagen für Personentransport
Gleismaterial von der Gleisbaufirma Schock, München
Heutige Torfbahnanlage
Länge: ca. 1,5 km
Spurweite: 600 mm
Zugelassene Geschwindigkeit: 7 km/h
Eigentümer:
Torfbahn-Garnituren samt Gleisanlagen: Gemeinde Ainring
Betriebsgelände: Freistaat Bayern (Bayerische Staatsforste)
Ausgangsbahnhof Mühlreit
Gleiskilometer 0,00
ehemaliger DB – Anschluss, Traktionsstandort, Betriebswerk, Güterumschlag,
Torfabfüllanlagen, Betriebsgelände der Firma „EUFLOR Humuswerke“
Ehemaliger Verschub- und Rangierbahnhof ("Moosbahnhof")
Gleiskilometer 0,45
Die mit Torf beladenen Loren wurden hier gesammelt und zu einer Zuglänge
von cirka 10 Loren zusammengestellt. Diese wurden anschließend zu den
Torfabfüllanlagen im Ausgangsbahnhof befördert. Nach rechts zweigen hier
die Geleise zu den früheren Wagenunterständen ab.
Die Strecke zu den Abbaufeldern wurde in den Jahren
2003 bis 2004 abgebaut (Anm. DEEF: Gleisreste sind aber noch partiell
sichtbar)
Der Fuhrpark
- Lokomotiven:
Lok - Nummer |
Hersteller |
Fabrik Nr./Bj. |
Art |
Typ |
Bemerkung |
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1 |
Gmeinder |
4527 / 1949 |
B-dm |
10/12 PS |
19xx ex. Städt. Brennstoffstelle,
Ravensburg |
2 |
Deutz |
56637 / 1960 |
B-dm |
A2M514G |
19xx ex.
BHS-Pechkohlenbergwerk, Peißenberg |
3 |
Diema |
2655 / 1963 |
B-dm |
DS 20 |
Neulieferung |
4 |
Deutz |
56642 / 1960 |
B-dm |
GK20B |
19xx ex. BHS-Pechkohlenbergwerk,
Peißenberg |
5 |
Deutz |
56042 / 1957 |
B-dm |
A2M517G |
19xx ex.
Klöckner-Werke AG, Castrop-Rauxel, für Piesberg |
6 |
Deutz |
57809 / 1964 |
B-dm |
GK20B |
19xx ex. BHS-Pechkohlenbergwerk,
Peißenberg |
Rollendes Material: Gegen Ende des Abbaus ca. 80 Torfloren (4-achsig)
mit Holzaufbau sowie einige Spezialloren wie Flach- und Kesselloren.
An dieser Stelle präsentiert DEEF eine kleine
Fotodokumentation von der Begehung an einem
wunderbar sonnigen Jännertag im Jahr 2010.
Fazit: DEEF begrüßt es, daß die
Kollegen in Bayern hinsichtlich ihrer Bockerlbahn und somit ihrer
Geschichte etwas sensibler umgingen als ihre Salzburger Kollegen in
Bürmoos und weiterhin einen Ausflugsverkehr auf der Bahn ermöglichen und
auch ein kleines Museum betreuen.
Andererseits sollte das Angebot dort
besser kommuniziert werden - auf der Webseite der "Freunde des Ainringer
Mooses" (http://www.ainringer-moos.de/
) ist aktuell (Juli 2011) wie schon in der Vergangenheit nicht wirklich
ersichtlich, wann Besucherfahrten stattfinden und wann das Museum geöffnet
ist. Es hat fast den Anschein, daß man dort eher "unter sich"
bleiben möchte. Was natürlich nicht zu goutieren ist!
Dieser Beitrag von DEEF soll mithelfen, daß die
Erinnerung an die Torfbahn in Ainring nicht ganz verloren geht.
Literatur / Links:
Freunde Ainringer Moos e.V.:
http://www.ainringer-moos.de/
DEEF: Beitrag "Bockerlbahn Bürmoos / Zehmemoos"
http://www.dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org/bockerlbahn.htm
DEEF: Beitrag "Feldbahnen als Gegenstand der
Eisenbahnforschung"
http://www.dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org/feldbahn.htm
DEEF: Beitrag "Feldbahnen, Waldbahnen & Co." (Auflistung
aller Feld- und Waldbahnen in Österreich nach Hohn):
http://www.dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org/waldbahn.htm
Alle Fotos DEEF/Dr. Michael Populorum 2010 (Nikon D90). Herzlichen Dank an Markus Detterbeck für die
Zurverfügungstellung der Fotos aus den 1990er Jahren.
Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene
Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine
Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info >
redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org
Bericht von: Dr.
Michael Populorum, Chefredakteur DEEF; Erstmals online publiziert:
7. November 2010; Änderungen/Ergänzungen: 24. Juli 2011
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