|
||||||||
3 Wochen nach Präsentation des Neuen Fahrplans der ÖBB für 2018 durch CEO Andreas Matthä präsentierte man in der neu umgebauten ÖBB Club Lounge in Salzburg auch die Highlights des Fahrplans 2018 für das Bundesland Salzburg.
Nachfolgend die Pressemeldung des SVV (Salzburger Verkehrs Verbund) vom 30.11.2017 im Original - mit Kurzkommentaren von DEEF in rot:
Am Podium der PK
(v.l.) Brandl (Salzburg AG), Spanner (ÖBB), Mayr (Landesrat Verkehr),
Frommer und Gfrerer (SVV) Am 10.12.2017 treten europaweit die aktualisierten Fahrpläne für Bus und Bahn in Kraft. Im Bundesland Salzburg bedeutet der Fahrplanwechsel vor allem eine Ausweitung der Angebote im Schienenverkehr. Im Flachgau werden neue Express-Busse in die Stadt eingeführt. Die Obuslinie 3 wird bis Salzburg Nord verlängert. Damit ergeben sich neue Umsteigemöglichkeiten vom Regionalbus in das städtische Obus-System.
Drei Millionen Euro entfallen auf die Bestellung zusätzlicher Züge für die zweistündliche Verlängerung der S-Bahn S3 von Schwarzach-St. Veit nach Saalfelden sowie für zusätzliche Züge am Nordostast zwischen Salzburg und Straßwalchen und deren Verlängerung auf den Westast bis Freilassing.
Verkehrslandesrat Hans Mayr, Allegra Frommer (SVV)
S3-Verlängerung vom Schwarzach-St. Veit bis Saalfelden
Ein Schritt in die richtige Richtung, allerdings sollte das unsägliche Kirchturmdenken "an den Bundesländergrenzen enden die Züge" endlich wieder! überwunden werden. Der Anschluss zur Tiroler-S-Bahn liegt in Hochfilzen und nicht in Saalfelden. Und des gibt dazwischen auch noch das Tourismusgebiet Leogang, das man so benachteiligt.
Immer noch nicht hat man kapiert, dass man in Maishofen-Saalbach einen voll funktionsfähigen Intercitybahnhof (gebaut für die Ski-WM in Saalbach) mit großem P&R Bereich hat, der bis dato kaum bespielt wurde. Selbst S-Bahnen ließ man durch den Bahnhof durchfahren. Hier bietet sich eine Bahn-/Bus-Drehscheibe an, warum läßt man die Busse durch das voll verstaute Zell am See fahren anstatt hier den Umstieg zu organisieren. Ein bißchen Kreativität darf man auch von Politikern und Planern erwarten!
Der Intercity-Bahnhof Maishofen-Saalbach, errichtet 1990 für die alpine Ski-WM in Saalbach, bietet sich als Umsteigeknoten ins Glemmtal an, wird aber bis dato aber kaum bespielt und auch fast alle S-Bahnen fahren hier durch - ein grobes Versäumnis von Politik und Planern
Der ÖBB Cityjet kommt nach Salzburg
Der ÖBB City Jet (Siemens Desiro ML) bei seinem Erstbesuch in Salzburg am 16.3.2015 zwecks Pressebesichtigung
Der Desiro ML mag ja ein modernes Fahrzeug sein, aber als Allheimittel für eine sonst bescheidene Verkehrspolitik ist er auch nicht. Und das Land Salzburg ist eindringlich aufgefordert, nicht einfach blindlings Anschaffungen zu tätigen, ohne endlich den gesamten Nahverkehr offiziell auszuschreiben. Durch Ausschreibungen könnte man sicher noch deutlich mehr Verkehrsleistungen für die Fahrgäste anbieten ohne dafür mehr Geld ausgeben zu müssen. Man braucht nur nach Bayern zu schauen, wo alleine die Ausschreibung bewirkte, dass man um 50% mehr km anbieten konnte und das um den gleichen Betrag, den man davor ohne Ausschreibung der DB zahlen musste.
Christian Spanner, ÖBB Regionalmanager für Salzburg, LR Mayr, Frommer
Der Bahnhof Neumarkt-Köstendorf wird zum überregionalen Fernverkehrsknoten aufgewertet. Künftig bleiben auch die Railjet-Intercity Züge der ÖBB stehen. Damit ergeben sich zusätzliche schnelle Direktverbindungen von und nach Salzburg. Ziele östlich von Salzburg wie Vöcklabruck, Wels, Linz oder Wien sind künftig vom Flachgau aus schneller und direkt erreichbar. „Die REX-Züge aus Braunau sind mit einer idealen Umsteigezeit von fünf Minuten stündlich an die Abfahrtzeiten des Fernverkehrs Richtung Linz und Wien angeknüpft“, sagte Christian Spanner, Regionalmanager der ÖBB-Personenverkehr AG.
Noch ist von einem wirklichen Bahnknoten nichts zu
sehen, es fehlen sämtlichen Infrastruktur- und
Dienstleistungseinrichtungen, die man bspw. in der Schweiz bei
Umsteigebahnhöfen gewohnt ist. Und warum man von einem
Intercity-Bahnknoten spricht, wo doch schon seit 1 Jahr nur mehr Railjets
fahren, ist nicht einleuchtend.
Hier in Neumarkt-Köstendorf hält ab Dezember 2017 der Railjet. Ausser einem schönen alten aber tw. versperrten Aufnahmsgebäude aus dem vorvorigen Jahrhundert gibt es aber dort weit und breit keine Service- und Dienstleistungseinrichtung. Das mindeste wäre ein Kiosk nach Schweizer Vorbild
Mit dem MEX-Bus über die Autobahn direkt in die Mitte der Stadt
Die Erschließung der Fläche mit Öffis ist in unseren Breiten bis dato ja desaströs gewesen und ist es nach wie vor in vielen Bundesländern in Österreich, wo es tw. überhaupt keinen Öffentlichen Verkehr am Wochenende gibt. Hier gilt es bspw. in die Schweiz oder nach Südtirol zu blicken und dann könnte Salzburg eine Vorzeigeregion in Österreich werden.
Moderierte die PK - Johannes Gfrerer (SVV)
Der Lungau ist ja wahrlich ein Stiefkind in punkto Anbindung an den Öffentlichen Verkehr Richtung Salzburger Zentralraum. Langfristig sollte man das verwirlichen, was unsere Vorfahren angedacht haben, nämlich eine Eisenbahnanbindung. So ist der Salzburger Lungau nur Richtung Steiermark halbwegs brauchbar mit ÖPNV vernetzt durch die schmalspurige Murtalbahn, die aber selbst dringend auf eine Ertüchtigung (Elektrifizierung) wartet. Ein 2-Stunden-Takt klingt brauchbar, bliebt nur zu überprüfen, ob die Anschlüsse zu den Zügen in Radstadt passt und ob der Takt auch in den Randzeiten und am Wochenende funktioniert.
Stadtverkehr Salzburg - Obus und Autobus
Wurde bereits im Jahr 2012 in Salzburg getestet und für gut befunden aber nicht angekauft - ein Doppelgelenk-Obus. Aktuell läuft wieder ein "Probebetrieb" - werden wenigsten jetzt mit Jahren Verspätung solche Obusse angeschafft oder wieder nicht?? Die Stadt Linz hat eben 20 Stück angekauft - aber Salzburg?
Da sollten schon deutliche Vorteile existieren wenn man den Fahrgästen zumutet, sich neue Nummern und Fahrtstrecken merken zu müssen
Die Obuslinie 3 wird bis zum Verkehrsknoten Salzburg Nord verlängert. Dort besteht eine Umsteigemöglichkeit zu den Regionalbuslinien von/nach Richtung Mattsee/Obertrum/Elixhausen. Die Obuslinie 5 wird an Schultagen zur Hauptverkehrszeit wieder bis Itzling Pflanzmann geführt, was Schülerinnen und Schülern der HTL ein Umsteigen am Hauptbahnhof erspart.
Die Verlängerung der Linie 3 dürfte wohl sinnvoll sein
Peter Brandl Salzburg AG, Spanner ÖBB
„Lepibus“ auch für die Badesaison 2018 gesichert
Wäre es nicht vielleicht auch sinnvoll, diesen Stadtteil auch das ganze Jahr über mit einem öffentlichen Verkehrsmittel zu erschließen? Warum fährt der 23er nur im Sommer? Und warum fährt der 23er am Sonntag und abends von Sam kommend nur bis zum Hauptbahnhof??
Einführung der Seniorennetzkarte „Edelweiß-Ticket“
Dieses Edelweiß-Ticket könnte ein Verkaufshit werden - wo bleibt allerdings das Österreichticket nach Schweizer Vorbild? Seit Jahren wird davon geredet, allerdings eingeführt bis dato immer noch nicht. Es ist bspw. nicht einzusehen, dass man zwar mehr als 2.600 Euro für eine Österreichcard 1. Klasse hinblättern darf, im konzerneigenen Postbus die Karte allerdings überhaupt nicht anerkannt wird, nicht einmal einen Rabatt bekommt man beim Postbus. Da sollten sich die Verkehrspolitiker aber gewaltig schämen!
Fazit: Das Bundesland Salzburg gibt pro Jahr - so wurde berichtet - 5,6 Mio Euro für den ÖPNV aus, also für Bestellungen von Verkehrsdienstleistungen bei den diversen Anbietern, allen voran den ÖBB. Wiewohl die diversen Maßnahmen als Bekenntnis zum Ausbau des ÖPNV gewertet werden können, so scheint doch einiges von voreiligem und nicht ganz durchdachten Aktionismus zu zeugen.
Dass mehr Züge auf der S2 unterwegs sein werden und man mit Fahrplanwechsel auch dann 4x pro Stunde mit S-Bahn und Regionalzügen nach Freilassing fahren kann, ist ja sehr erfreulich, allerdings würde man sich als Kenner des Schweizer Eisenbahnsystems auch hier bei uns wünschen, dass diese Züge dann in einem Takt - also immer zur gleichen Minute - verkehren würden. Doch da hapert es gewaltig!
Auch die Mattigtalbahn zählt zu den Verlierern beim neuen Fahrplanangebot, werden doch einige Haltestellen geschlossen bzw. nur mehr temporär bedient (grobe strategische Planungsmängel!), der Fahrzeitgewinn ist allerdings marginal (Braunau - Friedburg 42 Minuten statt 43 Minuten, Braunau - Sbg. Hbf 1 Stunde 10 statt 1 Stunde 15) und könnte ohne Haltestellenschliessungen bewerkstelligt werden, wenn man endlich mal alle Eisenbahnkreuzungen höherwertig durch Blinklicht oder Schranken absichert und der Dieseltriebwagen auf der schnurgeraden und brettlebenen Strecke nicht mehr mit 60-70 km/h dahinzuckeln muss sondern mit 100-120 km/h!
Die Haltestelle Teichstätt - übrigens mit neuem P&R Parkplatz - wird ab Fahrplanwechsel kaum mehr bedient und Gäste des weitum bekannten Gasthauses Ledl direkt neben der Haltestelle müßten dann einen mindestens halbstündigen Fußmarsch auf sich nehmen. Oder gibt es einen Shuttlebus? Jedenfalls ein Planungsdesaster der Extraklasse :-(
Zu den Verlierern, zumindest in dieser 1. Phase der neuen Maßnahmen, zählen auch Stationen wie Steindorf und Seekirchen, wo speziell am Sonntag deutlich weniger Verbindungen als bisher realisiert werden. Auch fährt die S2 in keinem wirlichen Takt, also im Abstand von 30 Minuten und das ist sehr negativ zu beurteilen, das ist in jedem Lehrbuch der modernen Verkehrsplanung nachzulesen.
Wird ab Fahrplanwechsel Dezemeber 2017 Geschichte sein - Dieseltriebwagen 5047 von Braunau nach Salzburg beim Halt im Bahnhof Steindorf b. Straßwalchen. Ob das nur eine vorübergehende Maßnahme ist oder dauerhaft bleiben soll, das wird die Zukunft zeigen
Hier wäre es wohl sinnvoller gewesen, zuerst die infrastrukturellen Voraussetzungen für die Umsetzung eines echten Halbstundentaktes zu tätigen und dann das Projekt nach Fertigstellung aller Voraussetzungen als Ganzes zu eröffnen anstatt diese phasenweise Umsetzung. Der merkt man zwar irgendwie den Willen zur Optimierung des ÖPNV an, allerdings wirkt vieles überhastet und nicht wirklich durchdacht. Aber bei der Erstellung und Umsetzung von professionellen Masterplänen war und ist man in Österreich immer schon schwach gewesen, aber dafür stark im hüftschussartigen Aktionismus.
Eine Ausschreibung des Schienen-ÖPNV ist hinkünftig ein "must", weil damit deutlich mehr Leistung zum gleichen Preis lukriert werden kann. Denn man sollte wissen, dass die ÖBB alles andere als günstig produzieren und jeder kleine Unternehmer weiß, wenn man Mitbewerber hat, dann muss man knapp kalkulieren. Die ÖBB werden vom Staat nach wie vor wie eine geschützte Werkstätte behandelt und ohne Ausschreibungen und ohne Überprüfung, ob die von den ÖBB verlangten Preise marktüblich sind, werden Milliarden ohne Preisvergleich an die ÖBB überwiesen. Höchst intransparent und im Grunde eine unverantwortliche Verschleuderung von Steuergeldern!
Im innerstädtischen Obus- und Autobusnetz gibt es - so scheint es mir zumindest auf den ersten Blick - keinen großen Wurf dafür einiges an Herumdoktorei, wobei ich zu bezweifeln wage, dass das auf Wunsch der Fahrgäste passiert, so wie es in der PA vermerkt ist.
Von immenser Bedeutung ist nach wie vor die Umsetzung der seit Jahrzehnten geplanten Regionalstadtbahn, wobei aktuell im Rahmen der Bürgermeisterwahl die Zeit günstig scheint. Hier ist allerdings darauf zu achten, dass das Projekt so umgesetzt wird, wie es die Experten vor 2 Jahren dringend empfohlen haben, nämlich mit einer unterirdischen Stadtquerung in einem Tunnel. Alles andere - wie bspw. das schon wieder auftauchenden inkompetente Geschwätz von einer oberirdischen Straßenbahnlösung - soll als das behandelt werden was es ist - inkompetentes Geschwätz und daher zu negieren und einfach nicht zu beachten.
Ihre Meinung? redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org
Im Frühjahr 2015 wurde die Euregiobahn-Studie präsentiert und von Experten zum wiederholten Mal die Verlängerung der Lokalbahn unter der Stadt durch in einem Tunnel bis Alpenstraße und weiter nach Hallein dringend zur Umsetzung empfohlen! Was ist seither passiert? Nichts, es gibt bis dato nicht einmal eine Planungs- und Errichtungsgesellschaft. Dazu ein gut gemeinter Tip - für die Umsetzung unbedingt auswärtige Experten (bspw. aus Deutschland) beauftragen und keine heimischen Möchtegern-Planer, die meist nur Eigeninteressen verfolgen und im politischen Sumpf der Stadt gefangen sind
Zur Übersichtsseite DEEF-Blog >>>
Alle Beiträge geben die Meinung des jeweiligen Autors wieder. Beiträge (Blogs) von anderen Autoren (Bloggern) sind gerne willkommen. Die Beiträge dienen dazu, die Öffentlichkeit zu informieren und zu sensibilisieren. Der investigative Journalismus soll zu einer Verbesserung der Dienstleistungen im Eisenbahnsektor Anstoß geben und ist nicht Selbstzweck sondern dem Wohle der Eisenbahn verpflichtet Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF; Erstmals Online publiziert: 1. Dezember 2017; Ergänzungen: - |
Last modified
Samstag, 02. Dezember 2017 09:45:04 +0100
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum DEEF # Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung #
Railway Research Austria 2009-2020