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DEEF-Blog 2017: A: ÖBB General Matthä präsentiert Fahrplan für 2018

Am 8. November 2017 war es wieder einmal soweit, die Medienvertreter waren wie alle Jahre wieder im Spätherbst zur Präsentation des neuen Fahrplans sowie Änderungen im Angebot sowie Preisgestaltung in den ÖBB Tower beim neuen Wiener Hauptbahnhof eingeladen. Um unserer Leserschaft aus erster Hand berichten zu können, war auch der Chef Red von DEEF dem Ruf von ÖBB General Matthä gefolgt und nahm an der Pressekonferenz teil.

 

öbb pressekonferenz fahrplan 2018 andreas matthä eisenbahn österreich

ÖBB PK im ÖBB Tower gegenüber dem neuen Hauptbahnhof von Wien -
das Medienaufgebot war durchaus respektabel

 

Die Pressemeldung der ÖBB im Original - mit Kurzkommentaren von DEEF in rot:

 

ÖBB: Neuer Fahrplan bringt zusätzliche Verbindungen, mehr Service und topmoderne Züge


Höhere Qualität: ÖBB setzen auf modernstes Wagenmaterial und Upgrade der Nahverkehrsflotte auf Cityjet-Standard


Mehr Angebot: Mehr Zugkilometer und digitales Unterhaltungsprogramm an Bord der ÖBB


Stabile Preise: Tarifanpassung unterhalb der Inflationsrate – Preise der ÖBB Wochen- und Monatskarten, Vorteilscards und Sparschiene Österreich bleiben konstant


Am 10. Dezember 2017 tritt europaweit der neue Fahrplan in Kraft. „Die ÖBB setzen mit dem neuen Fahrplan die Angebotsausweitung der letzten Jahre unvermindert fort. ÖBB Kundinnen und Kunden profitieren von neuen Reisemöglichkeiten, modernen Zügen und mehr Service“, so CEO Andreas Matthä. Mit dem neuen Fahrplan ergeben sich regional, national und international viele neue Verbindungen. Gleichzeitig kommen in ganz Österreich immer mehr neue und modernisierte Fahrzeuge zum Einsatz. Das Reisen mit den Zügen der ÖBB wird dadurch noch angenehmer und bequemer.

 

öbb pressekonferenz fahrplan 2018 andreas matthä eisenbahn österreich

 

 
Mehr Nahverkehrsangebote in der Ostregion
Alleine im Nahverkehr stellen die ÖBB mit dem Fahrplanwechsel voraussichtlich rund zwei Millionen Angebotskilometer mehr für die Kundinnen und Kunden bereit. Mit diesem Mehrangebot sollen insbesondere für Pendlerinnen und Pendler Taktlücken geschlossen werden. Eine der wesentlichen Angebotsverbesserungen ist dabei der neue durchgehende Stundentakt zwischen Wien Westbahnhof über St. Pölten und weiter nach Amstetten. Mit Halten in Wien Hütteldorf und Tullnerfeld entsteht damit eine weitere attraktive Verbindung zwischen Wien Westbahnhof und St. Pölten – und das täglich 16 Mal hin und retour. Die ÖBB binden damit den Westen Wiens mit nur einem bahnsteiggleichen Umstieg in St. Pölten an den Fernverkehr Richtung Westösterreich an. Zum Einsatz kommen planmäßig ausschließlich moderne Cityjets. Fahrgäste profitieren von mehr Verbindungen, Barrierefreiheit, WLAN und onboard-Portal.
Insgesamt bieten die ÖBB mit Fahrplanwechsel stündlich zumindest drei Verbindungen von Wien in den Westen an: zur Minute 20 vom Westbahnhof und zur Minute 30 und 55 vom Hauptbahnhof Wien.

 

Daß der Westbahnhof wieder besser angeschlossen wird ist löblich, bis dato wurde dieses Feld ganz der Westbahn überlassen, die natürlich weiterhin mustergültig den Westbahnhof bedient und ab Fahrplanwechsel auch stündlich ab Salzburg den Hauptbahnhof anfährt.. Drei Verbindungen von Wien in den Westen - das ist wohl nur aus der Sicht eines Hauptstädters aus Wien zu verstehen, denn Amstetten ist für die meisten Österreicherinnen und Österreicher Ostösterreich, schließlich deutlich östlich der Enns gelegen.


Zug zum Flug im Fernverkehr
Im Fernverkehr wird ein neuer Frühzug aus Oberösterreich die Städte Wels, Linz, Amstetten und St. Pölten – via Hauptbahnhof Wien – wochentags mit dem Flughafen Wien Schwechat verbinden. Durch die Ankunftszeit am Flughafen um 05:57 Uhr können Fahrgäste damit die Morgenabflugwelle am Wiener Flughafen komfortabel mit dem Zug erreichen. Man wird sehen, wie so ein Zug ausgelastet ist

Zudem wird mit 10. Dezember durch einen zusätzlichen Abendzug zwischen Innsbruck und Bregenz eine bestehende Taktlücke geschlossen. Der Railjet 866 – mit Start in Wien Hauptbahnhof um 16:30 Uhr – wird künftig um 20:51 Uhr in Innsbruck abfahren und um 23:17 Uhr in Bregenz ankommen.

Fahrten in den Randzeiten sind eine wichtige Entscheidung genereller Art, um man sein Verkehrsverhalten auf die Eisenbahn ausrichtet oder nicht, daher sind Früh- und Spätverbindungen zumindest zwischen größeren Knoten sehr wichtig und sollen ausgebaut werden. Leider klappt das immer noch nicht (wieder) zwischen Salzburg und Innsbruck. Bis vor einigen Jahren gab es einen Frühzug ab Salzburg kurz nach 6 Uhr morgens über Innsbruck nach Zürich, nämlich den EC Kaiserin Elisabeth mit SBB Panoramawaggon. Die Verbindung wurde danach auch noch als Railjet geführt. Man war also gegen 8 Uhr in Innsbruck und kurz nach 11 Uhr in Zürich. Umgekehrt gab es von Zürich über Innsbruck diese Verbindung retour, Abfahrt in Zürich gegen 17 Uhr, ab Innsbruck ca. 21.30 und in Salzburg Ankunft gegen 23.30. Diese Früh-/Spätverbindung wurde plötzlich gekappt mit dem Ergebnis, daß der erste Zug nach Innsbruck (ohne Weiterführung nach Zürich) in Salzburg um 6.56 startet. Umgekehrt verkehrt der letzte Zug ab Innsbruck Richtung Westen sogar schon kurz nach 20 Uhr mit dem drastischen Einschnitt, daß man von Zürich kommend aber auch von Italien/Südtirol kommend mit dem letzten EC keinen Anschluß mehr nach Osten Richtung Salzburg hat. Man strandet in Innsbruck (oder fährt mit Umsteigen über Rosenheim und dem Meridian nach Salzburg). Das ist eine Zumutung für Reisende sowohl zwischen Salzburg und Innsbruck als auch für Fernverkehrsreisende von/nach der Schweiz und Italien. Und man beachte: In der umgekehrten Richtung abends, also von Salzburg nach Innsbruck, verkehren RJ um 20 Uhr, 21 Uhr und 22 Uhr, von Ibk nach Salzburg wie gesagt der letzten Zug (zwischen 2 benachbarten Landeshauptstädten) um kurz nach 20 Uhr. Ein Armutszeugnis!

In Salzburg wird in Neumarkt-Köstendorf ein neuer Umsteigeknoten zum Nahverkehr eingerichtet. Railjets halten hier künftig im Stundentakt, wodurch attraktive Verbindungen Richtung Flachgau und Mattigtal möglich werden. Hier gibt es heftige Bürgerproteste, weil der bisherige Knoten Steindorf mit Abzweig nach Braunau über die Mattigtalbahn benachteiligt wird. Dem muß - ohne die Planungsgrundlagen im Detail zu kennen - gesagt werden, daß es durchaus sein kann und plausibel ist, daß Neumarkt-Köstendorf die höheren zentralörtlichen Funktionen aufweist und obendrein bessere Anschlüsse an das regionale Busnetz. Nur weil bis dato Steindorf der Knoten war heißt nicht, daß er es immer sein muß und daß das auch in der Vergangenheit logisch begründbar war, sondern oftmals passieren solchen Dinge aus der Tradiertheit heraus. Daß am neuen Knoten Neumarkt-Köstendorf aktuell zwar Baumaschinen herumstehen aber der Knoten nach wie vor nur 2 Gleise aufweist und ein zwar schönes altes Bahnhofsgebäude, aber bis dato fehlen sämtliche Einrichtungen, die einen regionalen Verkehrsknoten auszeichnen sollten und es ist nicht davon auszugehen, daß in nicht einmal 1 Monat dort was Vorzeigbares die Kunden erwarten wird. Wieder einmal ein typisch österreichisches Provisorium das sich da andeutet. "Der öffentliche Verkehr muß cool und sexy sein", das habe ich schon oft artikuliert und geschrieben. So sollte es auch für diesen neuen Knoten sein, wo man bspw. einen Architektenwettbewerb hätte veranstalten können und wenn auch keine Kathedrale so doch zumindest ein funktionelles und "hippes" Gebäude samt großzügiger Überdachung der ganzen Anlage als Werbung für den Umstieg auf die Öffis errichten hätte können bzw. sollen. In diesem Zusammenhang muß weiters gesagt werden, daß der längst fällig Halbstundentakt der S2 wiederum nicht wirklich kommt sondern ein unechter Takt mit verschobene Zeiten. Und es wird nicht mehr überall stehengeblieben, was mit einem Trassenmangel begründet wird. Dazu sei angemerkt, daß die Westbahn einen zweiten Slot (Trasse) bekam, es offenbar am Versäumnis des zuständigen Salzburger Verkehrslandesrates Mayr sowie des SVV (Salzburger Verkehrs Verbund) war, hier keine Trasse rechtzeitig zu reservieren. Der Westbahn oder der ÖBB Infra kann da keinerlei Vorwurf gemacht werden, das Problem ist ein hausgemachtes Politisches. Im Gefolge dieser Trassen/Slot-Knappheit werden auch 2 Haltestellen auf der Mattigtalbahn nicht mehr regelmäßig bedient, um ein paar Minuten Fahrzeit zu gewinnen. Das ist natürlich grober Humbug - die Mattigtalbahn ist eine bretteleben und meist schnurgerade verlaufende Bahnstrecke, die allerdings mit einer sehr niedrigen Durchschnittsgeschwindigkeit befahren wird. Statt Haltestellen zuzusperren (eine Paradedisziplin der ÖBB, man schaue nur zur Franz Josefs Bahn, wo die letzten beiden Jahre 7 Haltestellen geschlossen wurden ohne Fahrzeitgewinn!!), also anstatt Haltestellen zu schließen sollte man endlich mal die eine oder andere Eisenbahnkreuzung höherwertig absichern (Blinklicht, Schranken) und dann kann auch ein in die Jahre gekommener aber sehr bequemer Dieseltriebwagen (Jenbacher BR 5047) die Strecke nicht mit 50 oder 60 befahren sondern mit 80 oder 100 und man hat locker ein paar Minuten Fahrzeit eingespart. Warum gibt es in Österreich auf Regionalbahnen so wenig höherwertig gesicherte Eisenbahnkreuzungen??!?



Der Abendzug von Wien nach Villach (Railjet 633) mit Abfahrt um 18:25 Uhr in Wien Hauptbahnhof fährt künftig im Takt und wird dadurch auch in Judenburg, Unzmarkt, Treibach-Althofen halten und Velden am Wörthersee halten.

 

öbb pressekonferenz fahrplan 2018 andreas matthä eisenbahn österreich

CEO Andreas Matthä wickelte die PK souverän ab und wirkte im Vergleich zu seinem Vorgänger und nachmaligem Bundeskanzler deutlich bodenhaftiger und glaubwürdiger



Verbesserte internationale Verbindungen
Auch im grenzüberschreitenden Fernverkehr bieten die ÖBB ab dem Fahrplanwechsel viele neue Angebote. Aufgrund der hohen Nachfrage wird die Strecke Wien – Venedig drei Mal täglich direkt bedient. Neben der beliebten Nightjet-Verbindung bieten die ÖBB nun von Wien Hauptbahnhof über Villach zwei Mal täglich eine Verbindung mit dem Railjet – um 06:25 Uhr und um 12:25 Uhr. Von Venedig Santa Lucia retour nach Wien geht es ab 10. Dezember täglich um 09:55 Uhr und um 15:55 Uhr.

Durchaus löblich wenngleich da schon deutlich bessere Verbindungen in der Vergangenheit existierten. Es ist generell ein Jammer, wie sich die internationalen Verbindungen in ganz Europa verschlechtert haben, seit es die EU gibt. Konnte man früher auch mittels Kurswagen halb Europa von Österreich aus erreichen, planen die Herrschaften in Brüssel alle möglichen Transeuropäischen Netze für Hochgeschwindigkeitszüge, während in manchen Ländern (Balkan!) die bestehenden Netze einem baldigen Exodus entgegen marodieren. An dieser Stelle sei auch die Aussage eine hohen ÖBB Vertreters im Rahmen der Österr. Regionalbahntagung 2017 in Langenlois wiedergegeben, der meinte, er kann aufgrund hoher Trassenpreise und sonstiger bürokratisch-technischer Schikanen nicht dafür garantieren, daß in zwei Jahren überhaupt noch Züge nach Italien oder sonstwo hin ins Ausland fahren werden. Hier ist noch viel zu tun und als jemand, der die Eisenbahnnetze noch in den 1970er Jahren kennenlernen durfte, überkommt mich immer Trauer aber auch Wut über solche Zustände heute.

Ausgeweitet wird auch der Taktverkehr von bzw. nach Tschechien: In den Tagesrandlagen gibt es eine neue Frühverbindung von Prag (Abfahrt um 04:49 Uhr) über Brünn und Wien weiter nach Graz sowie eine Abendverbindung von Graz (Abfahrt um 18:26 Uhr) über Wien nach Brünn. Zudem wird der EC 100/101 ab dem Fahrplanwechsel von Wien über Bohumín hinaus bis nach Katowice verlängert.

Von Graz nach Brünn geht es noch um 18.26, was vielleicht einige freuen wird, von Graz nach Salzburg oder Linz geht der letzte direkte Zug ab Graz aber schon um sage und schreibe 17.45 und das zwischen den größten Landeshauptstädten Österreichs - in der Schweiz undenkbar so ein miserables Angebot!

Und auch in die Zentral- bzw. Ostslowakei wird mit der neuen Direktverbindung Wien – Bratislava – Košice ein attraktives Reiseangebot geschaffen. Ein REX-Zug von Wien nach Bratislava wird täglich ab Bratislava als IC nach Žilina, Poprad-Tatry und Košice weiterfahren. Fährt hier dann ein österr. Talent im Wettbewerb zu ordentlichen IC-Wagen der Slowaken oder hat man nicht alle bewährten IC-Wagen verscherbelt und setzt diese ein?

Ebenfalls ab Fahrplanwechsel profitieren Fahrgäste von einer um 25 Minuten kürzeren Fahrzeit mit dem ICE von Wien in die deutsche Finanzmetropole Frankfurt am Main. Von dieser "Jubelmeldung" werden aber die Welser und alle, die westlich von Wels wohnen und nach Passau oder darüber hinaus wollen, aber nicht gerade begeistert sein, denn - ich glaubte zuerst an einen Faschingsscherz - der ICE bleibt in Wels nicht mehr stehen. Will also jemand nach Passau und nicht mit dem Bummelzug fahren, so muß er von Wels zuerst nach Osten nach Linz fahren, dort umsteigen, warten und dann die gleiche Strecke wieder retour nach Wels und weiter nach Passau. Hat jemand keine Netzkarte so wie ich, dann kommt zusätzlich zur zeitlichen Mehrbelastung auch noch eine finanzielle. Den ICE in Österreich beschleunigen, das ist gut so, denn der fuhr anstatt seiner machbaren 230 km/h weite Strecken mit 160 von Wien gegen Westen. Aber 2 bis 3 Minuten Halt in Wels, das müßte wirklich machbar sein, so ist es ein Schildbürgerstreich. Da tröstet auch nicht die Meldung darüber hinweg, daß der erste und letzte ICE in Wels und auch in Schärding halten werden.

Nightjet – mit 1,4 Mio. Tickets ein internationaler Erfolg
Neuerungen gibt es im Zuge des Fahrplanwechsels auch beim ÖBB Erfolgsprodukt Nightjet. So wird beispielsweise die Verbindung von Zürich nach Hamburg bzw. Berlin durch eine Zugteilung optimiert. In Zukunft ist ein separater Zugteil direkt nach Hamburg unterwegs, anstatt wie bisher über Berlin. Sowohl für Berlin als auch für Hamburg ergeben sich dadurch attraktivere Ankunftszeiten. Gleichzeitig können mit Hannover, Braunschweig, Magdeburg und Potsdam zusätzliche Halte und damit Märkte erschlossen werden.

Innerösterreichisch wird die Nightjet-Verbindung Wien – Bregenz durch zusätzliche Halte im Rheintal aufgewertet.

Hier stellt sich die dringende Frage, wann endlich die bunt zusammengewürfelte Nachtzugflotte generalsaniert, umgebaut wird und dem Kunden modernen Komfort garantiert und nicht muffige Liege- und Schlafwagen-(Un)kultur von vor 50 Jahren. In den neuen Nachtzügen müssen dann Standards gelten, wie sie auch in Hotels gelten was Hygiene und Komfort betrifft. Speisewägen sollten wieder verstärkt eingesetzt werden, so wie früher, dann hat man ja alles kaputtgemacht.

Noch mehr Qualität – ÖBB setzen auf modernes Wagenmaterial
Die ÖBB arbeiten weiter an der Qualitätssteigerung und Verbesserung der Kundenzufriedenheit. Beim Wagenmaterial setzen die ÖBB im Nah- und Regionalverkehr auf modernste Ausstattung und Design, um modernen Ansprüchen gerecht zu werden und noch mehr Menschen für die Bahn zu begeistern.

Eine wesentliche Komponente ist dabei die rasche Modernisierung der Nahverkehrsflotte. Zum einen wird neues Wagenmaterial beschafft. So werden Ende des Jahres in Oberösterreich, der Steiermark, in Salzburg und im Verkehrsverbund Ostregion bereits 98 Cityjets im Einsatz sein. Bis Ende des nächsten Jahres werden insgesamt 145 Cityjets durch sieben Bundesländer rollen. Die neuen Cityjets vom Typ Talent 3 werden im Frühjahr 2019 für Vorarlberg ausgeliefert.

Weiters wird die bestehende Nahverkehrsflotte an den Standard des Cityjet herangeführt. Ab sofort werden insgesamt 187 Talent- und 60 Desiro-Garnituren schrittweise umgebaut. Im Upgrade enthalten sind verbesserte Sitze (Talent und Desiro), der Einbau eines modernen Fahrgastinformationssystems, WLAN für das ÖBB onboard-Portal im Talent und eine einheitliche Außengestaltung im Cityjet-Look.

War der Cityjet anfangs die Bezeichnung für den ÖBB Desiro ML, so versteht man jetzt im ÖBB Management darunter die ganze "moderne" Nahverkehrsflotte, die in das Design des Cityjets umfärbt werden wird und innen auch das neue Design mit neuen Sessel bekommen wird.

Modernisierungen sind prinzipiell zu goutieren, allerdings stellt sich die Frage, warum man diese Triebwägen, die ja nicht wirklich alt sind, nicht gleich ordentlich bauen ließ sondern einfach "billige Plastikbomber" anschaffte. Offenbar macht man hier keine professionelle Marktforschung, wie man das schon beim Railjet erleben mußte, wo Insidern schon von vorneherein klar war, daß dieses Stehbuffet bei den Kunden nicht gut ankommen wird, die wollen einen Speisewagen, und daß man ohne Fahrradstellplätze nicht reüssieren wird können, wenn bspw. am Arlberg nur mehr Railjets fahren und in einer Tourismusregion eben Fahrräder zu transportieren sind. Wie zu lesen ist, wird es zwar WLAN geben in den modernisierten Talent und Desiros, aber scheinbar gibt es nach wie vor keine Tischchen und auch keine Steckdosen, was in keinster Weise dem Nutzerverhalten von heute entgegenkommt.

Neue Ruhe- und Familienzonen
Railjet-Kundinnen und Kunden haben je nach Reiseanlass sehr unterschiedliche Bedürfnisse. Während die einen die Zugfahrt zum Entspannen nutzen, schätzen besonders Familien die Bewegungsfreiheit, die der Zug im Gegensatz zum Auto oder Bus bietet.

Für diese beiden Gruppen setzen die ÖBB nun eine Verbesserung innerhalb der Railjet-Garnituren um. Mit neuen Ruhezonen in der 1. und 2. Klasse und einer erweiterten Familienzone in der 2. Klasse, in der nach Herzenslust gespielt und gelacht werden kann. Beide Zonen werden in den Eingangsbereichen farblich gekennzeichnet und Piktogramme erklären die Spielregeln für die Zone am Eingang in den jeweiligen Wagen. In der Familienzone sind auf den Tischen Spiele verfügbar, so daß Spaß und Unterhaltung für die ganze Familie garantiert sind.

Die ersten Railjets mit den neuen Ruhe- und Familienzonen starten bereits im Dezember 2017, die weiteren Railjet-Garnituren werden bis Mitte 2018 umgestellt.

Im Vergleich zu den alten und zwischenzeitlich leider großteils verscherbelten IC-Waggons gibt es beim Railjet leider keine Abteile, wo sich Familien und sonstige lärmende Gruppierungen zurückziehen könnten. Eine Separierung der verschiedenen Nutzergruppen zumindest örtlich in den Großraumwägen ist daher sehr zu begrüßen, allerdings muß das auch überwacht werden und der Schaffner ist viel mehr gefordert, im Zweifelsfall hier einzugreifen. Denn Ruhebereiche gab es schon bisher, allerdings war da sehr oft zu sehen, daß bspw. Familien mit Kleinkindern Plätze im Ruhebereich reserviert hatten und es dort auch alles andere als ruhig dann zuging. Hier ist das Schalterpersonal gefordert, Reservierungen für Familien mit Kleinkindern im Ruhebereich ist ein no go! Das betrifft auch die Businessklasse, wo ich selbst schon öfter erleben mußte, wie Familien sich breit machten und Eltern als Anhänger der antiautoritären Erziehung ihre Kinder schalten und walten (sprich schreien und rumtrampeln) ließen und die anderen Fahrgäste nicht an Erholung, Lesen oder Arbeiten denken konnten. In diesem Zusammenhang sei auch gesagt, die Österreich Card Familie ist viel zu billig und sollte keinesfalls zum kostenfreien Zutritt in die Businessklasse berechtigen. Wer diesen Unfug eingeführt hat muß wohl ein Sadist oder Komiker gewesen sein.

Das onboard-Portal Railnet der ÖBB erscheint ab sofort in neuem Glanz und bietet u.a. mit der ORF TVthek jede Menge Information und Unterhaltung. Wenn man hier wirklich auch wertige Filme ansehen kann und auch e-papers lesen kann, dann ist das eine gute Sache.

40.000 Haltestellen auf einheitlichen Vertriebskanälen buchbar
Die Umstellung der rund 1.000 Ticketautomaten auf die neue Benutzeroberfläche befindet sich auf der Zielgeraden. Nun folgen alle Vertriebskanäle – von Online, über die App, bis hin zu den Automaten und den Ticketschaltern – derselben Logik und sind auch optisch angeglichen.

Fahrgäste buchen nun Tickets zu über 40.000 Haltestellen – inklusive lokaler Verbundtickets für Bus, Bahn und Bim. Die Automaten zeigen aufgrund des fahrplanbasierten Verkaufs zudem die nächsten Verbindungen mit Abfahrts- und Ankunftszeit an. Bis zum heutigen Tag wurden an allen umgestellten Ticketautomaten rund 3,5 Millionen Ticketkäufe getätigt. Wie laufend zu lesen ist, scheinen die neuen Ticketautomaten komplizierter als die alten zu sein, auch langsamer, so daß sich Schlangen vor den Automaten bilden und Fahrgäste ihre Züge versäumen und das System eingeführt wurde, ohne daß bereits alle Funktionen ausführbar sind, die am alten System gingen. Das trifft auch auf die Buchungsmöglichkeit am Schalter zu, wo zu hören ist, daß man momentan keine Interrailtickets buchen kann weil das eben noch nicht geht. Der zahlende Kunde ist also wieder einmal das Testkaninchen bei den ÖBB, bei professionellen Firmen wird die Funktionalität und Usability vor der Einführung getestet und nicht eingeführt und dann getestet.

ÖBB setzen auf breitere Vertriebskanäle
Das digitale Angebot der online erhältlichen Vorteilscard 66 wurde bereits sehr gut angenommen und ist auch weiterhin um 66.- Euro verfügbar.

Um die Vertriebskanäle auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden weiter auszurichten, starten ÖBB und Post eine Kooperation. Ab November startet ein Testbetrieb mit Ticketverkauf in ausgewählten Postfilialen.

Und noch etwas ist neu: Ab Mitte November gibt es ÖBB Gutscheine nicht nur an den ÖBB Ticketschaltern, sondern auch in Form von ÖBB Geschenkgutscheinkarten bei ausgewählten Handelspartnern (u.a. Hartlauer, Libro, Pagro und Lidl Österreich). Den Vertrieb zu diversifizieren schadet sicher nicht, solange dafür nicht die Möglichkeit am Bahnhof selbst gestrichen wird

Rail & Drive – das Carsharing der ÖBB startet durch
Mit Fahrplanwechsel startet nach einem intensiven internen Testbetrieb das neue ÖBB-Carsharing Rail & Drive. Vorerst 150 Fahrzeuge stehen in allen neun Bundesländern an 16 Standorten zur Verfügung: Bregenz, Feldkirch, Bludenz, Innsbruck, Salzburg, Wels, Linz, St. Pölten, Wr. Neustadt, Wien Hauptbahnhof, Wien Westbahnhof, Eisenstadt, Graz, Leoben, Klagenfurt und Villach.

 

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Ein ÖBB Rail & Drive Fahrzeug im Foyer der ÖBB Zentrale in Wien



Mit ÖBB Rail & Drive fahren Sie ab 2.- Euro in der Stunde plus eines Kilometertarifs. Kundinnen und Kunden von Rail & Drive können sehr einfach auf das Fahrzeug ihrer Wahl zugreifen, Voraussetzung ist eine einmalige Registrierung unter www.railanddrive.at. Auch die Buchung der Fahrzeuge erfolgt über diese Plattform. Weitere Standorte sowie die Flottenerweiterung auf bis zu 450 Fahrzeuge werden aktuell geprüft.

Es gab ja lange Zeit ein Angebot hinsichtlich Automieten bei den ÖBB, das vor kurzem eingestellt wurde (Zipcar). Das Angebot sollte natürlich leistbar sein und es wäre wünschenswert, daß ÖBB-Stammkunden (Österreichcard) hier deutliche Vergünstigungen bekommen, so wie das schon einmal war. Daß man das Auto nur an der gleichen Station retournieren kann ist natürlich keinesfalls kundenfreundlich.

Hohe Qualität und faire Preise
Um das Angebot weiterhin verbessern und ausbauen zu können, passen die ÖBB ihre Preise mit durchschnittlich 1,4 Prozent, und damit unterhalb der Inflationsrate, an. Kundinnen und Kunden mit ÖBB Vorteilscard zahlen ab Fahrplanwechsel zum Beispiel auf der Strecke Wien – St. Pölten 5.50 Euro statt 5.30 Euro, oder 18.10 Euro statt 17.70 Euro für die Strecke Wien – Linz. Nicht erhöht werden ÖBB Wochen- und Monatskarten, Vorteilscards und die Sparschiene Österreich.

Die Wochen- und Monatskarten werden also nicht erhöht, allerdings die Jahreskarte (Österreichcard) wurde in den letzten 3 Jahren laufend teurer, als Beispiel die Österreichcard Classic 1. Klasse um sage und schreibe 18 Prozent. Auch heuer wird sie wieder teurer, allerdings moderater von 2.604 auf 2.679 Euro. Auf dem Chart, welches Andreas Matthä präsentierte, stand bei der Österreichcard als Vergleich der Preis des schweizerischen Generalabo dabei, um wohl anzudeuten, wie billig die ÖCard ist. Das kann man so aber nicht stehen lassen, denn nicht nur das Preisniveau und das Einkommen ist in der Schweiz deutlich höher sondern auch die Leistung, die ich dort mit GA 1. Klasse bekomme - nämlich 1. Klasse auch in der kleinsten Bimmelbahn und in der S-Bahn, und man kann damit auch alle Busse sowie viele Privatbahnen nutzen, 1 Karte also für alle Verkehrsmittel. Davon sind wir in Österreich immer noch meilenweit entfernt und es ist keine Besserung in Sicht. Auch die neuen Cityjets bieten keine 1. Klasse und wenn man in den konzerneigenen Postbus (ein Unternehmen der ÖBB) einsteigt, dann wird die Karte nicht anerkannt, nicht einmal eine Ermässigung bekommt man damit. Daher unsere wiederholte Forderung nach Einführung eines echten Österreichtickets nach Schweizer Vorbild und zumindest auf längeren REX-Verbindungen (Sbg-Wörgl, Salzkammergutbahn, Pyhrnbahn..) eine 1. Klasse - schließlich sind wir ein Tourismusland und viele Eurailer zahlen für die 1. Klasse, die sie in Österreich abseits der Hauptstrecken nicht im geringsten nutzen können.

Und die Sparschiene wird sogar noch billiger: Von Wien nach Prag geht es beispielsweise schon ab 14.- Euro1 statt bisher ab 19.- Euro1 und Tickets für den Nightjet International gibt es bereits ab 29.- Euro1 (bisher 39.- Euro1). Eine weitere Neuerung: auch Autos und Motorräder fahren ab sofort zu Sparschiene-Preisen2 durch Europa.

Und für den Fall, daß bei der langgeplanten Reise doch einmal etwas dazwischenkommt, gibt es ab sofort eine Stornoversicherung bei Krankheit und Unfall, die einfach im Ticketshop beim Kauf eines Tickets erworben werden kann.


Quelle: ÖBB; Kommentare Dr. Michael Populorum; Fotos: Archiv DEEF

 

Fazit:

Zum Fahrplanwechsel der ÖBB muß man immer so auf Einiges gefaßt sein, das zwar nicht in den Jubelmeldungen drinnensteht (da wird immer alles besser, schneller bei den ÖBB) aber das dann in Realitas eintritt, bspw. Streckenstillegungen bzw. Haltestellenschließungen. Nachdem ja letztes Jahr die Gailtalbahn amputiert wurde so blieben wir heuer von diesem Worstcase-Szenario verschont. Einige Verbesserungen sind für die Kunden zu sehen, ein wirklich großes Highlight gibt es allerdings nicht. Ein Kundenbindungsprogramm ist nach wie vor nicht eingeführt, es ist ja nicht mal mehr die Rede davon. Auch um das Thema Österreichcard nach Schweizer Vorbild ist es heuer ruhig geworden bzw. ruhig geblieben.

 

Sollten Sie, liebe geschätzte Leser, noch Anregungen zur Verbesserung auf Österreichs Schienen bzw. Verkehr allgemein haben, so freuen wir uns auf Ihre Nachricht per E-Mail.

 

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Hält ab Dezember 2017 nicht mehr in Wels Hbf.

 

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals Online publiziert: 19. November 2017; Ergänzungen: -

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Last modified  Sonntag, 19. November 2017 09:36:59 +0100
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum DEEF # Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung # Railway Research Austria 2009-2020 

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