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Autor: Dr. Michael Populorum, 26.12.2014 Oberösterreich schaffte das was Salzburg seit Jahren vermurkst, nämlich den Neubau einer Eisenbahnstrecke. Während Salzburgs Politiker ihren Bürgern und Steuerzahlern seit nunmehr 20 Jahren eine Regional-Stadtbahn versprechen es aber in 20 Jahren nicht einmal geschafft haben, die 1. Etappe mit einer Länge von ca. 700 Metern! vom Bahnhof bis zum Mirabellplatz im Detail zu planen oder gar zu bauen, konnten die Oberösterreicher nach nur einem Jahr Bauzeit (DEEF berichtete vom Spatenstich) am Freitag 12. Dezember das 3 km lange Streckenstück von Trimmelkam nach Ostermiething in Betrieb nehmen. Zur Eröffnungsfeier im neuen Bahnhof Ostermiething wurde ein Sonderzug von Salzburg Lokalbahnhof geführt, der vorwiegend von Medienvertretern und Politikern genutzt wurde. Das "normale Volk" vor Ort wurde nämlich diesmal eigenartigerweise nicht eingeladen, auch am nächsten Tag bzw. am Wochenende gab es keinerlei Aktivitäten wie etwa Gratisfahrten auf der neuen Strecke (event. mit Nostalgiefahrzeugen) etc. Der zweite augenscheinliche Unterschied zur Spatenstichfeier vor einem Jahr war, daß kein Vertreter des betriebsführenden EVU, also der Salzburger Lokalbahn SLB, zu Wort kam. Bei der Spatenstichfeier vor einem Jahr war der Direktor der SLB, Gunter Mackinger, allgegenwärtig, sein Nachfolger Peter Brandl wirkte an diesem Jubiläumstag 2014 zum Statisten degradiert, seine Rolle übernahmen sowohl der Pressesprecher als auch ein Vorstand der Salzburg AG.
Gunter Mackinger, von vielen Insidern als der wahre Vater der neuen Strecke bezeichnet, schied zwischenzeitlich aus dem Unternehmen aus und fehlte bei der Eröffnungsfeier, sein Nachfolger Peter Brandl war anwesend trat aber nicht in Erscheinung Ach ja, noch ein dritter Unterschied sei angemerkt - nach dem miserablen Wetter beim Spatenstich herrschte diesmal erfreulicherweise "Kaiserwetter". Nachfolgend einige Bilder von der Eröffnungsfeier
Musikkapelle gehört dazu
Stimmt nachdenklich
Modern, aber werden sich dort Bahnkunden auch wohlfühlen?
Salzburg AG Pressechef Sigi Kämmerer
Politik aus OÖ und Sbg.
Bgm. Georg Holzner, Ostermiething
Salzburg AG Vorstand Leonhard Schitter, Bgm. Holzner
Salzburg AG Vorstand Leonhard Schitter
Verkehrslandesrat Salzburg Hans Mayr
Verkehrslandesrat OÖ Reinhold Entholzer
Entholzer, Mayr, Holzner, Rössler, Schitter (v.l.)
In der "Pampa" - die Haltestelle Diepoldsdorf
Eröffnungszug mit den Festgästen zwischen Diepoldsdorf und Trimmelkam -
HS Diepoldsdorf - zumindest vor Niederschlag sollte man hier geschützt sein - die Qualität der Haltestellen ist - von Ausnahmen abgesehen - aber nicht gerade eine Stärke der Salzburger Lokalbahn. Allerdings eine digitale Fahrplananzeige in Echtzeit (wann kommen die nächsten Züge) ist heute nahezu überall state of the art!
Der Eröffnungszug durcheilt mit Höchstgeschwindigkeit die HS Diepoldsdorf
Festzug bereit zur Rückfahrt nach Salzburg in Ostermiething
Hätte schlimmer kommen können - ob das aber ein neues dörfliches Zentrum werden wird mag bezweifelt werden, überhaupt wo der Bahnhof in der Pampa ausserhalb des Zentrums liegt
Auch einen kleinen "Bahn Store" gibt es Aus dem Pressenachbericht der Salzburg AG
(Am 12.12.2014) fand – im Beisein der zuständigen Verkehrslandesräte aus
Oberösterreich und Salzburg, Landeshauptmann-Stv. Ing. Reinhold Entholzer
und Hans Mayr, sowie Ostermiethings Bürgermeister Georg Holzner und Dr.
Leonhard Schitter, Vorstand der Salzburg AG – die offizielle Eröffnung der
komplett neuen, 2,8 Kilometer langen, Lokalbahnstrecke statt. Bund, Land
Oberösterreich sowie die drei Anliegergemeinden Haigermoos, Ostermiething
und St. Pantaleon beteiligen sich an der Finanzierung des Projektes. Fazit: In Zeiten wie diesen, wo man zumindest in unseren Breiten regelmässig von Streckenstillegungen und Ausdünnung des Fahrplans in der Fläche hört, muß man sich ob so eines Streckenneubaus, auch wenn er nur 2,8 km lang ist, wirklich freuen. Natürlich, der wirklich große Wurf ist es nicht, da hätte man schon nach Braunau oder Burghausen weiterbauen müssen wie ursprünglich angedacht. Aber vielleicht kommt das ja noch, eines Tages, irgendwann... Ein Nachspiel wird wahrscheinlich noch die deutliche Kostenüberschreitung um 5 Mio. Euro haben, das Land Oberösterreich sei nicht gewillt, statt der vereinbarten 14 Mio. jetzt 19 Mio. Euro zu zahlen. Man habe Verständnis dafür, dass es zwischen Diepoldsdorf und Trimmelkam zu geologischen Problemen kam, aber dass die Bahnhöfe jetzt viermal so teuer ausgewiesen werden als vereinbart das werde man nicht hinnehmen - so ist zumindest aus dem Ressort Entholzer zu hören. Man rechnet durch diese Verlängerung mit mindestens 80.000 zusätzlichen Passagieren pro Jahr. Und man kann natürlich den Aussagen des Vorstandes Schitter nur zustimmen, dass bei den Öffis Qualität gefordert ist, sie sollten cool und sexy sein. Allerdings war von Neubeschaffungen von Fahrzeugen (bspw. mit Klimaanlage) nichts zu hören, im Gegenteil, es ist zu vernehmen, dass der Einbau von niederflurigen Mittelteilen in den vorhandenen Garnituren (mehr Kapazität, Barrierefreiheit) gestoppt wurde. Hier sind die Fahrgastvertretungen - oder falls diese wie so oft in Österreich versagen - die Kunden selbst gefordert entsprechend Druck zu machen. Und was ist mit Salzburg, wird sich so manch ein Leser fragen? Der Salzburger Landesrat Mayr schwang zwar sowohl beim Spatenstich wie bei der Eröffnung der oberösterreichischen Strecke große Worte und bekannte sich zum Öffentlichen Verkehr - aber wann folgen diesen Worten auch Taten daheim im Bundesland Salzburg?? Wann wird endlich mit der seit 20 Jahren versprochenen unterirdischen Verlängerung der Lokalbahn in den Süden der Stadt begonnen? Was ist mit Stieglbahn und ehem. "Führerbahn" Kleßheim - Siezenheim? Dort liegen seit Jahren Schienen aber niemand nutzt sie :-( Hier ist endlich Handeln gefordert und nicht Schwätzen! Nota bene: Der nahezu pathetisch kommunizierten Aussage, diese Verlängerung sei der erste Neubau einer Strecke seit 1929 - wo bei der Achenseebahn die Gleise verlängert wurden - muß ich natürlich widersprechen. 1964 wurde in Kärnten die Jauntalbahn eröffnet, ein kompletter Neubau zwischen Bleiburg an der Kärntner Bahn (Drautalbahn) und St. Paul im Lavanttal an gleichnamiger Strecke als Antwort auf die Annexion Südkärntens durch Jugoslawien und der damit verbundenen Tatsache, dass die Verbindung Lavanttal - Drautal nur mittels Korridorverkehr über ausländisches Staatsgebiet via Dravograd (Unterdrauburg) erfolgen konnte. Last not least, Allzeit freie Fahrt auf den alten wie den neuen Strecken der SLB wünscht das Redaktionsteam von DEEF! Alle Fotos: copyright Dr. Michael Populorum / DEEF Railway Research Austria 2014
Links: Spatenstich SLB Trimmelkam - Ostermiething 2013 >>> 125 Jahre Salzburger Lokalbahn 2011 >>> Die Salzburger Lokalbahn (1) >>> Ja zur RSB Salzburg >>> Die verflixte "13" oder das Ende der Zukunft. >>> Unterschriftenaktion pro Stadtbahn Salzburg >>> Ihre Meinung? redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org
Gehts da mal weiter??
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Alle Beiträge geben die Meinung des jeweiligen Autors wieder. Beiträge (Blogs) von anderen Autoren (Bloggern) sind gerne willkommen. Die Beiträge dienen dazu, die Öffentlichkeit zu informieren und zu sensibilisieren. Der investigative Journalismus soll zu einer Verbesserung der Dienstleistungen im Eisenbahnsektor Anstoß geben und ist nicht Selbstzweck sondern dem Wohle der Eisenbahn verpflichtet Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF; Erstmals Online publiziert: 26. Dezember 2014; Ergänzungen: |
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Samstag, 02. Mai 2015 11:23:52 +0200
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