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DEEF-Blog 2013: Neuerlich Qualitätsverlust bei den ÖBB - Aus für IC-Business-Abteile

Autor: Dr. Michael Populorum, 24.10.2013

Gestern war es wieder mal soweit, die ÖBB präsentierten den neuen Fahrplan ab 13. Dezember 2013. Natürlich waren wie immer die Pressemeldungen der Konzernzentrale und dann die unreflektiert abgedruckten Meldungen in den Medien voll des Lobes. Dort ein paar Minuten Fahrzeitverkürzung, da eine neue Frühverbindung und überhaupt ist alles erste Sahne. Verbindungen, die man vor ein paar Jahren abgewürgt hatte (wie Linz-Graz), werden wieder aus dem Hut gezaubert, allerdings in abgespeckter Form. Auch das Wort "Qualität" wurde bemüht.

Nicht zu lesen waren wie immer die Verschlechterungen bzw. die nach wie vor große Mängel beim Wagenmaterial sowie in der Fahrplangestaltung. Da werden die Kunden einfach vor vollendete Tatsachen gestellt.  Wie schon vor einigen Tagen berichtet (>>) sollen 80 IC-Wagen nach Tschechien verscherbelt werden und somit die ohnehin schon knappen Reserven weiter verkleinert werden. "Da werden wohl wieder einige Manager da oben fette Prämien kassieren", war von den Zugbegleitern, die ich auf diesen Kahlschlag angesprochen habe, zu hören. Und alle schüttelten dabei den Kopf ob dieser Maßnahme.

Gestern machte ich die Probe aufs Exempel und wollte eine Reservierung für den IC 542 (Wien-Salzburg-Zell am See-Innsbruck) machen, wie immer "Business Fenster". Antwort des Computers: "Wagenbauart nicht vorhanden". Also doch, es war kein Gerücht sondern wird bittere Realität. Zumindest auf vielen IC-Verbindungen so wie zwischen Wien und Salzburg. Umläufe darüberhinaus werden bis auf weiteres von diesem Kahlschlag verschont, so war von Insidern zu hören. Aber offenbar nur teilweise wie das Beispiel IC 542 zeigt.

ÖBB Intercity Businessabteil Dr. Michael Populorum

Hintergrund dieser Aktion könnte auch sein, daß man schon wieder beim Personal (leider nicht aus der Managerriege) sparen möchte - bis 5 Wagen genügt 1 Zugbegleiter (Schaffner), darüberhinaus braucht es 2 Schaffner. Ausnahme die heilige Kuh der ÖBB, der Railjet, da genügt für 7 Wagen 1 Schaffner (in der Schweiz bedarf es 2, in Deutschland 3 Schaffner). Warum man dann diese hochwertigen wenngleich auch in die Jahre gekommenen Wagen ins Ausland verscherbeln muss ist für mich nicht logisch - man könnte diese Wagen sicher sehr zur Freude von Pendlern und anderen Reisenden bei längeren Laufwegen auf Nebenbahnen statt der alten und unbequemen "City-Shuttle-Wagen" einsetzen. Das wäre ein Quantensprung in der Qualität! Aber da fährt man lieber auf Strecken über 100 km (bspw. Salzkammergutbahn Linz-Attnang-Puchheim-Selzthal, Pyhrnbahn Linz-Selzthal, Salzburg-Saalfelden etc.) auch mit S-Bahn-Garnituren "Talent" ohne jeglichen Komfort und gesundheitsgefährdenden Sitzeigenschaften.

Auch berichtete ich vor kurzem, dass die einzige Direktverbindung von Wien ins Salzkammergut wochentags gestrichen wird (>>)  - aus betrieblichen Gründen wie in den Oberösterreichischen Nachrichten zu lesen war, man wolle den Betriebsablauf vereinfachen. Das ist ein Grundübel bei den ÖBB, man ist nicht primär kundenorientiert (der Kunde steht im Mittelpunkt) sondern es geht vorwiegend um innerbetriebliche Befindlichkeiten. Ein völlig falscher Ansatz nach wie vor! Mein Vorschlag wäre, wenn man schon vom IC aus Wien kommend umsteigen muß, dann sollte man für die Weiterfahrt das bisher bewährte und beliebte IC-Wagen-Material bereithalten, logischerweise inkl. 1. Klasse. Dann hätte man fast einen win-win-Situtation: Betriebliche Vereinfachung für die ÖBB und adäquates Wagenmaterial für die Reisenden. Und nebenbei bemerkt: Nicht nur "Hofratswitwen" reisen gerne 1. Klasse.

Wer die Business-Abteile des IC mit den Business-Kojen des Railjet vergleicht wird zum Schluß kommen, dass erstere eindeutig zweckmässiger und auch bequemer sind, vor allem, wenn man arbeiten möchte. Oder kann sich die ÖBB etwa nicht mehr die 2,90 Euro für das im Preis inkludierte Businessgetränk leisten? Das wird ja somit auch Geschichte sein und die Österreichcard 1. Klasse wieder weniger Wert werden. Im Gegenteil, es war schon zu hören, dass die Preise zum Fahrplanwechsel angehoben werden sollen. Weniger Leistung um mehr Geld, das neue Credo der ÖBB??

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals Online publiziert: 24. Oktober 2013; Ergänzungen: -

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Last modified  Samstag, 02. Mai 2015 11:23:48 +0200
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