Siehe auch publizierte DEEF-Print-Version Band 10
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Unter Strausberger Eisenbahn, bis 1920 Strausberger Kleinbahn, versteht
man sowohl ein Verkehrsunternehmen, nämlich die Strausberger Eisenbahn
GmbH als auch die von ihr betriebene Strassenbahnlinie, die heutige
Tramlinie 89 im Osten Berlins. Diese Strassenbahnlinie Nummer 89 ist 6 km
lang und schließt die Stadt Strausberg über den peripher gelegenen Bahnhof
Strausberg an das Schienennetz der S-Bahn Berlin sowie der Preussischen
Ostbahn an.
S-Bahn von Strausberg Nord fährt im Bahnhof Strausberg ein
Im Bahnhof Strausberg besteht Anschluß an die Berliner S-Bahnlinie 5
Spandau – Hauptbahnhof – Ostbahnhof – Mahlsdorf – Hoppegarten – Strausberg
– Strausberg Nord sowie an die Regionalbahnlinie 26 entlang der
Preußischen Ostbahn (ursprünglich 740 km lange Strecke Berlin – Königsberg
– russ. Grenze), wo die Niederbarnimer Eisenbahn AG (NEB) aktuell unter
der Bezeichnung „Oderlandbahn“ den grenzüberschreitenden Personenverkehr
Berlin – Strausberg – Küstrin (heute Kostrzyn) abwickelt.
Vor dem DB Bahnhof Strausberg steht auf den Gleisen der
Preußischen Ostbahn ein Talent der Niederbarnimer Eisenbahn abfahrbereit
am 9.6.2013 Richtung Küstrin (heute Kostrzyn, Polen)
Die Stadt Strausberg hat gut 25.000 Einwohner und liegt am Straussee,
wo die Strausberger Eisenbahn GmbH mit der Strausseefähre die einzige
elektrische Seilzugfähre Deutschlands betreibt. Größter Arbeitgeber ist in
Nachfolge der NVA die Deutsche Bundeswehr, wobei dem Militär auch die
zweite Schienenanbindung der Stadt neben der Tramlinie 89 zu verdanken ist
nämlich die Verlängerung der S-Bahnlinie 5 von Strausberg S-Bahn über
Hegermühle und Strausberg Stadt nach Strausberg Nord (seit 1955).
Die Strausberger Eisenbahn ist heute als reiner Strassenbahnbetrieb
konzessioniert, der frühere zusätzliche Güterverkehr, der eine
Konzessionierung auch als Eisenbahn notwendig machte, ist Geschichte. Auch
das Anschlußgleis zum DB-Netz in Strausberg wurde 2006 gekappt. Die
Strausberger Strassenbahn ist normalspurig, mit 750 Volt Gleichstrom
elektrifiziert, weist eine maximale Neigung von 10 Promille und einen
kleinsten Radius von 100 Meter auf.
Strausberg S-Bahnhof. Flexity Berlin Nr. 0042 von
Bombardier
Milestones:
• 1867: Die Preußische Ostbahn Berlin – Küstrin (-Königsberg) wird
eröffnet
• 1893: Gründung der Strausberg Kleinbahn A.G. (24.3.) mit dem Ziel
Strausberg an die Ostbahn anzuschließen
• 1893: Am 17. August Eröffnung der 6 km langen normalspurigen Kleinbahn
zwischen Strausberg Vorstadt und Strausberg Stadt mit den Halten Landhaus
(heute Landhausstrasse), Schlagmühle und Hegermühle, Personen- und
Güterverkehr
• 1919: Übernahme der Kleinbahn durch die Stadt Strausberg
• 1920: Umbenennung in Strausberger Eisenbahn A.G.
• 1921: 6 März Trassenneulage Bhf. Hegermühle – Strausberg Stadt sowie
Elektrifizierung (750 Volt Gleichstrom). Alte Streckenführung blieb für
Güterverkehr verfügbar
• 1926: Zweimalige Streckenverlängerungen, zuerst um 300 m von Lustgarten
nach Marktplatz, dann um weitere 600 m vom Marktplatz bis
Provinzialanstalt (später Landesjugendheim)
• 30er/40er Jahre: Starker Güterverkehr durch Rüstungsbetriebe und nach
1945 durch Militär der sowjetischen Besatzungsarmee
• Nach 1945: Da die Stadt Strausberg im Mehrheitsbesitz der Aktien war
entging die Bahn der Integration in die DR
• 1946: Umbenennung in Strausberger Straßenbahn
• 1950: Umbenennung in VEB (K) Strausberger Eisenbahn
• 1970: Am 1.1. Eingliederung in den VEB Kraftverkehr Fürstenwalde
• 1970: Am 1. Oktober Stilllegung des Abschnitts Lustgarten –
Landesjugendheim
• 1990er Jahre: Nach Abzug der Sowjettruppen Entfall der Gütertransporte,
andere Unternehmen geringe Bereitschaft für Schienentransport > nur mehr
sporadischer Güterverkehr
• 01.01.1991: Umbenennung in Strausberger Eisenbahn GmbH
• 2005: Ende des Güterverkehrs
• 2006: Kappung des Verbindungsgleises in Strausberg Vorstadt zur DB
(seither Inselbetrieb)
• 2006: Rückbau der Güterstrecke in Strausberg (ursprüngliche Trasse)
Die Remise unmittelbar bei der heutigen Endstation
Lustgarten, sonntags leider versperrt.
Der Betrieb heute:
Die einfache Fahrt von Strausberg S-Bahn (Strausberg Vorstadt) bis in die
Stadt (Lustgarten) dauert 13 Minuten. Wochentags wird ein 20-Minuten-Takt
gefahren und in Hegermühle gekreuzt, am Wochenende ein 40-Minuten-Takt.
Inklusive der Endpunkte werden 9 Stationen bedient. Bis Oktober 1970 gab
es ab Lustgarten noch weitere 4 Stationen, nämlich
• Große Strasse
• Marktplatz (vormals Leninplatz)
• Badstraße
• Landesjugendheim (vormals Provinzialanstalt)
Im Regelbetrieb werden seit 2013 2 Fahrzeuge des Typs Flexity Berlin
(Nummern 0041 und 0042) in den für Berlin typischen gelben Farben
eingesetzt. Für Verstärkerfahrten stehen noch Triebwagen des Typs Tatra
zur Verfügung.
Flexity Berlin kurz vor und in der Endstation Lustgarten.
Unten der moderne Innenraum des Flexity Berlin
Die Strausseefähre beim Anblegen in Strausberg Stadt nächst
Lustgarten. Für eine Labung in Strausberg empfiehlt sich wenige Schritte
von der Fähre entfernt der Seegasthof im Volkshaus mit Hausmannskost und
Strausberger Bieren, die seit 2004 wieder nach altem Rezept exklusiv für
den Seegasthof gebraut werden.
Links:
Webseite des
Betreibers Strausberger Eisenbahn:
www.strausberger-eisenbahn.de
Berliner Verkehrsbetriebe:
www.bvg.de
Details zur Berliner Straßenbahn (Fahrzeuge/Fotos, Liniennetzpläne..):
www.berlin-straba.de/
Literatur:
Arbeitsgemeinschaft Blickpunkt Straßenbahn e.V. Berlin (Hrsg.), 2005:
Straßenbahnatlas Deutschland 2005. Berlin.
Kietzke, Friedrich-Karl, 2006: Randberliner Straßenbahnen. Schöneiche -
Rüdersdorf - Woltersdorf - Strausberger Eisenbahn.
Köhler, Ivo, 2008: Straßenbahnen in Berlin: Geschichte, Fahrzeuge,
Betrieb.
Köhler, Ivo, 2013: Strausberger Eisenbahn. Von Dampfzügen, Bullen,
Straßenbahnen und Oberleitungsfähren. Berlin
Weitere Details sowie hochauflösende
Farbfotos siehe Print-Edition
Band 10
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Weitere Details sowie hochauflösende
Farbfotos siehe Print-Edition
Band 10
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Das alte Bahnhofsgebäude (Kleinbahnhof Strausberg Vorstadt), welches u.a. eine
Kneipe beherbergt
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redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org
Bericht von: Dr.
Michael Populorum, Chefredakteur Railway Research Austira / DEEF;
Erstmals Online publiziert: 1. Mai 2014; Letzte Ergänzung: