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Entwurf für ein Memorandum zur Wiedereinführung des IC-Verkehrs auf der Pyhrnbahn

Exakt zum Fahrplanwechsel am 12.12.2010, der für die Bahnkunden wiederum zahlreiche "Veränderungen" mit sich brachte, verfasste Konsulent Dr. Elmar Oberegger den Entwurf für ein Memorandum zur Wiedereinführung des Intercity-Verkehrs auf der Pyhrnbahn und damit der Optimierung der Anbindung der 2. grössten und 3. grössten Stadt Österreichs auf der Schiene.

Qualitätszug IC Johannes Kepler bei der ehem. Haltestelle Linzerhaus aus dem Bosrucktunnel ausfahrend. DEEF / Dr. Populorum. Foto Archiv ObereggerDie schienenmässige Verbindung dieser beiden Städte sowie der Oberzentren dazwischen beschränkte sich ja zuletzt nur mehr auf ein IC-Zugpaar in Tagesrandlage, die nun mit Fahrplanwechsel auch weggefallen sind. Somit ist es bspw. für Geschäftsreisende aus Linz, die am Vormittag in Graz einen Geschäftstermin wahrnehmen möchten, völlig unmöglich, für die Anreise die Bahn zu nehmen, da Graz erst um ca. halb 11 Uhr erreicht wird.

Neben der Unmöglichkeit gesellt sich noch die Unzumutbarkeit, sprich bei den angebotenen Verbindungen muss umgestiegen werden und die Art/Qualität des rollenden Materials ist nicht den Bedürfnissen eines Fernreisenden und schon gar nicht denen eines Geschäftsreisenden angepasst. S-Bahngarnituren ("Talent")  haben im Fernverkehr nichts verloren - die Ergonomie der Sitze ist eine Katastrophe, es gibt keine Ablagenmöglichkeiten (Tischchen) bei den Sitzen, von richtigen Tischen mit Steckdosen zum Arbeiten ganz zu schweigen.

Weiters hat man in Österreich - im Gegensatz zu Deutschland - den grossen Fehler gemacht, die 1. Klasse nur mehr im höherwertigen Fernverkehr anzubieten - wie wenn Geschäftsreisende oder zahlungswillige Privatreisende oder Touristen nur entlang der Westbahn unterwegs sind. Früher hatten ja auch in Österreich Eilzüge im Regelfall eine 1. Klasse im Angebot und aktuell sieht man in Deutschland, dass selbst die kleinste "Bimmelbahn" immer eine 1. Klasse im Angebot hat. Bspw. konnte ich auf der BOB, der bayerischen Oberlandbahn, feststellen, dass in jedem Integral-Triebwagen 4x4 Sitze 1. Klasse angeboten werden, die sich von der 2. Klasse durch das Vorhandensein eines Tisches, durch grössere Beinfreiheit, durch Steckdosen und sogar einer Blaupunkt-Stereoanlage abheben.

Für den Fernverkehr gibt es natürlich noch andere Kriterien, die die Qualität des Reisens erhöhen, bspw. eine adäquate Verpflegung an Bord durch einen Speisewagen. Die Speisewagenkultur hat ja in den letzten Jahren besonders gelitten, nicht so sehr, dass die Qualität des Essens gesunken wäre, sondern man findet kaum mehr Speisewägen in Österreich und der - ÖBB-intern - so hochgelobte Railjet besitzt ein funktional völlig unbrauchbares Bistro anstelle eines klassischen Speisewagens.

Um auf die Pyhrnbahn und das Oberegger´sche Memorandum zurückzukommen - auch auf der Pyhrnbahn gab es früher einen hochwertigen Fernverkehr, der es auch Geschäftskunden schmackhaft machte, mit der Bahn nach Graz oder Linz anzureisen. Wer erinnert sich nicht (wehmütig) an die TS-Verbindungen mit den luxuriösen 4010er Garnituren zurück, die für Jahrzehnte den höherwertigen Fernverkehr speziell auf der Pyhrnbahnstrecke erledigten. Dabei wurden tw. die aus Linz (Pyhrnbahnstrecke) und Salzburg (Ennstalstrecke) in Selzthal zusammengekuppelt und vereint ging es in Doppeltraktion nach Graz. Hier erscheint es mir wichtig, auch in Zukunft diese beiden Relationen aufeinander abzustimmen, bspw. durch alternierende Halte entlang der Schoberpass-Strecke.

Da Dr. Populorum im Vorfeld der Verfassung des Memorandums-Entwurfes von Oberegger mit diesem einen regen Gedankenaustausch diesbezüglich pflegte, bietet DEFF auch als erstes Medium seinen Leserinnen und Lesern diesen Memorandums-Entwurf exklusiv an.

ENTWURF FÜR EIN MEMORANDUM ZUR WIEDEREINFÜHRUNG DES IC-VERKEHRS AUF DER PYHRNBAHN:

Verfasst am 12. Dezember 2010.


I: Das Ziel.

Einführung von 8 IC-Zügen von ca. 06:00h bis 20:00h im 2-Stunden-Takt.



II: Realisierung/Finanzierung.

1) HASELSTEINERs voraussichtlich höchst lukratives „Westbahn-Projekt“(Wien-Linz-Salzburg-Wien). Der IC-Betrieb Linz-Graz-Linz(s.o.) müsste hier zur Voraussetzung für die entsprechende Konzession gemacht werden.

2) Zur Finanzierung sollten weiters alle Institutionen beitragen, welche von der neuen Linie profitieren; v.a. Land OÖ, Land STMK, Stadt LINZ, Stadt GRAZ u.a.

3) Gründung der HASELSTEINER-Tochter „E.I.L.I.G.“(= Abk. von „EISENBAHNGESELLSCHAFT LINZ-GRAZ“).



III: Kreuzungen/Halte/Bordservice/Fahrzeit.

1) Kreuzungspunkt No. 1 zwischen LINZ und NETTINGSDORF(= 2gleisig), Kreuzungspunkt No.2 im Bf. HINTERSTODER.

2) Zur Förderung der strukturschwachen Region zwischen KREMSMÜNSTER und SELZTHAL wären dort weitere Halte einzufügen (im Vergleich mit dem System „NAT‘91“). Erst dann, wenn ein Zug hält, dann können auch Leute mitfahren! Und man will ja in Zukunft gut gefüllte Züge! Dazu noch später.

3) Pendler, Schüler etc. könnten die neuen IC-Züge benutzen. Somit wird sich ein „Bord-Service“ (Buffetbetrieb im Speisewagen) rentieren. Der Speisewagen des EC Joze Plecnik(2005-2008) rentierte sich nur deshalb nicht, weil der Zug keine Fahrgäste hatte. Dieser Umstand wiederum war darauf zurückzuführen, dass er fast überall durchfuhr. Ursprüngliche Halteaufgaben zw. LINZ und GRAZ: KIRCHDORF/KR., LEOBEN. Erst später kam noch SELZTHAL hinzu.

4) Dank der Möglichkeit, auf der ausgebauten Schoberpass-Strecke (welche glz. durch den IC INNSBRUCK/SALZBURG-GRAZ befahren/bedient wird!) hohe Geschwindigkeiten zu erreichen, werden sich die vermehrten Halteaufgaben zwischen LINZ und SELZTHAL (s.o.) kaum auswirken. Ferner: Dank der Möglichkeit, BRUCK/M. mittels Schleife zu umfahren, ist ein schnelles Erreichen von GRAZ möglich. Geplante Fahrzeit LINZ-GRAZ: ca. 3 Stunden. Dazu noch später.



IV: Fahrzeuge.

1) Da die IC-Züge zwischen LINZ und GRAZ nie gestürzt werden müssen, ist die Einführung von Triebwägen nicht zwingend notwendig.

2) Die Züge sollten alle einen Speisewagen mit Buffetbetrieb besitzen; fußend auf „Minibar-Wägen“, welche bei Gelegenheit auch durch den Zug geführt werden sollen.



V: Bauliche Maßnahmen. Bedeutung des Bosrucktunnels.

1) Grundlegende Streckensanierung LINZ-SELZTHAL. Erst dann können lästige „Schienen-Ersatzverkehre“ auf Dauer(!) verhindert werden.

2) Errichtung 2. Tunnelröhre Bosruck. Erst dann kann der Verkehr zukünftig ganz uneingeschränkt verlaufen. Ist die eine Röhre sanierungsbedürftig, wird sie eben gesperrt. Der Verkehr verläuft inzwischen in der anderen Röhre (u. umgekehrt!). Dieses System wird in heutiger Zeit übrigens gerade für die A9 vorbereitet. Bald also 4 Tunnelspuren für das Auto, nur 1 Gleis für die Eisenbahn! Also 4:1 am Bosruck – Hier muss jeder vernünftige Mensch rufen: „Ausgleich“! Schon in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war man sich der Bedeutung des Bosrucktunnels bewusst: Bis 1965 wurde er saniert und auch gleich elektrifiziert. Man erkannte dies als vorrangige(!), mögl. schnell zu realisierende Aufgabe! Erst bis 1977 wurde die Reststrecke der Pyhrnbahn elektrifiziert. Bezüglich des Eisenbahnverkehrs LINZ-GRAZ steht und fällt alles mit der Möglichkeit, den Bosruck zu durchfahren!



VI: Die neue Fahrzeit im historischen Vergleich.

1) Der am 12.12.10 aufgelassene IC LINZ-GRAZ und der EC PRAG-LINZ-GRAZ-LAIBACH(2005-2008) befuhren die Strecke LINZ-GRAZ bisher am schnellsten. Doch beide frequentierten nur wenig Bahnhöfe im Transitgebiet, nur wenige Leute konnten zusteigen, die Züge waren leer. Bis zum 12.12.10 fuhr dem IC zwar ein R von LINZ bis KIRCHDORF/KR. voraus, d.h. für die Fahrgäste dieses Abschnitts wurde eine Umsteige-Möglichkeit zum IC in Kirchdorf ermöglicht. Doch bequem war das nicht!

2) Durch den vollendeten AUSBAU der Strecke SELZTHAL-LEOBEN konnten 14 Minuten Fahrzeit (Vgl. zu 1992) in der Relation LINZ-GRAZ eingespart werden. Genau diese Zeit wäre für zusätzliche Halte zw. LINZ und SELZTHAL zu verwenden!

3) Die Stationen/Halte des neuen IC:

LINZ Hbf.

Traun

Neuhofen/Kr. (nur Tagesrand!)

Rohr-Bad Hall

Kremsmünster

Wartberg/Kr. (nur Tagesrand!)

Kirchdorf/Kr.

Micheldorf

Klaus

Hinterstoder

Windischgarsten

Spital/P.

Ardning (nur Tagesrand!)

Selzthal

Leoben

GRAZ Hbf.

Fahrzeit mit Tagesrand-Halte: 3,083 Stunden

Fahrzeit ohne Tagesrand-Halte: 3,05 Stunden

Zum Vergleich ein IC aus 1992: ca. 3,5 Stunden, allerdings mit viel weniger Halten zw. LINZ und SELZTHAL! (nur Rohr, Kremsmünster, Kirchdorf, Windischgarsten und Spital am Pyhrn)

Copyright: Elmar Oberegger 2010

Quelle: http://www.members.a1.net/coob/ada/entwurf.htm

       Qualitätszug Transalpin Foto DEEF / Dr. Michael Populorum             

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals online publiziert: 18. Dezember 2010; Änderungen: -

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Last modified  Sonntag, 24. Mai 2015 22:13:39 +0200
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