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Teil 2: Mit dem Kroatischen Triebwagen von Metlika nach Karlovac Der Slowenische Schaffner sah mich bei der Kontrolle kurz nach Laibach verwundert an und fragte, was ich mit einer Karte nach Zagreb wolle, der Zug fahre nur bis Metlika und dann geht nichts mehr weiter. Nach dem Ausstieg am Grenzbahnhof Metlika - mit mir stiegen 3-4 Einheimische auch dort aus - hielt ich erst mal die Situation bildlich fest. Die 2 slowenischen Grenzer kümmerten sich nicht um mich. Hehe, was hörten meine sensiblen Ohren da aus Richtung Kroatien kommen, ein Dieselbrummen, das zunehmend lauter wurde. Zum Glück hatte also ich recht und nicht der Schaffner, ein Kroatischer Triebwagen kam aus Karlovac dahergetuckert.
Der Kroatische VT ist eingetroffen, ein Fiat Modell mit der Kroatischen Bezeichnung HZ 7122, der in Schweden als Y1 bezeichnet wird. Auch jenseits der Grenze sind offenbar Graffitis in Mode
Der Streckenabschnitt auf Kroatischem Gebiet, also von Karlovac über Ozalj zum Grenzbahnhof Bubnjarci, wurde ab 1910 gebaut und am 22.11.1913 eröffnet. Die Bahnstrecke wurde nicht wie auf Slowenischem Gebiet von der österreichischen Staatsbahn (k.k.StB) errichtet, sondern der Kroatische Teil gehörte zum Ungarischen Teil der k.k. Monarchie und wurde daher von der ungarischen MAV errichtet. Am 27.05.1914 wurde dann die Verbindung Novo Mesto – Metlika - Bubnjarci über die auch heute noch befahrene Eisenbrücke hergestellt. Dieses Datum gilt auch als Eröffnungsdatum der Gesamtstrecke Laibach - Karlovac.
Die Stationen:
HZ 7122 031 ist abfahrtsbereit Richtung Duga Resa (nach Karlovac), während der Slowenische VT 715 116 ebenfalls startklar zur Rückfahrt nach Laibach ist
Als einziger Fahrgast - erst in Kamanje steigen Leute zu - habe ich die Qual der Wahl wo ich mich platziere. Natürlich dort, wo man die Fenster runterschieben kann - solche Züge erfreuen wahrlich die Fotographen
Im Führerstand
Der Kroatische Dieseltriebwagen hält noch einmal auf Slowenischem Gebiet, in der Station Rosalnice (dt. / altösterr. Rosalnitz). Da ich der einzige Fahrgast bin und nicht gedenke auszusteigen rollen wir gleich weiter, dem Grenzfluss Kolpa/Kupa (slowenisch/kroatisch) zu
Rosalnice (Rosalnitz) befindet sich ca. 2 km in östlicher Richtung von
entfernt Metlika (Möttling). Im Ort finden sich einige alte und teilweise
erhaltene strohgedeckte Bauernhäuser. Das kroatische Dorf Bubnjarci ist in
Sichtweite, nur durch die Kolpa/Kupa getrennt, die bereits seit dem 12.
Jahrhundert als Grenzfluss dient. Hier führt auch die 1913 erbaute
stählerne Eisenbahnbrücke über den Fluss, die die Gleise weiterführt
Richtung Karlovac.
Bubnjarci (bis 1918 Sankt Kosma und Damian). Der Name Bubnjarci (kroat. bubnjar=Trommler) stammt aus dem 15./16. Jahrhundert, als die Einwohner den Rittern von Ozalj und Ribnik im Kampf gegen die Türken als Trommler dienten. Der Ort hat 237 Einwohner und gehört zur Gemeinde Žakanje (1.889 Einwohner).
Das Bahnhofsgelände macht einen verlassenen und desolaten Eindruck, die Hühner gackern am Hausbahnsteig herum. Fenster und Türen fehlen teilweise, die Sessel vor dem Eingang in das Gebäude scheinen verkohlt zu sein - so wie wenn gestern der Jugoslawienkrieg zu Ende gegangen wäre. Ich bin der einzige Fahrgast, es steigt auch kein Fahrgast zu, nur ein kroatischer Grenzer, der extra 2x pro Tag zum Bahnhof fährt und dort in seinem Dienstauto auf die 2 täglichen Züge wartet, steigt ein und kontrolliert meinen Personalausweis, nickt, steigt wieder aus und düst mit seinem Dienstwagen davon.
Vor knapp über 100 Jahren in der "goldenen k.k. österr. ungar. Monarchie" herrschte hier reges Treiben, die Strecke war eben eröffnet worden und man plante, diese weiter nach Dalmatien zu bauen. 12 Verschiebegleise gab es einst in Bubnjarci vulgo Sankt Kosma und Damian. Doch davon - wie so oft - habe ich erst im Rahmen meiner Recherchen nach der Reise erfahren. Auch andere Örtlichkeiten entlang der Strecke Laibach - Karlovac haben sicher einiges zu bieten, würden einen Stopp lohnen, wozu die kleinen und verwaisten Stationsgebäude allerdings kaum animieren
Brlog-Grad war ein gräfliches Schloss auf einer Anhöhe über dem rechten, südlichen Ufer der Kupa etwa 1 km westlich von Kamanje. Heute sind nur noch geringe Reste des einst prächtigen Barockbaus geblieben. Das Schloss wurde um 1893 weitgehend abgerissen, der Rest zu einem Wohnhaus umgebaut.
Hier gibt es auch noch Formsignale - Einfahrtssignal Kamanje
Bahnhofsgebäude Kamanje. Der Ort wurde im 15. Jahrhundert gegründet. Im Laufe der Zeit siedelten sich immer mehr Bauern aus den umliegenden Tälern dort an und so entstand eine große Siedlung. Zur Gemeinde gehören heute die Ortschaften Brlog, Mali Vrh, Preseka, Orljakovo und Restovo. Die Gemeinde hat 891 Einwohner.
Alte Fabrikanlagen bei Zaluka, einer Ortschaft, die zur Gemeinde Ozalj gehört. Man hat das Gefühl, in diesem Winkel Kroatiens ist alles dem Verfall preisgegeben
Die Eisenbahnstrecke folgt dem Fluss Kupa bis Karlovac. Durch dem Tunnel unter dem Felssporn mit dem romantisch platzierten Schloss von Ozalj darauf hindurch gelangt man zum Bahnhof von Ozalj.
Ozalj hat Stadtrecht und 6.817 Einwohner
Event. eine ehem. Station, die Schrift darauf kann man nicht mehr wirklich entziffern
Die Bahnhofsbauten scheinen alle noch aus der Zeit des Bahnbaus zu stammen, wurden also von der ungarischen MAV errichtet.
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Die Ortschaft Mahično hat 546 Einwohner und gehört zu Karlovac
Einmündung in die eingleisige, elektrifizierte Hauptstrecke Zagreb - Rijeka kurz vor dem Bahnhof Karlovac
Der Endpunkt ist erreicht, der Bahnhof (Kolodvor) von Karlovac. Die Stadt mit dem berühmten kroatischen Bier (Karlovačko pivo) ist die neuntgrößte Stadt Kroatiens und hat 55.705 Einwohner. Gegründet und benannt wurde sie 1579 durch den steirischen Erzherzog Karl II. von Innerösterreich, den Befehlshaber der kroatisch-slawonischen Mark.
Weitere Namensbezeichnungen: deutsch Karlstadt, Carlstadt; ungarisch Károlyváros, italienisch Carlostadio.
Der Bahnhof von Karlovac ist ein mächtiger Gebäudekomplex und unterstreicht seine Bedeutung in der Historie. Bereits 1863 wurde ein erstes hölzernes Bahnhofsgebäude errichtet, als nämlich die Strecke Zagreb - Karlovac fertiggestellt wurde. Das heutige Gebäude wurde im Stil des Historismus 1902-1903 errichtet. Das Gebäude besteht aus einem knapp 200 m langen eingeschossigen Bau, einer zweigeschossigen mittig angeordneten Empfangshalle sowie zwei seitlichen Kopfbauten
Aktuell wirkt der Bahnhof sehr verwaist, sowohl was das Interieur betrifft als auch hinsichtlich Geschäften und Fahrgästen. Es widerspiegelt den aktuellen Niedergang der Eisenbahnen am Balkan. Es ist zu hoffen, dass wieder goldenere Zeiten kommen, für die Kroatischen Eisenbahnen, den Bahnhof Karlovac, die Stadt Karlovac und seine Bürger sowie für ganz Kroatien und Europa.
An den Wänden des langen Gangs hängen Fotos mit alten Ansichten vom Eisenbahngeschehen
Leider sind alle sehr angeschmiert - wie heißt es so schön: "Narrenhände beschmieren Tisch und Wände" (pflegte meine Oma Auguste Populorum immer zu sagen, wobei das früher ja deutlich seltener vorkam als heute)
Das ehemalige Bahnhofsrestaurant - hier ließe sich was draus machen und es hat sicher so manche Feierlichkeiten erlebt und manche Gäste - Einheimische wie Durchreisende - gesehen. Es wäre ewig schade, wenn hier nicht wieder ein ordentliches Bahnhofsresti hineinkommen würde. Natürlich mit Karlovačko pivo frisch vom Fass.
Fazit:
Es ist wirklich zu hoffen, dass diese Bahnlinie von Laibach über Metlika, Bubnjarci nach Karlovac nicht eingestellt wird. Die Region liegt darnieder und da wäre das kappen dieser Lebensader, dieser Verbindung nach draußen - und über die Grenze nach drüben - doppelt fatal. Hier ist der Staat Kroatien gefordert, die EU, dass sie den Kroatischen Eisenbahnen wieder mehr Mittel zur Verfügung stellen und diese in einem Masterplan festzuschreibende Strecken wieder auf Vordermann bringen.
Ach ja, fehlt ja noch das letzte Stück von Karlovac nach Zagreb (dt. Agram). Dieses legte ich in einem Intercity zurück, der goldrichtig kam, nachdem ich den Bahnhof fotographiert hatte und mir ein Pívo am Kiosk neben dem Bahnhof gekauft hatte. Die 53 km lange Fahrt verlief unspektakulär. Eine Streckenbeschreibung findet sich im Bericht von der Bereisung der Gesamtstrecke Zagreb - Rijeka, der in Ausarbeitung ist.
Rijeka oder Fiume, wie die Italiener sagen - doch davon mehr im Streckenpanorama Zagreb - Rijeka Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info > redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org Bericht von: Dr.
Michael Populorum, Chefredakteur Railway Research Austira / DEEF;
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Sonntag, 07. August 2016 08:10:20 +0200
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum DEEF # Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung #
Railway Research Austria 2009-2020